Georg Trakl „Gesang zur Nacht“ I
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- Опубліковано 25 сер 2024
- Rezitation: Oskar Werner
von der CD
„Oskar Werner spricht Gedichte“
erschienen bei amadeo Österr. Schallplatten
ASIN: B000025GOM
Vergleichsrezitation: Fritz Stavenhagen
Link: • Georg Trakl „Gesang zu...
Text:
I
Vom Schatten eines Hauchs geboren
Wir wandeln in Verlassenheit
Und sind im Ewigen verloren,
Gleich Opfern unwissend, wozu sie geweiht.
Gleich Bettlern ist uns nichts zu eigen,
Uns Toren am verschloßnen Tor.
Wie Blinde lauschen wir ins Schweigen,
In dem sich unser Flüstern verlor.
Wir sind die Wandrer ohne Ziele,
Die Wolken, die der Wind verweht,
Die Blumen, zitternd in Todeskühle,
Die warten, bis man sie niedermäht.
II
Daß sich die letzte Qual an mir erfülle,
Ich wehr’ euch nicht, ihr feindlich dunklen Mächte.
Ihr seid die Straße hin zur großen Stille,
Darauf wir schreiten in die kühlsten Nächte.
Es macht mich euer Atem lauter brennen,
Geduld! Der Stern verglüht, die Träume gleiten
In jene Reiche, die sich uns nicht nennen,
Und die wir traumlos dürfen nur beschreiten.
III
Du dunkle Nacht, du dunkles Herz,
Wer spiegelt eure heiligsten Gründe,
Und eurer Bosheit letzte Schlünde?
Die Maske starrt vor unsrem Schmerz -
Vor unsrem Schmerz, vor unsrer Lust
Der leeren Maske steinern Lachen,
Daran die irdnen Dinge brachen,
Und das uns selber nicht bewußt.
Und steht vor uns ein fremder Feind,
Der höhnt, worum wir sterbend ringen,
Daß trüber unsre Lieder klingen
Und dunkel bleibt, was in uns weint.
IV
Du bist der Wein, der trunken macht,
Nun blut ich hin in süßen Tänzen
Und muß mein Leid mit Blumen kränzen!
So will's dein tiefster Sinn, o Nacht!
Ich bin die Harfe in deinem Schoß,
Nun ringt um meine letzten Schmerzen
Dein dunkles Lied in meinem Herzen
Und macht mich ewig, wesenlos.
V
Tiefe Ruh - o tiefe Ruh!
Keine fromme Glocke läutet,
Süße Schmerzensmutter du -
Deinen Frieden todgeweitet.
Schließ mit deinen kühlen, guten
Händen alle Wunden zu -
Daß nach innen sie verbluten -
Süße Schmerzensmutter - du!
VI
O laß mein Schweigen sein dein Lied!
Was soll des Armen Flüstern dir,
Der aus des Lebens Gärten schied?
Laß namenlos dich sein in mir -
Die traumlos in mir aufgebaut,
Wie eine Glocke ohne Ton,
Wie meiner Schmerzen süße Braut
Und meiner Schlafe trunkner Mohn.
VII
Blumen hörte ich sterben im Grund
Und der Bronnen trunkne Klage
Und ein Lied aus Glockenmund,
Nacht, und eine geflüsterte Frage;
Und ein Herz - o todeswund,
Jenseits seiner armen Tage.
VIII
Das Dunkel löschte mich schweigend aus,
Ich ward ein toter Schatten im Tag -
Da trat ich aus der Freude Haus
In die Nacht hinaus.
Nun wohnt ein Schweigen im Herzen mir,
Das fühlt nicht nach den öden Tag -
Und lächelt wie Dornen auf zu dir,
Nacht - für und für!
IX
O Nacht, du stummes Tor vor meinem Leid,
Verbluten sieh dies dunkle Wundenmal
Und ganz geneigt den Taumelkelch der Qual!
O Nacht, ich bin bereit!
O Nacht, du Garten der Vergessenheit
Um meiner Armut weltverschloss’nen Glanz,
Das Weinlaub welkt, es welkt der Dornenkranz.
O komm, du hohe Zeit!
X
Es hat mein Dämon einst gelacht,
Da war ich ein Licht in schimmernden Gärten,
Und hatte Spiel und Tanz zu Gefährten
Und der Liebe Wein, der trunken macht.
Es hat mein Dämon einst geweint,
Da war ich ein Licht in schmerzlichen Gärten
Und hatte die Demut zum Gefährten,
Deren Glanz der Armut Haus bescheint.
Doch nun mein Dämon nicht weint noch lacht,
Bin ich ein Schatten verlorener Gärten
Und habe zum todesdunklen Gefährten
Das Schweigen der leeren Mitternacht.
XI
Mein armes Lächeln, das um dich rang,
Mein schluchzendes Lied im Dunkel verklang.
Nun will mein Weg zu Ende gehn.
Laß treten mich in deinen Dom
Wie einst, ein Tor, einfältig, fromm,
Und stumm anbetend vor dir stehn.
XII
Du bist in tiefer Mitternacht
Ein totes Gestade an schweigendem Meer,
Ein totes Gestade: Nimmermehr!
Du bist in tiefer Mitternacht.
Du bist in tiefer Mitternacht
Der Himmel, in dem du als Stern geglüht,
Ein Himmel, aus dem kein Gott mehr blüht.
