Lieber Harald, vielen Dank für dieses Plädoyer für analytisches Lesen (ich habe überhaupt keine Furcht vor Anglizismen, aber hier finde ich den deutschen Begriff tatsächlich viel griffiger und aussagekräftiger). Ich habe auch keinerlei Skrupel, selbst in bibliophile 150 Jahre alte Ausgaben mit Bleistift Notizen und Anmerkungen zu machen. Für mich ist diese intensive Herangehensweise auch keine Über-Intellektualisierung sondern im Gegenteil, eine wichtige Vorbedingung, um das Lesen wirklich ganzheitlich genießen zu können, das sehe ich genauso wie Du. Schön, dass Du diesen Bogen zum Literaturgenuss auch schlägst. Ich finde Brechts Vergleich mit der botanischen Zergliederung sehr passend (da kommt wahrscheinlich der Naturwissenschaftler in mir durch, - auch in meinem beruflichen Kontext ist es so, dass die Analyse und das darauf basierende Verstehen von nennen wir es mal breitgefasst "Naturphänomenen" ungemeinen Genuss bereiten). Ich kann sowohl bei Prosa als auch bei Lyrik da auch gut beide Ansätze kombinieren: zuerst einmal ohne das interne "Analysemodul" lesen und auf mich wirken lassen, danach in der Analyse besser verstehen, worauf die Wirkung beruht. Einen negativen Einfluss der analytischen Methode auf meine Empathiefähigkeit habe ich übrigens nicht festgestellt, ich glaube nicht, dass es da einen zwingenden kausalen Zusammenhang gibt. Fazit: Speedreading von fiktionaler Literatur ist nichts für Literaturgenießer, sondern für Leute, die lesen, um ein Buch gelesen zu haben (und um Häkchen auf der TBR-Liste zu zählen). Mir kommt da immer das böse Wort 'Zahlenf***erei' in den Sinn, aber ich schreibe es besser mal nicht aus, sonst sperrt mich der almighty algorithm noch 😂. Liebe Grüße, - David.
Lieber Harald, wieder einmal ein ganz tolles Video von dir. Ich persönlich würde mich tatsächlich als eine Mischung aus beiden Extremen bezeichnen. Ich beherrsche die Textanalyse in keiner Form, da ich nichts in dieser Richtung studiert habe, aber ich lese eben nicht nur als Leserin sondern auch als jemand, der selbst seit über zwei Jahrzehnten eigene Geschichten und Texte schreibt. Mich interessiert der Schreibstil eines Buches sehr und ich gehe gern dem auf die Spur, was in mir Emotionen erzeugt. Denn ja, ich erfahre auch sehr gerne Emotionen in Büchern - wenn sie kein Mitgefühl in mir wecken, empfinde ich den Text als nicht gut und für mich persönlich als nicht wertvoll, nicht gehaltvoll. Mich berührt aber eben keine reine Situation in einem Buch, nein, sie muss eben die richtigen Worte finden, um mich zu erreichen. Worte sind für mich etwas so besonderes, da man sie in allen möglichen Arten und Weisen kombinieren kann. Es gibt so viele unterschiedliche Stile, so viele Herangehensweisen an eine Geschichte. Das ist großartig und da erforsche ich sehr gerne und markiere ich sehr gerne - und ich schreibe natürlich mittlerweile auch in Bücher hinein. Ich erwarte mir doch etwas mehr von einem Buch, als dass ich es in einem Rutsch weglese. Auch eine schöne Erfahrung, aber ich erfahre Bücher gerne tiefer und lese daher auch langsamer und - sofern es mir möglich ist - analytischer. 😊 Alles Liebe und noch eine schöne Sommerpause!
Lieber Harald, das war eine sehr interessante Ergänzung zur Analyse deiner Lesegewohnheiten! Obwohl ich selbst die Interpretationen von Texten, insbesondere Gedichte, in meiner Schulzeit echt spannend fand, wird man mich nicht mit Stift bewaffnet in ein Buch vertieft finden. Das liegt natürlich einmal daran, dass meine Bücher oft nur geliehen sind, aber auch daran, dass ich eine notorische Schnellleserin bin. Der Schlüssel zur Analyse liegt bei mir in der Wiederholung. Manche Texte lassen mich dabei fast nicht los. Extrem war es bei "Herz der Finsternis", da konnte ich mich fast nicht trennen. Auch "Tess" von Thomas Hardy hat mich lange festgehalten und "Der schwedische Reiter" von Leo Perutz musste ich sofort nochmals lesen. Tja, und dann gibt es halt die Romane, die man schnell weg inhaliert. So ging es mir gerade mit "Das dritte Königreich" von Knausgard. Ein gutes Zeichen für eine nachhaltige Lektüre ist, wenn auch noch nach langer Zeit ein Gedanke daraus im Gedächtnis bleibt. Wie bei "Werther", hier ist mir geblieben: "Wenn wir uns selbst fehlen, fehlt uns doch alles." Viele Grüße von Tanja 📚
Hallo Harald, es ist interessant, welche unterschiedlichen Arten zu Lesen möglich sind. Ich könne ein Buch nicht lesen, wie Du es praktizierst. Mich muss ein Buch packen und das impliziert auch das Hineinfühlen in die Figuren. Wenn ich so sachlich mit Unterstreichungen ans Werk gehen müsste, wäre ich raus. Für mich wird das Buch zum Kunstwerk, wenn ich es nicht mehr aus der Hand legen möchte, weil es mich so fesselt. Erst danach beginne ich, über das Buch als Ganzes nachzudenken und zu verstehen, warum es dies tut. Wieder eine tolle Erfahrung, die Du mit uns teilst. Danke Dir.
Shalom und sei herzlich bedankt! Ja, das ist auch sicher eine gesunde (und von den meisten Autoren gewünschte) Haltung als Leser. Die Hauptsache ist und bleibt der Lesegenuss. LG
Hallo Harald. Ich bin auch ein langsamer Genussleser 😊 lesen bedeutet für mich Entspannung und nicht Konsum, gerne auch mit einem guten Getränk 🥃☕️🍷🍹 ins Buch schreibe ich allerdings maximal mit Bleistift, ansonsten benutze ich auch eher Post it's.
Lieber Harald, ein interessanter Beitrag, vielen Dank dafür. In Büchern markieren, gar schreiben - nein, niemals. Ich wette, mein Vater würde von der Wolke fallen und mir die Hammelbeine lang ziehen. Ich durfte ab einem gewissen Alter schon mal mit ihm Korrekturlesen, aber da bearbeitet man ja nur Korrekturfahnen. In ein Buch schreibt man eine Widmung. Sonst nichts! Mein Vater schrieb seine Widmungen meist in Fraktur, das mochte ich gerne. Aber ich habe eine Deep-Reading-Erfahrung, die ich niemals vergessen werde, und sie hat mein Lesen nachhaltig beeinflusst. Mit einer Gruppe mir völlig unbekannter Leute las ich vor Jahren noch einmal Effie Briest. In dieser Gruppe war ein Mitleser, der uns half, die Besonderheiten der Fontaneschen Dichtung zu erkennen. Bagatellen, warum trug sie ein hellblaues Kleid, ließ er uns als die Geniestreiche des Dichters erkennen, über die ich sicherlich sonst locker hinweg gelesen hätte. Es war ein echter Long-read, aber seither lese ich ganz anders. Ich streiche immer noch nichts an, nein, aber ich schlinge die Bücher nicht mehr in mich hinein. Ich bin ein langsamer Genussleser geworden, und ich lese Abschnitte, die mir auffallen, gerne laut, sehr zum Erstaunen unseres Hundes 😅. Liebe Grüße von Berit
Liebe Berit, sei bedankt! Was du erzählst (dein Beispiel von EFFI BRIEST), ist faszinierend und zeigt zweierlei: erstens, dass man seine Lesegewohnheiten (auch viel später noch) umstellen kann, zweitens beweist du den Mehrgewinn des Slow Reading (wenn wir es denn englisch ausdrücken wollen). Ganz lieben Gruß!
