Ein sehr schönes Video! Du gibst dir offenbar große Mühe und du kannst mit Qualität in verschiedenen Bereichen prunken (Fachwissen + Darstellung, Videoaufmachung, Sprachbeherrschung, Aussprache). Dich als Lehrer zu haben, darüber kann sich wirklich jeder Schüler freuen. Und natürlich habe auch ich etwas aus dem Video mitgenommen. Und weil ich weiß, wie nahe du aussprachetechnisch dem Besten bist, was man erreichen kann, fühle ich mich ermuntert, dir einige Hinweise zu geben, damit du dem desto näher kommest. Ich hoffe, du fassest sie mit Wohlwollen auf, denn wohlwollend allein sind sie gemeint. Es geht mir eigentlich immer um Längen, denn mit ihnen haben wir die meisten Schwierigkeiten, weil Deutsch und Englisch. unsere beiden "Ankersprachen", aber auch die romanischen Sprachen allesamt miese Längenvernichter sind. historicus und historia: das o so kurz wie es nur geht sprechen! Vielleicht kann man sogar, um den Fremdwort-Charakter herauszustellen, die Betonung ändern, also historicús und historía (aber i kurz!). Aber ich meine mich zu erinnern, dass du auch philosophia lateinisch betonst, da muss man jedenfalls folgerichtig bleiben. opīnantur: das ī herausstellen, auch wenn es schwierig ist, weil man es nicht betonen darf. honōrēsque: dasselbe hujjus statt hūjus. Ich weiß, dass die Lateinbücher da ihr eigenes Ding drehen, aber dennoch. bei Vns und Vnf finde ich die Längung mit Aussprache des n, die ich oft pflegen höre, problematisch, weil die Länge ja gerade durch die Nasalisierung zustande kommt, wodurch aber der Nasal seine distinkte Aussprache aufgibt. Aus demselben Grund halte ich die Schreibung cōnsul nicht nur für irreführend, sondern für falsch. (cōsul oder consul wären folgerichtig) integrī: Muta cum liquida-Regel greift! Die Betonung ist auf der Antepaenultima. Dummerweise von unserer gewohnten Fremdwort-Betonung durchkreuzt. līberē - geschlossene Vokalqualität im e wahren, dadurch ist die Länge schon hälblich gesichert. mōmentī (von movi- kontrahiert) vitiīs: Wieder gilt: Man wahrt die Länge durch die offene Qualität. Das Wurzel-i kann man gar nicht niedrig und kurz genug sprechen. (ɪ) Nerōnis: dasselbe. argūmentum: wie opīnantur dominātiōnis: idem prō dolor: ist sehr gefühlsbetont, fügt sich das bedeutungsmäßig hier wirklich wohl ein? was ist mit quod dolēmus/doleātur oder cum meō/nostrō dolōre, die auch dem lateinischen Streben nach Kohäsion mehr Rechnung tragen würden? Angesichts der Beliebtheit bei den heutigen Sprecher und Schreiber ist der Gebrauch freilich wenig anfechtbar. Das ist eben der moderne Wille zur losen Reihung (ein Stück Brot statt ererbter Grammatik folgend ein Stück Brots) dessen die Alten eher noch entraten. barbaricē: Kürze wahren! Danke für deinen Einsatz und mach weiter so :)
Danke für die konstruktive und sachliche Kritik, die ich gerne annehme. Oftmals fallen mir die Schnitzer beim Bearbeiten der Videos auf, so etwas führt dann auch mal dazu, dass ich eine Sequenz - wie in diesem Video - rausnehme und ein Voiceover machen muss. Ich fechte seit knapp zwei Jahren gegen 25 Jahre antrainierter Aussprache, die keinerlei Regeln folgte. Bzgl. deiner Anmerkungen zu den Quantitäten bin ich mir nicht sicher, ob Du überall richtig liegst. Die Grammatiker betonen immer, dass der Unterschied zwischen langen und kurzen Silben eine Frage der Quantität, nicht der Qualität ist. Freilich geht mir beides häufiger verloren.
