Kurt Tucholsky „Drei Minuten Gehör!“ (1922)
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- Опубліковано 25 сер 2024
- Rezitation:Oskar Werner
von der CD
„Gedichte gegen den Krieg“
erschienen bei Radio Österreich ORF1
ISBN: 978-3-902 733 - 38 - 2
Text:
Von euch, die ihr den Hammer schwingt,
von euch, die ihr auf Krücken hinkt,
von euch, die ihr die Feder führt,
von euch, die ihr die Kessel schürt,
von euch, die mit den treuen Händen
dem Manne ihre Liebe spenden -
von euch, den Jungen und den Alten -:
Ihr sollt drei Minuten inne halten.
Wir sind ja nicht unter Kriegsgewinnern.
Wir wollen uns einmal erinnern.
Die erste Minute gehöre dem Mann.
Wer trat vor Jahren in Feldgrau an?
Zu Hause die Kinder - zu Hause weint Mutter ...
Ihr: feldgraues Kanonenfutter -!
Ihr zogt in den lehmigen Ackergraben.
Da saht ihr keinen Fürstenknaben:
der soff sich einen in der Etappe
und ging mit den Damen in die Klappe.
Ihr wurdet geschliffen. Ihr wurdet gedrillt.
Wart ihr noch Gottes Ebenbild?
In der Kaserne - im Schilderhaus
wart ihr niedriger als die schmutzigste Laus.
Der Offizier war eine Perle,
aber ihr wart nur ›Kerle‹!
Ein elender Schieß- und Grüßautomat.
»Sie Schwein! Hände an die Hosennaht -!«
Verwundete mochten sich krümmen und biegen:
kam ein Prinz, dann hattet ihr stramm zu liegen.
Und noch im Massengrab wart ihr die Schweine:
Die Offiziere lagen alleine!
Ihr wart des Todes billige Ware ...
So ging das vier lange blutige Jahre.
Erinnert ihr euch -?
Die zweite Minute gehöre der Frau.
Wem wurden zu Haus die Haare grau?
Wer schreckte, wenn der Tag vorbei,
in den Nächten auf mit einem Schrei?
Wer ist es vier Jahre hindurch gewesen,
der anstand in langen Polonaisen,
indessen Prinzessinnen und ihre Gatten
alles, alles, alles hatten - -?
Wem schrieben sie einen kurzen Brief,
dass wieder einer in Flandern schlief?
Dazu ein Formular mit zwei Zetteln ...
wer mußte hier um die Renten betteln?
Tränen und Krämpfe und wildes Schrein.
Er hatte Ruhe. Ihr wart allein.
Oder sie schickten ihn, hinkend am Knüppel,
euch in die Arme zurück als Krüppel.
So sah sie aus, die wunderbare
große Zeit - vier lange Jahre ...
Erinnert ihr euch -?
Die dritte Minute gehört den Jungen!
Euch haben sie nicht in die Jacken gezwungen!
Ihr wart noch frei! Ihr seid heute frei!
Sorgt dafür, dass es immer so sei!
An euch hängt die Hoffnung. An euch das Vertraun
von Millionen deutschen Männern und Fraun.
Ihr sollt nicht strammstehn. Ihr sollt nicht dienen!
Ihr sollt frei sein! Zeigt es ihnen!
Und wenn sie euch kommen und drohn mit Pistolen -:
Geht nicht! Sie sollen euch erst mal holen!
Keine Wehrpflicht! Keine Soldaten!
Keine Monokel-Potentaten!
Keine Orden! Keine Spaliere!
Keine Reserveoffiziere!
Ihr seid die Zukunft!
Euer das Land!
Schüttelt es ab, das Knechtschaftsband!
Wenn ihr nur wollt, seid ihr alle frei!
Euer Wille geschehe! Seid nicht mehr dabei!
Wenn ihr nur wollt: bei euch steht der Sieg!
- Nie wieder Krieg -!
Geschrieben als Theobald Tiger - in der Republikanischen Presse - 29. 07. 1922
Bilder: Hans Baluschek *1870 - †1935 und einem Bild von Käthe Kollwitz
Das müsste heute stündlich in den Nachrichten zuallererst kommen...unvergessen Oskar Werner!
