Die absolut beste Interpretation des Werthers, die ich je gehört/gelesen habe: Das Scheitern am eigenen Dilettantismus angesichts der Fähigkeit, ganz grosse "Weltkunst" in ihrer vollen Dimension erkennen zu können.
Die Leiden des jungen Werther sind für mich auf ewig mit Edgar Wibeau verbunden. Der hatte das Buch ja bekanntermaßen auf dem Klo im Schrebergarten gefunden. 😂 Später führte uns dann der Lehrkörper noch die Verfilmung der neuen Leiden vor. Alles eine Ewigkeit her. Den Werther und vor allen Goethes Gedichte hab ich später dann noch lieben gelernt. Die Besprechung fand ich sehr kurzweilig und interessant. Vielen Dank dafür.
Trotz der wenigen Planung doch ein sehr umfassendes und schönes Video! :) Ich habe den Roman tatsächlich sehr gemocht, weil er so viel Diskussionspotenzial geboten hat. In meinem Universitätsseminar, durch den ich 'den Werther' auch erst gelesen habe, haben wir stundenlang darüber diskutiert, ob Albert nun eine Teilschuld an Werthers Tod hat, für wie authentisch man die Briefe Werthers im Bezug auf die Veröffentlichung durch einen fiktiven Herrausgeber halten kann und natürlich in welchen Momenten sich Werther noch alles als egoistisch, aufdringlich und unsympathisch entpuppt. All das hat mir sehr viel Spaß gemacht, es war beinahe ein wenig wie Detektivarbeit, da ich mit einem ziemlichen Vertrauensvorschuss an die Hauptperson herangegangen bin und auch erst durch manche Diskussionen einen anderen Blickwinkel eingenommen habe. Und das, denke ich, ist meistens auch das Problem bei den Personen, die den Roman ablehnen, nur weil ihnen die Hauptperson nicht gefällt: Da in der heutigen Literatur die Hauptperson meistens darauf ausgelegt ist, dass man sich mit ihr identifizieren kann und sie im allgemeinen mag, ist es ein größerer Schlag ins Gesicht, wenn man dann Stück für Stück Werthers unsympathisches Verhalten mitbekommt. (Allerdings ist das meiner Meinung nach kein valider Grund einen Roman nicht zu mögen...)
Vielen Dank für deine spannenden Ergänzungen! Ja, ich stimme dir absolut zu: Detektivarbeit ist der richtige Ausdruck! Ob man Albert einen Vorwurf machen kann? Ich versuche mich mal für einen Augenblick in Albert hineinzuversetzen... 🙃 Ich glaube, ich wäre mit Werther noch ganz anders umgesprungen... 😆
Ein Klassiker den ich auch gerne lesen möchte. Ich hatte das Glück, dass es in der Schulzeit keine Pflichtlektüre war. Ich denke man hat mehr Abneigung, wenn es eine Pflichtlektüre ist, zu der Interpretation hinzu kommt und das ist durchaus zermürbend.
Man darf einiges an Werther bewundern, aber er ist unterm Strich eben keine positive Figur. Sich mit ihm zu identifizieren, bedeutet sich selbst und die eigene Wahrnehmung absolut zu setzen. LG
Ich finde '13 reasons why' bei Netflix ist quasi die moderne Variante des Werthers. Merke immer wieder Parallelen obwohl natürlich die jeweils genannten Gründe unterschiedlich sind.
Lese ich derzeit. Nur noch 50Seiten. Ich lese es in der Fassung von 1774 und es fällt mir schon durchaus schwer über die ein oder andere Schreibweise hinweg zu lesen. Bsp.Zwey statt zwei usw. Mein Auge erfasst das als unnatürlich auf🙈😁😆
Wieviel Autobiografie von Goethe ist denn nun enthalten? Im Film "Goethe" bedienen sich Regisseur und Drehbuchautor der Geschichte eines Freundes Goethes, während Goethe selbst ebenfalls eine unglückliche Liebe erlebt. Aber ich habe gefunden, was ich suchte dank dieser Besprechung.
Vielen Dank! Schon viel Autobiografisches, keine Frage. Da werden eigene Erlebnisse und Erfahrungen und die anderer Menschen geplündert, was das Zeug hält. Aber Goethe ist eben doch kein Werther.
Ich gestehe, dass ich zu jenen gehöre, welche viel zu jung mit diesem Buch konfrontiert wurde. Werther war mir immer zu weltfremd und zu schwärmerisch, und nun ja... zu selbstmitleidig (was ich echt nicht ausstehen kann). Dass er aber absolut widersprüchlich ist in seinem Narzissmus (abgespaltene Gefühle) und seinem Gefühlsüberschwang, war mir nie so richtig klar. Dass dieses Paradoxon für die Konstruktion des Werks aber zwingend ist, verstehe ich mittlerweile. Auch Lotte hat diese Polarität, da ihr Name "die Freie" bedeutet, sie aber die ganze Zeit schon gebunden und nicht mehr zu haben ist. Ich beneide Herrn von Goethe um die Lesesalons, die Diskussionen und um seine eingeweihten Freunde. Im Nachhinein betrachtet war das Literaturstudium eine viel zu hektische Angelegenheit...