Interessanterweise ist in der Literaturwissenschaft gerade das surface reading angesagt, also die Ablehnung von Interpretationen, die den Text auf etwas dahinterstehendes lesen und denken, dass das dann den Text bestimmt (also der soziale Kontext etc.)
Hallo Harald, im Grunde ist es doch egal, wie ein Mensch liest. Ob Speedreading oder analytisches Lesen. Ich bin der festen Überzeugung, dass es schön ist, wenn es überhaupt noch Leser gibt. Ein Erfassen des gelesenen Textes ist für mich Voraussetzung. Ich persönlich lese je nach Genre unterschiedlich, habe allerdings immer ein Kribbeln in den Fingern, wenn es Fehler in Grammatik oder Rechtschreibung gibt. Und genau das ist bei mir der Moment, in dem ich den Bleistift zur Hand nehme. Manchmal auch bei inhaltlichen Fragwürdigkeiten. Allerdings nur in ‚MEINEN‘ Büchern. Bei Büchern von Freunden oder der Bibliothek bleibt der Stift gezückt und die Selbstbeherrschung aktiviert. Ansonsten gibt es Notizen in einem Heft und je nach Buch auch ein Gefühl von Deutsch-Leistungskurs(ich habe es geliebt, aber zugunsten meiner Ausbildung vor dem Abitur abgebrochen). Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Mein indifferentes - Bücher sind wertvoll- und Bücher sind zum Erarbeiten -Gefühl. Für mich ist jeder Satz eine Erfahrung. Manche dieser Erfahrungen sind gut, manche langweilig, manche überflüssig und manche schlecht. Ehrlich gesagt, bin ich froh über jede dieser Erfahrungen. Deswegen sollten wir doch einfach lesen, ob mit oder ohne Markierungen, ob mit Bleistift, Kugelschreiber, Farbstift, ob mit kognitivem Verständnis oder mit Empathie - Hauptsache, wir lesen. Und wenn dann noch jemand ‚versteht‘, eventuell genießt oder zum Nachdenken angeregt wird (ich rede nicht von Sachbüchern), kann es einen weiteren Menschen geben, der zum nächsten Buch greift. Ich mag es, wenn ich Menschen treffe, die lesen. Und ich mag den Austausch mit Menschen über ein Buch. Das brauche ich in der Regel nicht, wenn ich einen Thriller/ Krimi lese, bereichert mich aber in den meisten anderen Stilrichtungen. Habe eine Ahnung, wenn du sagst, du bist kein Freund von Speedreading. Mir geht es eher so, dass ich nicht beurteilen kann, was andere Menschen aufnehmen können. Kann ja nur beurteilen, was in meiner Vorstellung geht. Meine Vorstellung ist aber nicht zwingend die Wirklichkeit von anderen Menschen. Ich kann nicht mal beurteilen, ob ich ein schneller oder langsamer Leser bin. Woran soll ich mich messen? An wem soll ich mich messen? Gelesene Seiten pro Monat, inhaltlich, Bücher pro Monat? Mir geht es um das Erlebnis. Ein bisschen so, wie in meinem ‚wirklichen Leben‘. Einiges ist bereichernd, einiges ist überflüssig, manches nachdenklich stimmend. Auf jeden Fall kann ich sagen, dass ich mich freue, wenn ich auf Grund einer Empfehlung einen Menschen motivieren konnte, ein Buch in die Hand zu nehmen. In welcher Geschwindigkeit er dieses Buch auch lesen mag. ‚Speedreading‘ ist deswegen nicht in meiner eigenen Möglichkeit. Kann es aber für Andere sein. Liebe Grüße Uta
Liebe Uta, ganz herzlichen Dank! Deine Worte müsste jeder unterschreiben können. Speedreading ist aber noch einmal etwas anderes als nur flottes Lesen. Wenn ich diese Methode anwende (ich nehme dafür z.B. ein Lineal), dann ist ein 500-Seiten-Buch pro Tag kein Problem, aber auch kein Genuss. Ganz lieben Gruß!
Hi Harald, hab noch nie etwas in einen Buch unterstrichen oder kommentiert, aber ich kapier den Sinn. Ich verlass mich da auf meine Erinnerungen. Irgendwie ist es, wen ich ein Buch nochmal oder wieder mal lese, auch schön, obwohl ich weiß wie es ausgeht, was Neues zu entdecken. 😇 MfG Thomas PS: "Speedlesen" - Ich komm leider gar nicht dazu alles zu lesen was ich will 😉
Shalom, Thomas! Ja, so ist das mit der Erinnerung... bei mir ist sie denkbar schlecht. Eine Freundin von mir hat ein phänomenales, geradezu fotografisches Gedächtnis, ein anderer Freund kann noch nach vielen Jahren Textpassagen aus Büchern zitieren. Ich vermag nichts dergleichen, im Gegenteil: Mir hilft mein Kanal als Gedächtnisstütze. ☺ LG
Speedreading betreibe ich nicht, aber ich bin schon immer eine schnelle Leserin gewesen. Ich versuche aber mit zunehmendem Alter, auch mal langsamer und bewusster zu lesen. Das wende ich gerade bei Moby Dick an, den ich mit Absicht nicht am Stück lese, sondern mit längeren Pausen zwischen den einzelnen Kapiteln, und auch die versuche ich sehr bewusst und genüsslich Wort für Wort zu erfassen. Eine ganz neue und faszinierende Art des Lesens für mich. Das liegt aber auch am Werk, das mich immer schon fasziniert hat und das ich früher auch schon einmal gelesen hatte, da aber in normalem Tempo und unter Überspringen der „wissenschaftlichen“ Exkurse (ich war jung und ungeduldig). Anstreichen oder kommentieren ist üblicherweise nicht mein Ding, aber manchmal schreibe ich mir besonders schöne Stellen oder auch Informationen in ein Notizbuch. Insofern bin ich aber beim Lesen das genaue Gegenteil von dir, ich tauche tief in die Geschichten ein, bin ein absoluter Stimmungsleser, liebe, leide und feiere mit den Protagonisten mit, durchlebe all ihre Stimmungen, ärger mich manchmal über ihre Verhaltensweisen, kurz, ich lebe in dem Buch mit. Da habe ich mir wohl das Kindliche bewahrt, als die Mama Märchen vorlas und man mitfieberte. Das ist aber auch nicht immer nur schön…. 😉 Liebe Grüße.
Über deine neuen Leseerfahrungen bzgl MOBY-DICK würde ich mich sehr freuen! Was du berichtest vom Sich-Einfühlen in die Literatur, klingt wunderbar (und durchaus beneidenswert). Ganz lieben Gruß und Dank!
