Folgt man einer Regel, übernimmt der Regelersteller die Verantwortung. Wer selbst denkt, übernimmt auch die eigene Verantwortung für seine Gedanken. Das scheuen Menschen gerne mal.
Das ist alles so großartig hier auf dem Kanal und dieses Video ist mein aktueller Liebling! Ich empfehle das jetzt weiter bis ihr 6-stellig seid - wehe ihr hört vorher auf. ❤
Das ist grob das was man als "Dienst nach Vorschrift" sieht. Sobald mir die Firma auf den Wecker geht dann schalte ich auf DnV und nix geht mehr aber man kann mir nicht ans Bein pinkeln.
Gute Beobachtung! Ich vermute, die meisten Mensch wollen auch auf Arbeit, dass Dinge vernünftig laufen ohne (wie im Bsp.) erst 5 Stunden auf den Hausmeister warten zu müssen oder ähnliches. Dann wird man selber kreativ und meist zahlt sich das dann auch für die Firma aus. Wenn man aber die Erfahrung macht, dass einem das eh keiner dankt und man sich im Gegenteil angreifbar macht durch solche Kleinigkeiten - ja, dann lässt man es in Zukunft vielleicht bleiben. Voilà, der Dienst nach Vorschrift ist geboren! Total nachvollziehbar!
Sehe ich genauso. Man möchte vorankommen und auch das Unternehmen nach vorne bringen. Wenn aber noch zweierlei Maß hinzukommt und manche sich sonst was herausnehmen, man selbst aber Micromanagement vom Vorgesetzten abbekommt, dann macht das alles keinen Spaß mehr.
Sehr interessant. Mein Vater ist Asperger-Autist und hat sich mit genau solchen Fragen in seinem Berufsleben sehr schwer getan. Und er tut sich auch heute noch schwer, Regeln zu übergehen - selbst wenn sie sinnlos sind. Steht sicher im Zusammenhang damit, dass er auch nicht flunkern oder notlügen kann.
Ich bin selber Asperger-Autist und genau diese Unsinnigkeit von Regeln ist der Grund, warum ich mich mit solchen Fragen im Berufsleben schwer tue. Es kommt halt darauf an, ob man die Regeln im Wortlaut annimmt oder den Zweck der Regeln hinterfragt - nur dass Nicht-Autisten selten ehrliche Antworten darauf geben, weil sie entweder nicht darüber nachdenken wollen, oder den daraus folgenden Gedanken nicht zuende führen wollen. Ich empfehle dazu einen Einstieg in Systemtheorie. Wie es so schön gesagt wurde: "Der Zweck eines Systems ist das, was es tut." (Jetzt denk mal darüber nach, was dies z.B. für ein Sozialsystem bedeutet, in dem jeder Anspruch erkämpft und begründet werden muss und intensiv geprüft wird und "Fehlverhalten" trotz BVerfG-Beschluss mit Leistungskürzungen sanktioniert wird, obwohl wir uns als "soziale Marktwirtschaft" und "Demokratie" bezeichnen.)
Ich bin selber auf dem Spektrum und verstehe das gut. Ich habe schon einige verschiedene Jobs gehabt und am Anfang war es für mich immer das schwierigste zu erkennen welche Regeln jetzt wichtig sind oder nicht. Ich für meinen Teil frage heute direkt, was das eigentliche Ziel meiner Arbeit ist und entscheide auf dieser Basis, welche Regeln ich befolge und welche weniger.
Ich bin auch Austin und habe auch ständig Probleme mit sowas! Das erstreckt sich auch auf so Themen wie - Kollege A sagt zu einem Thema das, Kollege B sagt was anderes, die Chefin ist grade nicht da, nach wem richte ich mich dann? Ich glaube, neurotypische Menschen tun sich leichter, in solchen Konflikten intuitiv zu entscheiden!
Darum existieren Gewerkschaften. Eine der etabliertesten Formen des Widerstandes ist übrigens die Sabotage durch "malicious compliance", oder zu deutsch: "Dienst nach Vorschrift". Ach, Sie haben den Kollegen gefeuert, weil er diese Regel gebrochen hat? Dann halten wir uns jetzt alle immer an alle Regeln. Alle. Regeln.
Leider ist die Notwendigkeit von brauchbarer Illegalität für viele Chefs und Einrichtungen ein Freifahrtschein jederzeit jeden sanktionieren oder kündigen zu können... Ich habe oft den Verdacht gehabt, dass eine sinnlose Regel oder unbefolgbare Anweisung gerade deswegen nicht abgeschafft wurde. :(
Ich fühle mich so verstanden, unglaublich. Und wegen dem kleinsten Problem das nicht exakt definiert wurde, kommt morgen ein Auditor der dich noch mehr in ein Korsett zwängt. Wir müssen als ganzes Land ganz dringend weg von dieser Überregulierung, meine Befürchtung ist, das machen wir erst wenn es zu spät ist....
Das Hauptproblem ist wahrscheinlich, dass weder diejenigen, die die Regeln machen, noch die, die sie durchsetzen, einen Anreiz haben, sie zu ändern, das sie ja nicht selbst betroffen sind bzw sogar ihr Arbeitsplatz davon abhängt.
@@doccritica9456Ironisch sich bei einem Video über brauchbare Illegalität und dem pragmatischen Brechen von Regeln über eine stilistische Regelverletzung der Lehrbuchgrammatik zu beschweren, findest du nicht?
Moin Sascha, genialer Vortrag… Ich bin selbst in einem behördenartigen Megaladen beschäftigt, in welchem ich täglich mit den von Dir beschriebenen Situationen umgehen muss, um überhaupt Lösungen für Aufgabenstellungen zu finden… Häufig deutlich außerhalb der Mitte vorgegebener Verhaltens- und Handlungsregeln…, grundsätzlich aber immer für die eigentlichen Ziele… Unfair wird es allerdings, wenn alle von den Lösungen partizipiert haben und nachträglich der Lösungsfinder ans Kreuz genagelt werden soll, weil Regeln maximal gebeugt werden mussten… Beste Grüße…, und gern mehr davon
Oh ich habe einen kleinen Bug gefunden, den ich in einer Zeile beheben kann. Ich lege mal ein separates ticket an, das dann im Backlog landet um es irgendwann in ferner Zukunft zu lösen und ich der QA dann erklären darf, warum diese Änderung nötig war. ... oder ich behebe es einfach
Ordentlich UA-cam gucken ist auch nur mit Regelbruch möglich. Videos über ne Stunde kann man nur mit Blocker oder als Download hören ohne ständig rausgerissen zu werden von schlecht platzierter Werbung
Mit Regeln ,kann man Menschen und deren Psyche formen , die die Regeln erfüllen. LangzeitArbeitslose erfüllen die Vorgaben, dass sie weniger Vermögen haben sollen, und drehen den Spieß um und sagen ,, Warum soll ich arbeiten, wenn ich nach 2 Jahren wider rausgeschmissen werde und Vermögen angegeben muss". Im Gegenstück gibt es Arbeitgeber, die Arbeiter für 2 Jahre anstellen, jedoch immer die Freiheit haben wollen, Leute zu kündigen. Entweder, man nimmt eine schlecht bezahlte Arbeit (oder keiner machen will) an, oder muss sich mit der Alternative Situation und Maßstäbe annehmen. 2. Um Verzeihung bitten ist einfach, als um Erlaubnis zu fragen. (frei zetirt).