Vielen Dank für diese wertvollen Gedanken! Ja, ich erinnere mich noch dunkel an eine Auseinandersetzung mit einem Kommilitonen, der Werther eher als missverstandenes Opfer empfand, sich teilweise sehr in ihn einfühlen konnte und meine Kritik an dieser Figur (nie am Roman!) daher durchaus persönlich nahm.
@@literaturundwhisky Nein, Ihre Kritik ist angebracht und sehr fundiert, ich folge den Argumenten mit Genuss! Auch Ihr Fazit: Ja, Herr von Goethe wusste, dass er kein Dilettant ist und er hat es allen gezeigt. Herrlich! Fundiert und mit der richtigen Intuition, ich kann fast nicht glauben, dass Sie kein Drehbuch haben. "Dass es würde der Spiegel deiner Seele, wie die Seele ist der Spiegel des unendlichen Gottes." (Dionysos: "Der von der doppelten Tür"). In diesem Buch liegt so einiges aufeinandergeschichtet. Dass der Dilettant die Formen in der Natur nicht erkennt, glaube ich dem geschätzten Dichter nicht. Ich denke, dass er hier den erwähnten Spiegel zückt und den wahren Künstler die innerste Seele, den wahren Kern des grossen Ganzen erkennen lässt. Ich hätte Ihr Video als Teenager gerne zur Verfügung gehabt. Man hadert innerlich mit seiner Abneigung gegen die Figur und ihre Ansichten, ringt mit seinen Argumenten und wagt doch kaum, so schroff mit einer Figur ins Gericht zu gehen, insbesondere, wenn man sich sicher ist, dass der Dozent das Buch liebt.
Die absolut beste Interpretation des Werthers, die ich je gehört/gelesen habe: Das Scheitern am eigenen Dilettantismus angesichts der Fähigkeit, ganz grosse "Weltkunst" in ihrer vollen Dimension erkennen zu können.
Ganz herzlichen Dank! Ja, ein geniales Werk!
Das Video macht Lust aufs Buch. Was hier spontan geschieht, schaffen andere nicht mit Planung!
Vielen lieben Dank für die freundlichen Worte! Das Buch lohnt die Lektüre!
Die Leiden des jungen Werther sind für mich auf ewig mit Edgar Wibeau verbunden. Der hatte das Buch ja bekanntermaßen auf dem Klo im Schrebergarten gefunden. 😂
Später führte uns dann der Lehrkörper noch die Verfilmung der neuen Leiden vor. Alles eine Ewigkeit her. Den Werther und vor allen Goethes Gedichte hab ich später dann noch lieben gelernt. Die Besprechung fand ich sehr kurzweilig und interessant. Vielen Dank dafür.
Vielen lieben Dank!
Und ich tue mich trotz Plenzdorf damit immer noch sehr schwer.
Trotz der wenigen Planung doch ein sehr umfassendes und schönes Video! :) Ich habe den Roman tatsächlich sehr gemocht, weil er so viel Diskussionspotenzial geboten hat. In meinem Universitätsseminar, durch den ich 'den Werther' auch erst gelesen habe, haben wir stundenlang darüber diskutiert, ob Albert nun eine Teilschuld an Werthers Tod hat, für wie authentisch man die Briefe Werthers im Bezug auf die Veröffentlichung durch einen fiktiven Herrausgeber halten kann und natürlich in welchen Momenten sich Werther noch alles als egoistisch, aufdringlich und unsympathisch entpuppt. All das hat mir sehr viel Spaß gemacht, es war beinahe ein wenig wie Detektivarbeit, da ich mit einem ziemlichen Vertrauensvorschuss an die Hauptperson herangegangen bin und auch erst durch manche Diskussionen einen anderen Blickwinkel eingenommen habe. Und das, denke ich, ist meistens auch das Problem bei den Personen, die den Roman ablehnen, nur weil ihnen die Hauptperson nicht gefällt: Da in der heutigen Literatur die Hauptperson meistens darauf ausgelegt ist, dass man sich mit ihr identifizieren kann und sie im allgemeinen mag, ist es ein größerer Schlag ins Gesicht, wenn man dann Stück für Stück Werthers unsympathisches Verhalten mitbekommt. (Allerdings ist das meiner Meinung nach kein valider Grund einen Roman nicht zu mögen...)
Vielen Dank für deine spannenden Ergänzungen! Ja, ich stimme dir absolut zu: Detektivarbeit ist der richtige Ausdruck! Ob man Albert einen Vorwurf machen kann? Ich versuche mich mal für einen Augenblick in Albert hineinzuversetzen... 🙃 Ich glaube, ich wäre mit Werther noch ganz anders umgesprungen... 😆
Ein gehaltvoller und gefälliger Beitrag 👍🏻
Vielen lieben Dank!
