Ich finde, das gilt genauso für das alltägliche Leben. Wenn ich meinen Freunden erzähle, "heute ist mein Chef auf einem Teppich ausgerutscht", ist das wesentlich weniger lustig, als wenn ich das mit einigen visuellen Details ausschmücke. Lustig wird es erst, wenn jeder es sich bildlich vorstellen kann.
Ich fand dieses Video sehr hilfreich für meine eigene Recherche. Ich kann deinen versöhnlichen, aber kritischen Standpunkt sehr gut nachvollziehen, finde aber selbst, dass diese Formel für das Schreiben von Prosa tatsächlich schädlich ist. In summa: "Show" und "tell" suggeriert das Nebeneinander von zwei verschiedenen Medien. Aber selbst, wenn man diese Semantik im übertragenen Sinne betrachtet, also als "Kopfkino", wie du es so schön auf den Punkt bringst, bleibt ein Problem: Wenn ich hinter der Kamera stehe, habe ich nicht nur die Wahl, näher ran oder weiter weg zu zoomen. Ich muss entscheiden, aus welcher Richtung ich das Geschehen filme. Ich muss den Ausschnitt wählen, der gezeigt werden soll. Ich muss über Licht und Farben entscheiden - und ich muss mir überlegen, wie viel Zeit ich überhaupt in die Aufnahme dieses Geschehens stecken will. Während diese Technik im Medium Film eine wichtige Faustregel sein kann, um zwischen den zwei zur Verfügung stehenden Darstellungsformen zu entscheiden und meine Inhalte passend zu kanalisieren, lenkt sie im Schreibprozess von Prosa nur von der eigentlichen Frage ab: Worauf will ich überhaupt hinaus? Was ist der Kern, das Thema der Szene? Dann entscheide ich: Dialog oder Erzählung, Beschreibung von Gerüchen und Geschmäckern, oder doch eher Beschreibung von Gesichtsausdrücken, sozialen Dynamiken, Hochsprache oder Alltagssprache... et c. Ich bin natürlich bei meinen eigenen Projekten (z.B. "Brüdergesänge aus der Toten Ebene") auch immer bemüht, die richtigen Passagen, die, in denen ich wichtige Charaktereigenschaften meiner Protagonisten darstellen will oder die Kultureigenschaften der Völker meiner Welt, möglichst detailreich und sinnlich nachfühlbar zu beschreiben, während eine Wanderung von einer Woche, auf der nicht viel passiert, auch mal gerne in einem Absatz nacherzählt werden kann. Aber innerhalb dieser Extreme gibt es so viele Nuancen, die mMn von diesem Dualismus nicht reflektiert werden.
Kannst du bitte einmal ein Video über die ,,ausgelutschten Bilder" machen, also in dem du mehrere aufzählst und eventuell Alternativen aufzeigst? Wäre richtig nett
Ich kann nicht garantieren, dass ich das genau so umsetze wie du das vorschlägst, aber für den 2.8. ist ein Video mit dem Thema "Tipps für gute Beschreibungen" geplant. Ich finde, dein Vorschlag passt da gut rein und ich will da ohnehin gerne auf "Ausgelutschtes" eingehen.
Ganz großes Kompliment, ich bin gerade über deinen Channel gestolpert und hab direkt ein paar mehr Videos hintereinander geschaut. Klar verständlich erklärt. Vor allem super, dass deine Folien nicht überlastet sind. Die Bilder sind klasse und der Content auch. Freue mich sehr über dein Format hier, bitte weiter so! Ein paar Fragen: Wo hast du das Fachwissen her und wie bekommst du es so auf den Punkt gebracht in ein Video? Und wie lange brauchst du, um so ein Video zu produzieren?
Vielen lieben Dank fürs Lob! 😊 Wo ich mein Wissen herhabe: Ich schreibe seit etwa 2003 und nach höchst peinlichen Anfängen habe ich irgendwann begonnen, die Werke anderer Autoren zu analysieren. Dann habe ich Slawische Literaturwissenschaft studiert und auch da eine Menge gelernt und analysiert. Parallel zu alldem habe ich weiterhin mit meiner eigenen Schreiberei experimentiert und Erfahrungen gesammelt. Jetzt bin ich mit dem Studium längst fertig, aber ich lese immer noch Literatur zum Thema, recherchiere im Internet, schaue einschlägige UA-cam-Kanäle und lese Blogs ... Wie ich es in meinen Videos auf den Punkt gebracht bekomme: Ich reduziere ein Thema auf das Wesentliche, strukturiere das Skript möglichst wie eine wissenschaftliche Arbeit (Einleitung, Mittelteil mit mehreren Kapiteln, Schluss) und achte auf eine verständliche Sprache. Das war es eigentlich. Wie lange ich pro Video brauche: Ab 20 Stunden.
Danke. 🙂 Joar, wichtig ist es schon. Auch, wenn man es mit "Show, don't tell" deutlich übertreiben kann - Komplett ohne "Show" liest sich eine Geschichte oft einfach nur fad.