@@DeinLateinlehrer Natürlich, die Silbenlänge wird nicht durch die Qualität bestimmt, wäre ja auch ein Widerspruch in sich. Aber die meisten lassen die Zuordnung gelten, nach der lange Vokale geschlossen, kurze offen gesprochen werden, und deshalb stehen einem im Rahmen des pronuntiatus restituti eben zwo Mittel zur Verfügung, um sowohl für sich als auch für andere die Längen zu markieren, nämlich einmal die Länge selbst, und dann der Öffnungsgrad, der m.E. v.a. bei Längen hinter der Betonungsstelle wichtig ist, die dazu neigen, unterdrückt zu werden, und bei solchen Wörtern, wo das deutsche Gesetz von der Längung in offener Tonsilbe so hartnäckig eine Länge eingibt, dass alle Geschütze aufgefahrn werden müssen. Gibt freilich auch solche, die die (natürlich im Lat. nicht phonematische) Korrelation von Längen und Öffnungsgraden bestreiten, aber sie kommt einem sicherlich sehr gelegen, wenn man einfach verhüten will, dass die Schüler sich etwas Falsches einprägen oder man sie gar in einem falschen Wahne unabsichtlich bestätigt. Seltsam ist übrigens die Angewohnheit in D, "Gestus" mit langem e zu sprechen. Das ist so typisch für unsern Umgang mit den Altsprachen: die gegenwärtigsten Berührungspunkte, das ist, die noch fremd wirkenden Entlehnungen schaden der Beherrschung der Zielsprache oftmals mehr als sie frommen.
Sehr schönes Video! Hilfreich wäre es noch, wenn du den Zeitstrahl, den du im Video benutzt, in der Videobeschreibung zur Verfügung stellen könntest. Dann können ich und andere Lateinschüler viel besser auf einem Blick alle wichtigen Fakten lernen.
Darüber habe ich auch schon nachgedacht, weiß aber noch nicht, wie ich das am besten anstellen soll. youtube hat, soweit ich weiß, keine Dateiablage. Für Tipps bin ich dankbar.
Wer gleich zum deutschen Teil des Videos springen möchte: 05:58
Ein sehr schönes Video! Du gibst dir offenbar große Mühe und du kannst mit Qualität in verschiedenen Bereichen prunken (Fachwissen + Darstellung, Videoaufmachung, Sprachbeherrschung, Aussprache). Dich als Lehrer zu haben, darüber kann sich wirklich jeder Schüler freuen. Und natürlich habe auch ich etwas aus dem Video mitgenommen.
Und weil ich weiß, wie nahe du aussprachetechnisch dem Besten bist, was man erreichen kann, fühle ich mich ermuntert, dir einige Hinweise zu geben, damit du dem desto näher kommest. Ich hoffe, du fassest sie mit Wohlwollen auf, denn wohlwollend allein sind sie gemeint. Es geht mir eigentlich immer um Längen, denn mit ihnen haben wir die meisten Schwierigkeiten, weil Deutsch und Englisch. unsere beiden "Ankersprachen", aber auch die romanischen Sprachen allesamt miese Längenvernichter sind.
historicus und historia: das o so kurz wie es nur geht sprechen! Vielleicht kann man sogar, um den Fremdwort-Charakter herauszustellen, die Betonung ändern, also historicús und historía (aber i kurz!). Aber ich meine mich zu erinnern, dass du auch philosophia lateinisch betonst, da muss man jedenfalls folgerichtig bleiben.
opīnantur: das ī herausstellen, auch wenn es schwierig ist, weil man es nicht betonen darf.
honōrēsque: dasselbe
hujjus statt hūjus. Ich weiß, dass die Lateinbücher da ihr eigenes Ding drehen, aber dennoch.
bei Vns und Vnf finde ich die Längung mit Aussprache des n, die ich oft pflegen höre, problematisch, weil die Länge ja gerade durch die Nasalisierung zustande kommt, wodurch aber der Nasal seine distinkte Aussprache aufgibt. Aus demselben Grund halte ich die Schreibung cōnsul nicht nur für irreführend, sondern für falsch. (cōsul oder consul wären folgerichtig)
integrī: Muta cum liquida-Regel greift! Die Betonung ist auf der Antepaenultima. Dummerweise von unserer gewohnten Fremdwort-Betonung durchkreuzt.
līberē - geschlossene Vokalqualität im e wahren, dadurch ist die Länge schon hälblich gesichert.
mōmentī (von movi- kontrahiert)
vitiīs: Wieder gilt: Man wahrt die Länge durch die offene Qualität. Das Wurzel-i kann man gar nicht niedrig und kurz genug sprechen. (ɪ)
Nerōnis: dasselbe.
argūmentum: wie opīnantur
dominātiōnis: idem
prō dolor: ist sehr gefühlsbetont, fügt sich das bedeutungsmäßig hier wirklich wohl ein? was ist mit quod dolēmus/doleātur oder cum meō/nostrō dolōre, die auch dem lateinischen Streben nach Kohäsion mehr Rechnung tragen würden? Angesichts der Beliebtheit bei den heutigen Sprecher und Schreiber ist der Gebrauch freilich wenig anfechtbar. Das ist eben der moderne Wille zur losen Reihung (ein Stück Brot statt ererbter Grammatik folgend ein Stück Brots) dessen die Alten eher noch entraten.
barbaricē: Kürze wahren!