Ein höchst interessantes Thema! Hab ich mal eine zeitlang gemacht und bin damit gut gefahren aber ein Problem gibt es dabei: Nicht etwa der Chef oder die Kunden sondern neidische Arbeitskollegen. Dazu kommt: Wenn man immer aus der Masse hervorsticht und immer irgendwie besser dasteht als die Kollegen, so steigen die Erwartungshaltungen und man verdient auch nicht mehr als die Anderen. So entsteht das Gefühl, dass es sich gar nicht lohnt, sich Mühe zu geben.
Die meisten dieser Regeln sind ja vor allem deswegen da um Verantwortlichkeit zu delegieren. Die Firma verbietet es auf den Stuhl zu stellen weil sie sonst für eine Verletzung dabei zahlen muss. Wenn der Mitarbeiter es dann trotzdem macht nutzt das natürlich oft auch der Firma, das Risiko dafür trägt dann aber halt der Mitarbeiter.
Endlich! Endlich habe ich den geistigen Vater meiner subversiven Neigungen gefunden!🎉 Nächste Aufgabe: den Mechanismus der Ansammlung erstickender ("unbrauchbarer") Regeln mit dem Konzept der organisatorischen Entropie erklären.
Beispiel aus der Schule: Schüler dürfen eigentlich nicht während des Unterrichts ohne Aufsicht durchs Schulhaus laufen usw. Andererseits müssen sie auch auf Toilette gehen dürfen. Der Lehrer kann da natürlich nicht mitkommen. Also schickt man sie trotzdem aufs Klo, auch wenn es dann eine Verletzung der Aufsichtspflicht wäre, wenn ihnen "unterwegs" etwas passiert. (Genauso wäre es eine Verletzung der Fürsorgepflicht, sie nicht aufs Klo gehen zu lassen.)
Finde das Beispiel mit dem Stuhl nicht so gut, es ist volle Absicht das Mitarbeiter gegen diese Regel verstoßen weil so ein Haftungsausschluss erreicht wird und sich so Risiko auf die Mitarbeiter übertragen lässt.
Spannend! Vielleicht geht das auch etwas in die Richtung "Eigenverantwortung". Ich kann innerhalb meines Aufgabenbereichs auch mal "illegal" Dinge tun, so fern ich sie im Bedarfsfall erklären kann und so fern das Risiko zur Rede gestellt zu werden für mich persönlich okay geht (ich verstehe mich mit den Vorgesetzten, es handelt sich um nichts Dramatisches u.ä.) Klar gibt es in unserer Welt viele Regeln, aber genauso gibt es immer Graubereiche, wo es Handlungsspielraum gibt. Jeder Einzelfall ließe sich niemals beregeln, das ist völlig utopisch. Und ab und an muss man sich das Leben auch nicht schwerer machen, als es eh schon ist. Wenn man weiß, wer man in einer bestimmten Situation ist, hat man sicher schon so ein Gefühl, was man sich erlauben kann und was gar nicht geht. Wenn ich es richtig verstehe, gäbe es ja dann noch eine andere Art der Illegalität. Jene, wo sich Personen oder Organisationen mit Schlupflöchern und Grauzonen bereichern.
Ich freue mich über dieses super zusammengestellte Video. Nur das Fazit empfinde ich als enttäuschend. Denn nicht bessere Regeln sind eine Lösung, sondern gut formulierte Prinzipien, die die Vernunft des Menschen zulassen und auch einfordern. Denn es ist nicht „kompliziert“, wie im Video gesagt, sondern komplex. Arbeit in Organisationen ist voller Überraschungen - mit Ausnahme von hochautomatisierten Standardprozessen. Und Überraschungen sind ein wesentliches Kennzeichen von komplexen, lebendigen Systemen. In diesen stören Regeln eigentlich immer. Regeln sind für tote, statische Kontexte, die keine Überraschungen hervorbringen. Prinzipien hingegen bedürfen der Deutung durch Menschen im Kontext der Situation. Unternehmen sollten die Unterscheidung zwischen kompliziert und komplex und folglich zwischen Regel und Prinzip integrieren.
8:27 Bitte erklären Sie mir was Sie damit meinen: Es ist keine brauchbare Illegalität: Mit einem dicken Schädel sich krank schreiben zu lassen. Ich verstehe das nicht, wenn man Kopfschmerzen hat, dann ist man krank und gehört ins Bett. Wenn man Kopfschmerzen hat durch übermässigen Trinken, dann ist was in der Erziehung falsch gelaufen und die betroffene Person muss an seinem Verhalten was ändern.
Es ist in der Tat kompliziert. Es gab 2019 ein Gerichtsurteil, dass ein Kater als Krankheitsgrund für eine Krankschreibung ausreicht und eine Krankschreibung erstmal hingenommen werden muss und nicht darauf bestanden werden darf, den Grund der Krankmeldung zu erfahren. Im Gegensatz kann ein Erscheinen am Arbeitsplatz mit Restalkohol sogar ein Kündigungsgrund sein, oder zumindest die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Sollte der Arbeitsgeber allerdings erfahren, dass der Grund selbstverschuldet ist (wovon bei einem Kater auszugehen sein dürfte), kann zumindest die Lohnfortzahlung gefährdet sein, im wiederholten Fall kann dies sogar auch ein Kündigungsgrund sein. Eine Krankmeldung ist also in jedem Fall legal, der Kater selbst kann jedoch im Arbeitsalltag ein Regelverstoß sein. Es ist also eher eine Abwägung zwischen den Rechten des Arbeiters und den Rechten des Unternehmens bzw. Unternehmers. Ein besseres Beispiel wäre vielleicht das Versäumnis, kurze Pausenzeiten (z.B. für Pinkelpausen oder zum Kaffee ziehen) korrekt in der Zeiterfassung festzuhalten, was in den meisten Unternehmen nicht nur geduldet, sondern häufig sogar gewünscht wird, obwohl dies häufig gemäß Vertrag und Arbeitszeitgesetz eigentlich Teil der Arbeitszeiterfassung sein müsste.
Das Luhmann auf die Idee kommen musste ist klar, weil ohne Illegalität bleibt die Organisation ohne Funktion. Zitat der Chefin des I-Amtes meine Fachhochschule: Die Vorschriften haben ein Ziel. Wie legen die Vorschriften so aus, dass wir das Ziel erreichen.
