Zum offenen Brief "Zur Verteidigung der Präsenzlehre" (VL "Digitalität") (TU Dresden // GSW)

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  • Опубліковано 5 лис 2024

КОМЕНТАРІ • 10

  • @altgerm-ad5578
    @altgerm-ad5578 4 роки тому +1

    In der Sache liegen wir vermutlich gar nicht soweit nicht
    auseinander. Aber Ihre Analyse fand ich dann doch nicht ganz überzeugend.
    Einmal ist eine ‚Verteidigung‘ auch schlicht eine rhetorische Gattung. Nicht nur
    im Krieg, nicht nur vor Gericht, sondern z. B. auch in einer Disputation wird
    verteidigt. Wenn man eine Diskussion führt, gehört das dazu. Die Engführung mit
    der DDR-Rhetorik erscheint mir insofern nicht plausibel. Der Brief postuliert
    in meinen Augen auch nicht Aggression und Opfer (ergo auch keinen Aggressor),
    sondern moniert eine Entwertung der Präsenzlehre, die mit der Digitalisierung
    einhergeht. Darüber kann man geteilter Meinung sein. Wenn dem nicht so ist, um
    so besser. Allerdings ist es schon die Frage, wie diese Kultur der Digitalität
    umgesetzt wird. Schließlich erscheint mir der Frame bzw. das Narrativ, den bzw.
    das Sie selbst setzen, auch nicht ohne zu sein: Die Transformation (vulgo: der Fortschritt),
    wogegen sich die Verteidiger der traditionellen Ordnung stemmen (verzweifelt,
    da diese Ordnung sich ja nicht mehr aufrechterhalten lässt) - sorry, aber das kommt
    mir, der ich ja auch in der DDR sozialisiert worden bin, auch nicht ganz
    unbekannt vor.

    • @AlexanderLasch
      @AlexanderLasch  4 роки тому

      Vielen Dank für Ihren Kommentar - freilich, die DDR-Rhetorik ist eine Spitze, die ich mir erlaubte, aber dann durch eine Analyse der Belege im DWDS abgesichert habe. Daran wird ersichtlich, dass genau diese Phraseoschablone in ideologisch markierten Kontexten besonders dominant ist. Ob man sie auch in anderen Kontexten verwenden kann (z.B. in akademischen), spielt für eine sprachgebrauchsbasierte und kognitionslinguistisch orientierte Analyse nur noch eine nachgeordnete Rolle. Auch das Framing als "Defending" ist leider eindeutig. Wenn man schon nicht den Titel zu ernst nimmt, bleibt der letzte Satz als Sentenz und als rhetorisches Muster. Ich setze mich schon zu lange mit Digitalisierungskritiker:innen auseinander, um die Zeichen nicht zu erkennen - wir blicken hier vllt. auf eine wohlreflektierte, aber keine konstruktive Debatte. Und uns droht hochschuldidaktisch der doppelte Backflip ins Seminar des 19. Jahrhunderts, wie es im Moment im Feuilleton glorifiziert wird. Und so leid mir das tut: Philosophie und Literaturwissenschaft sind im Moment da die treibenden Kräfte, wenn man den offenen Brief zugrunde legt. Sie glauben nicht, wie sehr ich das bedauere. Deshalb versuche ich auch in der Reihe #DigitaleLehre im Moment, die hochschuldikdatischen Möglichkeiten auszuleuchten, um eben die Gräben, die sich innerhalb der Germanistik und besonders dieser Frage andeuten, nicht noch weiter zu vertiefen.
      Die Transformation lässt sich im Übrigen nicht mehr aufhalten; die Debatten, die wir gerade sehen, sind Symptom des Wandels, nicht seine Ursache. Ich beziehe mich ausdrücklich auf Stalders "Kultur der Digitalität" aus einer Beobachterposition ohne ideologischen Fortschrittsglauben, denn Mission ist mir in dieser Sache fremd.