Es zieht

Es zieht
Ganz weit unten in der dunklen Tiefe versunken
liegen meine Schätze geborgen, zum Bergen bereit
Endlich werde ich traurig und steige zu ihnen nach unten
ganz allein
Die erste Truhe ist geöffnet, sie enthält Bilder
Zur zweiten habe ich keinen Schlüssel, aus ihr fließt es rot
Ich werde überwältigt, meine Gefühle werden wilder
Alles gerät aus dem Lot
Es zieht in mir, ich bin hin und weg
und Tränen übernehmen mich
Ich falle aus allen Wolken und werde
auf meine Füße gestellt
Es zieht und weht, die Türen sind offen
Ich werde neu geboren
Die Nacht wird zum Morgen
und langsam wird es hell
Es zieht mich und keiner hält mich
und die Erde dreht sich schnell
Mein Leben stand geschützt unter einem Felsen
und nun, da er bröckelte, merkte ich,
der Felsen war ich
Seitdem werde ich ständig sentimental
und ich kann mir nicht helfen
Das Leben verflüssigt sich
Wo bist du, meine gewohnte Konstante?
Ich kann dich nicht mehr spüren
Ich werde allmählich auseinandergerissen
Wohin wird es führen?
Ich habe keinen Grund mehr zum Lachen
und doch platzt das Lachen aus mir heraus
Ganz weit unten in der dunklen Tiefe versunken
Bin ich bei meinen Schätzen, aufgeweicht
Ich bin sprachlos, das Leben macht mich betrunken
Ich bin reich
Es sprudelt und jubelt in mir, ich möchte was schenken
Etwas von meinen Schätzen,
wem immer es gefällt....
M+T: Lars Götz, 2015