Bochum-Altenbochum, Pfarrkirche Liebfrauen - Abschiedsgeläut 1942 und Vollgeläut 2020

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  • Опубліковано 11 вер 2024
  • Vorab: Zunächst sind hist. Fotos der Kirche zu sehen, bei der aktuellen Aufnahme erscheinen zunächst Fotos der Kirche aus 2020, dann geht es zur Orgel und auf den Turm, die zweite Hälfte ist mit unsortierten Fotos aus vielen Jahren gefüllt, Liebfrauen ist Heimatkirche des Autors.
    Ob Altenbochum, ~890 in den Urbaren der Abtei Werden als „Aldanbochem“ erstmalig erwähnt, wirklich bedeutend älter ist als Cofbuockheim oder Cobuchem (Bochum), ist nicht zweifelsfrei zu klären. Die Namensdeutung besagt eine Siedlung oder ein Heim/einen Hof bei Buchen. Das Ruhrgebiet war bereits im 7. Jh. durch den Stamm der Brukterer besiedelt. Während sich Bochum im Laufe der Jahrhunderte zu einer ansehnlichen Ackerbürgerstadt entwickelte, blieb Altenbochum bis zur Industrialisierung eine kleine Bauernschaft mit wenigen hundert Einwohnern, kirchlich immer zur Mutterkirche St. Peter in Bochum gehörend.
    Die Liebfrauengemeinde wurde 1888 gegründet und eine Schule mit Notkapelle errichtet. Der Grundstein für die Pfarrkirche wurde am 5.11.1888 gelegt, die Benediktion erfolgte 1890, die Weihe 1896. Als typische Stufenhalle und erstes Werk des Bochumer Architekten Hermann Wielers zeigt sich Liebfrauen zwar stattlich und ortsbildprägend, hat aber auch den sich zurücknehmenden Charme einer Dorfkirche. Erwähnenswert ist die fast vollständig erhaltene neogotische Ausstattung. Der Innenraum harrt (Stand 2020) einer dringend fälligen Sanierung.
    Die Glockengeschichte der Kirche beginnt mit einem 1889 beim 36. Deutschen Katholikentag in Bochum erworbenen Ausstellungsgeläut der Glockengießerei Franz Otto aus Bremen. Die 3 Glocken f‘ as‘ b‘ kosteten mit dem eisernen Glockenstuhl 3800 RM. Ob es die klangliche Qualität war oder ggf. auch eine mangelnde Abstimmung zu den 1899 gegossenen Stahlglocken der benachbarten ev. Kirche - 1902/03 wurde das Geläut nach Gommern bei Magdeburg verkauft und im Februar 1903 ein 5stimmiges Geläut des‘ es‘ f‘ as‘ b‘ durch die Gießerei Otto geliefert, gegossen in schwerer Rippe. Die 2370 kg schwere Dreifaltigkeitsglocke wurde vom Landwirt Heinrich Goerdt gestiftet. Wohl zeitgleich wurde der noch heute vorhandene Glockenstuhl errichtet. Auf einem hohen Holzunterbau ruht der Stuhl, zusammengesetzt aus Stahlprofilen des Walzwerks Peine bei Hannover - seit 1914 patentiert als sog. „Peiner Träger“. Der Stuhl wurde im Laufe der Jahre durch Versetzen von Stuhlwänden den jeweiligen Geläuten angepasst. Das Geläut von 1903 war von ausgezeichneter Qualität, so dass alle Glocken im 1. Weltkrieg im Turm verblieben. 1926 wurden Läutemaschinen angeschafft. Auch im 2. Weltkrieg ging man wohl vom Erhalt der Glocken aus, denn noch 1941 wurden sie vom Bochumer Verein neu gelagert. Ende 1941 kam aber der Ablieferungsbefehl. Als „stiller Protest“ wurden 1941/42 die noch heute genutzten Krippenfiguren angeschafft. Die 4 großen Glocken wurden im Turm zerschlagen, die kleine verblieb als Läuteglocke.
    Schon 1946 erwarb die Gemeinde beim Bochumer Verein ein Geläut d‘ e‘ fis‘ a‘ h‘, gegossen in der mangelhaften Sekundschlagtonrippe. Von Anfang an war man mit dem Geläut unzufrieden, der Bochumer Verein wurde in langwierigen Verhandlungen um einen kostenlosen Austausch der Glocken gebeten - unter Androhung von „Negativwerbung“. Nicht ganz kostenfrei, aber für 11.000 statt 25.000 DM (die Glocken 1946 kosteten 11.000 RM) kam dann 1954 das heutige Geläut auf den Turm, ein Musterbeispiel dafür, was gute Stahlglocken, verbunden mit einer guten Akustik der Stube, zu leisten vermögen. 1990 ersetzte man eine Stahlglocke von 1893 im Dachreiter mit der überschweren Angelusglocke, die, ungewöhnlicherweise, in Liebfrauen auch als Festtagsglocke dient - so wie in der vorgelegten Aufnahme zu hören. Das Liebfrauengeläut ist bis heute das wohl meistgenutzte Geläute Bochums.
    Aufnahme: 13.04.2020 - Festgeläut zum Ostermontag in der Corona-Krise.
    S/W-Fotos: Archiv der Kirchengemeinde.
    Alle anderen Fotos eigener Provenienz.
    Dank gilt Herrn Pfarrer P. David Ringel OCist für die Erlaubnis zur Veröffentlichung, vor allem aber dem Küster Herrn Bernd Kopetsch für seine Unterstützung und die erwähnenswert vorbildliche Betreuung des Geläutes.
    Verwendete Quellen/Literatur:
    Pfarrarchiv/Pfarrchronik der Liebfrauengemeinde Altenbochum.
    KG Liebfrauen (Hrsg.): Msgr. E. Donders: Liebfrauen-Kirche Bochum-Altenbochum (Kirchenführer), Bochum 1990.
    KG Liebfrauen (Hrsg.): Die Sauer-Orgel in der Pfarrkirche zu Bochum-Altenbochum/Festschrift zur Orgelweihe, Bochum 1998.
    Frielinghaus/Küppers/Schwartzkopff/Vogt (Hrsg.): Die Bochumer Propsteikirche und ihre Kunstschätze, Schriftenreihe des Archivs Haus Laer in Bochum, Verlag Laupenmühlen & Dierichs, Bochum 1971.
    Christel Darmstadt (Hrsg.): Sakrale Baukunst in Bochum, Verlag Schürmann + Klagges, Bochum, 2003, S. 34, 36, 37 und 218.
    G. Hoffs: Glockenkatalog des Bistums Essen (Vorläufer zum Glockenbuch), bearbeitet von S. Schritt, Trier, ohne Jahreszahl.

