Prof. em. Dr. Pasqualina Perrig-Chiello zu Gast bei KKL Impuls

«Im Alter darf man ruhig einen Eigensinn entwickeln»
Die emeritierte Honorarprofessorin Pasqualina Perrig-Chiello sprach im KKL Luzern über ihre vielbeachtete Generationenforschung. Die renommierte Entwicklungspsychologin war bei Moderator Marco Meier in der Gesprächsreihe «KKL Impuls» zu Gast.
«Wie die Lebensphasen zusammenhängen, hat mich immer fasziniert», erklärte die gebürtige Italienerin gleich zu Beginn. Studiert hat die heute 65-Jährige an der Universität Freiburg, wo sie mit einem Doktorat in Entwicklungspsychologie abschloss. Von 2003 bis 2008 leitete die Professorin das Nationale Forschungsprogramm zu Kindheit, Jugend und Generationenbeziehungen in der Schweiz. Daraus entstand der oft zitierte «Generationenbericht Schweiz».
Wirksamkeit im Kindesalter
Für das Kindesalter sei unter anderem entscheidend, ob ein Kind seine eigene Wirksamkeit erleben könne. «Kinder sollen und müssen sich in verschiedenen Kontexten bewähren können und damit das Gefühl erfahren, dass sie im Leben etwas bewirken können», so Perrig-Chiello. «Das Ermöglichen dieser Erfahrung können ganz verschiedene Bezugspersonen übernehmen - nebst den Eltern auch die Verwandten oder die Kinderkrippe.» Die Patchwork-Familie sei aber nach wie vor eher die Ausnahme als die Regel: «Vier von fünf Kindern wachsen nach wie vor traditionell im eigenen Elternhaus auf», erklärte die Professorin.
(Zu) viele Rollen in der Lebensmitte
Die Studien der Generationenforscherin zeigen, dass die Lebensmitte eine besonders stress- und krisenanfällige Lebensphase ist: «In dieser Zeit müssen besonders viele Rollen wahrgenommen werden und es bleibt kaum Zeit, um diesen Abschnitt zu bilanzieren.» Perrig-Chiello rät, dass man auch diese Lebensphase aktiv angehen soll, damit einem «die Erfüllung des Lebens» nicht plötzlich abhanden komme. Warum gewisse Personen die Übergänge in neue Lebensabschnitte problemlos meistern und eine hohe Resilienz aufweisen, während andere daran zerbrechen, hänge stark von der jeweiligen Persönlichkeit ab. «Ich bin erstaunt, wie schwer es vor allem Männern nach wie vor fällt, sich Hilfe zu holen», so Perrig-Chiello.
Mit Eigensinn zur Versöhnung
Für das letzte Lebensdrittel dürfe man ruhig einen gewissen Eigensinn entwickeln und seine «Lebens-Standards» selber festlegen. «Auch für das Alter müssen wir die Verantwortung selber übernehmen», so Perrig-Chiello. «Wie kann ich mein Leben versöhnlich zu Ende führen und damit auch die letzten Lebensjahre in Einklang mit meiner Biographie bringen?» Diese Frage beschäftige sie zurzeit stark und sie wolle sich noch stärker damit auseinandersetzen, erklärte die Professorin zum Schluss.
Nächste Veranstaltungen mit Rüdiger Safranski
Im Herbst findet das nächste Gespräch von «KKL Impuls» statt: Am 12. Oktober 2017 ist der deutsche Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Rüdiger Safranksi bei Marco Meier zu Gast. Tickets sind auf der Website des KKL Luzern erhältlich. www.kkl-luzern...
Weitere Informationen zu KKL Impuls: www.kkl-luzern...