Ein Friedhof nur für Künstler - Die Künstler-Nekropole in der documenta-Stadt Kassel

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  • Опубліковано 3 лис 2024
  • In einem Waldstück bei Kassel entstehen seit über 30 Jahren Skulpturen für den Tod. Künstler erschaffen ihre eigenen Grabmäler und lassen sich neben ihrer Kunst begraben. Ein Rundgang zu den bisherigen Werken im Jahr 2024.
    Stadt Kassel zur Künstler-Nekropole: www.kassel.de/...
    Museum für Sepulkralkultur zur Künstler-Nekropole: www.sepulkralm...
    Wikipedia zur Künstler-Nekropole: de.wikipedia.o...
    #friedhof #kunst #kassel
    Web: www.danielruss...
    Instagram: / danielrussart
    Skript:
    Hi! Mein Name ist Daniel und wir alle werden irgendwann sterben. Und wenn wir tot sind, müssen wir irgendwo untergebracht werden. Klassischerweise auf einem Friedhof. Wir kommen in einen Sarg. Der Sarg kommt in die Erde und ein Grabstein mit unserem Namen wird aufgestellt. Wenn wir Glück haben, pflanzen unsere Verwandten noch ein paar Jahre Blumen. Eine Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern wählte einen anderen Weg. Sie entschieden sich für eine besondere Grabstätte für Ihre Totenruhe: eine Künstler-Nekropole.
    In einem Waldstück an der Stadtgrenze von Kassel entsteht seit gut 30 Jahren einer der ungewöhnlichsten Friedhöfe der Welt. Im Habichtswald - rund um den Blauen See - liegt die Künstler-Nekropole. Die Idee: Künstlerinnen und Künstler gestalten ihre eigenen Grabmonumente, um dort nach dem Tod beigesetzt zu werden. 10 Grabmäler sind schon umgesetzt und weitere 30 in Planung. Die Künstler verpflichten sich per Testament, nach dem Tod bei ihrem Grabmal in der Nekropole bestattet zu werden. Eine Voraussetzung ist, dass die Künstlerinnen und Künstler an einer documenta teilgenommen haben. Die documenta ist eine der wichtigsten internationalen Kunstausstellungen und findet alle 5 Jahre für 100 Tage in Kassel statt. Allein diesen Aspekt finde ich faszinierend. Die meisten der bisher bestatteten Künstlerinnen und Künstler stammen nicht aus Kassel oder der Region. Trotzdem möchten sie im Habichtswald, weit weg von ihrem letzten Wohnort, bestattet werden. Von der Idee bis zum ersten Grabmal vergingen 10 Jahre. Behörden und Naturschützer mussten erst überzeugt werden. Dafür waren Kompromisse nötig. Um das Grundwasser nicht zu verunreinigen, werden die Leichen der Künstlerinnen und Künstler nicht direkt im Wald bestattet, sondern eingeäschert und in Urnen beigesetzt.
    Wenn ihr euer eigenes Grab gestalten könntet: Wie würde es aussehen? Wie wollt ihr erinnert werden? Die Künstlerinnen und Künstler haben darauf ganz eigene Antworten gefunden:
    Es gibt Steinpfade, auf denen wir den Fluss des Lebens entlangschreiten können.
    Eine Art Festspielplatz lädt zu tänzerischen Zeremonien ein. Beobachtet von ewigen Zuschauern.
    Ein Bronzeguss des Körpers wurde im Boden versenkt, der später die Asche des Künstlers aufnehmen wird.
    Ein großer Sarkophag überblickt den angrenzenden See. Im Inneren liegen Notizbücher des Künstlers.
    Eine Vogeltränke aus Granit ruht auf zwei Särgen. Hier sammelt sich Regenwasser und spendet den Tieren im Wald neue Lebenskraft.
    Ein steinernes Auge auf einer hohen Stele blickt gleichzeitig in zwei Richtungen.
    Wir können einen Ring aus Stahlplatten betreten, die Gesichter des Todes und Formen der Seele zeigen.
    Ein Stahlzylinder aus zwei Teilen bleibt noch so lange geöffnet, bis der Künstler stirbt. Dann wird sich der obere Zylinder mit seiner Urne absenken.
    In einer begehbaren Kuppel aus Lehm finden wir Sitzplätze. Und über die runde Öffnung im Dach blicken wir in den Himmel.
    Auf dem neuesten Werk balanciert eine Figur über ein dünnes Rohr. Sie geht ihren letzten Weg vom Reich der Lebenden ins Reich der Toten.
    Es gibt aber auch Werke in der Nekropole, die keine Grabstätte markieren:
    Ein Bild, gemalt, bevor der Künstler sein eigentliches Grabmal fertigstellen konnte.
    Ein Denkmal für einen langjährigen Unterstützer der Künstler-Nekropole nutzt eine besondere optische Täuschung. An den Rändern der Vase wird sein Gesicht erkennbar.
    Und der Initiator selbst, Harry Kramer, wurde anonym, ganz ohne Kunstwerk, irgendwo im Wald beigesetzt.
    Was ist die Künstler-Nekropole? Ein Friedhof? Eine Parkanlage? Ein Kunstwerk? Und die Antwort ist: ja. All das. Sie ist eine vielseitige Sammlung ganz persönlicher Interpretationen der Totenruhe. Ein Ort, der nachdenklich macht, fast unwirklich scheint, weil die Grabmäler sich beiläufig in die Natur integrieren und doch ganz bewusst platziert sind. Es ist Kunst, die sich nicht im Museum versteckt, sondern frei zugänglich und für alle erlebbar ist, die danach suchen.

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