КОМЕНТАРІ • 26

  • @stahlglocke
    @stahlglocke  4 роки тому +3

    Zur hist. Aufnahme des Abschiedsgeläuts der Otto-Glocken von 1942: Es handelt sich hier um einen gekürzten Ausschnitt, im Original erklingt das Geläut gute 3 Minuten, allerdings auch ohne Anläuten. Die Glocken wurden, zusammen mit einer Ansprache des damaligen Pfarrers Heinrich Pieper auf Schellack-Platte aufgenommen. In den 1990er Jahren wurde diese Aufnahme, ergänzt um begleitende Worte des damaligen „Herausgebers“ und des Pfarrers M. Janßen, als Baustein für die neue Liebfrauenorgel auf Musikkassette veröffentlicht, und 2004 vom Autor digitalisiert.

    • @glockenzeit
      @glockenzeit 4 роки тому +3

      Höchst interessant. Mir liegt derweil auch eine solche Aufnahme vor - deren Veröffentlichung ist im Laufe der nächsten Monate angedacht. Das Anläuten ist auch bei „meiner“ Aufnahme nicht zu hören - welche Firma war denn für die Tonaufzeichnung zuständig?
      Jedenfalls vielen Dank für diese einmalige Präsentation!

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  4 роки тому

      @@glockenzeit Wer die Aufnahme damals gemacht hat, lässt sich leider nicht nachvollziehen. Ich habe auch nur die Version auf MC zur Verfügung. Im Original erklingen hier zunächst die Worte von Pfr. Pieper, das Geläut wird dann eingeblendet.

  • @thomaswinter9546
    @thomaswinter9546 Рік тому +2

    Wunderbares Geläute 😊

  • @TheRealGlockenGusstavo
    @TheRealGlockenGusstavo 9 місяців тому +1

    Das alte Geläut hört sich aber sehr schön an. Schade, dass sie weg sind.

  • @richardmetz9848
    @richardmetz9848 4 роки тому +1

    Das ehemalige Geläute von vor 1942 war ein schönes Geläute ! Und das jetzige Stahlgeläute mit der kleinen Bronzeglocke gefällt mir sehr gut . Ich habe selbst privat ein dreier Srahlgeläute ( Gießer : J. F. Weule 1949 Bockenem am Harz ) das wird ebenfalls bewundert .

  • @AK-jj2he
    @AK-jj2he 4 роки тому +1

    Ein sehr schönes Stahl Geläut. Die historische Aufnahme gefällt mir auch besonders.

  • @richardmetz9848
    @richardmetz9848 4 роки тому +1

    Es ist doch wundervoll , das so eine Aufname von 1942 überhaupt existiert ! 👍👍 Ich wäre froh , wenn es auch von unserem Ort wo genau das gleiche Schicksal erlebt hatte eine solche Aufnahme gäbe ( Ertingen , Oberschwaben )

  • @Osnabruecker_Glocken
    @Osnabruecker_Glocken 4 роки тому +1

    Hut ab! Eine gute Präsentation von dem alten/jetzigen Geläut und der Kirche.
    Das Geläut habe ich noch in bester Erinnerung. ;-)

  • @jkoch1385
    @jkoch1385 4 роки тому +1

    Ein wirklich gutes Stahlgeläut; habe auch schon die eine oder andere Aufnahme gemacht und könnte es immerwieder hören. Der Umgang mit den Glocken (vor allem sauberes Ein- und Ausläuten) hätte Vorbildfunktion für viele Kirchengemeinden.

