Vorlesung: Transformatorische Bildungsprozesse am Beispiel

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  • Опубліковано 20 січ 2025

КОМЕНТАРІ • 8

  • @martins.6247
    @martins.6247 4 роки тому

    Danke für das recht anschauliche Beispiel. Mir ist noch nicht ganz klar, ob hier der gesamte Bildungsprozess abgebildet ist. Anlass für die Transformation war die Irritation des Anblickes der Natur außerhalb des religiös aufgeladenen Selbst- und Weltverhältnisses. Aber was war der Anlass, der Petrarca überhaupt dazu gebracht hat den Berg zusammen mit seinem Bruder zu besteigen und auch noch sein Lieblingsbuch mitzunehmen? Geht dem dann nicht schon eine Irritation voraus und wenn ja, welchen Einfluss nimmt sie auf den beschriebenen Bildungsprozess?

    • @franzkasperkronig3024
      @franzkasperkronig3024  4 роки тому +3

      Hallo Martin,
      Danke für deine weiterführende Frage. Wenn ich versuchen sollte, bestimmte Ereignisse innerhalb eines transformatorischen Bildungsprozesses in ihrer Bedeutung (um ganz bewusst nicht zu sagen: Wirkung) zu erörtern, würde ich das im Rückgriff auf systemtheoretische Theoreme tun. Um plötzliche „Emergenz“ neuer „Eigenschaften“ oder „Bifurkationen“ von Prozessen, die dazu führen, beschreiben zu können, gibt es z.B. in der Mathematik (Katastrophentheorie) in der Physik (Nukleation), in der Chemie (dissipative Strukturen) in der Biologie (Synergetik) etablierte Ansätze, die von Niklas Luhmann hier und da für die Soziologie aufgegriffen wurden. Dass für die Entstehung von „Neuem“ bei gegebenem Katalysator und einer entsprechend „angereicherten“ Umwelt nur noch ein kleines Ereignis zur Auslösung genügt, wird hier jedenfalls sehr plausibel. Bei dynamischen Systemen kann übrigens allein schon eine Feedback-Schleife zur Emergenz ganz neuer und im Grunde unvorhersehbarer Eigenschaften führen. In diesem Fall wäre die Umwelt (hier: Vorgeschichte) weitaus weniger relevant. An meiner Antwort siehst Du vielleicht, dass das alles offene Forschungsfragen sind - Fragen der Art, für die niemand Forschungsförderung bekommen würde, weil keine politisch oder ökonomisch verwertbaren Ergebnisse in Aussicht gestellt werden können.

    • @synesthesiafilms
      @synesthesiafilms 3 роки тому

      @@franzkasperkronig3024 Danke für dieses Video und die Ausführungen. Wie wäre es mit ALG II ohne Wiedereingliederungsunterschrift, siehe auch mein Video (Privatautonomie GG2 Abs 1) ua-cam.com/video/EA8XU5zODyQ/v-deo.html oder alternativ, mit self-sustainable living um ungestört (er)forschen zu können, in den Fussstapfen eines Henry David Thoreau. Man könnte jenes jetzt schon sein, was man sich von der Transformation der Weltanschauung des Berufsmenschen in Zukunft erhofft. Schaut euch hierzu auf jeden Fall den Channel von Kirsten Dirksen an, ganz speziell dieses Video ua-cam.com/video/RoGuvvzHY1A/v-deo.html

    • @martins.6247
      @martins.6247 3 роки тому

      @@franzkasperkronig3024 Lieber Franz, dank für die Antwort. Ich bin leider nicht so oft auf UA-cam und hab es übersehen. Ich überlege grad, wie sich das Beispiel Petrarcas auf andere Situationen übertragen lassen könnte, zB auf das Erlernen von Fremdsprachen. Hier ist die von mir eingangs gestellte Frage ja schon beantwortet, denn der Anlass ist durch den Lernprozess (ob nun freiwillig oder unfreiwillig, zb Schule) schon gegeben. Koller sagt ja, dass es eine Irritation geben muss und weiter, von Marotzki und Kokemohr abgeleitet, dass das "Neue" nicht unter Bekanntes subsumiert wird, sondern als Eigenständiges der bisherigen Weltaufordnung hinzugefügt wird und damit dieselbe, in einem dialektischen Prozess, quasi erweitert bzw. - wenn auch nur nuanciert - neu justiert. Aber an welcher Stelle würde das deiner Ansicht nach im Lernprozess von Fremdsprachen passieren? An dem Punkt, wo man sich bewusst ist, dass man im Englischen bspw. nicht 'Handy' sagt, sondern 'Smartphone', weil ersteres äquivalent sowas wie 'praktisch' bedeutet und letzteres 'schlaues Telefon'? Die Begriffe in der jeweiligen Sprache korrekt zu verwenden wäre ja nach Marotzki nur Lernen II, oder? Bildung I stelle ich mir dann vor als das Bewusstwerden der Bedeutungsunterschiede (Irritation) und die kritisch distanzierte Betrachtung des eigenen Begriffs in der Muttersprache. Aber was wäre deiner Ansicht nach in so einem Prozess dann Bildung II? Nähme man es einfach als Gegeben hin und würde es nur sprachkontextualisiert (also in einer Situation mit einem Muttersprachler) anwenden, würde man ja im Prinzip wieder auf die Stufe Lernen II fallen. Ist Bildung II dann sowas wie das dauerhafte Bewusstsein über die Bedeutungsunterschiede von Begriffen oder sind einzelne Begriffe gar nicht geeignet und man müsste vielmehr auf andere Sprachmittel abzielen (bspw. Sprachbilder), weil die ja im Prinzip nur dann funktionieren, wenn man sich der Komplexität der Situation bzw. des Gesamtkontextes vollends bewusst ist (man könnte sagen "in der Sprache lebt")? Aber woran würde man das festmachen?

