Soest, Propsteikirche St. Patrokli - Das Plenum des historischen Glockenbestandes

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  • Опубліковано 16 вер 2024
  • Seit dem Heiligen Abend 1993 erklingt vom Westturm des Soester Patroklidomes nicht nur das herrliche Vollgeläut aller 10 Glocken, sondern, zu besonderen Gelegenheiten, auch das Plenum der 6 historischen Glocken. Dieser Bestand gehört, vor allem wegen der 4 romanischen/spätromanischen Glocken, zu den bedeutendsten Geläutesätzen des Landes. Bis zum 1. Weltkrieg besaß der Dom 9, evtl. auch 10 Glocken, die Patroklusglocke von 1633, die Bürger-/Schusterglocke von 1720 sowie eine kleine Chorglocke aus dem 12./13. Jh. wurden 1918 zu Kriegszwecken abgegeben. Für 1702 und/oder 1720 wird erwähnt, dass der Rat der Stadt eine Glocke aus dem Domgeläut der benachbarten St. Petri-Kirche überlassen habe.
    1931 wurde der hist. Bestand erstmals ergänzt, und zwar durch 3 Glocken mit den Tönen c', g' und b' aus der Glockengießerei Gebr. Ulrich, Apolda, oder aus der Filiale in Kempten im Allgäu (lt. Quelle 3). Die b'-Glocke des Hermannus de Lemego wurde 1931 abgestellt, da man sie für nicht passend hielt.
    1942 schlug, wie überall im Land üblich, erneut die Stunde für Glockenabgaben zu Kriegszwecken. Diesmal wurden nicht nur die 3 Glocken von 1931 sondern auch die kleine Lemego-Glocke und die Marienglocke vom Turm geholt und ins Glockenlager Lünen verbracht, aus dem die beiden hist. Glocken nach dem Krieg unversehrt zurückkehren konnten. Bis 1954 bildeten die Glocken es', f' und b' das Domgeläut, die b' läutete zum Angelus und wurde ansonsten nur im "Vollgeläut" benutzt, da man den Zusammenklang mit der Sturmglocke auch damals als nicht passend empfand. Die beiden Englischen Glocken erklangen, wie bekannt, nur zu ganz seltenen Anlässen, so z. B. beim Besuch des Bundespräsidenten Th. Heuss 1950. Die Glocke des Rochus Nelmann von 1577 hing zumindest nach dem Krieg bis zu ihrer Abgabe in die Soester Heilig Kreuz Kirche 1964 im
    Dachreiter des Domes. Die kleine Lemego-Glocke wurde bei der Ergänzung des Geläutes durch die 3 Stahlglocken erneut abgestellt und 1956, zusammen mit einigen Balken des umgebauten Domglockenstuhles nach St. Albertus Magnus in Soest abgegeben, dort läutete sie bis 1991 an einem Stahljoch.
    Bei der großen Domsanierung 1974-76 blieb das bestehende Domgeläut unangetastet, erst bei der umfangreichen Turmsanierung 1989-95 wurden auch die Glocken einbezogen und, wie bekannt, das heutige Domgeläut durch Rückführung der abgegebenen Glocken und Zuguss von 4 Bronzeglocken, verbunden mit einer Neugestaltung der Glockenstühle, geschaffen. Es entstand eine in allen Belangen mustergültige Geläuteanlage.
    Besonders zu erwähnen ist die Tatsache, dass die hist. Glocken, wohl durch Zufall, außergewöhnlich gut zusammen harmonieren. Einen positiven Effekt bringt die Einbeziehung der Glocke von 1577 in das Westturmgeläut, ihr gelingt es, nach den beiden Englischen Glocken sehr gut zur kleinen Lemego-Glocke überzuleiten, andererseits passt sie mit ihrem etwas verworrenen Klangbild exzellent zu den Englischen Glocken.
    Im zweiten Teil der Vorstellung begleiten das Ausläuten nochmals einige Detailfotos von Westwerk und Domturm. Der spätromanische Turmhelm war zur Zeit der Fotoerstellung wegen eines brütenden Wanderfalkenpaares im Ostgiebel leider nicht zugänglich, daher können hier nur Fotos von einem Modell gezeigt werden.
    Zu hören sind folgende Glocken (Daten nach Quelle 4):
    Kleine Englische Glocke ~b‘‘ +1, 12. Jh., unbez.,
    490 mm, 106 kg.
    Große Englische Glocke ~as‘‘ +1, 13. Jh., unbez.,
    593 mm, 170 kg.
    Glocke des Rochus Nelmann von 1577 (seit 1993 Gottesglocke) es‘‘ -4
    750 mm, 310 kg.
    Glocke des Hermannus de Lemego (zug.), 13. Jh. (seit 1993 Stephanusglocke) b‘ -5
    998 mm, 765 kg
    Sturmglocke des Hermannus de Lemego, 13. Jh., f‘ -4
    1385 mm, 2100 kg
    Marienglocke des Johannes von Dortmund, 1469, es‘ -6
    1390 mm, 1820 kg
    Aufnahme: 23.07.2003
    Alle Fotos eigener Provenienz, 2021.
    An dieser Stelle ist herzlicher Dank zu sagen an Domküster zur Heiden für seine bemerkenswerte Kooperationbereitschaft, schon 2003/04 und auch für die jetzt vorgestellten Beiträge wieder!
    Verwendete Quellen/Literatur:
    1. Propst W. Dornschneider/Propst H. Lehrmann (Hrsg.): St. Patrokli in Soest, 1000jähriges Münster am Hellweg - Geschichte der Glocken, zusammengestellt und bearbeitet von Karl Josef zur Heiden, Hans-Herbert Mönnig Verlag, Iserlohn, 1998
    2. Propst W. Dornschneider (Hrsg.): St. Patrokli Soest, Geschichte und Gegenwart 1845-1995, Hans-Herbert Mönnig Verlag, Iserlohn 1995.
    3. H. Schwartz: Soest in seinen Denkmälern, II. Band, Westfälische Verlagsbuchhandlung Mocker & Jahn, Soest, 1956.
    4. Th. Halekotte, Gerhard Best: Glocken - Propsteikirche St. Patrokli, Soest, in: Erzbischöfliches Generalvikariat Paderborn (Hrsg.): Kirchenmusikalische Mitteilungen als Beilage zum kirchlichen Amtsblatt für die Erzdiözese Paderborn S3 95, Paderborn 1995.
    5. H. J. Sperling (Hrsg.): Soest St. Patrokli, Geschichte und Kunst, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg, 2012.

КОМЕНТАРІ • 5

  • @JRorgel
    @JRorgel 3 роки тому +2

    Herrlich - würzig, charakteristisch - da weht der Geist! Gefällt mir sehr gut, Danke für die wunderbare Aufnahme!

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  3 роки тому

      Dann hoffen wir, dass er (nicht nur in Soest) weiter wehen möge! Wie immer gern geschehen :-)

  • @glockenzeit
    @glockenzeit 3 роки тому +1

    Traumhaft! Was braucht es mehr...

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  3 роки тому

      Nicht viel - aber neue Glocken zur Entlastung waren/sind schon sinnvoll!