@@DieSchreibtechnikerin durchaus, man kann's ziemlich übertreiben. Meine Rohfassung ist ein Paradebeispiel. XD aber naja, wofür gibt's Überarbeitungen? ;)
ich muss dir sagen, dein video hat mir sehr geholfen. nachdem ich einen kurzen abschnitt meines unfertigen manuskripts auf fb gepostet habe, um mir verschiedene meinungen einzuholen, war ich etwas verunsichert. ich muss aber jetzt sagen, dass ich garnicht soviel "tell" mache, wie es mir manche als antwort gaben. du konntest durch deine erklärung wirklich sinnvoll rüberbringen, was ist denn nun show? was ist tell? und ich muss sagen, ich habe sehr viel von show in meinem manuskript. sicher auch viel tell, aber nicht so wie ich das feedback bekommen habe, zuviel tell und kaum show. danke dafür, danke für deine professionelle art dieses Mysterium zu erklären. :)
Das Thema finde ich aktuell sehr relevant. Manchmal frage ich mich, wie ich eine Szene umsetzen soll, obwohl diese eher unwichtig für den Handlungsverlauf scheint. Wie kann man eine Szene, in der die Beziehung von Chakalteren ausgebaut wird, spannend umsetzen, wenn man hierbei gezielt nicht "tell" verwenden will, aber meint, das nicht alles hiervon interessant sein könnte? :? :)
Ich persönlich würde solche Szenen vermeiden. Gibt es nicht eine Möglichkeit, dort etwas Handlungsrelevantes reinzuschustern (wenigstens ein klitzekleines Detail) oder die Beziehung-"Show"-Szene mit einer handlungrelevanten Szene verschmelzen zu lassen? In den "Harry Potter"-Büchern z.B. passieren während der an sich eher irrelevanten Quidditch-Spiele oft Dinge, die dann doch relevanter sind (Harry bricht sich den Arm, landet im Krankenflügel und erfährt dort mehr über die Kammer des Schreckens) oder sie bekommen erst später eine Bedeutung (im Spiel gegen Ravenclaw im 3. Buch fällt Cho Chang Harry als besonders hübsch auf - dabei spielt sie erst im 4. und 5. Band eine nennenswerte Rolle). Vielleicht können die Figuren aber auch über ein zentrales Thema des Buches philosophieren ... Oder die Szene an sich ist spannend, eine Geschichte in der Geschichte mit einem interessanten Mikrokonflikt. Wobei ich selbst mich immer wieder erwische (ist jetzt nicht zwangsläufig die beste Lösung) ist, dass ich an eine interessantere Stelle springe und nur selektiv zu den relevanteren Dingen zurückblende. Uff. Ich hoffe, diese Überlegungen taugen was.
9:43 Kann man das nicht filmisch dadurch realiseren, dass z. B. 1. Sophie Selbstgespräche führt und dabei ihre Vermutungen zur Sprache bringt 2. Sophie mit einem imaginären Freund spricht und diese Vermutungen äußert 3. Sophie mit ihrem Spiegelbild (bei der Morgentoilette) spricht und dabei diese Vermutungen äußert 4. Sophie Beobachtungen macht, die das Nahe legen und sie dann diese Handlung des Nachbarn beobachtet und dabei dann sowas sagt wie "was macht er denn da? Beobachtet er heimlich die Nachbarn?" 5. Sophie spricht mit einer realen Person und spricht ihre Vermutungen dabei aus 6. Sophie schreibt auf einem Zettel "der und der beobachtet dich heimlich" und wirft dies im Briefkasten des Nachbarn 7. Sophie schreibt ihre Vermutung Abends in ihrem Tagebuch Zugegeben, das sind alles ganze Handlungen, nur um ihre Vermutung zu veranschaulichen. Aber unmöglich ist es an sich ja nicht, solche Sachverhalte filmisch darzustellen, oder?! :-)
1-3 und 5-6: Wenn man das mit Sprache löst, ist das Tell und nicht Show. Soll heißen: Das visuelle Medium Film ist so überfordert, dass es auf die Mittel eines anderen Mediums zurückgreifen muss. 4: In diesem Fall ist das nicht mehr Sophies subjektives Gefühl, sondern es wird konkret gezeigt, dass sich da etwas tut.
Früher habe ich meine Geschichten eher sehr szenisch aufgebaut. Nur in den letzten Jahren falle ich plötzlich sehr in die _Tell instead of show_ Falle. Aufgrund meines Adhs habe ich allgemein Probleme, schöne, aber überflüssige Plotdetails ausszusortieren und meine Geschichten zu Ende zu führen.
