Sehr kompetente und verständliche Informationen, vielen Dank! Steige gerade wieder in das virtuelle Helifliegen mit dem EC135 bei X-Plane ein. Da gehört dieses Wissen für mich dazu. Aber eine Frage zur Geschwindigkeit: Wenn für den Piloten der rote Strich auf der Uhr das zulässige Limit für die Geschwindigkeit ist, wofür ist denn die Groundspeed relevant? Spielt doch für den Piloten gar keine Rolle, wenn er sich nach "Tacho" also "angezeigter Geschwindigkeit" richten muss, oder?
Servus, vielen Dank!Die Ground Speed ist nicht relevant als Limit, sondern wie lange mein Flug noch andauern wird. Bei Rückenwind ist die Ground Speed entsprechend höher, bei Gegenwind geringer. Schneller zu sein als man selbst geplant hat ist immer gut, aber bei viel Gegenwind ist die Ground Speed ja geringer und ich muss dann immer im Blick haben, ob ich mein Ziel noch rechtzeitig erreiche. Vielleicht macht ja der angedachte Flugplatz zu oder mein Kraftstoff reicht bis zum Ziel jetzt nicht mehr aus. Je nach Windstärke und Flughöhe kann ich auch mal ganz schnell 20-50 kt Gegenwind/Rückenwind erwarten und das macht so oder so dann einen erheblichen Unterschied auf längeren Strecken aus.
@@HelifliegenFi das ging ja schnell, besten Dank! Noch eine Frage: Stimmt es, dass das reale Helifliegen einfacher ist als im Simulator? Weil man im echten Heli "mit dem Hintern fliegt"? Man spürt im Sim ja keine Bewegungen, sondern kann diese ja nur optisch wahrnehmen...
@@Pietch65 Der Simulator bleibt nun mal eine Maschine die von Menschen programmiert wird. Die Simulatoren auf denen wir fliegen sind auch hydraulisch bewegt und somit sehr nah an der Realität, aber nicht die Wirklichkeit. Simulatoren reagieren anders und das macht die Sache schwieriger, weil die Bewegung des echten Helis nicht 100% zur Simulation passt. Falls sich deine Frage auf den Heimcomputer bezieht, da habe ich bis jetzt immer die Erfahrung gemacht, dass es dort erheblich leichter ist als in der Realität. Das ist (denke ich) aber auch so gewollt, damit der Spielspaß für viele nicht verloren geht. Ansonsten müsste jeder ja erstmal für 50 Stunden in die Flugschule, damit er es schafft den Heli irgendwie am Bildschirm zu fliegen ;-) Das würde ja keiner machen und somit möchte man dies lieber eine breiten Masse zugänglich machen. Wer allerdings viel Simulator fliegt hat später bessere Voraussetzungen in der Ausbildung, weil ein gewisses Verständnis für das Verhalten des Heli vorhanden ist.
@@HelifliegenFi Erst einmal vielen Dank für die ausführliche Antwort! X-Plane 12 gilt als der beste und realistische "Heim"-Flugsimulator, den es gibt. Sich hier in einen Heli zu setzen und loszufliegen, kannst du vergessen, denn einen "Soft- oder Easy"-Modus gibt es dort nicht. Dieser Simulator ist kein Spiel und stellt hohe Anforderungen, besonders für die Hubschrauber-Fliegerei. Viele Flugschulen empfehlen ihn, um damit offline zu trainieren. Er ist zwar kein Full-Motion Simulator, aber vom Flugverhalten sehr nahe an der Realität. Ein leider verstorbener Bekannter von mir war Kommodore eines Marinefliegergeschwaders und hat dort 40 Jahre lang Heli geflogen, hauptsächlich die Sea King. Er hat mir erzählt, dass man einen Hubschrauber "mit dem Hintern" fliegt, da man die Bewegungen sofort spürt und darauf reagieren kann. Er sagte auch, dass aus diesem Grund ein echter Heli einfacher zu beherrschen ist als in einer Simulation, (wenn man das Fliegen beherrscht), da im Sim die spürbaren Bewegungen fehlen. Zum echten Fliegen bin ich jedenfalls schon zu alt und muss mich mit dem Simulator begnügen 🙂Habe deinen Kanal trotzdem abonniert und wünsche dir allzeit guten Flug! Beste Grüße aus EDHK ;-)
@@Pietch65 Da stimme ich dir absolut zu. Der X-Plane Simulator ist kein Spielzeug, sondern ein ernsthaftes Trainingsgerät. Er wird daher ja nicht ohne Grund von vielen Profis genutzt. Und zum Thema "einfach zu fliegen, sonst macht es ja keinen Spaß": meine ersten 10-20 Starts und Landungen, sowohl mit dem R22, als auch dem Hughes 500E haben überhaupt keinen Spaß gemacht und endeten meistens in unkontrollierbaren Spinning-Bewegungen und Crashs. Der EC135 is natürlich durch sein SAS etwas selbststabilisierend, wozu ich mir nicht sicher bin, wie gut das im Simulator realisiert ist. Aber auch hier kann ich sagen, dass ein gut kontrollierter Flug im X-Plane Simulator erst nach sehr vielen Trainingsflügen gelang. Es ist halt wie überall: die Synapsen in unserem Hirn müssen erst durch viel Übung gebildet werden. Und das ist in beiden Fällen so, im realen Heli, wie im Simulator.
