Friedrich Schiller „Die Ideale“

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  • Опубліковано 26 сер 2024
  • Rezitation: Jürgen Goslar
    von der CD - Friedrich Schiller - die schönsten Gedichte
    erschienen im ZYX Music Verlag
    ISBN 978-3-86549-773-4
    Text:
    So willst du treulos von mir scheiden
    Mit deinen holden Phantasien,
    Mit deinen Schmerzen, deinen Freuden,
    Mit allen unerbittlich fliehn?
    Kann nichts dich, Fliehende, verweilen,
    O meines Lebens goldne Zeit?
    Vergebens, deine Wellen eilen
    Hinab ins Meer der Ewigkeit.
    Erloschen sind die heitern Sonnen,
    Die meiner Jugend Pfad erhellt;
    Die Ideale sind zerronnen,
    Die einst das trunkne Herz geschwellt;
    Er ist dahin, der süße Glaube
    An Wesen, die mein Traum gebar,
    Der rauhen Wirklichkeit zum Raube,
    Was einst so schön, so göttlich war.
    Wie einst mit flehendem Verlangen
    Pygmalion den Stein umschloß,
    Bis in des Marmors kalten Wangen
    Empfindung glühend sich ergoß,
    So schlang ich mich mit Liebesarmen
    Um die Natur, mit Jugendlust,
    Bis sie zu athmen, zu erwarmen
    Begann an meiner Dichterbrust,
    Und, theilend meine Flammentriebe,
    Die Stumme eine Sprache fand,
    Mir wiedergab den Kuß der Liebe
    Und meines Herzens Klang verstand;
    Da lebte mir der Baum, die Rose,
    Mir sang der Quellen Silberfall,
    Es fühlte selbst das Seelenlose
    Von meines Lebens Wiederhall.
    Es dehnte mit allmächt'gem Streben
    Die enge Brust ein kreisend All,
    Herauszutreten in das Leben,
    In That und Wort, in Bild und Schall.
    Wie groß ward diese Welt gestaltet,
    So lang die Knospe sie noch barg;
    Wie wenig, ach! hat sich entfaltet,
    Dies Wenige, wie klein und karg!
    Wie sprang, von kühnem Muth beflügelt,
    Beglückt in seines Traumes Wahn,
    Von keiner Sorge noch gezügelt,
    Der Jüngling in des Lebens Bahn.
    Bis an des Äthers bleichste Sterne
    Erhob ihn der Entwürfe Flug;
    Nichts war so hoch und nichts so ferne,
    Wohin ihr Flügel ihn nicht trug.
    Wie leicht war er dahin getragen,
    Was war dem Glücklichen zu schwer!
    Wie tanzte vor des Lebens Wagen
    Die luftige Begleitung her!
    Die Liebe mit dem süßen Lohne,
    Das Glück mit seinem goldnen Kranz,
    Der Ruhm mit seiner Sternenkrone,
    Die Wahrheit in der Sonne Glanz!
    Doch, ach! schon auf des Weges Mitte
    Verloren die Begleiter sich,
    Sie wandten treulos ihre Schritte,
    Und einer nach dem andern wich.
    Leichtfüßig war das Glück entflogen,
    Des Wissens Durst blieb ungestillt,
    Des Zweifels finstre Wetter zogen
    Sich um der Wahrheit Sonnenbild.
    Ich sah des Ruhmes heil'ge Kränze
    Auf der gemeinen Stirn entweiht.
    Ach, allzuschnell, nach kurzem Lenze
    Entfloh die schöne Liebeszeit!
    Und immer stiller ward's und immer
    Verlaßner auf dem rauhen Steg;
    Kaum warf noch einen bleichen Schimmer
    Die Hoffnung auf den finstern Weg.
    Von all dem rauschenden Geleite
    Wer harrte liebend bei mir aus?
    Wer steht mir tröstend noch zur Seite
    Und folgt mir bis zum finstern Haus?
    Du, die du alle Wunden heilest,
    Der Freundschaft leise, zarte Hand,
    Des Lebens Bürden liebend theilest,
    Du, die ich frühe sucht' und fand.
    Und du, die gern sich mir ihr gattet,
    Wie sie, der Seele Sturm beschwört,
    Beschäftigung, die nie ermattet,
    Die langsam schafft, doch nie zerstört,
    Die zu dem Bau der Ewigkeiten
    Zwar Sandkorn nur für Sandkorn reicht,
    Doch von der großen Schuld der Zeiten
    Minuten, Tage, Jahre streicht.
    Bilder: Gustave Doré ( *1832 - †1883 )

КОМЕНТАРІ • 8

  • @hanni6225
    @hanni6225 Рік тому +1

    Ganz großartig 👍
    Ganz herzlichen DANK 🌿🧡🌿

  • @UdoAwe
    @UdoAwe 10 років тому +4

    Perfekt vorgetragen und ein Großes Werk von Friedrich Schiller

  • @annik1136
    @annik1136 4 роки тому

    Ein wunderschönes Gedicht, das so viel Weisheit und Gefühl zugleich enthält. Und selbstverständlich fantastisch von Ihnen vorgetragen!

  • @hildebuto3148
    @hildebuto3148 3 роки тому

    Vor 65 Jahren hörte ich rs in der Mittelschule in Lüneburg,von unserem Lehrer.Vielen Dank für die tollen Worte.

    • @karinliane547
      @karinliane547 3 роки тому

      Wie schön es Schiller' d an diesem
      Morgen !
      Die. Sandkörner fliessen ungehindert
      in. die. Sanduhr !
      Die. Muse klopft an die. Haustür !
      Lass mich eintreten !
      Es gibt keine. Zeit zu verlieren. , nur.zu gewinnen. !
      Engelgleiche. Wesen gehen über
      Schicksalhafte. Wege. !
      Das. Salz der. Tränen trocknet auf den
      Wangen. !
      Die. Zeit dahin geronnen !
      Ein. Lächeln. wartet auf den. Einsatz ! 🌹

  • @DallasGreen123
    @DallasGreen123 8 років тому +2

    Ich bin erst 24, dieses Gedicht sollte mich nicht so tief berühren und doch tut es das.

    • @wortlover
      @wortlover  8 років тому +3

      +DallasGreen123 das ist die Magie des Textes . . . . schön, dass es so ist.

  • @mmbmbmbmb
    @mmbmbmbmb 10 років тому +1

    oh, how this resonates ...