  • @Glockenfampf
    @Glockenfampf 4 роки тому +1

    Das ist ein tolles Stahlgeläut wow.
    Das Ottogeläut muss aber auch gut gewesen sein. Wenn ich das mit alten Platten nicht mehr vorhandener Hamm-Geläute vergleiche, die angeblich damals immer das schönste Geläut der Region waren, dann sind das Welten.

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  4 роки тому

      Die Pfarrchronik erwähnt an vielen stellen, wie sehr man mit dem klangvollen Geläut von 1903 zufrieden war!

  • @lucarichard5899
    @lucarichard5899 4 роки тому +1

    Ein schönes Stadtgeläut mit der kleinen Bronzeglocke.

  • @Eisenkuester
    @Eisenkuester 4 роки тому

    Selten so einen schönen, abwechslungsreichen und aufwändigen
    Blumenschmuck in einer Kirche gesehen! Wow!

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  4 роки тому +2

      Ein "normaler", jahreskreiszeitlicher Schmuck ist auf den beiden Fotos ab 16:54 zu sehen. Das hier gezeigte Material ist nur ein winziges Bruchstück einer seit über 30 Jahren andauerenden One-Man-Show. Unser Küster ist nicht nur in diesen Belangen einmalig!

  • @Sosias84
    @Sosias84 4 роки тому +1

    Ein schönes Video!

  • @bernddoerper5667
    @bernddoerper5667 4 роки тому

    Durfte es vor 3 Tagen mal wieder life hören als ich mit dem Fahrrad zum Dienst über die Wittener Straße fuhr. Klingt dann noch schöner als im Video.

  • @Glockentim
    @Glockentim 4 роки тому +1

    Wunderbares, kräftiges BVG-Geläut! Ich höre es mir immer wieder gerne an! V7 ist sowieso mein Ding. Schöne Präsentation mit den neuen und alten Fotos! Bei den historischen Fotos ist eine Glocke am Turmhelm zu erkennen. Ist darüber etwas bekannt? Und was ist mit der alten Stahlglocke aus dem Dachreiter passiert?

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  4 роки тому

      Es gibt Kommentare, über die man sich ganz besonders freut - vielen Dank dafür! Nein, über die Glocke am Turmhelm ist nichts bekannt, die Pfarrchronik erwähnt weder die alte Turmuhr noch die Glocke. Die Stahlglocke aus dem Dachreiter stand wohl längere Zeit im Keller des Pflegeheimes der Gemeinde, Verbleib unbekannt.

    • @Glockentim
      @Glockentim 4 роки тому

      @@stahlglocke Danke!

  • @markusmockel2784
    @markusmockel2784 4 роки тому +1

    Sehr schöne Präsentation. Leider ist die Intonation der Anlage nicht ganz optimal, die Anschlagfrequenzen passen nicht zu einander und die beiden mittleren Glocken gehen unter, vor allem die Glocke 2. Auf alten Aufnahmen klingt es besser

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  4 роки тому

      Nun, Du kennst ja die "Leidensgeschichte". Wir sind froh, das die Große nunmehr endlich wieder vernünftig läutet. Die d' ist bereits seit 1988 mit Einbau der neuen Maschine schwächer intoniert, ihr Läutetempo deckt sich nahezu mit der e'. Die e' wurde neu gelagert, vielleicht dabei auch ein wenig "heruntergeschraubt"? Ich finde jedoch sie klingt eigentlich unverändert.

  • @maciek8323
    @maciek8323 4 роки тому

    Danke für das schöne Video! Bei 5:57 sieht man das, was bei St. Antonius-Abbas von Idioten herausgerupft wurde, richtig?

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  4 роки тому

      Gern geschehen, aber Liebfrauen hat auch im Detail nichts mit St. Antonius Stahlhausen zu tun!

    • @maciek8323
      @maciek8323 4 роки тому

      @@stahlglocke Wenn man das so sagen kann, ist Liebfrauen bei weitem die hochwertigere Kirche als St Antonius, mit der weitaus längeren Geschichte.

    • @stahlglocke
      @stahlglocke  4 роки тому

      @@maciek8323 Das kann man so nicht sagen. Altenbochum ist als Stadtteil sicher älter und vielleicht bedeutender als Stahlhausen, die Kirchen lassen sich weder in Geschichte noch Ausstattung unmittelbar vergleichen. St. Antonius muss ein enormer Glanzpunkt im (dreckigen) Industriegewirr in Stahlhausen gewesen sein!