Das heißt dann aber doch auch, dass der rote Strich, also die max. Geschwindigkeit (aus aerodynamischen Gründen), selbst mit Rückenwind dann nicht überschritten werden darf. Sehe ich das richtig?
Nein, das gilt nur für die angezeigte Geschwindigkeit im Hubschrauber. Wenn ich mit angezeigten 100 kt fliege und habe dazu noch 20 kt Rückenwind, dann fliegen der Heli in Wirklichkeit 120 kt schnell (Geschwindigkeit über Grund), aber es werden nur 100 kt angezeigt. Der Heli merkt nicht, ob der Gegenwind oder Rückenwind hat. Mal angenommen wir haben 100 kt Rückenwind und fliegen genauso schnell wie der Wind, dann werden 0 kt angezeigt. Für den Heli fühlt es sich dann in dem Moment an, als hätten wir Windstille. Wir fliegen aber einfach nur genauso schnell wie der Wind weht. Deswegen zählt das dann auch nicht zu der Never Exceed Speed, weil wir ja keine aerodynamische Grenze erreichen. Für den Heli zählt nur, was an aerodynamischer Strömung anliegt. Somit zählt der Rückenwind aus deinem Beispiel nicht mit dazu 😉Lediglich das was im Heli angezeigt wird, ist ausschlaggebend.
@@HelifliegenFi Okay, Danke dir für die schnelle Antwort. Hab mir grade bei Google auch mal die Erläuterung zu VNE/VNO angeschaut. Bevor ich dich hier aber mit Fragen zupflastere, schaue ich mir erst einmal alle Videos von dir an. Danke dir!
@@frankstammkotter8112 Ja das Thema ist leider etwas größer und nicht in 3 Sätzen erklärt. Aber es gibt dazu auch tolle Bücher (z.B. Motorflug Kompakt) in denen das noch mal genauer und nicht zu kompliziert erklärt wird IAS, CAS, EAS, TAS und GS bzw. VNE.
Sehr kompetente und verständliche Informationen, vielen Dank! Steige gerade wieder in das virtuelle Helifliegen mit dem EC135 bei X-Plane ein. Da gehört dieses Wissen für mich dazu. Aber eine Frage zur Geschwindigkeit: Wenn für den Piloten der rote Strich auf der Uhr das zulässige Limit für die Geschwindigkeit ist, wofür ist denn die Groundspeed relevant? Spielt doch für den Piloten gar keine Rolle, wenn er sich nach "Tacho" also "angezeigter Geschwindigkeit" richten muss, oder?
Servus, vielen Dank!Die Ground Speed ist nicht relevant als Limit, sondern wie lange mein Flug noch andauern wird. Bei Rückenwind ist die Ground Speed entsprechend höher, bei Gegenwind geringer. Schneller zu sein als man selbst geplant hat ist immer gut, aber bei viel Gegenwind ist die Ground Speed ja geringer und ich muss dann immer im Blick haben, ob ich mein Ziel noch rechtzeitig erreiche. Vielleicht macht ja der angedachte Flugplatz zu oder mein Kraftstoff reicht bis zum Ziel jetzt nicht mehr aus. Je nach Windstärke und Flughöhe kann ich auch mal ganz schnell 20-50 kt Gegenwind/Rückenwind erwarten und das macht so oder so dann einen erheblichen Unterschied auf längeren Strecken aus.
@@HelifliegenFi das ging ja schnell, besten Dank! Noch eine Frage: Stimmt es, dass das reale Helifliegen einfacher ist als im Simulator? Weil man im echten Heli "mit dem Hintern fliegt"? Man spürt im Sim ja keine Bewegungen, sondern kann diese ja nur optisch wahrnehmen...
@@Pietch65 Der Simulator bleibt nun mal eine Maschine die von Menschen programmiert wird. Die Simulatoren auf denen wir fliegen sind auch hydraulisch bewegt und somit sehr nah an der Realität, aber nicht die Wirklichkeit. Simulatoren reagieren anders und das macht die Sache schwieriger, weil die Bewegung des echten Helis nicht 100% zur Simulation passt. Falls sich deine Frage auf den Heimcomputer bezieht, da habe ich bis jetzt immer die Erfahrung gemacht, dass es dort erheblich leichter ist als in der Realität. Das ist (denke ich) aber auch so gewollt, damit der Spielspaß für viele nicht verloren geht. Ansonsten müsste jeder ja erstmal für 50 Stunden in die Flugschule, damit er es schafft den Heli irgendwie am Bildschirm zu fliegen ;-) Das würde ja keiner machen und somit möchte man dies lieber eine breiten Masse zugänglich machen. Wer allerdings viel Simulator fliegt hat später bessere Voraussetzungen in der Ausbildung, weil ein gewisses Verständnis für das Verhalten des Heli vorhanden ist.