Ich empfehle einen ernsthaften Blick in den Anarchismus (Proudhon, Goldman, Bakunin, Malatesta, Kropotkin, etc). Der hat tatsächlich mehr mit horizontalen Strukturen und kooperativer Gesellschaftsordnung zu tun, als mit Molotows und Steine werfen. Aber Vorsicht: wer Demokratie, Sozialsystem und Gemeinwohl zu ernst nimmt, gilt laut Verfassungsschutz sehr schnell als "linksextremistisch" - ganz ohne jemals jemandem weh zu tun oder gewaltbereit zu sein.
"Finster war's, der Mond schien helle" ist kein Oxymoron, geschweige denn widersprüchlich. Die Nacht ist per se finster relativ zur üblichen Lichtsituation am Tag, der Mondschein kann hell sein relativ zur üblichen Lichtsituation in der Nacht. Beides sind relative Aussagen mit unterschiedlichen Bezugspunkten. "Brauchbare Illegalität" ist ebenfalls kein Oxymoron, denn "brauchbar" und "illegal" schließen sich per Definition nicht aus: Legalität ist nicht durch Nutzen definiert, höchstens durch Präferenz, oder idealistisch (aber eben nicht in der Praxis) durch Förderlichkeit oder Abträglichkeit für ein gesetztes Ziel (also "Nutzen" vs Schaden bezogen auf ein bestimmtes Ziel, während "brauchbar" auf ein anderes Ziel bezogen sein kann).
Es gibt i.m.h.o. hier ein zusätzliches Problem, nämlich die Existenz unbrauchbarer Regeln. Eine Regel ist dann unbrauchbar, wenn sie einer notwendigen Handlung entgegensteht. Solche Regeln haben ihren Ursprung z.B. darin, dass ein Regelwerk überholt ist, oder dass jemand sich fehlerhafte Regeln ausgedacht hat, weil er die Gegebenheiten nicht kennt oder auch fachlich nicht qualifiziert ist, sich Regeln auszudenken. Was auch oft vorkommt, ist, dass Leute gegenüber Dritten Regeln einfach spontan erfinden bzw. sich zusammenphantasieren, weil sie die korrekten, oft sinnvollen Regeln nicht kennen oder auch nicht nachzuschauen gewillt sind. Letzteres habe ich gerade in Universitätsverwaltungen häufig erleiden müssen.
Ich bringe immer das Beispiel: Landstraße mit Überholverbot, vor dir ein Lastwagen mit Motorschaden. Bleibst du so lange stehen, bis der Abschleppwagen kommt? Was, wenn der von hinten kommt und gar nicht zum Lastwagen durchkommt, weil du da stehst?
Ich meine, das wäre sogar gesetzlich geregelt. Ist nichts anderes als das Umfahren eines Hindernisses und gilt nicht als Überholvorgang, da sich das Fahrzeug nicht bewegen kann. Also herantasten bis zur Sichtlinie, dann bei freiem Gegenverkehr mit Blinker auf die Gegenfahrbahn, mit angemessener Geschwindigkeit vorbeifahren und so bald wie möglich zurück auf die eigene Spur. Alternativ wenn möglich wenden.
@@heinzk023 Dann nimm Mofa-Quads: Fahren 25km/h und dürfen nicht überholt werden, da sie zweispurig sind. Außerdem dürfen keine Sperrflächen überfahren werden, was bei strikter Beachtung den Verkehr an vielen Orten vollständig blockieren würde.
Chef: "Geh doch ins Nebenzimmer, dort haben sie eine kleine Leiter!" Kollege im Nebenzimmer: "Die Leiter hat sich jemand vom Büro am anderen Ende des Flurs ausgeliehen!" Kollege vom anderen Ende des Flurs: "Wir müssen hier die alten Akten durchforsten, da brauchen wir die Leiter heute ständig! Fragt doch mal den Hausmeister!" Hausmeister: "Könnt ihr euch nich´ mal ´ne eigene Leiter zulegen! Dauernd fragt jemand nach ´ner Leiter! Ich hab´ wirklich besseres zu tun! Seh´ ich aus als wär ich der Leiterdienst! Frag doch mal bei der Leiterwerkstatt, die bringen euch die Leiter und holen sie auch wieder ab!" Leiterwerkstatt: "Ja können wir machen! Schickt uns den Auftrag! Kostet 120 Euro!" 🤯
Die Digitalisierung engt diese Art von Vorgehen immer mehr ein, was ich für ein dickes Problem halte, was mit der zunehmenden Blockade unseres Landes einhergeht oder diese sogar mitbedingt.
Nicht nur die Digitalisierung. Es ist eine allgemeine, schleichende Privatisierung. Ein Beispiel aus dem Alltag: mein Sohn und ich sitzen in einem Eislokal, er entdeckt eine Rolltreppe, will sie immer wieder in beide Richtungen benutzen, nach einigen Fahrten möchte ich das Spiel beenden, er wird wütend und unvorsichtig, ich ziehe ihn beiseite aus dem direkten Bereich der Rolltreppe, setze mich mit ihm auf den Boden, um auf Augenhöhe mit ihm zu reden, ihn zu beruhigen und es ihm zu erklären, ein Mitarbeiter des privaten Sicherheitsdienstes fordert uns unter Androhung eines Hausverweises auf, sofort aufzustehen und uns entweder zurück in das Lokal zu setzen oder zu gehen. Auf Rückfrage erfahre ich später, das Sitzen auf dem Boden verstoße gegen die Hausordnung und ich hätte während ich meinen Sohn beruhigt habe mit meinem Kind "gespielt", was nicht gestattet sei. Das gewünschte Verhalten: einkaufen, Eis essen und umgehend nach Beendigung der Mahlzeit das Gelände verlassen, da man nicht vorhat, weiteres Geld auszugeben.
Es gibt eine Geschichte von einem Autofahrer der niemals über weiße Linien drüber gefahren ist und andere Dinge immer perfekt beachtet hat. Da kam es zu ernsthaften Schwierigkeiten. Ich fahre niemals bei grün über die ampel - wenn ein lastwagen rechts abbiegt - und immer bei rot - wenn kein verkehr in der nähe ist keine angst - ich mach das schon seit einem halben jahrhundert 😊 ich weiß wie das geht
Das was du beschreibst ist aber keine Brauchbare Illegalität. Es profitiert nämlich nicht die Gemeinschaft oder ein Unternehmen wenn du bei rot über die Ampel fährst, sondern nur du selbst. Will ich übrigens nicht verurteilen, ich fahr mit dem Rad auch gerne mal bei rot.
Ich möchte zur Debatte stellen ob ein Schnürsenkelbügler wohl das Gegenteil eines Waschbeckenpissers sein könnte, oder was das Gegenzeil sonst wäre. Die Frage hat explizit nichts mit Elon Musk zu tun.