@@literaturundwhisky Oh, so viel gibt es da gar nicht zu berichten. Ich versuche, sehr langsam und bewusst zu lesen und jeden Satz zu genießen, während ich normalerweise einen Text zügig weglese. Und ich mache manchmal tagelange Pausen zwischen den einzelnen Kapiteln, um den Genuss in die Länge zu ziehen. Außerdem sind immer wieder Kapitel eingefügt, die quasi sachbuchartig sind, z.B. die Einteilung der verschiedenen Walarten, über den Walfang im allgemeinen. So etwas würde ich normalerweise in einem Prosatext maximal überfliegen, da es die Geschichte nicht voranbringt, und mich aus dem in-der-Geschichte-Leben rausreisst, aber dadurch, dass der Autor die Geschichte durch diese Exkurse sowieso ständig unterbricht, kann ich mich gut drauf einlassen. Bei einem Krimi wäre das sicher anders. Ich komme zum Glück auch immer wieder schnell in die Handlung hinein. Auf die Idee dieses langsamen Lesens brachten mich zum einen Thomas mit seinen Quichote-Projekt und zum anderen Tristan vom britischen Kanal Tristan and the classics. Dieser meinte, einer der Fehler, den viele machten, sei es, dass sie deshalb durch ein Buch eilten, weil sie es nicht lesen, sondern gelesen haben wollen, um sich dann gleich das nächste Buch vornehmen zu können. Da habe ich mich beschämenderweise in Teilen ertappt gefühlt. Ich würde oft am liebsten alles auf einmal lesen, was natürlich nicht gelingen kann. Seither arbeite ich an mir, und es gelingt mir immer besser. Du beneidest mich ein wenig um die Fähigkeit, ganz in eine Geschichte abtauchen zu können, und ich dich um die Fähigkeit, einen Text so analysieren zu können. Es hat wohl beides etwas für sich, wobei ich sicher mehr profitiere, weil ich durch deinen Kanal so viel erfahren kann. Hab ein wunderschönes Wochenende mit deinen Liebsten!
Wenn du später detailliert über einen Text referieren willst, ist das ja voll okay und sogar sinnvoll. ;) So oder so ist es dein Exemplar, du kannst damit machen, was du willst. Denis Scheck schmeißt einige Titel von der Spiegel Bestsellerliste sogar demonstrativ in den Müll. Sogar einige hochwertige e-Reader sind heutzutage mit einer Kommentarfunktion ausgestattet.
Sei bedankt für's Reinschauen und Kommentieren! Das vielleicht absurd Anmutende ist dabei, dass ich in Büchern unterstreiche bzw hineinschreibe, völlig unabhängig davon, ob ich später darüber referiere. ☺ Diese Geste mit der Mülltonne bei Scheck finde ich übrigens ganz unangenehm. Eine hochmütige Geste vor allem denjenigen Lesern gegenüber, die diese Literatur mögen. Ihnen wird damit durchaus von oben herab vermittelt, dass sie Müll mögen. Kann man machen, muss man aber nicht. Ganz lieben Gruß!
Wissenschaftliche Literatur: Nach Herzenslust hineinschreiben, -zeichnen, unterstreichen... Belletristik: Versuche ich möglichst pfleglich zu behandeln, schreibe auch nichts hinein, lege höchstens Zettel mit Anmerkungen ("Hier irrt Goethe") ein. Grund: Da in höherem Lebensalter, weiß ich, dass ich 95 % meiner Bücher nie wieder werde hervorholen und nochmals lesen können. Also nach der Lektüre weg damit! Ich bringe die allermeisten von mir gelesenen Bücher zur Bücherbox in meiner Nähe. Haben noch Andere was davon. Die paar Bücher, die ich zurückbehalte, habe ich gern ohne Marginalien, um bei der erneuten Lektüre einen "ganz frischen Text" vor mir zu haben. Zum Exempel "Krieg und Frieden": Drei-, viermal gelesen, jedesmal neue Facetten gefunden, ohne ärgerliche Zurufe aus der Vergangenheit, die mein Lesen festlegen, in eine bestimmte Richtung lenken.. Das will ich nicht. Speedreading: Früher bei Fachtexten geübt, seit meiner Verrentung gemieden, habe ja Zeit. Was macht Ihr mit gelesenen Büchern?
Hallo lieber Harald, ich lese Bücher in bis zu drei Durchgängen (Lieblingsbücher über die Jahre natürlich öfter). Deshalb interessiert mich auch der angebliche „Bodycount“ gewisser Leute absolut nicht. Natürlich lautet die Frage: Warum überhaupt lesen? Wer „nur“ der Unterhaltung wegen liest, braucht weder Stift noch Post it’s. Romane (Fiktion) sind für mich „Maschinen“, die ich verstehen will. Deshalb nutze ich drei Stufen: 1.) Ich lese rein emotional von der ersten bis zur letzten Seite. Hier steht für mich das „Was“ im Vordergrund. 2.) Nachdem ich jetzt den Plot kenne (so es einen gibt), lese ich das Buch noch einmal und markiere sehr ausführlich, mache Notizen und schreibe sogar Passagen ab. Hier geht es um das „Wie“. 3.) Und nochmal von vorne, gerne auch mit einem jungfräulichen Exemplar. Dieses Mal mit dem Wissen des „Wie“ und „Was“ und jetzt widme ich mich dem großen Ganzen. Natürlich lese ich nicht jedes Buch so, das wäre ja völlig irre. Schritt 1 ist obligatorisch. Wenn ich danach merke, dass ich beeindruckt bin, folgen Schritt 2 und 3.
Ich gehöre nicht zu denen, die ihre Texte markieren. Allerdings lese ich beispielsweise Kafka auch anders als Stephen King. Bei Kafka versuche ich herauszufinden, was mir der Autor sagen will, bei King geht es mir um eine spannende Geschichte. Hier würde mich persönlich das Markieren des Textes auch stören, da ich tatsächlich vollkommen in der Geschichte versinke und jegliche Pause durchaus störend wirken kann. Mir fällt da gerade eine Geschichte aus der Schulzeit ein. Wir haben den Schimmelreiter gelesen. Ich liebe Geistergeschichten, aber der Schimmelreiter wurde quasi bis zum Gehtnichtmehr zerpflueckt, das mir jeglicher Spass verging ihn noch mal zu lesen.
Ganz herzlichen Dank! Das sind interessante Erfahrungen, die bestimmt viele Leser teilen. Ja, das Zerpflücken der Texte in der Schule! Die Texte werden in diesem Fall ja genutzt, damit Schüler eine Lese-, Verstehens- und Sprachkompetenz entwickeln... dabei wurden sie ja zu ganz anderen Zwecken verfasst. Eigentlich tut man ihnen ja damit Unrecht... Ganz lieben Gruß!
“Ich habe gerade an einem Speed-Reading-Kurs teilgenommen und 'Krieg und Frieden' in 20 Minuten gelesen. Ich glaube, es handelt von Russland.” (Woody Allen)
Ogottogottogott! Und ich lese einfach - jedenfalls, seit ich im Ruhestand bin!!! Mir will scheinen, Männer und Intellektuelle sind anders als "naive" Leser. 30 Jahre lang habe ich Deutsch am Gymnasium unterrichtet und musste den Schülern (Ich gendere nicht!) genau mit dieser Art zu lesen, die ich selbst in meiner eigenen Schulzeit schon gehasst habe, die Freude daran verderben. Nie wieder einen Text analysieren, einfach nur genießen! Ein tolles Menu würde ich doch auch nicht in seine Bestandteile zerlegen. (Klitzeklein? Naja!) Nichts für ungut! Liebe Grüße aus BAD
Darf ich fragen, auf welcher Grundlage du hier einen geschlechtsspezifischen Unterschied siehst? (Bezogen auf die Zuordnung des freiwilligen und analytischen Lesens zur Gruppe der 'Männer und Intellektuellen', wenn ich das richtig verstanden habe.) Wenn dies auf eigener Erfahrung beruht, kann ich meine Erfahrungen gegenüberstellen. Ich habe viele FreundInnen und Bekannte unterschiedlichster Geschlechter, die als Hobby Gedichte analysieren, immer mit dem Stift lesen und ihre Bücher mit Notizen versehen. Vom Young Adult Roman bis zum Klassiker. Genauso habe ich im Bekanntenkreis viele Personen, die ohne Stift, ohne Analyse und sogar relativ schnell lesen, ebenfalls unterschiedlicher Geschlechter. Ich denke nicht, dass sich dort ein geschlechtsspezifischer Unterschied zeigt, meiner Erfahrung nach ist das ziemlich durchmischt. Wenn sich deine Unterscheidung anders begründen lässt, würde ich das aus Interesse sehr gerne erfahren. LG :)
Ist vielleicht auch eine Frage des Alters und/oder des familiären Hintergrundes, sprich: der Sozialisation. In meiner Generation hätte Mann sich niemals zu emotionalem Lesen bekannt Männer und solche, die es werden wollten, waren rational, Mädchen und Frauen emotional. Entsprechend wurde Lektüre geschenkt bzw. ausgesucht: "Försters Pucki" gegen germanische Heldensagen, in der Stadtbücherei - für Kinder aus armen Familien ein unglaublicher Schatz - entsprechende Abteilungen , Gedichte erst im (Mädchen-)Gymnasium (über Jungenschulen kann ich naturgemäß nichts sagen) , in der Volksschule wenig bis selten etc. pp. Übrigens wurden meine Mutter und ich von meiner Deutschlehrerin im Gymnasium ob meiner Lektüreauswahl unmissverständlich kritisiert. (Ich hatte für eine Scharade Wörter wie Indianer, Trapper, Landstreicher u ä. vorgeschlagen!) Von all dem mal abgesehen: Wie ich schon sagte - Ich lese wie ich atme, esse, schlafe - keine wie auch immer geartete Reflektion außer "Gefällt mir/ Gefällt mir nicht." Dass ich hier schreibe, ist ausschließlich meiner Freude am Disput und am Widerspruch geschuldet. In diesem Sinne!