Du bist in tiefer Mitternacht.
Du bist in tiefer Mitternacht
Ein Unempfangner in süßem Schoß,
Und nie gewesen, wesenlos!
Du bist in tiefer Mitternacht.
Bilder: Fotocollage
Bekomme immer wieder Gänsehaut von dieser Rezitation... Oskar Werners Stimme ist einfach eine Wucht! Er war ein Ausnahmetalent sondergleichen und ist bis heute eine Legende und m.E. einer der, wenn nicht so gar DER beste Schauspieler, den Österreich jemals hatte.
Georg Trakl gehört zu meinen Lieblingsdichtern, leider bekommt er nicht die Aufmerksamkeit und Ehre, die er verdient hätte.
Ich weiß nicht mehr, wie oft ich diese Rezitation schon angehört habe, sie berührt mich immer wieder. Als ich sie zum ersten Mal gehört habe, hat's mich echt umgehauen! Danke für's Hochladen! 🙂
Mich berührt Werners Stimme auch soooo. Stimmt genau was Sie schreiben. Ich werde mir diese Rezitation vom unvergesslichen Oskar Werner noch mehrere Male anhören. 💜💜Diana zwahlen ch
@@DIANA-rv7zn Schön, dass ich nicht allein mit dieser Meinung bin! LG 😊
Hier sind Worte überflüssig.
Diese wunderbare LYRIK GEORG TRAKLS, die große Traurigkeit, die Tiefe Schwermut, empfindet man nur nach, wenn man sie selbst fühlt, selbst im Inneren verbirgt.
Wunderbar rezitiert .
DANKE
Ich lasse es nachwirken und höre diesen traurigen, verlorenen Ton in seiner einzigartigen Stimme. Seine Biographie gelesen und hat mich sehr berührt, besten Dank.
Von Oskar Werner? Biographie? ? Ich habe 2 Biographien über Ihn. Diana zwahlen ch
Eine wunderbare innerlich lebende Stimme...
21.12.2016 Wintersonnenwende
Einmalig, den Gesang zur Nacht von Trakl mit der Stimme von Oskar Werner zu hören.
Lichte Gestalten in dieser Welt. Herzlichen Dank für dieses Video, das so einfühlsam und zugleich kunstvoll gestaltet ist. Liebe Grüße von Raymond Hummy
danke für den Zuspruch . . . solche Kommentare sind es, die mir helfen weiter zu machen.
Gruß auch von mir!
Sehr eigene tiefgründige Gedanken...voller fantastischer Visionen. Schwermütig und hinterfragend...unglücklich und der Welt abhanden gekommen.Und doch bewundernswert , so formulieren zu können. Nicht einmal fremd (mir) in jeder Hinsicht..und voller Melancholie. Ein Meister in der Darstellung seiner geschilderten Gemütsverfassung.
Solch Schönheit in dieser tiefen, traurigen Poesie ...
Jaaaa! Dermassen melancholisch schön!!Ich werde es noch mehrere Male anhören.
Traurige, trostlose WORTE
eines Menschen ohne Hoffnung.
Allein sie zu hören, stimmt uns traurig.
Sehr überzeugt vorgetragen.
Herzlichen Dank ♥️
Diese Stimme!
Hallo mein herr,
Ich bin französisch und lerne deutsch, außerdem ich liebe die dichtung von Georg Trakl sehr. Es ist eine Chance und ein Vergnügen, zu hören, dass Sie dies deklamieren.
Vielen Dank.
Ihre, Peregrinus
Wow - ich kann fühlen - was er fühlte! Und so grausam und traurig wie es auch erscheint - es ist gelebte Leidenschaft! ❤️
Sehr schöne Collage. Das Gedicht ist dermaßen traurig und hoffnungslos, keine Erlösung, und beschreibt den Tiefpunkt einer Kreatur, die nicht einmal mehr aufschreit. Danke. Es ist ein Gedicht über den Tod (von Menschen gemacht?) über den Krieg.
Unendliche Traurigkeit.
Gigantisch gut.
Das ist das erste Mal das ich den genialen Oscar Werner Trakl höre-was für ein Genuß danke dafür Hanna Maria
unnachahmlich schön...
Du dunkle Nacht. Du dunkles Herz.
.Die dunkle seite des Momdes.
Fein!
Schmerz und Lust
WUNDERBAR
das 20. jahrhundert in einem gedicht, oder die menschliche kondition, ganz wie man will
amazing video
Was für ein kaputter Typ und was für tiefe, schöne Gedichte.
Kitsch, der ganz einfach am Mitmenschen zieht eben auch. Zu viel Selbstbedeutung und Wiederholung.
Kunsthandwerk, wurzelnd in eigenen Schwierigkeiten, nicht Kunst.
@@JamesBrown-ux9ds Wie kommen Sie darauf, dass das Kitsch oder Kunsthandwerk sei?
@@Piflaser ganz einfach : blasierte Nebochanten sondern solch‘ einen Dünnpfiff ab.
@@siegfriedv.hammerstahl7919 Ist natürlich nicht so robust wie Sieg, Fried, Hammer und Stahl.
Kann mir jemand sagen, in welchem Jahr Georg Trakl das Gedicht geschrieben hat?
Ein Manifest!
MONDES
Hin
Zum Selbstmord
Erschütternd! 🐦
das war Trakl, zerrissen, ich sich selbst und in der Welt
Emo