Regeln existieren in erster Linie dazu, Hierarchien zu schaffen und zu stärken. Diese werden immer selektiv angewendet, selbst bei der Polizei gibt es ganz legal den "Ermessensspielraum", der in der Praxis rein subjektiv angewendet wird. Der Zweck unnützer Regeln (sprich: solcher, bei denen in der Praxis erwartet wird, dass sich keiner daran hält) besteht allein darin, das Brechen der selbigen willkürlich als Grund für Bestrafungen nutzen zu können, um die Hierarchien aufrecht zu erhalten: Insubordination, nicht das Verletzen von Regeln, ist das eigentliche Verbrechen. Aber um das zu verstehen, müsste man anerkennen, dass die natürliche Gesellschaftsstruktur anarchistisch, d.h. kooperativ mit gegenseitigem Respekt, statt dominierend, d.h. unter Androhung von Gewalt von oben herab, organisiert ist, wo Regeln nur durch gemeinsamen Konsens (z.B. Nahrung rationieren, damit alle genug haben und die Schwächsten mit getragen werden können) statt durch Bestrafung und Machterhalt (z.B. Milliardäre dürfen ihren gehorteten Wohlstand mit Waffengewalt verteidigen, während der Rest von der Hand in den Mund lebt und die Schwächsten für ihren Missstand bestraft werden) geschaffen werden konnten. Soetwas ist natürlich mit dem Grundgesetz unvereinbar, da es das Gewaltmonopol des Staates und den Schutz des Privateigentums hinter das Gemeinwohl und den Schutz der Menschenwürde stellen würde und das darf natürlich nicht sein.
Aber wann wird gelebter gegenseitiger Respekt zu einer Regel ? Ist gegenseitiger Respekt nicht schon eine Grundregel, bei welcher man dann schon nichtmehr von Anarchie sprechen kann ?
Ich gehe über rote Ampeln statt zu drücken, um nicht unnötig Leute zum Bremsen zu zwingen. Würden alle immer drücken wäre ständig rot, alle würden sich aufregen und es würden weniger Fußgängerüberwege gebaut.
Regeln sollen Standardfälle besser organisieren, damit man nicht nochmal erneut darüber nachdenken muss. Nur "wann die Regel gilt" wird meist zu hart, zu definitiv, zu allgemeingültig formuliert. Und dann gibt es Fälle wo die Regel unnnötig lähmt, so wie uns gut gemeinte und notwendige Bürokratie lähmen kann.
Dabei ist gerade die Wortwahl " .. in der Regel .." ein synonym zu "meistens". Es ist eine empfehlende Aussage, ein Standardfall. Nicht universale Gültigkeit und zwang zur Anwendung.
Auch ohne, dass sich Luhmann im Buch explizit auf Marx bezieht, bin ich sicher, dass die Theorie der Brauchbaren Illegalität mindestens auf die Schrift von Karl Marx "Abschweifung (über produktive Arbeit)" zurück geht. Es wäre ziemlich kurios, hätte Luhmann diese nicht gekannt. Als Hörbuch kann man sich den Text auf meinem Kanal anhören.
Warum ist "Brauchbare Illegalität" ein Oxymoron? Nichts widerspricht sich hier. Das eine Wort beschreibt, ob etwas einen Nutzen hat, das andere ob etwas erlaubt ist. Beide Konzepte haben nichts miteinander gemein und koexistieren.
Würdet ihr sagen, dass eine Regel, von der man bereits erwartet, dass sie sinnvoll gebrochen werden kann, eine schlechte Regel ist? Ich mag es nämlich eigentlich nicht, Regeln zu brechen, sondern setze mich lieber für ihre Abschaffung ein.
Nein, es ist nur schlecht formuliert wann die Regel gilt. Häufig mangelt es z.Bsp. nur an einer Priorität von Regeln. Wenn sich zwei Regeln widersprechen, wäre es das einfachste festzulegen, welche von beiden dann gilt. Das fehlt meistens. Auch weil die Fälle auf denen sie zusammentreffen selten sind.
Wenn man nachts um 3 Uhr beim Fussgängerstreifen die rote Ampel ignoriert, weil gut sichtbar, weit und breit kein Fahrzeug kommt, dann heisst das nicht dass die Ampel an diesem Ort grundsätzlich sinnlos ist, sondern nur, dass sie jetzt, nachts um 3 wohl eher sinnlos ist. Sie so abzuändern, dass von 22:00 bis 05:00 Uhr keine Ampel leuchtet kann aber vielleicht auch keine Lösung sein, weil dieser autofreie, ruhige Zustand vielleicht eher die Ausnahme ist. Eine schlechte Regel ist es dann, wenn vorher schon klar ist dass sich niemand daran halten wird, weil sie einfach nicht praxistauglich ist.
@chnoxis die Überlegung ist mehr " ich entscheide das selbst " vs " es entscheidet ein anderer ". Sinn ergibt sich, wenn der Verkehr in einem längeren Zeitraum so intensiv ist, das das überqueren unmöglich ist. Der Zeitraum dürfte meistens relativ kurz sein. Sonst gilt halt " wegen Alter Leute und Kindern", müssen auch die anderen warten, einfach weil die Regel da ist.
Super - und der Ansatz, die bestehenden Regeln konstruktiv zu hinterfragen geht sonst viiiel zu oft unter! Danke, dass er es hierher geschafft hat! 👏
Folgt man einer Regel, übernimmt der Regelersteller die Verantwortung. Wer selbst denkt, übernimmt auch die eigene Verantwortung für seine Gedanken.
Das scheuen Menschen gerne mal.
Dieser Kanal ist so eine Perle
DANKE!
Das ist alles so großartig hier auf dem Kanal und dieses Video ist mein aktueller Liebling!
Ich empfehle das jetzt weiter bis ihr 6-stellig seid - wehe ihr hört vorher auf.
❤
Dankeschön! Und keine Sorge: So schnell hören wir ganz bestimmt nicht auf. 💛
Von mir auch definitiv 6 Sterne! Vielen Dank für gewissenhafte und kreative die Arbeit 🙏
Wunderbar, wie präzise und unmissverstandlich hier Theorien erklärt werden. Diese Didaktik hab ich bei Mailab immer geschätzt...
12:40 Ich bin jetzt mal Chef, aber wenn was schief geht bist du schlud... Irgenwoher kenn ich das 😂
Das ist grob das was man als "Dienst nach Vorschrift" sieht. Sobald mir die Firma auf den Wecker geht dann schalte ich auf DnV und nix geht mehr aber man kann mir nicht ans Bein pinkeln.
Gute Beobachtung!
Ich vermute, die meisten Mensch wollen auch auf Arbeit, dass Dinge vernünftig laufen ohne (wie im Bsp.) erst 5 Stunden auf den Hausmeister warten zu müssen oder ähnliches.
Dann wird man selber kreativ und meist zahlt sich das dann auch für die Firma aus.
Wenn man aber die Erfahrung macht, dass einem das eh keiner dankt und man sich im Gegenteil angreifbar macht durch solche Kleinigkeiten - ja, dann lässt man es in Zukunft vielleicht bleiben.
Voilà, der Dienst nach Vorschrift ist geboren! Total nachvollziehbar!
Sehe ich genauso. Man möchte vorankommen und auch das Unternehmen nach vorne bringen. Wenn aber noch zweierlei Maß hinzukommt und manche sich sonst was herausnehmen, man selbst aber Micromanagement vom Vorgesetzten abbekommt, dann macht das alles keinen Spaß mehr.