Danke für deinen Einsatz und mach weiter so :)
Danke für die konstruktive und sachliche Kritik, die ich gerne annehme. Oftmals fallen mir die Schnitzer beim Bearbeiten der Videos auf, so etwas führt dann auch mal dazu, dass ich eine Sequenz - wie in diesem Video - rausnehme und ein Voiceover machen muss. Ich fechte seit knapp zwei Jahren gegen 25 Jahre antrainierter Aussprache, die keinerlei Regeln folgte.
Bzgl. deiner Anmerkungen zu den Quantitäten bin ich mir nicht sicher, ob Du überall richtig liegst. Die Grammatiker betonen immer, dass der Unterschied zwischen langen und kurzen Silben eine Frage der Quantität, nicht der Qualität ist. Freilich geht mir beides häufiger verloren.
Danke übrigens auch für das Lob! Einige meiner Schüler sehen das aber sicherlich anders 😀
@@DeinLateinlehrer Natürlich, die Silbenlänge wird nicht durch die Qualität bestimmt, wäre ja auch ein Widerspruch in sich. Aber die meisten lassen die Zuordnung gelten, nach der lange Vokale geschlossen, kurze offen gesprochen werden, und deshalb stehen einem im Rahmen des pronuntiatus restituti eben zwo Mittel zur Verfügung, um sowohl für sich als auch für andere die Längen zu markieren, nämlich einmal die Länge selbst, und dann der Öffnungsgrad, der m.E. v.a. bei Längen hinter der Betonungsstelle wichtig ist, die dazu neigen, unterdrückt zu werden, und bei solchen Wörtern, wo das deutsche Gesetz von der Längung in offener Tonsilbe so hartnäckig eine Länge eingibt, dass alle Geschütze aufgefahrn werden müssen. Gibt freilich auch solche, die die (natürlich im Lat. nicht phonematische) Korrelation von Längen und Öffnungsgraden bestreiten, aber sie kommt einem sicherlich sehr gelegen, wenn man einfach verhüten will, dass die Schüler sich etwas Falsches einprägen oder man sie gar in einem falschen Wahne unabsichtlich bestätigt.
Seltsam ist übrigens die Angewohnheit in D, "Gestus" mit langem e zu sprechen. Das ist so typisch für unsern Umgang mit den Altsprachen: die gegenwärtigsten Berührungspunkte, das ist, die noch fremd wirkenden Entlehnungen schaden der Beherrschung der Zielsprache oftmals mehr als sie frommen.
@@DeinLateinlehrer Aber dann wird es doch an ihrem Grant wider das Lateinische liegen, nicht an deinen Methoden, so hoffe ich?
@@imbricitor Oder ihrem fundamentalen Unwillen allem Fleiß Abfordernden gegenüber.
Gratias tibi ago! 👍
Sehr schönes Video! Hilfreich wäre es noch, wenn du den Zeitstrahl, den du im Video benutzt, in der Videobeschreibung zur Verfügung stellen könntest. Dann können ich und andere Lateinschüler viel besser auf einem Blick alle wichtigen Fakten lernen.
Darüber habe ich auch schon nachgedacht, weiß aber noch nicht, wie ich das am besten anstellen soll. youtube hat, soweit ich weiß, keine Dateiablage. Für Tipps bin ich dankbar.
@@DeinLateinlehrerevt einen dropbox link oder ähnliches
primo Tacitus de Germanis deinde Germanus de Tacito loquitur. ita gentes orbem suum conficiunt.
Hahae! Denique Bavarus de Frisiō.
@@DeinLateinlehrer Bavari semper sinapem suum addunt 😉
@@OTIAMEA Ecce Bavarus barbarice loquitur! 🤪
@@DeinLateinlehrer nonne scis locum illum praeclarum: quousque tandem sinapem addis tuam? 😎
Cool lateinische Untertitel, die nicht existieren. ;)
😃 02:28 habe ich zwei Schreibfehler durch Untertitel korrigiert.
@@DeinLateinlehrer Schreibfehler? Für mich sieht das eher aus als wäre die Schrift lediglich aus dem Bils gesprungen.
@@DeinLateinlehrer Ach stimmt fehlt auch ein i.