In Rom das Proletariat

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  • Опубліковано 6 вер 2024
  • Dieses schöne Gedicht wurde zu einer Zeit (1) verfasst, in der eine Dame aus dem „Dritten Lager“ als „Sozialministerin“ fungierte, die uns (wenn überhaupt) hauptsächlich durch einen Sager in dunkler Erinnerung bleiben wird, demzufolge man von 150 Euro leben könne (vorausgesetzt, dass für das Wohnen bereits gesorgt sei). Das Bonmot wurde im Zusammenhang mit dem Vorhaben einer Neuregelung der Sozialhilfe geprägt, wobei Verschärfungen als bloß gegen Ausländer gerichtet verkauft wurden.
    Die begeisterte Zustimmung, mit der gerade „sozial Schwache“ oft eine Einschränkung der Unterstützung begrüßen, die „sozial noch Schwächeren“ zuteilwird, lässt einen (2) - wenn man ein bisserl was von der Geschichte weiß - an das alte Rom denken, wo während der Punischen Kriege eine breite Schicht von besitzlosen ehemaligen Kleinbauern entstanden war, die angesichts der übermächtigen Konkurrenz der Latifundienwirtschaft, der Sklavenarbeit und billigen überseeischen Getreides das Handtuch geworfen hatten.
    Vollberechtigte Römische Bürger Roms waren sie aber geblieben. Jemand, der‘s in der Politik zu etwas bringen wollte, musste ihnen schmeicheln und ihnen Unterhalt sowie Unterhaltung in Form von Getreidespenden, öffentlichen Ausspeisungen und glänzenden Zirkusspielen bieten, denn RAI gab’s noch nicht, und andauernd nur an einer zahlreichen Nachkommenschaft („proles“) zu arbeiten, war wohl auch zu anstrengend. Die Mittel, die Politiker dafür einsetzten, sich bei den „Proletariern“ beliebt zu machen, entstammten der Ausplünderung der Provinzen und der Arbeit der Sklaven, die auf den Latifundien der Großgrundbesitzer schufteten.
    Nun verhält es sich aber so, dass die Geschichte nervös und unruhig wird, wenn Besitz- und Machtverhältnisse einander nicht mehr entsprechen. Und der Konzentration des Besitzes in den Händen weniger stand nun eben die immer noch breit angelegte politische Willensbildung gegenüber; bald musste es daher zugehen wie im alten Rom, und zur Zeit der Volkstribunen Tiberius und Gaius Gracchus begannen denn auch die Bürgerkriege. Die Gracchen scheiterten mit dem Versuch, aus den Proletariern wieder Kleinbauern zu machen, und Gaius beging darüber hinaus den Fehler, die Agrarreform mit dem Bundesgenossenproblem zur verquicken. Klar, dass die „Proletarier“ nichts von der Idee hielten, das volle römische Bürgerrecht mit den „Socii“, den mit Rom zwangsverbündeten Italikern, zu teilen.
    Aus den Bürgerkriegen ergab sich ein neues Gleichgewicht: Der Konzentration des Besitzes in den Händen weniger entsprach in der Kaiserzeit nun wieder der Umstand, dass auch in der Politik nur noch wenige etwas zu melden hatten. Unter Caracalla erhielten schließlich (212 n. d. Z.) alle Bewohner des Römischen Reichs das Bürgerrecht - und konnten es sich allesamt an den Hut stecken.
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    (1) 18. Dezember 2017 - 22. Mai 2019.
    (2) … und darüber hinaus selbstverständlich auch einzelne Menschen, die sich zu irgendeinem anderen Geschlecht bekennen …
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