Sehr interessant. Mein Vater ist Asperger-Autist und hat sich mit genau solchen Fragen in seinem Berufsleben sehr schwer getan. Und er tut sich auch heute noch schwer, Regeln zu übergehen - selbst wenn sie sinnlos sind. Steht sicher im Zusammenhang damit, dass er auch nicht flunkern oder notlügen kann.
Ich bin selber Asperger-Autist und genau diese Unsinnigkeit von Regeln ist der Grund, warum ich mich mit solchen Fragen im Berufsleben schwer tue. Es kommt halt darauf an, ob man die Regeln im Wortlaut annimmt oder den Zweck der Regeln hinterfragt - nur dass Nicht-Autisten selten ehrliche Antworten darauf geben, weil sie entweder nicht darüber nachdenken wollen, oder den daraus folgenden Gedanken nicht zuende führen wollen. Ich empfehle dazu einen Einstieg in Systemtheorie. Wie es so schön gesagt wurde: "Der Zweck eines Systems ist das, was es tut." (Jetzt denk mal darüber nach, was dies z.B. für ein Sozialsystem bedeutet, in dem jeder Anspruch erkämpft und begründet werden muss und intensiv geprüft wird und "Fehlverhalten" trotz BVerfG-Beschluss mit Leistungskürzungen sanktioniert wird, obwohl wir uns als "soziale Marktwirtschaft" und "Demokratie" bezeichnen.)
Ich sollte vielleicht doch mal zu einem Therapeuten gehen.
Ich bin selber auf dem Spektrum und verstehe das gut. Ich habe schon einige verschiedene Jobs gehabt und am Anfang war es für mich immer das schwierigste zu erkennen welche Regeln jetzt wichtig sind oder nicht. Ich für meinen Teil frage heute direkt, was das eigentliche Ziel meiner Arbeit ist und entscheide auf dieser Basis, welche Regeln ich befolge und welche weniger.
Ich bin auch Austin und habe auch ständig Probleme mit sowas!
Das erstreckt sich auch auf so Themen wie - Kollege A sagt zu einem Thema das, Kollege B sagt was anderes, die Chefin ist grade nicht da, nach wem richte ich mich dann?
Ich glaube, neurotypische Menschen tun sich leichter, in solchen Konflikten intuitiv zu entscheiden!
Die Arbeiter brechen die Regeln um produktiv zu sein. Das macht sie jedoch angreifbar und verlagert die Verantwortung auf sie!
Darum existieren Gewerkschaften. Eine der etabliertesten Formen des Widerstandes ist übrigens die Sabotage durch "malicious compliance", oder zu deutsch: "Dienst nach Vorschrift". Ach, Sie haben den Kollegen gefeuert, weil er diese Regel gebrochen hat? Dann halten wir uns jetzt alle immer an alle Regeln. Alle. Regeln.
Leider ist die Notwendigkeit von brauchbarer Illegalität für viele Chefs und Einrichtungen ein Freifahrtschein jederzeit jeden sanktionieren oder kündigen zu können... Ich habe oft den Verdacht gehabt, dass eine sinnlose Regel oder unbefolgbare Anweisung gerade deswegen nicht abgeschafft wurde. :(
So ist es, und das ist der Grund wieso ich der Ansicht bin, immer Dienst nach Vorschrift zu machen.
Cooler Kanal 😃
Auch wenn bei dem Beispiel von 5:50 alle Schachspieler empört den Raum verlassen haben^^
Ich fühle mich so verstanden, unglaublich. Und wegen dem kleinsten Problem das nicht exakt definiert wurde, kommt morgen ein Auditor der dich noch mehr in ein Korsett zwängt.
Wir müssen als ganzes Land ganz dringend weg von dieser Überregulierung, meine Befürchtung ist, das machen wir erst wenn es zu spät ist....
Das Hauptproblem ist wahrscheinlich, dass weder diejenigen, die die Regeln machen, noch die, die sie durchsetzen, einen Anreiz haben, sie zu ändern, das sie ja nicht selbst betroffen sind bzw sogar ihr Arbeitsplatz davon abhängt.
Das kann ich nur bestätigen, gerade am Arbeitsplatz fördert das die Motivation und die Eigeninitiative.
Ich werde Lehrerin. Werde sowasvon einige brauchbare Illegalitäten begehen müssen..
Heheh, viel Erfolg im Namen der Innovation ⚡️
Also musst du dich als Lehrerin gegen Kinder selbst verteidigen weil dein Intellekt unbrauchbar ist?
Ich dachte immer, nach „von“ steht das Substantiv im Dativ. Deutschlehrerin etwa?
@@doccritica9456Ironisch sich bei einem Video über brauchbare Illegalität und dem pragmatischen Brechen von Regeln über eine stilistische Regelverletzung der Lehrbuchgrammatik zu beschweren, findest du nicht?
@@doccritica9456 Die Echtschreibfanatiker haben halt sonst auch net viel mehr im Leben zu sagen. :-)
Moin Sascha, genialer Vortrag…
Ich bin selbst in einem behördenartigen Megaladen beschäftigt, in welchem ich täglich mit den von Dir beschriebenen Situationen umgehen muss, um überhaupt Lösungen für Aufgabenstellungen zu finden… Häufig deutlich außerhalb der Mitte vorgegebener Verhaltens- und Handlungsregeln…, grundsätzlich aber immer für die eigentlichen Ziele…
Unfair wird es allerdings, wenn alle von den Lösungen partizipiert haben und nachträglich der Lösungsfinder ans Kreuz genagelt werden soll, weil Regeln maximal gebeugt werden mussten…
Beste Grüße…, und gern mehr davon
Oh ich habe einen kleinen Bug gefunden, den ich in einer Zeile beheben kann.
Ich lege mal ein separates ticket an, das dann im Backlog landet um es irgendwann in ferner Zukunft zu lösen und ich der QA dann erklären darf, warum diese Änderung nötig war.
... oder ich behebe es einfach
Eine exzellente Darstellung des komplexen Themas. Danke dafür!
@@Mori.Mateo.Tationa Und wir danken für die netten Worte!
Ordentlich UA-cam gucken ist auch nur mit Regelbruch möglich. Videos über ne Stunde kann man nur mit Blocker oder als Download hören ohne ständig rausgerissen zu werden von schlecht platzierter Werbung
Applaus! Luhmann ist mir im Original viel zu anstrengend. Super gemacht. Drangeblieben. Und das als ADHS-Patient. Respekt!
Echt gutes Video und tolles Format!
@@Mare0912 Danke, das freut uns!
Bravo, danke für den Content 👍
Mit Regeln ,kann man Menschen und deren Psyche formen , die die Regeln erfüllen.
LangzeitArbeitslose erfüllen die Vorgaben, dass sie weniger Vermögen haben sollen, und drehen den Spieß um und sagen ,, Warum soll ich arbeiten, wenn ich nach 2 Jahren wider rausgeschmissen werde und Vermögen angegeben muss". Im Gegenstück gibt es Arbeitgeber, die Arbeiter für 2 Jahre anstellen, jedoch immer die Freiheit haben wollen, Leute zu kündigen.