@@Liyuno753 Eben habe ich Ihnen eine ellenlange Antwort geschrieben. Leider bin ich bloß eine "arme, alte Frau" und im Umgang mit dem ganzen IT-Kram oder was auch immer manchmal ziemlich doof, und so ist diese ungemein intellektuelle Analyse im elektronischen Nirwana verschwunden. Tut mir leid, aber jetzt bin ich frusrtiert. Vielleicht ein andermal! See you later alligator (oder auch nicht).
@@Liyuno753 Also, neuer Versuch! Um es mal kurz und knackig zu sagen: Alter, gesellschaftliche Bedingungen, Sozialisation, Rollenbild: (Jungen weinen nicht!) Jungenspiele (Geländespiele z. B.) gegen "Mutter + Kind", Jungenbücher (Germanische Heldensagen) gegen Mädchenbücher ("Kleines Haus in Hemmelwarde"), naturwissenschaftliches Jungengymnasium gegen Mädchenlyzeum mit Nadelarbeit und Hauswirtschaft (Ich bekam mal eine schlechte Aufsatznote, weil ich für eine Scharade Begriffe wie Trapper oder Tramp vorgeschlagen hatte!) etc. pp. Mein Bruder hätte, wenn er überhaupt las (Jungen sollten draußen spielen), niemals eins meiner Bücher gelesen, und wenn ich über das Schicksal einer Romanheldin gerührt war, hat er mich ausgelacht. Und Intellektuelle (oder solche, die sich dafür halten, und Frauen bitte auf gar keinen Fall) hätten für die "seichte" Lektüre, die man einfach "nur" lesen kann sowieso nur Verachtung übrig gehabt. Nun, kurz und knackig ist anders, aber diese Liste ließe sich endlos weiterführen. Und ich bin für Diskussionen immer offen! Liebe Grüße!
@@Liyuno753 Irgendwie ist da ein Wurm drin. Es will einfach nicht klappen. Dies ist nun der dritte und gewiss auch letzte Versuch und wird kurz und knapp. Falls es wieder schiefgeht, hat es jedenfalls nicht so viel Arbeit gemacht. Ich stamme sozusagen aus der Steinzeit. Die Gesellschaft war eine andere: Erziehung, Schulsystem, Geschlechterrollen, Bedeutung der sozialen Schicht und des Lesens etc. pp. Und da Kinder in bürgerlichen Kreisen anders erzogen wurden als in Arbeiterfamilien, Mädchen anders als Jungen, lesen bzw. lasen Männer eben anders als Frauen. Und nun bin ich gespannt, ob ich es diesmal schaffe, meine Antwort auf die Reise zu schicken!
Hallo, ich verstehe zwar warum Leute in Büchern anstreichen oder etwas hineinschreiben, aber für mich ist das nix, aber wenn das Buch einem gehört, dann kann jeder damit machen was er will und wem das beim Lesen hilft, der soll es machen. Das Einzige was ich manchmal beim Lesen mache, wenn es ein Roman ist, indem viele Personen auftauchen, dass ich mir eine Zettel hinzunehme und dann dort Stichpunkte mache, wie die untereinander in Beziehung stehen. Identifikationsfiguren brauche ich beim Lesen auch nicht. Ich weiß auch nicht genau, warum manche Leser Sympathieträger in ihren Büchern brauchen. Die Figuren müssen auch nicht so handeln, wie ich das tun würde. Sie sollten in einem Roman nur charakterkonform handen und wenn Änderungen im Verhalten auftreten, dann sollten sie nachvollziehbar sein. Ich fände es auch wirklich langweilig, wenn immer alle Protagonisten mir sympathisch wären. Von speed reading halte ich auch nix, vor allem wenn man Romane zum Genuss liest. Ich wende diese Methode überhaupt nicht an, lese somit auch jeden Satz in einem Buch und ich glaube auch, dass sonst kein Genuss aufkommt. Wie mein Lesetempo im Allgemeinen zu anderen Leuten ist, weiß ich nicht so genau, aber ich glaube schon, dass ich nicht so langsam lese, weil man durch regelmäßiges Lesen auch Übung bekommt, aber mir ist das auch nicht wichtig. Ich lese in meiner Geschwindigkeit, aber ich merke auch, dass es da einigen Lesern wahrscheinlich anders geht, denn man sieht ja doch auf Booktube und anderen Plattformen diese Vergleiche, mit wie viel gelesen wurde. Wenn ich dann schon höre, dass jemand Hörbücher auf doppelter Geschwindigkeit hört, dann kann ich das nicht nachvollziehen, vor allem wenn derjenige dann auch noch meint er legt Wert auf Sprache, weil auf doppelter Geschwindigkeit klingt alles nur nach Micky Mouse. Vielleicht kann ich es auch nicht verstehen, weil ich keine Hörbücher höre, aber ich höre und/oder schaue Podcasts, UA-cam und Filme etc. ja auch nicht auf schnellerer Geschwindigkeit. Für mich wirkt dieses Konsumverhalten leider so, dass man immer schneller und mehr an Geschichten erfahren will, ohne das man Geschichten auch Zeit lässt zu wirken. Liebe Grüße
Ganz herzlichen Dank für deine interessanten Ausführungen, ich kann mich darin sehr gut wiederfinden! Ja, das Abspielen von Hörbüchern mit erhöhter Geschwindigkeit illustriert das sehr gut, für mich ebenfalls unverständlich, wie jemand daran Genuss finden könnte. Ganz lieben Dank!
