Vielen Dank für diesen spannenden Vortrag. Ich möchte noch auf einen Unterschied zwischen der Arbeit von Meese und der Arbeit von Taring Pardi hinweisen, und zwar auf den Unterschied zwischen Gebrauch und Erwähnung. Taring Pardi hat sich die antisemitische Darstellung zu eigen gemacht, (sie gebraucht). Während ich Meese zugute halten möchte, dass er sich die Nazisymbole nicht zu eigen macht, sondern sie nur erwähnt, zitiert, also reflektiert künstlerisch verarbeitet hat.
Ein weiterer Punkt: Im Gegensatz zu anderen Rednern erläutern Sie zumindest, was Sie mit "der" Kunst meinen, nämlich die etablierte Kunst, die es ins Museum geschafft hat. Aber so über Kunst zu reden, ist selbst ein historischer Zugang, von dem man sich fragen kann, ob er in Zeiten des Internets (Instagram etc.) überhaupt noch angemessen ist. Ich jedenfalls zucke immer zusammen, wenn Redner von "der" Kunst sprechen, meist ohne zu erklären, wie und mit welchem Recht sie das einschränken.
Wenn die Entgrenzung des Kunstbegriffs selbst an ein Ende gekommen ist, dann geht damit eigentlich auch das "Recht" verloren, eine "Nichteinschränkung" der Kunst fordern zu können. Man braucht komplexe, ich würde sagen, kunstphilosophische Konstruktionen, die das Wort "Kunst" mit einer praktikablen Bedeutung ausstatten.
@@HarryLehmannVideo: Jesus hängt am Kreuz. Da erscheint ein Römer und verkündet ihm hocherfreut: "Gute Nachrichten: Du bist begnadigt!" Aber auch das wird kein Glücktag für den Herrn, denn was muss er rufen, als man die Nägel zieht? "NEIN! Zuerst die Füße!" (Und in dieser Sekunde lässt sich der Witzeerzähler mit ausgebreiteten Armen nach vorne fallen.) - Wie gesagt: ziemlich billig - Schulhofniveau. Damit freilich passt der Witz ganz gut zu Kippenbergers dümmlichem Frosch.
Kippenberger hatte öfters Referenzen zu Marcel Brodthaers - "der Eiermann" zum Beispiel. Ob das bei dem gekreuzigten Frosch weiterhilft, kann ich natürlich nicht sagen.
Vielen Dank für diesen spannenden Vortrag. Ich möchte noch auf einen Unterschied zwischen der Arbeit von Meese und der Arbeit von Taring Pardi hinweisen, und zwar auf den Unterschied zwischen Gebrauch und Erwähnung. Taring Pardi hat sich die antisemitische Darstellung zu eigen gemacht, (sie gebraucht). Während ich Meese zugute halten möchte, dass er sich die Nazisymbole nicht zu eigen macht, sondern sie nur erwähnt, zitiert, also reflektiert künstlerisch verarbeitet hat.
Sehe ich auch so.
Ein weiterer Punkt: Im Gegensatz zu anderen Rednern erläutern Sie zumindest, was Sie mit "der" Kunst meinen, nämlich die etablierte Kunst, die es ins Museum geschafft hat. Aber so über Kunst zu reden, ist selbst ein historischer Zugang, von dem man sich fragen kann, ob er in Zeiten des Internets (Instagram etc.) überhaupt noch angemessen ist. Ich jedenfalls zucke immer zusammen, wenn Redner von "der" Kunst sprechen, meist ohne zu erklären, wie und mit welchem Recht sie das einschränken.
Wenn die Entgrenzung des Kunstbegriffs selbst an ein Ende gekommen ist, dann geht damit eigentlich auch das "Recht" verloren, eine "Nichteinschränkung" der Kunst fordern zu können. Man braucht komplexe, ich würde sagen, kunstphilosophische Konstruktionen, die das Wort "Kunst" mit einer praktikablen Bedeutung ausstatten.
@@HarryLehmannVideo für eine Analyse des Kunstbegriff empfehle ich sehr das Buch von Markus Gabriel die "Macht der Kunst"
Anmerkung zum Kippenberger-Titel "Zuerst die Füße": Das ist ein Zitat aus einem ziemlich billigen Jesus-Witz.
Danke für den Hinweis; wie geht denn der Witz?
@@HarryLehmannVideo: Jesus hängt am Kreuz. Da erscheint ein Römer und verkündet ihm hocherfreut: "Gute Nachrichten: Du bist begnadigt!" Aber auch das wird kein Glücktag für den Herrn, denn was muss er rufen, als man die Nägel zieht? "NEIN! Zuerst die Füße!" (Und in dieser Sekunde lässt sich der Witzeerzähler mit ausgebreiteten Armen nach vorne fallen.) - Wie gesagt: ziemlich billig - Schulhofniveau. Damit freilich passt der Witz ganz gut zu Kippenbergers dümmlichem Frosch.
Kippenberger hatte öfters Referenzen zu Marcel Brodthaers - "der Eiermann" zum Beispiel. Ob das bei dem gekreuzigten Frosch weiterhilft, kann ich natürlich nicht sagen.