Habe ihn erst letztes weekends wieder mal gelesen. Was für ein unglaublich liebenswerter Geist, mit R i e s e n großem Herz - für Mensch und Tier . . .
Immer wieder Aktuell. Mit Oskar Werner sooo eindringlich.
Und wieder bin ich hier gelandet. Mit der Ukraine Problematik, sehr komplex, ist dieser Text, so eindrucksvoll vorgetragen vom unvergesslichen Oskar Werner, wieder aktuell!🤔
Dankeschön. Aktuell! Einfach grossartig vorgetragen .ich bin beeindruckt!
NIE WIEDER KRIEG !!!
Die Presentation berührt mich, weil ich hören kann, dass es Oskar Werner da schon nicht mehr gut ging. Ich durfte ihm, während meiner Zeit in Wien (auf einem Gehsteig) begegnen. Er, war offensichtlich schwer betrunken und wurde von zwei Männern gestützt, nach Hause begleitet. Mir gelang es, meinen Kopf, in Hochachtung vor ihm, zu senken ... und ich weiss, er hatte meine Ehrerbietung angenommen. Dadurch fühle ich mich heute noch bereichert ...
Vielen Dank für diese Erinnerung!
Schön wie Du Deine Begegnung mit dem unvergesslichen Oskar Werner beschreibst. Und ja, ich höre das es der ältere Oskar Werner ist der da liest -sehr intensiv. Nicht mehr seine bezaubernde Stimme des jungen Manns.
Ich habe einmal eine Arbeit über "IHN "geschrieben. Liebe grüße aus der Schweiz! Diana zwahlen ch
@@DIANA-rv7zn
Schoen, dass du deine Gedanken mit mir teiltest. Es hat mich neuerlich bereichert. Ob man deine "Arbeit ueber IHN" wohl irgendwo nachlesen kann? Freundliche Gruesse aus Canada!
Ach Kurt, sojemanden wie Dich hätten wir heute wieder bitternötig.
Habe ihn erst letztes weekends wieder mal gelesen. Was für ein unglaublich liebenswerter Geist, mit R i e s e n großem Herz - für Mensch und Tier . . .
Großartig, Text und Stimme gewaltig, vielen Dank.
Vielen Dank für diese grossartige Aufnahme und die gut umgesetzte Präsentation!
Toll, sagenhaft. 👍
Großartig!!! Danke
wow, das ist einfach genial
Aktueller denn je!
Danke und Respekt für diesen Upload! Friede den Hütten!
Danke für LYRIK FÜR PURISTEN. Dermassen eindrücklich! ! Diana zwahlen ch
ich danke wiederum für das Hören und das "sich berühren" lassen
Selbst stark angetrunken unerreicht.
So ist es! Starke Wirkung noch so. Chapeau dem unvergesslichen Oskar Werner 💜👍👏Diana zwahlen ch
@ Bernd
Absolut . . . keine Frage!
@@mmbmbmbmb Karin ich habe den KLEINEN PRINZEN von dir runtergeladen. Ich habe ihn als Buch und CD. Ich werde in 3 Wochen wenn alles gut geht in Corona Zeiten aus dem Kleinen Prinz vorlesen. Also Merci beaucoup Karin 👋💜👍😊
@@DIANA-rv7zn Schoen. Das freut mich. Auch ich habe, schon seit vielen Jahren, das Buch ... und, waehrend meines Lebens in Wien, die Oeffentlichkeitsarbeit fuer eine Szenische Lesung, die eine Freundin auf die Beine gestellt hatte, gemacht. Dir, Diana, wuensche ich gutes Gelingen mit Exupéry's wunderbarem Stoff, den man gar nicht oft genug 'verbreiten' kann.
Wahnsinn. Tucholsky und Werner. Wahnsinn.
....wow....
Aktueller denn je
vive l'allemand (ironique)
Der hat Putin gekannt.
Interpretation sollte anders besser gelingen.
Nein, im Gegenteil. Oskar Werner war selbst ein Getriebener. Besser kann man in diesem Fall nicht rezitieren. Akkurat und reingewaschen passt niemals zum Krieg.
Wie gelänge sie besser ?
Es ist schreiendes
Elend, hörbar scbreiendes Elend.
Was hat der Mann recht