Entweder, man nimmt eine schlecht bezahlte Arbeit (oder keiner machen will) an, oder muss sich mit der Alternative Situation und Maßstäbe annehmen.
2. Um Verzeihung bitten ist einfach, als um Erlaubnis zu fragen. (frei zetirt).
Ein höchst interessantes Thema!
Hab ich mal eine zeitlang gemacht und bin damit gut gefahren aber ein Problem gibt es dabei: Nicht etwa der Chef oder die Kunden sondern neidische Arbeitskollegen.
Dazu kommt: Wenn man immer aus der Masse hervorsticht und immer irgendwie besser dasteht als die Kollegen, so steigen die Erwartungshaltungen und man verdient auch nicht mehr als die Anderen. So entsteht das Gefühl, dass es sich gar nicht lohnt, sich Mühe zu geben.
Die meisten dieser Regeln sind ja vor allem deswegen da um Verantwortlichkeit zu delegieren. Die Firma verbietet es auf den Stuhl zu stellen weil sie sonst für eine Verletzung dabei zahlen muss. Wenn der Mitarbeiter es dann trotzdem macht nutzt das natürlich oft auch der Firma, das Risiko dafür trägt dann aber halt der Mitarbeiter.
Schnürsenkelbügler 14:42 😂❤️🩹
5 Sicherheitsregeln 😇⚡️
Cooler Kanal, sehr interessant
@@SilverSoulGD Dankeschön!
Super gut erklärt, einfach spannend zuzuschauen
Herzlichen Dank, gerne weiterempfehlen! 😊
Endlich! Endlich habe ich den geistigen Vater meiner subversiven Neigungen gefunden!🎉
Nächste Aufgabe: den Mechanismus der Ansammlung erstickender ("unbrauchbarer") Regeln mit dem Konzept der organisatorischen Entropie erklären.
Beispiel aus der Schule: Schüler dürfen eigentlich nicht während des Unterrichts ohne Aufsicht durchs Schulhaus laufen usw. Andererseits müssen sie auch auf Toilette gehen dürfen. Der Lehrer kann da natürlich nicht mitkommen. Also schickt man sie trotzdem aufs Klo, auch wenn es dann eine Verletzung der Aufsichtspflicht wäre, wenn ihnen "unterwegs" etwas passiert. (Genauso wäre es eine Verletzung der Fürsorgepflicht, sie nicht aufs Klo gehen zu lassen.)
Sehr interessant!
2:36 Ha, kleiner Zufall: Genau das "wir" in Texten hatte ich gestern auch im Gespräch als paternalistisch bezeichnet. ^^
Gut rübergebracht im Video!
Danke , sehr interessant.
Top Folge
Dankeschön!
10:44 Nicht um Erlaubnis fragen, sondern, falls erforderlich, hinterher um Entschuldigung bitten.
Finde das Beispiel mit dem Stuhl nicht so gut, es ist volle Absicht das Mitarbeiter gegen diese Regel verstoßen weil so ein Haftungsausschluss erreicht wird und sich so Risiko auf die Mitarbeiter übertragen lässt.
Spannend! Vielleicht geht das auch etwas in die Richtung "Eigenverantwortung". Ich kann innerhalb meines Aufgabenbereichs auch mal "illegal" Dinge tun, so fern ich sie im Bedarfsfall erklären kann und so fern das Risiko zur Rede gestellt zu werden für mich persönlich okay geht (ich verstehe mich mit den Vorgesetzten, es handelt sich um nichts Dramatisches u.ä.)
Klar gibt es in unserer Welt viele Regeln, aber genauso gibt es immer Graubereiche, wo es Handlungsspielraum gibt. Jeder Einzelfall ließe sich niemals beregeln, das ist völlig utopisch. Und ab und an muss man sich das Leben auch nicht schwerer machen, als es eh schon ist. Wenn man weiß, wer man in einer bestimmten Situation ist, hat man sicher schon so ein Gefühl, was man sich erlauben kann und was gar nicht geht.
Wenn ich es richtig verstehe, gäbe es ja dann noch eine andere Art der Illegalität. Jene, wo sich Personen oder Organisationen mit Schlupflöchern und Grauzonen bereichern.
Ich freue mich über dieses super zusammengestellte Video. Nur das Fazit empfinde ich als enttäuschend. Denn nicht bessere Regeln sind eine Lösung, sondern gut formulierte Prinzipien, die die Vernunft des Menschen zulassen und auch einfordern. Denn es ist nicht „kompliziert“, wie im Video gesagt, sondern komplex. Arbeit in Organisationen ist voller Überraschungen - mit Ausnahme von hochautomatisierten Standardprozessen. Und Überraschungen sind ein wesentliches Kennzeichen von komplexen, lebendigen Systemen. In diesen stören Regeln eigentlich immer. Regeln sind für tote, statische Kontexte, die keine Überraschungen hervorbringen. Prinzipien hingegen bedürfen der Deutung durch Menschen im Kontext der Situation.
Unternehmen sollten die Unterscheidung zwischen kompliziert und komplex und folglich zwischen Regel und Prinzip integrieren.
Brauchbare Illegalität kennt jeder Lehrer der vor dem Lehrplan sitzt und sich denkt: "Den Quatsch mach ich sicher so nicht"
Fühle ich😅
8:27
Bitte erklären Sie mir was Sie damit meinen: Es ist keine brauchbare Illegalität: Mit einem dicken Schädel sich krank schreiben zu lassen.
Ich verstehe das nicht, wenn man Kopfschmerzen hat, dann ist man krank und gehört ins Bett.
Wenn man Kopfschmerzen hat durch übermässigen Trinken, dann ist was in der Erziehung falsch gelaufen und die betroffene Person muss an seinem Verhalten was ändern.
Es ist in der Tat kompliziert. Es gab 2019 ein Gerichtsurteil, dass ein Kater als Krankheitsgrund für eine Krankschreibung ausreicht und eine Krankschreibung erstmal hingenommen werden muss und nicht darauf bestanden werden darf, den Grund der Krankmeldung zu erfahren. Im Gegensatz kann ein Erscheinen am Arbeitsplatz mit Restalkohol sogar ein Kündigungsgrund sein, oder zumindest die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Sollte der Arbeitsgeber allerdings erfahren, dass der Grund selbstverschuldet ist (wovon bei einem Kater auszugehen sein dürfte), kann zumindest die Lohnfortzahlung gefährdet sein, im wiederholten Fall kann dies sogar auch ein Kündigungsgrund sein. Eine Krankmeldung ist also in jedem Fall legal, der Kater selbst kann jedoch im Arbeitsalltag ein Regelverstoß sein. Es ist also eher eine Abwägung zwischen den Rechten des Arbeiters und den Rechten des Unternehmens bzw. Unternehmers.