@@HelifliegenFi Erst einmal vielen Dank für die ausführliche Antwort! X-Plane 12 gilt als der beste und realistische "Heim"-Flugsimulator, den es gibt. Sich hier in einen Heli zu setzen und loszufliegen, kannst du vergessen, denn einen "Soft- oder Easy"-Modus gibt es dort nicht. Dieser Simulator ist kein Spiel und stellt hohe Anforderungen, besonders für die Hubschrauber-Fliegerei. Viele Flugschulen empfehlen ihn, um damit offline zu trainieren. Er ist zwar kein Full-Motion Simulator, aber vom Flugverhalten sehr nahe an der Realität. Ein leider verstorbener Bekannter von mir war Kommodore eines Marinefliegergeschwaders und hat dort 40 Jahre lang Heli geflogen, hauptsächlich die Sea King. Er hat mir erzählt, dass man einen Hubschrauber "mit dem Hintern" fliegt, da man die Bewegungen sofort spürt und darauf reagieren kann. Er sagte auch, dass aus diesem Grund ein echter Heli einfacher zu beherrschen ist als in einer Simulation, (wenn man das Fliegen beherrscht), da im Sim die spürbaren Bewegungen fehlen.
Zum echten Fliegen bin ich jedenfalls schon zu alt und muss mich mit dem Simulator begnügen 🙂Habe deinen Kanal trotzdem abonniert und wünsche dir allzeit guten Flug! Beste Grüße aus EDHK ;-)
@@Pietch65 Da stimme ich dir absolut zu. Der X-Plane Simulator ist kein Spielzeug, sondern ein ernsthaftes Trainingsgerät. Er wird daher ja nicht ohne Grund von vielen Profis genutzt. Und zum Thema "einfach zu fliegen, sonst macht es ja keinen Spaß": meine ersten 10-20 Starts und Landungen, sowohl mit dem R22, als auch dem Hughes 500E haben überhaupt keinen Spaß gemacht und endeten meistens in unkontrollierbaren Spinning-Bewegungen und Crashs. Der EC135 is natürlich durch sein SAS etwas selbststabilisierend, wozu ich mir nicht sicher bin, wie gut das im Simulator realisiert ist. Aber auch hier kann ich sagen, dass ein gut kontrollierter Flug im X-Plane Simulator erst nach sehr vielen Trainingsflügen gelang. Es ist halt wie überall: die Synapsen in unserem Hirn müssen erst durch viel Übung gebildet werden. Und das ist in beiden Fällen so, im realen Heli, wie im Simulator.
Das heißt dann aber doch auch, dass der rote Strich, also die max. Geschwindigkeit (aus aerodynamischen Gründen), selbst mit Rückenwind dann nicht überschritten werden darf. Sehe ich das richtig?
Nein, das gilt nur für die angezeigte Geschwindigkeit im Hubschrauber. Wenn ich mit angezeigten 100 kt fliege und habe dazu noch 20 kt Rückenwind, dann fliegen der Heli in Wirklichkeit 120 kt schnell (Geschwindigkeit über Grund), aber es werden nur 100 kt angezeigt. Der Heli merkt nicht, ob der Gegenwind oder Rückenwind hat. Mal angenommen wir haben 100 kt Rückenwind und fliegen genauso schnell wie der Wind, dann werden 0 kt angezeigt. Für den Heli fühlt es sich dann in dem Moment an, als hätten wir Windstille. Wir fliegen aber einfach nur genauso schnell wie der Wind weht. Deswegen zählt das dann auch nicht zu der Never Exceed Speed, weil wir ja keine aerodynamische Grenze erreichen. Für den Heli zählt nur, was an aerodynamischer Strömung anliegt. Somit zählt der Rückenwind aus deinem Beispiel nicht mit dazu 😉Lediglich das was im Heli angezeigt wird, ist ausschlaggebend.
@@HelifliegenFi Okay, Danke dir für die schnelle Antwort.
Hab mir grade bei Google auch mal die Erläuterung zu VNE/VNO angeschaut. Bevor ich dich hier aber mit Fragen zupflastere, schaue ich mir erst einmal alle Videos von dir an. Danke dir!
@@frankstammkotter8112 Ja das Thema ist leider etwas größer und nicht in 3 Sätzen erklärt. Aber es gibt dazu auch tolle Bücher (z.B. Motorflug Kompakt) in denen das noch mal genauer und nicht zu kompliziert erklärt wird IAS, CAS, EAS, TAS und GS bzw. VNE.