7.000 Eichen wollte Joseph Beuys zur documenta 7 (1982) in Kassel pflanzen. Das vielleicht größte grüne Kunstwerk der Welt. 40 Jahre später hat die Kunst die Stadt verändert. Ein Zwischenstand zum 100. Geburtstag des Künstlers.
Karte der 7.000 Eichen: geoportal.kassel.de/portal/apps/webappviewer/index.html?id=ada987a713c54778bd5beecbc89861c9
Stiftung 7.000 Eichen: www.7000eichen.de
Wikipedia 7.000 Eichen: de.wikipedia.org/wiki/7000_Eichen
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Skript:
Hi! Mein Name ist Daniel. Das ist meine Küche. Und das da draußen ist eines der größten Kunstwerke der Welt. Das ist EINE von Joseph Beuys 7.000 Eichen. Joseph Beuys war ein deutscher Künstler. Er wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden. Seine Kunstwerke stehen in den wichtigsten Museen der Welt. Sein größtes Werk liegt aber in keinem Ausstellungsraum. Es steht draußen an der frischen Luft und wächst jeden Tag ein bisschen mehr. "7000 Eichen - Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung" nannte Beuys sein organisches Kunstwerk. 1982, als Teil der documenta 7, pflanzte er den ersten Baum - hier vor dem Museum Fridericianum auf dem Friedrichsplatz in Kassel. Erst fünf Jahre später wurde die 7000. und letzte Eiche an gleicher Stelle gepflanzt. Joseph Beuys erlebte diesen Moment nicht mehr. Er starb ein Jahr zuvor am 23. Januar 1986.
Die 7.000 Bäume verteilen sich heute über das gesamte Stadtgebiet. Diese Karte der Stadt Kassel verdeutlicht das Ausmaß der Aktion. Jeder Baum wird von einem Basaltstein begleitet. Als Provokation und Motivation kippte Beuys die 7000 Basaltsteine gesammelt auf dem Friedrichsplatz in der Innenstadt Kassels aus. Und dann ging die Arbeit los. Geld sammeln, geeignete Standorte suchen und viel diskutieren. Kassel wurde nach dem zweiten Weltkrieg als autofreundliche Stadt wiederaufgebaut. Beton und Asphalt bestimmten das Stadtbild. Der Baumbestand lag 1982 nur bei rund 8000 Bäumen. Jetzt sollten auf einen Schlag 7000 weitere Bäume dazu kommen. Kosten: 4,3 Millionen D-Mark. Also mussten alle mit anpacken: Eine New Yorker Stiftung finanzierte den Start der Aktion. Beuys sammelte Spenden, trat in Werbespots für japanischen Whisky auf, schmolz eine goldene Krone ein und aktivierte befreundete Künstler wie Andy Warhol, die ihre Werke für die Finanzierung der 7000 Eichen spendeten. Ein Koordinationsbüro wurde gegründet, das für fünf Jahre die Pflanzungen organisierte. Und auch die Kasseler Gesellschaft erwachte zum Leben: Bürger*innen und Institutionen spendeten Geld, die Stadt aktivierte die Behörden. Es wurden passende Stellplätze gesucht, Anträge geschrieben, Pflanzaktionen gestartet. Von diesem Kraftakt profitieren die Menschen in der Stadt bis heute. Die 7000 Eichen stehen unter Denkmalschutz und werden von der Stadt Kassel und einer Stiftung gepflegt. Wird ein Baum gefällt oder ist krank, muss an einer anderen Stelle Ersatz geschaffen werden. Und so wächst das Kunstwerk seit fast 40 Jahren unaufhörlich weiter.
Die 7000 Eichen sind eine lebendige Raum-Zeit-Skulptur. Eichen wachsen langsam und werden bis zu 800 Jahre alt. Sie werden noch wachsen, wenn Generationen von Menschen schon gestorben sind. Aber warum die Basaltsteine? Beuys stellte in seiner Kunst häufig Gegensätze nebeneinander. Harte geometrische Formen neben weichen organischen. So auch hier. Der Stein steht für Struktur, Stabilität, die Vergangenheit und den Tod. Der Baum dagegen für Veränderung, Entwicklung, das Leben und die Zukunft. Schließlich wächst er jeden Tag ein Stückchen mehr. Viele der Baumstämme sind heute dicker als die schweren Basaltsteine, neben denen sie eingepflanzt wurden. Neben der Eiche wurden mehr als 20 weitere Baumarten gepflanzt. Je nach Standort boten sich Ahorn, Esche, Platane oder Kastanie besser an. Und so sind die 7000 Beuys-Bäume mit ihren 7000 Basaltsteinen heute ein fester Teil des Stadtbildes geworden. Die Kunst hat das sterile Museum verlassen und ist in die Welt aller Menschen getreten. In ihren Alltag, auf ihre Straßen, Plätze und Parks. Sie wurde lebendig.