Vielen Dank für den Vortrag Herr Matzdorf! Skripte, in denen sehr viele Gleichungen vorkommen mit wenigen Kommentaren, bringen nicht soviel Licht ins Dunkel wie ein Kompetenter Vortrag!
Ich bin längst Rentner und schreibe gerade Erinnerungen an mein Berufsleben auf. Bei einem Vorstellungsgespräch in einer Entwicklungsabteilung für Zündkerzen wollte mir mein mein potentieller Chef auf den Zahn fühlen und ich sollte erklären, was denn ein Verschiebungsstrom ist..... - " Hm tja, der Aufladestrom der Kapazität... da werden ja dann Ladungsträger verschoben.... ".... irgendwie habe ich da ziemlich herumgeeiert.... und das war eben nicht so doll. Aber der Chef war gut-väterlich nachsichtig und sagte sinngemäß.... "... naja man kann am Anfang ja nicht alles wissen.... " und ich bin trotzdem eingestellt worden. Selbstverständlich hatte ich damals angenommen, dass er es wüßte.... - aber das ist eine andere lange Geschichte. (Das war eine Art Imponier-Schlagwort für ihn, genauso wie Wellenwiderstand.... - damit kann man viel Eindruck schinden) Inzwischen weiß ich, dass die Frage nicht mit einem Satz zu beantworten war - und auch Wikipedia braucht für die Erklärung einige Seiten unter Zuhilfenahme von Formeln aus der höheren Mathematik. Ist das nun Grundlagenwissen ? Immerhin gehen die Erkenntnisse auf Maxwell zurück - alles schon vor mehr als 100 Jahren. Natürlich ist theoretische Elektrotechnik für das Verständnis diverser Phänomene wichtig - aber mir fehlt mir die Brücke zur Praxis. Welche Erfindung wäre denn nicht möglich gewesen - wenn man diese Erkenntnis des Verschiebungsstromes nicht gehabt hätte ? Oder welche Sackgasse bei der Entwicklung einer Elektronik-Komponente konnte man durch dieses Wissen umgehen und ausschließen. Also - wie erklärt man den ´praktischen Nährwert´ für einen Ingenieur bei der Produktentwicklung. Das gilt auch für die Maxwellschen Gesetze. Ich will keinesfalls die Nützlichkeit der Theorie anzweifeln - aber vielleicht gibt es eine ´Brücke` - einen (verständlichen) Vortrag hierzu.
Induziert dieses zeitabhängig um das Spannungsfeld zwischen den Kondensatorplatten generierte Magnetfeld dann auch wieder einen Strom, so wie bei der elektromagnetischen Induktion ?
Vielen Dank für das aufschlussreiche Video. Ich wundere mich allerdings darüber, dass der Verschiebungsstrom immer als "nicht realer, abstrakter" Strom interpretiert wird. Letztlich treten doch die gleichen Effekte auf. In der Elektroinstallationstechnik (!!!) wird z.B gar nicht erst davon gesprochen, dass zwischen den Platten kein Strom fließen könne. Man geht wie selbstverständlich davon aus, dass dort Ströme fließen. Durchaus aus größere, z.B. bei Blindleistungskondensatoren. Es wird ja ein Mensch auch nicht vor den schädlichen Wirkungen des Stroms geschützt, wenn er über einen Kondensator eine Verbindung zum Außenleiter herstellt. Es gibt hier also kein Pondon zur galvanischen, also magnetischen Trennung. Dort tritt ja tatsächlich eine Schutzwirkung auf, wenn man im Sekundärstromkreis den Außenleiter berührt (vorausgesetzt die Sekundärseite ist nicht geerdet). Meines Wissens gibt es auch keinen Verschiebungsstrom zwischen den Wicklungen eines Transformators. Ich empfinde den Verschiebungsstrom über die Platten daher eher als einen "ganz normalen" Strom, bei dem die physikalischen Zusammenhänge eben von denen auf der Leitung abweichen, selbst wenn der Strom durch ein Vakuum führt. Ich würde mich freuen, wenn Sie meine Ausführungen interpretieren würden. (Falls ich mich überhaupt nachvollziehbar ausgedrückt habe : )