Lieber Harald, vielen Dank für dieses Plädoyer für analytisches Lesen (ich habe überhaupt keine Furcht vor Anglizismen, aber hier finde ich den deutschen Begriff tatsächlich viel griffiger und aussagekräftiger). Ich habe auch keinerlei Skrupel, selbst in bibliophile 150 Jahre alte Ausgaben mit Bleistift Notizen und Anmerkungen zu machen. Für mich ist diese intensive Herangehensweise auch keine Über-Intellektualisierung sondern im Gegenteil, eine wichtige Vorbedingung, um das Lesen wirklich ganzheitlich genießen zu können, das sehe ich genauso wie Du. Schön, dass Du diesen Bogen zum Literaturgenuss auch schlägst. Ich finde Brechts Vergleich mit der botanischen Zergliederung sehr passend (da kommt wahrscheinlich der Naturwissenschaftler in mir durch, - auch in meinem beruflichen Kontext ist es so, dass die Analyse und das darauf basierende Verstehen von nennen wir es mal breitgefasst "Naturphänomenen" ungemeinen Genuss bereiten). Ich kann sowohl bei Prosa als auch bei Lyrik da auch gut beide Ansätze kombinieren: zuerst einmal ohne das interne "Analysemodul" lesen und auf mich wirken lassen, danach in der Analyse besser verstehen, worauf die Wirkung beruht. Einen negativen Einfluss der analytischen Methode auf meine Empathiefähigkeit habe ich übrigens nicht festgestellt, ich glaube nicht, dass es da einen zwingenden kausalen Zusammenhang gibt. Fazit: Speedreading von fiktionaler Literatur ist nichts für Literaturgenießer, sondern für Leute, die lesen, um ein Buch gelesen zu haben (und um Häkchen auf der TBR-Liste zu zählen). Mir kommt da immer das böse Wort 'Zahlenf***erei' in den Sinn, aber ich schreibe es besser mal nicht aus, sonst sperrt mich der almighty algorithm noch 😂. Liebe Grüße, - David.
Ganz lieben Dank, David, für deinen ausführlichen Kommentar, in dem ich mich wiederfinde! Sei herzlich gegrüßt!
Lieber Harald, wieder einmal ein ganz tolles Video von dir. Ich persönlich würde mich tatsächlich als eine Mischung aus beiden Extremen bezeichnen. Ich beherrsche die Textanalyse in keiner Form, da ich nichts in dieser Richtung studiert habe, aber ich lese eben nicht nur als Leserin sondern auch als jemand, der selbst seit über zwei Jahrzehnten eigene Geschichten und Texte schreibt. Mich interessiert der Schreibstil eines Buches sehr und ich gehe gern dem auf die Spur, was in mir Emotionen erzeugt. Denn ja, ich erfahre auch sehr gerne Emotionen in Büchern - wenn sie kein Mitgefühl in mir wecken, empfinde ich den Text als nicht gut und für mich persönlich als nicht wertvoll, nicht gehaltvoll. Mich berührt aber eben keine reine Situation in einem Buch, nein, sie muss eben die richtigen Worte finden, um mich zu erreichen. Worte sind für mich etwas so besonderes, da man sie in allen möglichen Arten und Weisen kombinieren kann. Es gibt so viele unterschiedliche Stile, so viele Herangehensweisen an eine Geschichte. Das ist großartig und da erforsche ich sehr gerne und markiere ich sehr gerne - und ich schreibe natürlich mittlerweile auch in Bücher hinein. Ich erwarte mir doch etwas mehr von einem Buch, als dass ich es in einem Rutsch weglese. Auch eine schöne Erfahrung, aber ich erfahre Bücher gerne tiefer und lese daher auch langsamer und - sofern es mir möglich ist - analytischer. 😊
Alles Liebe und noch eine schöne Sommerpause!
Lieber Harald, das war eine sehr interessante Ergänzung zur Analyse deiner Lesegewohnheiten!
Obwohl ich selbst die Interpretationen von Texten, insbesondere Gedichte, in meiner Schulzeit echt spannend fand, wird man mich nicht mit Stift bewaffnet in ein Buch vertieft finden. Das liegt natürlich einmal daran, dass meine Bücher oft nur geliehen sind, aber auch daran, dass ich eine notorische Schnellleserin bin. Der Schlüssel zur Analyse liegt bei mir in der Wiederholung. Manche Texte lassen mich dabei fast nicht los. Extrem war es bei "Herz der Finsternis", da konnte ich mich fast nicht trennen. Auch "Tess" von Thomas Hardy hat mich lange festgehalten und "Der schwedische Reiter" von Leo Perutz musste ich sofort nochmals lesen.
Tja, und dann gibt es halt die Romane, die man schnell weg inhaliert. So ging es mir gerade mit "Das dritte Königreich" von Knausgard.
Ein gutes Zeichen für eine nachhaltige Lektüre ist, wenn auch noch nach langer Zeit ein Gedanke daraus im Gedächtnis bleibt. Wie bei "Werther", hier ist mir geblieben: "Wenn wir uns selbst fehlen, fehlt uns doch alles."
Viele Grüße von Tanja 📚
Liebe Tanja, sei bedankt für deinen ausführlichen und interessanten Kommentar! HERZ DER FINSTERNIS war für mich ein Erweckungserlebnis! LG
Hallo Harald, es ist interessant, welche unterschiedlichen Arten zu Lesen möglich sind.
Ich könne ein Buch nicht lesen, wie Du es praktizierst. Mich muss ein Buch packen und das impliziert auch das Hineinfühlen in die Figuren. Wenn ich so sachlich mit Unterstreichungen ans Werk gehen müsste, wäre ich raus.
Für mich wird das Buch zum Kunstwerk, wenn ich es nicht mehr aus der Hand legen möchte, weil es mich so fesselt. Erst danach beginne ich, über das Buch als Ganzes nachzudenken und zu verstehen, warum es dies tut.
Wieder eine tolle Erfahrung, die Du mit uns teilst.
Danke Dir.
Shalom und sei herzlich bedankt! Ja, das ist auch sicher eine gesunde (und von den meisten Autoren gewünschte) Haltung als Leser. Die Hauptsache ist und bleibt der Lesegenuss. LG
Hallo Harald. Ich bin auch ein langsamer Genussleser 😊 lesen bedeutet für mich Entspannung und nicht Konsum, gerne auch mit einem guten Getränk 🥃☕️🍷🍹 ins Buch schreibe ich allerdings maximal mit Bleistift, ansonsten benutze ich auch eher Post it's.
Lieber Harald, ein interessanter Beitrag, vielen Dank dafür.
In Büchern markieren, gar schreiben - nein, niemals. Ich wette, mein Vater würde von der Wolke fallen und mir die Hammelbeine lang ziehen.
Ich durfte ab einem gewissen Alter schon mal mit ihm Korrekturlesen, aber da bearbeitet man ja nur Korrekturfahnen.
In ein Buch schreibt man eine Widmung. Sonst nichts! Mein Vater schrieb seine Widmungen meist in Fraktur, das mochte ich gerne.
Aber ich habe eine Deep-Reading-Erfahrung, die ich niemals vergessen werde, und sie hat mein Lesen nachhaltig beeinflusst.
Mit einer Gruppe mir völlig unbekannter Leute las ich vor Jahren noch einmal Effie Briest. In dieser Gruppe war ein Mitleser, der uns half, die Besonderheiten der Fontaneschen Dichtung zu erkennen. Bagatellen, warum trug sie ein hellblaues Kleid, ließ er uns als die Geniestreiche des Dichters erkennen, über die ich sicherlich sonst locker hinweg gelesen hätte. Es war ein echter Long-read, aber seither lese ich ganz anders. Ich streiche immer noch nichts an, nein, aber ich schlinge die Bücher nicht mehr in mich hinein.
Ich bin ein langsamer Genussleser geworden, und ich lese Abschnitte, die mir auffallen, gerne laut, sehr zum Erstaunen unseres Hundes 😅.
Liebe Grüße von Berit
Liebe Berit, sei bedankt! Was du erzählst (dein Beispiel von EFFI BRIEST), ist faszinierend und zeigt zweierlei: erstens, dass man seine Lesegewohnheiten (auch viel später noch) umstellen kann, zweitens beweist du den Mehrgewinn des Slow Reading (wenn wir es denn englisch ausdrücken wollen). Ganz lieben Gruß!
