Prinzbach (D-OG) Geläute von St.Mauritius
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- Опубліковано 9 лис 2024
- Es ist das Geläute zu hören in einer Aufnahme mit Film aus Turm und von draußen - Sonntageinläuten einmal als Reihenläuten.
Der heutige bäuerlich und gastronomisch geprägte Ort mit ca. 400 Einwohnern in reizvoller landschaftlicher Lage im mittleren Schwarzwald am Rand des Kinzigtales war im späten Mittelalter in den Ländereien der Herren von Geroldseck weitaus bedeutender als heute - hatte die Förderung von reichlich Silbererz dem Ort Stadtrechte und einigen Wohlstand beschert, genug um einst dem Straßburger Bischof ein Darlehen zu gewähren. 1257 wurde Prinzbach in den Annalen des Colmarer Dominikanerklosters mit Verweis auf Silber erstmalig erwähnt. Zu Verteidigungszwecken wurde sogar eine Stadtmauer errichtet, die heute noch in Fragmenten erhalten ist. Aber schon im 14.Jh erlebte der Silberabbau einen Niedergang und Prinzbach verlor seine Stadtrechte.
Die erste Kirche des Ortes war eine kleine Saalkirche mit Rechteck-Chor, die im 13. Jh ein vergrößertes Langhaus und einen Turm über dem Chor erhielt. Nach Zerstörungen in den Kriegen des 17.Jh musste von 1699 bis 1701 das Langhaus auf altem Fundament neu aufgebaut werden ebenso wie das achteckige Glockengeschoss des Turms. Der Anbau der Sakristei 1867 neben dem Chor übernimmt dessen Fensterformen. Erst in den 1930er Jahren erhielt der Turmhelm seine heutige Höhe.
Im wohl aus der Bauzeit des Turms stammenden Glockenstuhl aus Eichenholz befindet sich ein vierstimmiges Geläute im Salve-Regina-Motiv, bestehend aus drei Glocken der frühen Nachkriegsjahre aus der Karlsruher Gießerei der Gebrüder Bachert sowie einer barocken Fundamentglocke der bekannten und äußerst produktiven Straßburger Gießerfamilie Edel:
Gl. IV: f² -2/16 - "Herz-Jesu" - Durchmesser 580 mm / Gewicht ~ 125 kg - Karl Stumpf (Gebr. Bachert, Karlsruhe) 1951
Gl. III: es² -2 - "St.Josef" - 653 mm / ~170 kg - Gebr. Bachert 1951
Gl. II: c² +2 - "St.Mauritius" - 780 mm / ~ 300 kg - Gebr. Bachert 1951
Gl. I: as' -3 - "St.Maria" - 960 mm / ~~ 570 kg - Matthäus (II) Edel, Straßburg, 1765
(Angaben zur Stimmtonhöhe ohne Gewähr)
Auf dieser musikalisch wie gusstechnisch sehr schönen Glocke mit Unterseptime und einer für Barockglocken herausragenden Klangenergie und Brillanz, für Edel aber typisch, ist eine Kreuzigungsgruppe und die Mutter Gottes auf Mondsichel bildnerisch dargestellt. Unter dem Lorbeergirlandenfries mit Frucht- und Blütenbündel ist ihr Weihespruch: * S. MARIA NENNT MAN MICH MIT NAMEN * / * PRINTZBACH SCHOENBERG RVFF ICH ZVSAMMEN. Darüber wird lapidar ihre Herkunft verraten: MATTHAEVS EDEL ZV STRASBURG GOS MICH 1765
Dank dem gewissermaßen 'präbellinaren' und nasalen, 'alten' Bachert-Klangcharakter der Mauritiusglocke c² von Stumpf ergibt sich eine gute Anbindung an die Barockglocke, während die zwei kleinen schon mehr die Ästhetik der späteren Jahre hören lassen.
Der dreifeldrige Glockenstuhl in Bockbauweise wird ursprünglich wohl ein Dreiergeläute besessen haben, wovon nur die große Glocke durch alle Kriege erhalten geblieben ist - ein altes Joch von 1749 liegt in der Glockenstube. In den Pfosten sind noch die Spuren vergangener Stelzenlager der Jochachsen erkennbar.
Wegen verloren gegangener dynamisch-klanglicher Ausgeglichenheit und teils forciert-greller Klangerregung aufgrund natürlichen Klöppelverschleißes der letzten Jahrzehnte erhielt das Geläute rezent einen neuen Klöppelsatz aus Schmiedeeisen sowie ein neues Eichejoch für die historische Glocke. Die bis dahin offenen Schallfenster wurden hinterblendet und die Glocken mit leicht reduzierter Flughöhe neu intoniert.
Als einzige besitzt die große Glocke einen Uhrschlaghammer um die Halb- und Vollstunden anzuzeigen.
Das 2001 erbaute kleine Orgelwerk auf der Empore kommt aus der Waldkircher Werkstatt von Jäger & Brommer.
Mit Dank an die Pfarrei und dem Mesner Herrn Obergföll für seinen freundlichen Empfang und seine Unterstützung.