Vermutlich kommt es bei Ihrer Formulierung der Frage darauf an, was man unter "Strom" versteht. Wenn man darunter "Bewegung von Ladungsträgern" versteht, dann fließt zwischen den Platten kein Strom. Wenn man den Verschiebungsstrom auch als gleichwertigen Strom betrachtet, weil er ein Magnetfeld erzeugt, dann wäre es so wie Sie sagen. Einige Ihrer Beispiele betrachten den Strom in einem Stromkreis, der bei einer einfachen Leiterschleife ja überall im Stromkreis gleich ist. Für diesen Strom stellt der Kondensator keine Unterbrechung dar, solange er sich aufläd, dennoch fließen keine Ladungsträger zwischen den Platten. Wäre ein Mensch in einen solchen Stromkreis geschaltet (anstelle eines Stück Drahtes), würden natürlich Ladungsträger durch ihn fließen und der Strom wäre gefährlich für ihn. Würde der Mensch zwischen den Platten des Kondensators stehen, ohne sie zu berühren, würde es durch die Influenz zu einer Ladungsverschiebung im Körper kommen, die auch mit einer Bewegung von Ladungsträgern einhergeht. Im Kondensator mit Vakuum dagegen befinden sich keine Ladungsträger, die sich bewegen können. Wenn man nocheinmal die Leiterschleife betrachtet, fließt im Draht ein normaler Strom (Bewegung von Ladungsträgern) und zwischen den Platten ein Verschiebungsstrom mit gleichem Wert, ohne dass sich dort Ladungen bewegen sondern nur das elektrische Feld zeitlich zu- oder abnimmt.
@@rene-matzdorf Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich denke, ich habe es im wesentlichen verstanden. Damit ist zwar meine ursprüngliche Frage, die dazu geführt hat, dass ich Ihr Video gefunden habe, nicht erklärbar: Ich frage mich nämlich, wie man die Ladungsverschiebung einordnen kann, die dafür sorgt, dass an einer ungenutzten Steckdose eine Wechselspannung vorhanden ist. Jedenfalls ist das kein Verschiebungsstrom im Sinne der Theorie. Soviel ist mir jetzt klar. Ich würde es jetzt eher als eine Ladungsverschiebung einordnen, die mit einer äußerst geringen Leistung einhergeht. Übrigens: Professor Wagner aus Wien hat den Verschiebungsstrom ähnlich wie Sie erklärt ( ua-cam.com/video/hZjRj_Tt5P8/v-deo.html ). Nochmals vielen Dank für das sehr gut gestaltete Video und die ruhige und gelassene Vortragsweise.
Danke für die anschauliche Darstellung des Verschiebungsstromes. Die Rede ist allerdings von der schwierigen experimentellen Darstellbarkeit des Verschiebungsstromes. Hierzu habe ich folgenden Beitrag im Web gefunden: "The displacement currents (Verschiebungsstrom) are via the capacitance and the time-varying voltage potential difference between the antenna and the electrical mass of all the other conductors in the area of the antenna." Heißt das nicht, dass die Nutzbarkeit von Funkwellen prinzipiell ein "einfacher" experimenteller Nachweis des Verschiebungsstromes ist? ... zugegeben etwas abstrakt, aber besser als nichts. Möglichweise aber interpretiere ich den Web-Beitrag auch falsch.
Sie hab mit der rechten Hand regel die B Feld Linien im die andere Richtung gezeigt ? In der Präsentation ist es aber entgegengesetzt. Welche Richtung stimmt jetzt
Das was ich mit der rechten Hand zeige und die Darstellung auf der Folie sollen die gleichen Richtungen zeigen. Die Perspektive in der Zeichnung kann man leider in zwei Richtungen "sehen", da man nicht wirklich unterscheiden kann, welche Linien vorne und welche hinten verlaufen. Das Magnetfeld läuft hinten hoch - oben nach vorne - dann vorne nach unten und unten wieder nach hinten.
Super Erklärung und Visualisierung! Vielen Dank.
Vielen Dank für den Vortrag Herr Matzdorf! Skripte, in denen sehr viele Gleichungen vorkommen mit wenigen Kommentaren, bringen nicht soviel Licht ins Dunkel wie ein Kompetenter Vortrag!