Interessanterweise ist in der Literaturwissenschaft gerade das surface reading angesagt, also die Ablehnung von Interpretationen, die den Text auf etwas dahinterstehendes lesen und denken, dass das dann den Text bestimmt (also der soziale Kontext etc.)
Ja, das ist korrekt. Mal sehen, wann sich das wieder ändert... 😉 Habe da einige Strömungen miterlebt. Ganz lieben Gruß!
Hallo Harald, im Grunde ist es doch egal, wie ein Mensch liest. Ob Speedreading oder analytisches Lesen. Ich bin der festen Überzeugung, dass es schön ist, wenn es überhaupt noch Leser gibt. Ein Erfassen des gelesenen Textes ist für mich Voraussetzung.
Ich persönlich lese je nach Genre unterschiedlich, habe allerdings immer ein Kribbeln in den Fingern, wenn es Fehler in Grammatik oder Rechtschreibung gibt. Und genau das ist bei mir der Moment, in dem ich den Bleistift zur Hand nehme. Manchmal auch bei inhaltlichen Fragwürdigkeiten.
Allerdings nur in ‚MEINEN‘ Büchern. Bei Büchern von Freunden oder der Bibliothek bleibt der Stift gezückt und die Selbstbeherrschung aktiviert.
Ansonsten gibt es Notizen in einem Heft und je nach Buch auch ein Gefühl von Deutsch-Leistungskurs(ich habe es geliebt, aber zugunsten meiner Ausbildung vor dem Abitur abgebrochen).
Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Mein indifferentes - Bücher sind wertvoll- und Bücher sind zum Erarbeiten -Gefühl.
Für mich ist jeder Satz eine Erfahrung. Manche dieser Erfahrungen sind gut, manche langweilig, manche überflüssig und manche schlecht.
Ehrlich gesagt, bin ich froh über jede dieser Erfahrungen.
Deswegen sollten wir doch einfach lesen, ob mit oder ohne Markierungen, ob mit Bleistift, Kugelschreiber, Farbstift, ob mit kognitivem Verständnis oder mit Empathie - Hauptsache, wir lesen.
Und wenn dann noch jemand ‚versteht‘, eventuell genießt oder zum Nachdenken angeregt wird (ich rede nicht von Sachbüchern), kann es einen weiteren Menschen geben, der zum nächsten Buch greift.
Ich mag es, wenn ich Menschen treffe, die lesen. Und ich mag den Austausch mit Menschen über ein Buch. Das brauche ich in der Regel nicht, wenn ich einen Thriller/ Krimi lese, bereichert mich aber in den meisten anderen Stilrichtungen.
Habe eine Ahnung, wenn du sagst, du bist kein Freund von Speedreading.
Mir geht es eher so, dass ich nicht beurteilen kann, was andere Menschen aufnehmen können.
Kann ja nur beurteilen, was in meiner Vorstellung geht. Meine Vorstellung ist aber nicht zwingend die Wirklichkeit von anderen Menschen.
Ich kann nicht mal beurteilen, ob ich ein schneller oder langsamer Leser bin. Woran soll ich mich messen? An wem soll ich mich messen?
Gelesene Seiten pro Monat, inhaltlich, Bücher pro Monat?
Mir geht es um das Erlebnis. Ein bisschen so, wie in meinem ‚wirklichen Leben‘. Einiges ist bereichernd, einiges ist überflüssig, manches nachdenklich stimmend.
Auf jeden Fall kann ich sagen, dass ich mich freue, wenn ich auf Grund einer Empfehlung einen Menschen motivieren konnte, ein Buch in die Hand zu nehmen. In welcher Geschwindigkeit er dieses Buch auch lesen mag.
‚Speedreading‘ ist deswegen nicht in meiner eigenen Möglichkeit. Kann es aber für Andere sein.
Liebe Grüße Uta
Liebe Uta, ganz herzlichen Dank! Deine Worte müsste jeder unterschreiben können. Speedreading ist aber noch einmal etwas anderes als nur flottes Lesen. Wenn ich diese Methode anwende (ich nehme dafür z.B. ein Lineal), dann ist ein 500-Seiten-Buch pro Tag kein Problem, aber auch kein Genuss. Ganz lieben Gruß!
Hi Harald,
hab noch nie etwas in einen Buch unterstrichen oder kommentiert, aber ich kapier den Sinn.
Ich verlass mich da auf meine Erinnerungen.
Irgendwie ist es, wen ich ein Buch nochmal oder wieder mal lese, auch schön, obwohl ich weiß wie es ausgeht,
was Neues zu entdecken. 😇
MfG
Thomas
PS: "Speedlesen" - Ich komm leider gar nicht dazu alles zu lesen was ich will 😉
Shalom, Thomas! Ja, so ist das mit der Erinnerung... bei mir ist sie denkbar schlecht. Eine Freundin von mir hat ein phänomenales, geradezu fotografisches Gedächtnis, ein anderer Freund kann noch nach vielen Jahren Textpassagen aus Büchern zitieren. Ich vermag nichts dergleichen, im Gegenteil: Mir hilft mein Kanal als Gedächtnisstütze. ☺ LG
Speedreading betreibe ich nicht, aber ich bin schon immer eine schnelle Leserin gewesen. Ich versuche aber mit zunehmendem Alter, auch mal langsamer und bewusster zu lesen. Das wende ich gerade bei Moby Dick an, den ich mit Absicht nicht am Stück lese, sondern mit längeren Pausen zwischen den einzelnen Kapiteln, und auch die versuche ich sehr bewusst und genüsslich Wort für Wort zu erfassen. Eine ganz neue und faszinierende Art des Lesens für mich. Das liegt aber auch am Werk, das mich immer schon fasziniert hat und das ich früher auch schon einmal gelesen hatte, da aber in normalem Tempo und unter Überspringen der „wissenschaftlichen“ Exkurse (ich war jung und ungeduldig).
Anstreichen oder kommentieren ist üblicherweise nicht mein Ding, aber manchmal schreibe ich mir besonders schöne Stellen oder auch Informationen in ein Notizbuch.
Insofern bin ich aber beim Lesen das genaue Gegenteil von dir, ich tauche tief in die Geschichten ein, bin ein absoluter Stimmungsleser, liebe, leide und feiere mit den Protagonisten mit, durchlebe all ihre Stimmungen, ärger mich manchmal über ihre Verhaltensweisen, kurz, ich lebe in dem Buch mit. Da habe ich mir wohl das Kindliche bewahrt, als die Mama Märchen vorlas und man mitfieberte. Das ist aber auch nicht immer nur schön…. 😉
Liebe Grüße.
Über deine neuen Leseerfahrungen bzgl MOBY-DICK würde ich mich sehr freuen! Was du berichtest vom Sich-Einfühlen in die Literatur, klingt wunderbar (und durchaus beneidenswert). Ganz lieben Gruß und Dank!
@@literaturundwhisky Oh, so viel gibt es da gar nicht zu berichten. Ich versuche, sehr langsam und bewusst zu lesen und jeden Satz zu genießen, während ich normalerweise einen Text zügig weglese. Und ich mache manchmal tagelange Pausen zwischen den einzelnen Kapiteln, um den Genuss in die Länge zu ziehen. Außerdem sind immer wieder Kapitel eingefügt, die quasi sachbuchartig sind, z.B. die Einteilung der verschiedenen Walarten, über den Walfang im allgemeinen. So etwas würde ich normalerweise in einem Prosatext maximal überfliegen, da es die Geschichte nicht voranbringt, und mich aus dem in-der-Geschichte-Leben rausreisst, aber dadurch, dass der Autor die Geschichte durch diese Exkurse sowieso ständig unterbricht, kann ich mich gut drauf einlassen. Bei einem Krimi wäre das sicher anders. Ich komme zum Glück auch immer wieder schnell in die Handlung hinein.