Ein besseres Beispiel wäre vielleicht das Versäumnis, kurze Pausenzeiten (z.B. für Pinkelpausen oder zum Kaffee ziehen) korrekt in der Zeiterfassung festzuhalten, was in den meisten Unternehmen nicht nur geduldet, sondern häufig sogar gewünscht wird, obwohl dies häufig gemäß Vertrag und Arbeitszeitgesetz eigentlich Teil der Arbeitszeiterfassung sein müsste.
Das Luhmann auf die Idee kommen musste ist klar, weil ohne Illegalität bleibt die Organisation ohne Funktion.
Zitat der Chefin des I-Amtes meine Fachhochschule: Die Vorschriften haben ein Ziel. Wie legen die Vorschriften so aus, dass wir das Ziel erreichen.
Ich nenne das immer Angewandte Anarchie oder Alltags Anarchie.
Auch gute Begriffe dafür!
Ich empfehle einen ernsthaften Blick in den Anarchismus (Proudhon, Goldman, Bakunin, Malatesta, Kropotkin, etc). Der hat tatsächlich mehr mit horizontalen Strukturen und kooperativer Gesellschaftsordnung zu tun, als mit Molotows und Steine werfen. Aber Vorsicht: wer Demokratie, Sozialsystem und Gemeinwohl zu ernst nimmt, gilt laut Verfassungsschutz sehr schnell als "linksextremistisch" - ganz ohne jemals jemandem weh zu tun oder gewaltbereit zu sein.
"Finster war's, der Mond schien helle" ist kein Oxymoron, geschweige denn widersprüchlich. Die Nacht ist per se finster relativ zur üblichen Lichtsituation am Tag, der Mondschein kann hell sein relativ zur üblichen Lichtsituation in der Nacht. Beides sind relative Aussagen mit unterschiedlichen Bezugspunkten. "Brauchbare Illegalität" ist ebenfalls kein Oxymoron, denn "brauchbar" und "illegal" schließen sich per Definition nicht aus: Legalität ist nicht durch Nutzen definiert, höchstens durch Präferenz, oder idealistisch (aber eben nicht in der Praxis) durch Förderlichkeit oder Abträglichkeit für ein gesetztes Ziel (also "Nutzen" vs Schaden bezogen auf ein bestimmtes Ziel, während "brauchbar" auf ein anderes Ziel bezogen sein kann).
Es geht um das Gedicht 'Finster wars, der Mond schien helle'.
Und das besteht aus Aneinanderreihungen von Oxymora.
Upsi. 🤭
"Brecht die Regeln, aber nicht das Gesetz."
(Herr Anwalt)
Es gibt i.m.h.o. hier ein zusätzliches Problem, nämlich die Existenz unbrauchbarer Regeln.
Eine Regel ist dann unbrauchbar, wenn sie einer notwendigen Handlung entgegensteht.
Solche Regeln haben ihren Ursprung z.B. darin, dass ein Regelwerk überholt ist, oder dass jemand sich fehlerhafte Regeln ausgedacht hat, weil er die Gegebenheiten nicht kennt oder auch fachlich nicht qualifiziert ist, sich Regeln auszudenken.
Was auch oft vorkommt, ist, dass Leute gegenüber Dritten Regeln einfach spontan erfinden bzw. sich zusammenphantasieren, weil sie die korrekten, oft sinnvollen Regeln nicht kennen oder auch nicht nachzuschauen gewillt sind.
Letzteres habe ich gerade in Universitätsverwaltungen häufig erleiden müssen.
Ich bringe immer das Beispiel: Landstraße mit Überholverbot, vor dir ein Lastwagen mit Motorschaden. Bleibst du so lange stehen, bis der Abschleppwagen kommt? Was, wenn der von hinten kommt und gar nicht zum Lastwagen durchkommt, weil du da stehst?
Ich meine, das wäre sogar gesetzlich geregelt. Ist nichts anderes als das Umfahren eines Hindernisses und gilt nicht als Überholvorgang, da sich das Fahrzeug nicht bewegen kann. Also herantasten bis zur Sichtlinie, dann bei freiem Gegenverkehr mit Blinker auf die Gegenfahrbahn, mit angemessener Geschwindigkeit vorbeifahren und so bald wie möglich zurück auf die eigene Spur. Alternativ wenn möglich wenden.
@ Dann erzähle es bitte nicht weiter, sonst ist mein Beispiel für gezielten Regelbruch im Eimer 😁
@@heinzk023 Dann nimm Mofa-Quads:
Fahren 25km/h und dürfen nicht überholt werden, da sie zweispurig sind.
Außerdem dürfen keine Sperrflächen überfahren werden, was bei strikter Beachtung den Verkehr an vielen Orten vollständig blockieren würde.
Chef: "Geh doch ins Nebenzimmer, dort haben sie eine kleine Leiter!"
Kollege im Nebenzimmer: "Die Leiter hat sich jemand vom Büro am anderen Ende des Flurs ausgeliehen!"
Kollege vom anderen Ende des Flurs: "Wir müssen hier die alten Akten durchforsten, da brauchen wir die Leiter heute ständig! Fragt doch mal den Hausmeister!"
Hausmeister: "Könnt ihr euch nich´ mal ´ne eigene Leiter zulegen! Dauernd fragt jemand nach ´ner Leiter! Ich hab´ wirklich besseres zu tun! Seh´ ich aus als wär ich der Leiterdienst! Frag doch mal bei der Leiterwerkstatt, die bringen euch die Leiter und holen sie auch wieder ab!"
Leiterwerkstatt: "Ja können wir machen! Schickt uns den Auftrag! Kostet 120 Euro!"
🤯
Die Digitalisierung engt diese Art von Vorgehen immer mehr ein, was ich für ein dickes Problem halte, was mit der zunehmenden Blockade unseres Landes einhergeht oder diese sogar mitbedingt.
Nicht nur die Digitalisierung. Es ist eine allgemeine, schleichende Privatisierung. Ein Beispiel aus dem Alltag: mein Sohn und ich sitzen in einem Eislokal, er entdeckt eine Rolltreppe, will sie immer wieder in beide Richtungen benutzen, nach einigen Fahrten möchte ich das Spiel beenden, er wird wütend und unvorsichtig, ich ziehe ihn beiseite aus dem direkten Bereich der Rolltreppe, setze mich mit ihm auf den Boden, um auf Augenhöhe mit ihm zu reden, ihn zu beruhigen und es ihm zu erklären, ein Mitarbeiter des privaten Sicherheitsdienstes fordert uns unter Androhung eines Hausverweises auf, sofort aufzustehen und uns entweder zurück in das Lokal zu setzen oder zu gehen. Auf Rückfrage erfahre ich später, das Sitzen auf dem Boden verstoße gegen die Hausordnung und ich hätte während ich meinen Sohn beruhigt habe mit meinem Kind "gespielt", was nicht gestattet sei. Das gewünschte Verhalten: einkaufen, Eis essen und umgehend nach Beendigung der Mahlzeit das Gelände verlassen, da man nicht vorhat, weiteres Geld auszugeben.