    • @spirulinachlorella1629
      @spirulinachlorella1629 11 місяців тому

      Ja genau, hier liegt der Hund im Feld begraben. Das ganze Thema ist ziemlich absurd, da das ganze Leben eine einzige Irritation ist. Der Gedanke, dass wir uns in einem statischen Dasein befinden, aus dem wir herausirritiert werden müssen, ist vollkommen konträt zur wirklich: wir versuchen ganz im Gegenteil alles dafür zu tun, nicht ständig irritiert zu sein. Sei es nun der Habitus, über den wir Halt finden können, die Identität, die wir in der Gesellschaft aufbauen oder die Welt, die wir um uns herum konstruieren, die gesamte Psyche ist darauf aufgebaut, Irritationen zu umgehen, da Irritationen eine ernsthafte Gefährdung für den Geist darstellen. Wir befinden uns sozusagen in einem andauernden Informationskrieg, der mit Chaos gegen Ordnung verglichen werden kann. Von daher ist das alles wieder ziemlicher Pädagogenmumpitz mit der Transformation.

  • @Christa2022
    @Christa2022 3 роки тому

    Weshalb kein gegenwärtiges Beispiel? Hieran lassen sich transformatorische Bildungsprozesse doch zuhauf finden: die Coronapandemie hat ja gezeigt, wie die Gesellschaft auf bisher nicht vorstellbare Irritationen antworten musste... Kokemohr hat sich zudem dem Fremdheitsbegriff Waldenfels genähert. Dazu gibt es leider auch reichlich Anschauungsmaterial....

    • @franzkasperkronig3024
      @franzkasperkronig3024  3 роки тому

      Hallo Sonja,
      es wäre doch klasse, wenn hier unter den Kommentaren ein paar Beispiele eingebracht würden! Machst Du den Anfang? Auf Anhieb sind mir deine knappen Hinweise nämlich noch nicht ersichtlich. Liebe Grüße, Franz

    • @Christa2022
      @Christa2022 2 роки тому

      @@franzkasperkronig3024 Leider hatte ich mich abgemeldet und nun erst diese freundliche Aufforderung gelesen. Schaut man sich die Bundestagsdebatten der letzten Jahre an, so hat sich besonders dann etwas diskursiv verändert, wenn es zu wahrgenommenen (nicht gleichbedeutend mit: tatsächlichen) Bedrohungen gekommen ist. Und diese Bedrohungen nicht nur die der anderen, sondern auch die der eigenen Lage sind. Der Ukrainekrieg wird so ideologisch geführt, dass ich diesen nicht als Beispiel nehmen möchte. So haben (um mal ein Beispiel zu nennen) die Coronamaßnahmen wohl eine tiefgehende Irritation ausgelöst und Bildungsprozesse (die ja nicht unbedingt optimal sein müssen) in Gang gebracht, dass z. B. Gesetze innerhalb von Wochen verändert und verabschiedet werden konnten - was sich sonst über Jahre hinzieht. Transformatorischer Bildungsprozess ist in diesem Sinne, dass man (politisch) nicht mit bisherigen Maßnahmen auskam, da die Gefahr bzw. gesellschaftlichen Folgen nicht abschätzbar waren. Mit Bezug auf Kokemohr und Koller würde ich sagen, dass zielführender debattiert wurde, da im Grunde "alle an einem Strang zogen" und keine demokratische Opposition diese Entscheidung in Gänze in Frage stellte. Der Diskurs hat sich nicht nur in einer Diskursart, sondern in sämtlichen Diskursarten (Politik, Gesundheit, Medien, usw.) niedergeschlagen und wurde eine gemeinsame politische Lösung herbeigeführt. Nun kann man das auch anders sehen. Was würden Sie dazu sagen?