Sehr hilfreich, vielen Dank!
wow sehr verständlich erklärt :)
Sehr gut in so kurzer Zeit erläutert. Wie immer sehr gut!
Ich bin längst Rentner und schreibe gerade Erinnerungen an mein Berufsleben auf. Bei einem Vorstellungsgespräch in einer Entwicklungsabteilung für Zündkerzen wollte mir mein mein potentieller Chef auf den Zahn fühlen und ich sollte erklären, was denn ein Verschiebungsstrom ist..... - " Hm tja, der Aufladestrom der Kapazität... da werden ja dann Ladungsträger verschoben.... ".... irgendwie habe ich da ziemlich herumgeeiert.... und das war eben nicht so doll. Aber der Chef war gut-väterlich nachsichtig und sagte sinngemäß.... "... naja man kann am Anfang ja nicht alles wissen.... " und ich bin trotzdem eingestellt worden. Selbstverständlich hatte ich damals angenommen, dass er es wüßte.... - aber das ist eine andere lange Geschichte. (Das war eine Art Imponier-Schlagwort für ihn, genauso wie Wellenwiderstand.... - damit kann man viel Eindruck schinden)
Inzwischen weiß ich, dass die Frage nicht mit einem Satz zu beantworten war - und auch Wikipedia braucht für die Erklärung einige Seiten unter Zuhilfenahme von Formeln aus der höheren Mathematik. Ist das nun Grundlagenwissen ? Immerhin gehen die Erkenntnisse auf Maxwell zurück - alles schon vor mehr als 100 Jahren.
Natürlich ist theoretische Elektrotechnik für das Verständnis diverser Phänomene wichtig - aber mir fehlt mir die Brücke zur Praxis.
Welche Erfindung wäre denn nicht möglich gewesen - wenn man diese Erkenntnis des Verschiebungsstromes nicht gehabt hätte ? Oder welche Sackgasse bei der Entwicklung einer Elektronik-Komponente konnte man durch dieses Wissen umgehen und ausschließen.
Also - wie erklärt man den ´praktischen Nährwert´ für einen Ingenieur bei der Produktentwicklung.
Das gilt auch für die Maxwellschen Gesetze. Ich will keinesfalls die Nützlichkeit der Theorie anzweifeln - aber vielleicht gibt es eine ´Brücke` - einen (verständlichen) Vortrag hierzu.
Induziert dieses zeitabhängig um das Spannungsfeld zwischen den Kondensatorplatten generierte Magnetfeld dann auch wieder einen Strom, so wie bei der elektromagnetischen Induktion ?
Vielen Dank für das aufschlussreiche Video. Ich wundere mich allerdings darüber, dass der Verschiebungsstrom immer als "nicht realer, abstrakter" Strom interpretiert wird. Letztlich treten doch die gleichen Effekte auf. In der Elektroinstallationstechnik (!!!) wird z.B gar nicht erst davon gesprochen, dass zwischen den Platten kein Strom fließen könne. Man geht wie selbstverständlich davon aus, dass dort Ströme fließen. Durchaus aus größere, z.B. bei Blindleistungskondensatoren. Es wird ja ein Mensch auch nicht vor den schädlichen Wirkungen des Stroms geschützt, wenn er über einen Kondensator eine Verbindung zum Außenleiter herstellt.
Es gibt hier also kein Pondon zur galvanischen, also magnetischen Trennung. Dort tritt ja tatsächlich eine Schutzwirkung auf, wenn man im Sekundärstromkreis den Außenleiter berührt (vorausgesetzt die Sekundärseite ist nicht geerdet). Meines Wissens gibt es auch keinen Verschiebungsstrom zwischen den Wicklungen eines Transformators.
Ich empfinde den Verschiebungsstrom über die Platten daher eher als einen "ganz normalen" Strom, bei dem die physikalischen Zusammenhänge eben von denen auf der Leitung abweichen, selbst wenn der Strom durch ein Vakuum führt.