Den bei 10:08 erwähnten Lufthansa Werbespot hätte ich soo gerne mal gesehen 😢🎉😅
Es gibt eine Geschichte von einem Autofahrer der niemals über weiße Linien drüber gefahren ist und andere Dinge immer perfekt beachtet hat. Da kam es zu ernsthaften Schwierigkeiten.
Ich fahre niemals bei grün über die ampel - wenn ein lastwagen rechts abbiegt - und immer bei rot - wenn kein verkehr in der nähe ist
keine angst - ich mach das schon seit einem halben jahrhundert 😊 ich weiß wie das geht
Das was du beschreibst ist aber keine Brauchbare Illegalität. Es profitiert nämlich nicht die Gemeinschaft oder ein Unternehmen wenn du bei rot über die Ampel fährst, sondern nur du selbst.
Will ich übrigens nicht verurteilen, ich fahr mit dem Rad auch gerne mal bei rot.
Quod est necessarium est licitum. Was notwendig ist, ist erlaubt. Nennt sich "rechtfertigender Notstand".
Ich möchte zur Debatte stellen ob ein Schnürsenkelbügler wohl das Gegenteil eines Waschbeckenpissers sein könnte, oder was das Gegenzeil sonst wäre. Die Frage hat explizit nichts mit Elon Musk zu tun.
Yep.
Regeln existieren in erster Linie dazu, Hierarchien zu schaffen und zu stärken. Diese werden immer selektiv angewendet, selbst bei der Polizei gibt es ganz legal den "Ermessensspielraum", der in der Praxis rein subjektiv angewendet wird. Der Zweck unnützer Regeln (sprich: solcher, bei denen in der Praxis erwartet wird, dass sich keiner daran hält) besteht allein darin, das Brechen der selbigen willkürlich als Grund für Bestrafungen nutzen zu können, um die Hierarchien aufrecht zu erhalten: Insubordination, nicht das Verletzen von Regeln, ist das eigentliche Verbrechen. Aber um das zu verstehen, müsste man anerkennen, dass die natürliche Gesellschaftsstruktur anarchistisch, d.h. kooperativ mit gegenseitigem Respekt, statt dominierend, d.h. unter Androhung von Gewalt von oben herab, organisiert ist, wo Regeln nur durch gemeinsamen Konsens (z.B. Nahrung rationieren, damit alle genug haben und die Schwächsten mit getragen werden können) statt durch Bestrafung und Machterhalt (z.B. Milliardäre dürfen ihren gehorteten Wohlstand mit Waffengewalt verteidigen, während der Rest von der Hand in den Mund lebt und die Schwächsten für ihren Missstand bestraft werden) geschaffen werden konnten. Soetwas ist natürlich mit dem Grundgesetz unvereinbar, da es das Gewaltmonopol des Staates und den Schutz des Privateigentums hinter das Gemeinwohl und den Schutz der Menschenwürde stellen würde und das darf natürlich nicht sein.
Der beste Kommentar, den ich bei UA-cam jemals gelesen habe. Danke!
Aber wann wird gelebter gegenseitiger Respekt zu einer Regel ?
Ist gegenseitiger Respekt nicht schon eine Grundregel, bei welcher man dann schon nichtmehr von Anarchie sprechen kann ?
Ja aber sowas mach man ja in Deutschland nicht oder?
Grüße aus Österreich
Ich gehe über rote Ampeln statt zu drücken, um nicht unnötig Leute zum Bremsen zu zwingen. Würden alle immer drücken wäre ständig rot, alle würden sich aufregen und es würden weniger Fußgängerüberwege gebaut.
Das war auch das allererste, was mir in den Sinn kam. Bin voll bei dir.
Regeln sollen Standardfälle besser organisieren, damit man nicht nochmal erneut darüber nachdenken muss. Nur "wann die Regel gilt" wird meist zu hart, zu definitiv, zu allgemeingültig formuliert. Und dann gibt es Fälle wo die Regel unnnötig lähmt, so wie uns gut gemeinte und notwendige Bürokratie lähmen kann.
Dabei ist gerade die Wortwahl " .. in der Regel .." ein synonym zu "meistens". Es ist eine empfehlende Aussage, ein Standardfall. Nicht universale Gültigkeit und zwang zur Anwendung.
Das mit dem Stuhl ist ein ganz schlechtes Beispiel 😊
Auch ohne, dass sich Luhmann im Buch explizit auf Marx bezieht, bin ich sicher, dass die Theorie der Brauchbaren Illegalität mindestens auf die Schrift von Karl Marx "Abschweifung (über produktive Arbeit)" zurück geht. Es wäre ziemlich kurios, hätte Luhmann diese nicht gekannt. Als Hörbuch kann man sich den Text auf meinem Kanal anhören.
Warum ist "Brauchbare Illegalität" ein Oxymoron? Nichts widerspricht sich hier. Das eine Wort beschreibt, ob etwas einen Nutzen hat, das andere ob etwas erlaubt ist. Beide Konzepte haben nichts miteinander gemein und koexistieren.
Würdet ihr sagen, dass eine Regel, von der man bereits erwartet, dass sie sinnvoll gebrochen werden kann, eine schlechte Regel ist?
Ich mag es nämlich eigentlich nicht, Regeln zu brechen, sondern setze mich lieber für ihre Abschaffung ein.
Nein, es ist nur schlecht formuliert wann die Regel gilt. Häufig mangelt es z.Bsp. nur an einer Priorität von Regeln.
Wenn sich zwei Regeln widersprechen, wäre es das einfachste festzulegen, welche von beiden dann gilt. Das fehlt meistens.
Auch weil die Fälle auf denen sie zusammentreffen selten sind.
Wenn man nachts um 3 Uhr beim Fussgängerstreifen die rote Ampel ignoriert, weil gut sichtbar, weit und breit kein Fahrzeug kommt, dann heisst das nicht dass die Ampel an diesem Ort grundsätzlich sinnlos ist, sondern nur, dass sie jetzt, nachts um 3 wohl eher sinnlos ist. Sie so abzuändern, dass von 22:00 bis 05:00 Uhr keine Ampel leuchtet kann aber vielleicht auch keine Lösung sein, weil dieser autofreie, ruhige Zustand vielleicht eher die Ausnahme ist.
Eine schlechte Regel ist es dann, wenn vorher schon klar ist dass sich niemand daran halten wird, weil sie einfach nicht praxistauglich ist.
@chnoxis die Überlegung ist mehr " ich entscheide das selbst " vs " es entscheidet ein anderer ".
Sinn ergibt sich, wenn der Verkehr in einem längeren Zeitraum so intensiv ist, das das überqueren unmöglich ist.
Der Zeitraum dürfte meistens relativ kurz sein.
Sonst gilt halt " wegen Alter Leute und Kindern", müssen auch die anderen warten, einfach weil die Regel da ist.
Klingt ziemlich sozialistisch
"lesende" noch so ein Wokie.^^
Handelt es sich auch um brauchbare Illegalität, wen ich - speziell im universitären Umfeld - weniger gendere?
Ist es denn verpflichtend bei euch?