Auf die Idee dieses langsamen Lesens brachten mich zum einen Thomas mit seinen Quichote-Projekt und zum anderen Tristan vom britischen Kanal Tristan and the classics. Dieser meinte, einer der Fehler, den viele machten, sei es, dass sie deshalb durch ein Buch eilten, weil sie es nicht lesen, sondern gelesen haben wollen, um sich dann gleich das nächste Buch vornehmen zu können. Da habe ich mich beschämenderweise in Teilen ertappt gefühlt. Ich würde oft am liebsten alles auf einmal lesen, was natürlich nicht gelingen kann. Seither arbeite ich an mir, und es gelingt mir immer besser.
Du beneidest mich ein wenig um die Fähigkeit, ganz in eine Geschichte abtauchen zu können, und ich dich um die Fähigkeit, einen Text so analysieren zu können. Es hat wohl beides etwas für sich, wobei ich sicher mehr profitiere, weil ich durch deinen Kanal so viel erfahren kann.
Hab ein wunderschönes Wochenende mit deinen Liebsten!
Wenn du später detailliert über einen Text referieren willst, ist das ja voll okay und sogar sinnvoll. ;)
So oder so ist es dein Exemplar, du kannst damit machen, was du willst.
Denis Scheck schmeißt einige Titel von der Spiegel Bestsellerliste sogar demonstrativ in den Müll.
Sogar einige hochwertige e-Reader sind heutzutage mit einer Kommentarfunktion ausgestattet.
Sei bedankt für's Reinschauen und Kommentieren! Das vielleicht absurd Anmutende ist dabei, dass ich in Büchern unterstreiche bzw hineinschreibe, völlig unabhängig davon, ob ich später darüber referiere. ☺ Diese Geste mit der Mülltonne bei Scheck finde ich übrigens ganz unangenehm. Eine hochmütige Geste vor allem denjenigen Lesern gegenüber, die diese Literatur mögen. Ihnen wird damit durchaus von oben herab vermittelt, dass sie Müll mögen. Kann man machen, muss man aber nicht. Ganz lieben Gruß!
@@literaturundwhisky Das geht mir genauso. Ich finde es respektlos Bücher so zu behandeln und damit auch den Leser
@@literaturundwhisky Deine Argumentation zu Scheck hat etwas für sich.
Wissenschaftliche Literatur: Nach Herzenslust hineinschreiben, -zeichnen, unterstreichen... Belletristik: Versuche ich möglichst pfleglich zu behandeln, schreibe auch nichts hinein, lege höchstens Zettel mit Anmerkungen ("Hier irrt Goethe") ein. Grund: Da in höherem Lebensalter, weiß ich, dass ich 95 % meiner Bücher nie wieder werde hervorholen und nochmals lesen können. Also nach der Lektüre weg damit! Ich bringe die allermeisten von mir gelesenen Bücher zur Bücherbox in meiner Nähe. Haben noch Andere was davon. Die paar Bücher, die ich zurückbehalte, habe ich gern ohne Marginalien, um bei der erneuten Lektüre einen "ganz frischen Text" vor mir zu haben. Zum Exempel "Krieg und Frieden": Drei-, viermal gelesen, jedesmal neue Facetten gefunden, ohne ärgerliche Zurufe aus der Vergangenheit, die mein Lesen festlegen, in eine bestimmte Richtung lenken.. Das will ich nicht. Speedreading: Früher bei Fachtexten geübt, seit meiner Verrentung gemieden, habe ja Zeit. Was macht Ihr mit gelesenen Büchern?
Ganz herzlichen Dank! Das ist interessant, da sehe ich bei mir Parallelen. LG
Ein schöner Kommentar.
@@Schnitzler.Nein.doch.oh. Das finde ich auch! LG
Hallo lieber Harald,
ich lese Bücher in bis zu drei Durchgängen (Lieblingsbücher über die Jahre natürlich öfter). Deshalb interessiert mich auch der angebliche „Bodycount“ gewisser Leute absolut nicht. Natürlich lautet die Frage: Warum überhaupt lesen? Wer „nur“ der Unterhaltung wegen liest, braucht weder Stift noch Post it’s.
Romane (Fiktion) sind für mich „Maschinen“, die ich verstehen will. Deshalb nutze ich drei Stufen:
1.) Ich lese rein emotional von der ersten bis zur letzten Seite. Hier steht für mich das „Was“ im Vordergrund.
2.) Nachdem ich jetzt den Plot kenne (so es einen gibt), lese ich das Buch noch einmal und markiere sehr ausführlich, mache Notizen und schreibe sogar Passagen ab. Hier geht es um das „Wie“.
3.) Und nochmal von vorne, gerne auch mit einem jungfräulichen Exemplar. Dieses Mal mit dem Wissen des „Wie“ und „Was“ und jetzt widme ich mich dem großen Ganzen.
Natürlich lese ich nicht jedes Buch so, das wäre ja völlig irre. Schritt 1 ist obligatorisch. Wenn ich danach merke, dass ich beeindruckt bin, folgen Schritt 2 und 3.
Lieber Dirk, das war sehr interessant - ganz herzlichen Dank! LG
Ich gehöre nicht zu denen, die ihre Texte markieren. Allerdings lese ich beispielsweise Kafka auch anders als Stephen King. Bei Kafka versuche ich herauszufinden, was mir der Autor sagen will, bei King geht es mir um eine spannende Geschichte. Hier würde mich persönlich das Markieren des Textes auch stören, da ich tatsächlich vollkommen in der Geschichte versinke und jegliche Pause durchaus störend wirken kann.
Mir fällt da gerade eine Geschichte aus der Schulzeit ein. Wir haben den Schimmelreiter gelesen. Ich liebe Geistergeschichten, aber der Schimmelreiter wurde quasi bis zum Gehtnichtmehr zerpflueckt, das mir jeglicher Spass verging ihn noch mal zu lesen.
Ganz herzlichen Dank! Das sind interessante Erfahrungen, die bestimmt viele Leser teilen. Ja, das Zerpflücken der Texte in der Schule! Die Texte werden in diesem Fall ja genutzt, damit Schüler eine Lese-, Verstehens- und Sprachkompetenz entwickeln... dabei wurden sie ja zu ganz anderen Zwecken verfasst. Eigentlich tut man ihnen ja damit Unrecht... Ganz lieben Gruß!
Bei mir läuft beim Lesen im Kopf ein Film ab , poetische Texte lese ich auch laut damit ich es auch fühle. Grüße aus Wien
Shalom, Edith, sei herzlich bedankt und Grüße nach Wien!
“Ich habe gerade an einem Speed-Reading-Kurs teilgenommen und 'Krieg und Frieden' in 20 Minuten gelesen. Ich glaube, es handelt von Russland.” (Woody Allen)
Genial! Besser kann man es nicht veranschaulichen! Dank dir herzlich für diesen Woody Allen!!! LG
Ogottogottogott! Und ich lese einfach - jedenfalls, seit ich im Ruhestand bin!!! Mir will scheinen, Männer und Intellektuelle sind anders als "naive" Leser. 30 Jahre lang habe ich Deutsch am Gymnasium unterrichtet und musste den Schülern (Ich gendere nicht!) genau mit dieser Art zu lesen, die ich selbst in meiner eigenen Schulzeit schon gehasst habe, die Freude daran verderben. Nie wieder einen Text analysieren, einfach nur genießen! Ein tolles Menu würde ich doch auch nicht in seine Bestandteile zerlegen. (Klitzeklein? Naja!) Nichts für ungut! Liebe Grüße aus BAD
Darf ich fragen, auf welcher Grundlage du hier einen geschlechtsspezifischen Unterschied siehst? (Bezogen auf die Zuordnung des freiwilligen und analytischen Lesens zur Gruppe der 'Männer und Intellektuellen', wenn ich das richtig verstanden habe.)