Ich würde mich freuen, wenn Sie meine Ausführungen interpretieren würden. (Falls ich mich überhaupt nachvollziehbar ausgedrückt habe : )
Vermutlich kommt es bei Ihrer Formulierung der Frage darauf an, was man unter "Strom" versteht. Wenn man darunter "Bewegung von Ladungsträgern" versteht, dann fließt zwischen den Platten kein Strom. Wenn man den Verschiebungsstrom auch als gleichwertigen Strom betrachtet, weil er ein Magnetfeld erzeugt, dann wäre es so wie Sie sagen. Einige Ihrer Beispiele betrachten den Strom in einem Stromkreis, der bei einer einfachen Leiterschleife ja überall im Stromkreis gleich ist. Für diesen Strom stellt der Kondensator keine Unterbrechung dar, solange er sich aufläd, dennoch fließen keine Ladungsträger zwischen den Platten. Wäre ein Mensch in einen solchen Stromkreis geschaltet (anstelle eines Stück Drahtes), würden natürlich Ladungsträger durch ihn fließen und der Strom wäre gefährlich für ihn. Würde der Mensch zwischen den Platten des Kondensators stehen, ohne sie zu berühren, würde es durch die Influenz zu einer Ladungsverschiebung im Körper kommen, die auch mit einer Bewegung von Ladungsträgern einhergeht. Im Kondensator mit Vakuum dagegen befinden sich keine Ladungsträger, die sich bewegen können.
Wenn man nocheinmal die Leiterschleife betrachtet, fließt im Draht ein normaler Strom (Bewegung von Ladungsträgern) und zwischen den Platten ein Verschiebungsstrom mit gleichem Wert, ohne dass sich dort Ladungen bewegen sondern nur das elektrische Feld zeitlich zu- oder abnimmt.
@@rene-matzdorf Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich denke, ich habe es im wesentlichen verstanden. Damit ist zwar meine ursprüngliche Frage, die dazu geführt hat, dass ich Ihr Video gefunden habe, nicht erklärbar: Ich frage mich nämlich, wie man die Ladungsverschiebung einordnen kann, die dafür sorgt, dass an einer ungenutzten Steckdose eine Wechselspannung vorhanden ist. Jedenfalls ist das kein Verschiebungsstrom im Sinne der Theorie. Soviel ist mir jetzt klar. Ich würde es jetzt eher als eine Ladungsverschiebung einordnen, die mit einer äußerst geringen Leistung einhergeht.
Übrigens: Professor Wagner aus Wien hat den Verschiebungsstrom ähnlich wie Sie erklärt ( ua-cam.com/video/hZjRj_Tt5P8/v-deo.html ).
Nochmals vielen Dank für das sehr gut gestaltete Video und die ruhige und gelassene Vortragsweise.
Vielen Dank. Haben Sie noch weitere Beispiele zu Verschiebeströmen z.B. in der Natur?
Danke für die anschauliche Darstellung des Verschiebungsstromes. Die Rede ist allerdings von der schwierigen experimentellen Darstellbarkeit des Verschiebungsstromes. Hierzu habe ich folgenden Beitrag im Web gefunden: "The displacement currents (Verschiebungsstrom) are via the capacitance and the time-varying voltage potential difference between the antenna and the electrical mass of all the other conductors in the area of the antenna." Heißt das nicht, dass die Nutzbarkeit von Funkwellen prinzipiell ein "einfacher" experimenteller Nachweis des Verschiebungsstromes ist? ... zugegeben etwas abstrakt, aber besser als nichts. Möglichweise aber interpretiere ich den Web-Beitrag auch falsch.
Sie hab mit der rechten Hand regel die B Feld Linien im die andere Richtung gezeigt ? In der Präsentation ist es aber entgegengesetzt. Welche Richtung stimmt jetzt
Das was ich mit der rechten Hand zeige und die Darstellung auf der Folie sollen die gleichen Richtungen zeigen. Die Perspektive in der Zeichnung kann man leider in zwei Richtungen "sehen", da man nicht wirklich unterscheiden kann, welche Linien vorne und welche hinten verlaufen. Das Magnetfeld läuft hinten hoch - oben nach vorne - dann vorne nach unten und unten wieder nach hinten.
@@rene-matzdorf ah ok, verstehe. Vielen Dank für die Aufklärung!
In diesem Experiment wird zwar nicht das Feld dargestellt bzw. sichtbar gemacht, aber die bewegte Ladung.
ua-cam.com/video/RsjZSWvrcdA/v-deo.html