Quellen: J.W. / Ortschronik
Das kann sich mehr als hören lassen. Wirklich schön und passend zur prächtig ausgestatteten Kirche.
+Leander Schoormans Ich teile gerne deine Ansichten. ^^ Die Katholiken sitzen wirklich nicht gerne in kahlen Betsälen...
Ein wunderschönes Geläut! Danke für dieses Video!
+campanophile67 Das ist es wahrhaft, dankeschön!
Ein Salve-Regina Geläute mit Charakter. Gut um nach länger Zeit wieder eine Edel-Glocke zu hören. So zu sehen befinden die Motoren sich hier oben den Glocken. Interessant wieder ein Biespiel zu entdecken wie eine Stadt entstehen und wieder verlorengehen kann.
+Stormklok Finde ich auch,absolut! Ich freue mich auch immer wieder, wenn ich einer Edel begegne. :) Das macht man in letzter Zeit öfter, die Motoren über die Glocken auf einen Boden zu montieren (zumindest bei uns hier) , so verdrecken sie nicht so arg.
Die Edle gibt eindeutig den Ton an. Wunderbar, dass sie als Grundglocke so schön in diesem lieblichen Ensemble integriert ist! Die obligatorische Kreuzigungsgruppe sowie der Gießervermerk haben eindeutig Wiedererkennungswert. ;-)
+Christ-König-Glocke Madame Édèl, die selbstbewusste Diva. Im Altzustand, wo die c'' so garstig grell war, hat sie sich auch schon durchsetzen können. Wobei es mir jetzt schon zuviel der Lieblichkeit ist, nach meinem Dafürhalten hätten neue Klöppel für Milderung vollauf genügt, allenfalls noch schmale Reflexbretter hinter den Jalousien und Hasendraht gegen die Vögel, anstatt die Fenster fast vollends zuzunageln.
Genau, da weiß mer glich, wer se gmacht het. ^^
Wunderschönes Video !
Das hat ein wirklich tolle Ausstrahlung. Besonders die Damen aus Karlsruhe sind ja wirklich absolut schön und ergänzen damit die historische Dame dann doch recht gut.
+Glockenfampf Treffend beschrieben! Hat mich erstaunt, dass Herr Stumpf auch >>barock
Super, darauf habe ich gewartet! :-) Alles, was du mir über dieses Geläut erzählt hast, trifft zu! :-)
+Friedensglocke Es ist zwar nicht spekatul, spektralunär, spekulatius, :D aber es erfreut das Ohr.
Das beruhigt mich doch. Bedenklich, wenn es nicht so wäre, weil dann kann ich das Steckenpferd an den Nagel hängen... ;))
Ganz genau! :-))
Da salb mich doch die Regina! Ein im Großen und Ganzen schönes Geläutchen. Die Stumpfs passen gut zur Edel (wobei die natürlich das Highlight in dem Geläut ist)! :-)
+Engerlingraucher Ein typisches, unprätentiöses Dorfgeläutchen halt, das man sich ohne Gehörschaden gut anhören kann. Zum Glück gibt es hohe Lichter, weil sonst sähe es in manchen Geläuten düster aus...
ein nettes Geläut! gefällt mir sehr. ;-)
+Nürnbergerglockenfreund Justin Serfort Mir ebenfalls, danke!
Wow, was für eine Gravität in der edlen Dame steckt ist ja gewaltig. Die frühen Stumpf-Glocken passen sich auch recht gut an und bei den Klöppeln scheint man auch die richtige Wahl getroffen zu haben: die Glocken brauchen einfach einen guten Läutewinkel, um beidseitig anzuschlagen!
+Gloria Glocke Du hast eindeutig kapiert, was in dem Zusammenhang Gravität bedeutet, nämlich Kraft, Brillanz und intensives Volumen von innen raus und nicht nur bloße Fettheit. Ja, ich bin heilefroh, dass die Fa. Schneider noch nicht dem fragwürdigen Zauber des Tiefflugs verfallen ist, so haben sie doch auch hier wieder eine lebendig wirkende Instandsetzung hinterlassen. ;)
Laut Giessbuch lieferte hier Matthäus Edel 1765 zwei Glocken. Schön, dass die Grosse erhalten geblieben ist.
+campalsa Stimmt, und wenn sie dazu so schön intoniert ist wie hier, umso positiver. =)
Wie Bern (CH/BE) die Friedenskirche nur ist diese dort auf As° und hier auf as'!
Bei uns in der Schweiz gibt es sehr viele As°, c', es', f', as'!!
+Starrkircher Glockenfan (Fabian Emch) Das ist mir bekannt. Wobei mein Interesse nicht davor halt macht, wie tief, groß, laut oder sonstwas ein Geläute ist. Bei mit zählen tiefer gehende musikalische Inhalte.
Stimmt. Es gibt (leider) auch Kirchen/Kapellen ohne Turm und Glocken. Warum soll man den da motzen, wenn der Turm nur eine kleine oder mehrere kleine Glocken trägt. Da gibt es wenigstens ein Geläute. :-)