Wenn dies auf eigener Erfahrung beruht, kann ich meine Erfahrungen gegenüberstellen. Ich habe viele FreundInnen und Bekannte unterschiedlichster Geschlechter, die als Hobby Gedichte analysieren, immer mit dem Stift lesen und ihre Bücher mit Notizen versehen. Vom Young Adult Roman bis zum Klassiker. Genauso habe ich im Bekanntenkreis viele Personen, die ohne Stift, ohne Analyse und sogar relativ schnell lesen, ebenfalls unterschiedlicher Geschlechter. Ich denke nicht, dass sich dort ein geschlechtsspezifischer Unterschied zeigt, meiner Erfahrung nach ist das ziemlich durchmischt.
Wenn sich deine Unterscheidung anders begründen lässt, würde ich das aus Interesse sehr gerne erfahren. LG :)
Ist vielleicht auch eine Frage des Alters und/oder des familiären Hintergrundes, sprich: der Sozialisation. In meiner Generation hätte Mann sich niemals zu emotionalem Lesen bekannt Männer und solche, die es werden wollten, waren rational, Mädchen und Frauen emotional. Entsprechend wurde Lektüre geschenkt bzw. ausgesucht: "Försters Pucki" gegen germanische Heldensagen, in der Stadtbücherei - für Kinder aus armen Familien ein unglaublicher Schatz - entsprechende Abteilungen , Gedichte erst im (Mädchen-)Gymnasium (über Jungenschulen kann ich naturgemäß nichts sagen) , in der Volksschule wenig bis selten etc. pp. Übrigens wurden meine Mutter und ich von meiner Deutschlehrerin im Gymnasium ob meiner Lektüreauswahl unmissverständlich kritisiert. (Ich hatte für eine Scharade Wörter wie Indianer, Trapper, Landstreicher u ä. vorgeschlagen!) Von all dem mal abgesehen: Wie ich schon sagte - Ich lese wie ich atme, esse, schlafe - keine wie auch immer geartete Reflektion außer "Gefällt mir/ Gefällt mir nicht." Dass ich hier schreibe, ist ausschließlich meiner Freude am Disput und am Widerspruch geschuldet. In diesem Sinne!
@@Liyuno753 Eben habe ich Ihnen eine ellenlange Antwort geschrieben. Leider bin ich bloß eine "arme, alte Frau" und im Umgang mit dem ganzen IT-Kram oder was auch immer manchmal ziemlich doof, und so ist diese ungemein intellektuelle Analyse im elektronischen Nirwana verschwunden. Tut mir leid, aber jetzt bin ich frusrtiert. Vielleicht ein andermal! See you later alligator (oder auch nicht).
@@Liyuno753 Also, neuer Versuch! Um es mal kurz und knackig zu sagen: Alter, gesellschaftliche Bedingungen, Sozialisation, Rollenbild: (Jungen weinen nicht!) Jungenspiele (Geländespiele z. B.) gegen "Mutter + Kind", Jungenbücher (Germanische Heldensagen) gegen Mädchenbücher ("Kleines Haus in Hemmelwarde"), naturwissenschaftliches Jungengymnasium gegen Mädchenlyzeum mit Nadelarbeit und Hauswirtschaft (Ich bekam mal eine schlechte Aufsatznote, weil ich für eine Scharade Begriffe wie Trapper oder Tramp vorgeschlagen hatte!) etc. pp.
Mein Bruder hätte, wenn er überhaupt las (Jungen sollten draußen spielen), niemals eins meiner Bücher gelesen, und wenn ich über das Schicksal einer Romanheldin gerührt war, hat er mich ausgelacht. Und Intellektuelle (oder solche, die sich dafür halten, und Frauen bitte auf gar keinen Fall) hätten für die "seichte" Lektüre, die man einfach "nur" lesen kann sowieso nur Verachtung übrig gehabt. Nun, kurz und knackig ist anders, aber diese Liste ließe sich endlos weiterführen. Und ich bin für Diskussionen immer offen!
Liebe Grüße!
@@Liyuno753 Irgendwie ist da ein Wurm drin. Es will einfach nicht klappen. Dies ist nun der dritte und gewiss auch letzte Versuch und wird kurz und knapp. Falls es wieder schiefgeht, hat es jedenfalls nicht so viel Arbeit gemacht. Ich stamme sozusagen aus der Steinzeit. Die Gesellschaft war eine andere: Erziehung, Schulsystem, Geschlechterrollen, Bedeutung der sozialen Schicht und des Lesens etc. pp. Und da Kinder in bürgerlichen Kreisen anders erzogen wurden als in Arbeiterfamilien, Mädchen anders als Jungen, lesen bzw. lasen Männer eben anders als Frauen. Und nun bin ich gespannt, ob ich es diesmal schaffe, meine Antwort auf die Reise zu schicken!
Hallo,
ich verstehe zwar warum Leute in Büchern anstreichen oder etwas hineinschreiben, aber für mich ist das nix, aber wenn das Buch einem gehört, dann kann jeder damit machen was er will und wem das beim Lesen hilft, der soll es machen. Das Einzige was ich manchmal beim Lesen mache, wenn es ein Roman ist, indem viele Personen auftauchen, dass ich mir eine Zettel hinzunehme und dann dort Stichpunkte mache, wie die untereinander in Beziehung stehen.
Identifikationsfiguren brauche ich beim Lesen auch nicht. Ich weiß auch nicht genau, warum manche Leser Sympathieträger in ihren Büchern brauchen. Die Figuren müssen auch nicht so handeln, wie ich das tun würde. Sie sollten in einem Roman nur charakterkonform handen und wenn Änderungen im Verhalten auftreten, dann sollten sie nachvollziehbar sein. Ich fände es auch wirklich langweilig, wenn immer alle Protagonisten mir sympathisch wären.
Von speed reading halte ich auch nix, vor allem wenn man Romane zum Genuss liest. Ich wende diese Methode überhaupt nicht an, lese somit auch jeden Satz in einem Buch und ich glaube auch, dass sonst kein Genuss aufkommt. Wie mein Lesetempo im Allgemeinen zu anderen Leuten ist, weiß ich nicht so genau, aber ich glaube schon, dass ich nicht so langsam lese, weil man durch regelmäßiges Lesen auch Übung bekommt, aber mir ist das auch nicht wichtig. Ich lese in meiner Geschwindigkeit, aber ich merke auch, dass es da einigen Lesern wahrscheinlich anders geht, denn man sieht ja doch auf Booktube und anderen Plattformen diese Vergleiche, mit wie viel gelesen wurde. Wenn ich dann schon höre, dass jemand Hörbücher auf doppelter Geschwindigkeit hört, dann kann ich das nicht nachvollziehen, vor allem wenn derjenige dann auch noch meint er legt Wert auf Sprache, weil auf doppelter Geschwindigkeit klingt alles nur nach Micky Mouse. Vielleicht kann ich es auch nicht verstehen, weil ich keine Hörbücher höre, aber ich höre und/oder schaue Podcasts, UA-cam und Filme etc. ja auch nicht auf schnellerer Geschwindigkeit. Für mich wirkt dieses Konsumverhalten leider so, dass man immer schneller und mehr an Geschichten erfahren will, ohne das man Geschichten auch Zeit lässt zu wirken.
Liebe Grüße
Ganz herzlichen Dank für deine interessanten Ausführungen, ich kann mich darin sehr gut wiederfinden! Ja, das Abspielen von Hörbüchern mit erhöhter Geschwindigkeit illustriert das sehr gut, für mich ebenfalls unverständlich, wie jemand daran Genuss finden könnte. Ganz lieben Dank!