Dinslaken-Hiesfeld (DIN) Die drei Glocken der evangelischen Dorfkirche Sankt Cyriacus (Turmaufnahme)
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- Опубліковано 2 бер 2020
- Aus dem Turm der alten evangelischen Dorfkirche in Hiesfeld erklingen drei historische Glocken. Die alte Katharinenglocke wurde bereits 1490 vom niederländischen Glockengießermeister Gerhardus van Wou gegossen und bildet heute zusammen mit der 30 Jahre später von seinem Schüler Wolter Westerhues gefertigten Marienglocke das eigentliche Geläute des Gotteshauses. Die außergewöhnlich gute Gussqualität wird durch den sehr langen Nachhall beider Glocken deutlich. Aus heutiger Sicht ist es zwar verwunderlich, dass als Schlagtonlinie ein Halbton gewählt wurde, dies kann aber damit begründet werden, dass damals ein etwas anderes Gefühl für Harmonie vorhanden war als heute. Van Wou konnte nämlich durchaus als einer der wenigen Glockengießer des Mittelalters tongenau Glocken gießen. Verwunderlich ist, dass beide Glocken trotz der eher katholisch geprägten Inschriften die Reformationszeit unbeschadet überstanden haben und bis heute läuten können. Ergänzt wird das "Hauptgeläute" durch die kleine Betglocke von 1647, welche im Volksmund Middagschell genannt wird und in der Turmlaterne aufgehängt ist. Sie wurde laut Inschrift als Ersatz für eine vorher vernichtete oder verschwundene Glocke gegossen und wird vornehmlich solistisch verwendet, da sie mehr als eine Oktave höher wie die großen Glocken erklingt - ein Gesamtgeläute ist eigentlich nicht vorgesehen. Nachdem im Video die einzelnen Glocken kurz zu sehen und zu hören sind, wird zuerst das "Hauptgeläute" eingeschalten - die kleine Middagschell folgt nach einiger Zeit, hört aber schon recht bald auf wieder zu läuten.
Der historische und musikalische Wert der Glocken macht das Geläute zu einem Unikum und einem der wertvollsten Geläute in Dinslaken und darüber hinaus.
Gl. 1 | Maria | d' | 1600 kg | 1350 mm | Wolter Westerhues, Münster (1520)
Gl. 2 | Katharina | es' | 1100 kg | 1210 mm | Gerhardus van Wou (1490)
Gl. 3 | Middagschell | ges'' | 100 kg | 540 mm | Claudius Bricon (1674)
Die bemerkenswerte Geschichte der ältesten Kirche Dinslakens beginnt mit dem Bau eines ersten Gotteshauses in Hiesfeld im 10. Jahrhundert. An diese Saalkirche wurde im 12. Jahrhundert der bis heute noch erhaltene, romanische Kirchturm angefügt. Doch schon während der Soester Fehde brannte das Kirchenschiff 1445 komplett aus, wurde aber auf Anweisung des damaligen Kölner Erzbischofes wiedaufgebaut - im Zuge der damaligen Baumaßnahmen ist auch der Chorraum entstanden. Kurz vor einem weiteren Kirchenbrand wurde die Kirche schließlich ab 1585 der lutherischen Gemeinde zugesprochen, ab 1649 erfolgte auf Anordnung des Kurfürsten sogar eine simultane Nutzung des Gotteshauses durch die reformierte und lutherische Gemeinde, bis diese sich 1821 zur evangelischen Gemeinde zusammenschlossen. Viele historische Einrichtungsgegenstände sind nicht mehr vorhanden, allerdings konnten bei der letzten Renovierung 2015 gotische Ausmalungen aus dem 16. Jahrhundert an der Kirchendecke freigelegt werden.
Herzlich bedanken möchte ich mich bei Herrn Pfarrer Hesse für die kurzfristige Genehmigung und bei Herrn Baukirchmeister Christofzik für die Ermöglichung der Aufnahmen! Quelle für das Außenfoto der Kirche im Video: Mühlenverein Hiesfeld.
Aufgezeichnet am Dienstag, den 29. Oktober 2019 zu einem gesonderten Glockenläuten.
Einfach nur erstaunlich :).
Hier befinden sich zwei Glocken von den wohl bedeutendsten Glockengießern des Mittelalters...
Das ist schon ein feines Geläutchen! Und endlich mal anständig auf dieser Plattform präsentiert. Allerdings möchte ich anmerken, dass der Halbton der beiden Hauptglocken damals nicht primär aus harmonischen Gründen gewählt wurde. Es war bis ins 18. und teilweise auch 19.Jahrhundert üblich, dass kein Zusammenläuten stattgefunden hat, sondern jede Glocke eine solistische Aufgabe hatte. Die Aussage, dass Van Wou gut auf Ton gießen konnte, gilt nur für Geläute, die er aus einem Guss schuf. Zu bereits vorhandenen Glocken anderer Gießer war er nicht in der Lage, seine eigenen tongenau zu gießen (s. Wessum). Eine sonderlich lange Abklingdauer weisen beide Glocken auch nicht auf. Dafür sind sie aber sehr singfreudig... ;-)
Vielen Dank für die Anmerkungen und das Lob - ich werde die bisherige Beschreibung dementsprechend ergänzen!
Das ist ja ein tolles historisches geläut
Allerdings! Sehr schön anzuhören...trotz bzw. gerade wegen der „Dissonanzen“.
Herrlich!
Alle drei Glocken gefallen mir unglaublich; der Gewichtsausgleich des Jochs von Gl.2 ist ja auch urig... ^^
Die etwas andere Art der Weiterverwendung der ausgedienten Klöppel ist natürlich schon eine witzige, aber auch durchaus kreative Idee! Der ganz spezielle Charmé dieses Geläutes ist in der Tat bemerkenswert.
Schön, dass es nun auch eine gescheite Aufnahme dieses besonderen Geläutes gibt. Ist dir gelungen!
Vielen Dank - das freut mich!
Ich mag das Geläut
Das Video ist großartig geworden. Da hat sich die Mühe definitiv gelohnt. Es war und ist uns eine Freude👍
Vielen Dank für das Lob. War ein erfolgreicher Tag!
schönes geläut
So etwas ist doch einfach nur toll. :-D
Beim Hören von solch qualitativen, historischen Glocken geht einem doch das Herz auf!
ist das ein klöppel bei der mittleren glocke beim joch rechts
Genau - er wurde hier sinnvoll wiederverwendet, anstatt wie so oft nur in einer Ecke des Turmes zu verstauben.
Intéressante sonnerie historique
Oui c‘est.
in welcher glockenstube läutet die kleinste glocke
Sie hängt im Turmdach über der Uhr (siehe erstes Bild).
Wo Du auch überall schon hinkommst 😉
Wo ein Wille ist...😉