Faust - Des Pudels Kern (Will Quadflieg, Gustaf Gründgens)

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  • Опубліковано 11 вер 2024
  • Faust (Johann Wolfgang von Goethe)
    Eduard Marks, Will Quadflieg, Gustaf Gründgens,
    Deutsches Schauspielhaus Hamburg, 1960
    Vor dem Tor / Studierzimmer (Verse 1145-1387)
    Wagner. Faust. Mephistopheles.
    Volltext: www.gutenberg.o...
    [...]
    WAGNER:
    Dem Hunde, wenn er gut gezogen,
    Wird selbst ein weiser Mann gewogen.
    Ja, deine Gunst verdient er ganz und gar,
    Er, der Studenten trefflicher Skolar.
    (Sie gehen in das Stadttor.)
    [...]
    FAUST:
    Verlassen hab ich Feld und Auen,
    Die eine tiefe Nacht bedeckt,
    Mit ahnungsvollem, heil'gem Grauen
    In uns die bess're Seele weckt.
    Entschlafen sind nun wilde Triebe
    Mit jedem ungestümen Tun;
    Es reget sich die Menschenliebe,
    Die Liebe Gottes regt sich nun.
    [...]
    Aber ach! schon fühl ich, bei dem besten Willen,
    Befriedigung nicht mehr aus dem Busen quillen.
    Aber warum muß der Strom so bald versiegen,
    Und wir wieder im Durste liegen?
    Davon hab ich so viel Erfahrung.
    Doch dieser Mangel läßt sich ersetzen,
    Wir lernen das Überirdische schätzen,
    Wir sehnen uns nach Offenbarung,
    Die nirgends würd'ger und schöner brennt
    Als in dem Neuen Testament.
    Mich drängt's, den Grundtext aufzuschlagen,
    Mit redlichem Gefühl einmal
    Das heilige Original
    In mein geliebtes Deutsch zu übertragen,
    Geschrieben steht: "Im Anfang war das Wort!"
    Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
    Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
    Ich muß es anders übersetzen,
    Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
    Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn.
    Bedenke wohl die erste Zeile,
    Daß deine Feder sich nicht übereile!
    Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?
    Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!
    Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
    Schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe.
    Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat
    Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!
    [...]
    MEPHISTOPHELES:
    Wozu der Lärm? was steht dem Herrn zu Diensten?
    FAUST:
    Das also war des Pudels Kern!
    Ein fahrender Skolast? Der Kasus macht mich lachen.
    MEPHISTOPHELES:
    Ich salutiere den gelehrten Herrn!
    Ihr habt mich weidlich schwitzen machen.
    FAUST:
    Wie nennst du dich?
    MEPHISTOPHELES:
    Die Frage scheint mir klein Für einen, der das Wort so sehr verachtet,
    Der, weit entfernt von allem Schein,
    Nur in der Wesen Tiefe trachtet.
    FAUST:
    Bei euch, ihr Herrn, kann man das Wesen
    Gewöhnlich aus dem Namen lesen,
    Wo es sich allzu deutlich weist,
    Wenn man euch Fliegengott, Verderber, Lügner heißt.
    Nun gut, wer bist du denn?
    MEPHISTOPHELES:
    Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute
    schafft.
    FAUST:
    Was ist mit diesem Rätselwort gemeint?
    MEPHISTOPHELES:
    Ich bin der Geist, der stets verneint!
    Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
    Ist wert, daß es zugrunde geht;
    Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
    So ist denn alles, was ihr Sünde,
    Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
    Mein eigentliches Element.
    FAUST:
    Du nennst dich einen Teil, und stehst doch ganz vor mir?
    MEPHISTOPHELES:
    Bescheidne Wahrheit sprech ich dir.
    Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt
    Gewöhnlich für ein Ganzes hält-
    Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war
    Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar
    Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht
    Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht,
    Und doch gelingt's ihm nicht, da es, so viel es strebt,
    Verhaftet an den Körpern klebt.
    Von Körpern strömt's, die Körper macht es schön,
    Ein Körper hemmt's auf seinem Gange;
    So, hoff ich, dauert es nicht lange,
    Und mit den Körpern wird's zugrunde gehn.
    FAUST:
    Nun kenn ich deine würd'gen Pflichten!
    Du kannst im Großen nichts vernichten
    Und fängst es nun im Kleinen an.
    MEPHISTOPHELES:
    Und freilich ist nicht viel damit getan.
    Was sich dem Nichts entgegenstellt,
    Das Etwas, diese plumpe Welt
    So viel als ich schon unternommen
    Ich wußte nicht ihr beizukommen
    Mit Wellen, Stürmen, Schütteln, Brand-
    Geruhig bleibt am Ende Meer und Land!
    Und dem verdammten Zeug, der Tier- und Menschenbrut,
    Dem ist nun gar nichts anzuhaben:
    Wie viele hab ich schon begraben!
    Und immer zirkuliert ein neues, frisches Blut.
    So geht es fort, man möchte rasend werden!
    Der Luft, dem Wasser wie der Erden
    Entwinden tausend Keime sich,
    Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten!
    Hätt ich mir nicht die Flamme vorbehalten,
    Ich hätte nichts Aparts für mich.
    FAUST:
    So setzest du der ewig regen,
    Der heilsam schaffenden Gewalt
    Die kalte Teufelsfaust entgegen,
    Die sich vergebens tückisch ballt!
    Was anders suche zu beginnen
    Des Chaos wunderlicher Sohn!
    MEPHISTOPHELES:
    Wir wollen wirklich uns besinnen,
    Die nächsten Male mehr davon!
    Dürft ich wohl diesmal mich entfernen?

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