Ein Klassiker den ich auch gerne lesen möchte. Ich hatte das Glück, dass es in der Schulzeit keine Pflichtlektüre war. Ich denke man hat mehr Abneigung, wenn es eine Pflichtlektüre ist, zu der Interpretation hinzu kommt und das ist durchaus zermürbend.
Das ist sicher richtig, man baut automatisch eine ablehnende Haltung auf. Das ist das Dilemma, in dem die Schulen stecken...
Vielen Dank für dieses Video! Wir lesen das Buch zur Zeit in meinem Deutsch Kurs (11 Klasse) und es stößt leider auf einige Werther-Bewunderer.
Man darf einiges an Werther bewundern, aber er ist unterm Strich eben keine positive Figur. Sich mit ihm zu identifizieren, bedeutet sich selbst und die eigene Wahrnehmung absolut zu setzen. LG
So ein gutes Video
Ganz herzlichen Dank und lieben Gruß!
@@literaturundwhiskylieben Gruß zurück und einen schönen Abend!
Ich finde '13 reasons why' bei Netflix ist quasi die moderne Variante des Werthers. Merke immer wieder Parallelen obwohl natürlich die jeweils genannten Gründe unterschiedlich sind.
Ein interessanter Vergleich...
Lese ich derzeit.
Nur noch 50Seiten.
Ich lese es in der Fassung von 1774 und es fällt mir schon durchaus schwer über die ein oder andere Schreibweise hinweg zu lesen.
Bsp.Zwey statt zwei usw.
Mein Auge erfasst das als unnatürlich auf🙈😁😆
Wieviel Autobiografie von Goethe ist denn nun enthalten? Im Film "Goethe" bedienen sich Regisseur und Drehbuchautor der Geschichte eines Freundes Goethes, während Goethe selbst ebenfalls eine unglückliche Liebe erlebt. Aber ich habe gefunden, was ich suchte dank dieser Besprechung.
Vielen Dank! Schon viel Autobiografisches, keine Frage. Da werden eigene Erlebnisse und Erfahrungen und die anderer Menschen geplündert, was das Zeug hält. Aber Goethe ist eben doch kein Werther.
Ich gestehe, dass ich zu jenen gehöre, welche viel zu jung mit diesem Buch konfrontiert wurde.
Werther war mir immer zu weltfremd und zu schwärmerisch, und nun ja... zu selbstmitleidig (was ich echt nicht ausstehen kann).
Dass er aber absolut widersprüchlich ist in seinem Narzissmus (abgespaltene Gefühle) und seinem Gefühlsüberschwang, war mir nie so richtig klar. Dass dieses Paradoxon für die Konstruktion des Werks aber zwingend ist, verstehe ich mittlerweile.
Auch Lotte hat diese Polarität, da ihr Name "die Freie" bedeutet, sie aber die ganze Zeit schon gebunden und nicht mehr zu haben ist.
Ich beneide Herrn von Goethe um die Lesesalons, die Diskussionen und um seine eingeweihten Freunde. Im Nachhinein betrachtet war das Literaturstudium eine viel zu hektische Angelegenheit...
Vielen Dank für diese wertvollen Gedanken! Ja, ich erinnere mich noch dunkel an eine Auseinandersetzung mit einem Kommilitonen, der Werther eher als missverstandenes Opfer empfand, sich teilweise sehr in ihn einfühlen konnte und meine Kritik an dieser Figur (nie am Roman!) daher durchaus persönlich nahm.
@@literaturundwhisky Nein, Ihre Kritik ist angebracht und sehr fundiert, ich folge den Argumenten mit Genuss!
Auch Ihr Fazit: Ja, Herr von Goethe wusste, dass er kein Dilettant ist und er hat es allen gezeigt. Herrlich! Fundiert und mit der richtigen Intuition, ich kann fast nicht glauben, dass Sie kein Drehbuch haben.
"Dass es würde der Spiegel deiner Seele, wie die Seele ist der Spiegel des unendlichen Gottes." (Dionysos: "Der von der doppelten Tür"). In diesem Buch liegt so einiges aufeinandergeschichtet.
Dass der Dilettant die Formen in der Natur nicht erkennt, glaube ich dem geschätzten Dichter nicht. Ich denke, dass er hier den erwähnten Spiegel zückt und den wahren Künstler die innerste Seele, den wahren Kern des grossen Ganzen erkennen lässt.
Ich hätte Ihr Video als Teenager gerne zur Verfügung gehabt.
Man hadert innerlich mit seiner Abneigung gegen die Figur und ihre Ansichten, ringt mit seinen Argumenten und wagt doch kaum, so schroff mit einer Figur ins Gericht zu gehen, insbesondere, wenn man sich sicher ist, dass der Dozent das Buch liebt.
@@homerdieiliasinderhand8507 Ganz lieben Dank! Ganz ohne Skript geht es bei mir leider nicht, mein Gedächtnis ist nicht mehr das Jüngste...
@@literaturundwhisky Es gibt aber auch Dinge, die mit der Reife besser werden... ;-)