Ich will deine ADHS nicht herunterspielen (habe selbst Asperger), aber ich habe den Eindruck, es geht vielen Schreiberlingen so. Was helfen könnte, wäre vielleicht, die Grundstruktur, das Wesentliche, schriftlich, als Mindmap oder anderweitig visuell festzuhalten. Wenn man nochmal schwarz auf weiß sieht, dass etwas überflüssig ist, kann man sich evtl. etwas leichter davon trennen. Ist aber nur eine Idee. Ich habe keine Garantie, dass es funktioniert. Das Prinzip "Kill your darlings" ist ja auch schmerzhaft ... 😔
10:24 Auch da kann man ja z. B. zwei Figuren haben, von denen einer erzählt und der andere stellt sich alles vor.... und er stellt sich eben Menschen vor, die sich das Essen mit ihren Füßen vom Boden abkratzen. Bis es ihm genauso wie dem Zuschauer klar wird, dass es sich dabei um Hühner handelt.
Auch hier haben wir nur eine Übertragung von abstraktem Tell auf die Leinwand, kein richtiges, filmisches Show. Außerdem: Wenn man die Vorstellung des Zuhörers zeigt, dann zeigt man eben eine konkrete Vorstellung einer konkreten Person. Der abstrakte Charakter des Textes geht verloren. Und damit auch das, was den Text so faszinierend macht: Denn da gibt es keinen Twist, in dem enthüllt wird, dass es Hühner und keine Menschen sind, sondern es passiert allmählich und jeder Leser begreift es in seinem eigenen Tempo. Wenn der Film aber zwangsweise diesen Enthüllungstwist einbaut, ist das eine Bevormundung des Zuschauers und damit schlechter Stil.
Respektlos der Gattung der Literatur gegenüber? Was ist das denn für ein Unsinn? Das würde ja unterstellen, dass die Literatur selbst so etwas wie Respekt verdient. Das wäre aber wie zu sagen, man bewundert die Kunst und nicht die Leistung des Künstlers... Das Einzige, was Respekt verdient ist doch aber die Leistung des Künstlers/ Autoren. Wieso sollte man die Literatur selbst respektieren?
Wenn man etwas nicht versteht, ist das nicht automatisch Unsinn. 😉 Google mal "Respekt vor der Literatur" (in Anführungszeichen, damit nach dem exakten Ausdruck gesucht wird). Du wirst sehen, dass man Literatur an sich durchaus respektieren kann: sie als Kunstgattung lieben, bewundern, was sie alles ermöglicht, und sie schätzen als etwas, das per se wertvoll ist.
Unsinn ist, wenn etwas keinen Sinn hat und ich erkenne keinen Sinn darin eine abstrakte Zusammenfassung aller literarischen Werke zu respektieren. Da ist es doch viel sinnvoller, einzelne Werke zu respektieren und andere nicht.
Eben. Zwischen "Unsinn" und "Ich erkenne keinen Sinn" ist ein meilenweiter Unterschied. "Literatur" bedeutet in diesem Zusammenhang keine "abstrakte Zusammenfassung aller literarischen Werke", sondern etwas noch Abstrakteres: Die Gattung an sich und ihre Möglichkeiten.
In erster Linie ist die Literatur als Kunstgattung eine Ausdrucksform. Die literarischen Werke sind "nur" die konkreten Ausprägungen davon. Die können tatsächlich sehr unterschiedlich ausfallen und manche davon möchte man nicht respektieren. Das ist wie mit Sprache: Man kann eine Sprache respektieren und sie deswegen korrekt verwenden und ihre Ausdrucksmöglichkeiten schätzen. Ob man die Sprache der einzelnen Sprecher respektiert, die evtl. die Grammatik und die Bedeutung einzelner Wörter nicht beachten, ist eine andere Sache.
Ich finde, das gilt genauso für das alltägliche Leben. Wenn ich meinen Freunden erzähle, "heute ist mein Chef auf einem Teppich ausgerutscht", ist das wesentlich weniger lustig, als wenn ich das mit einigen visuellen Details ausschmücke. Lustig wird es erst, wenn jeder es sich bildlich vorstellen kann.
Ich fand dieses Video sehr hilfreich für meine eigene Recherche. Ich kann deinen versöhnlichen, aber kritischen Standpunkt sehr gut nachvollziehen, finde aber selbst, dass diese Formel für das Schreiben von Prosa tatsächlich schädlich ist.
In summa: "Show" und "tell" suggeriert das Nebeneinander von zwei verschiedenen Medien. Aber selbst, wenn man diese Semantik im übertragenen Sinne betrachtet, also als "Kopfkino", wie du es so schön auf den Punkt bringst, bleibt ein Problem:
Wenn ich hinter der Kamera stehe, habe ich nicht nur die Wahl, näher ran oder weiter weg zu zoomen. Ich muss entscheiden, aus welcher Richtung ich das Geschehen filme. Ich muss den Ausschnitt wählen, der gezeigt werden soll. Ich muss über Licht und Farben entscheiden - und ich muss mir überlegen, wie viel Zeit ich überhaupt in die Aufnahme dieses Geschehens stecken will.
Während diese Technik im Medium Film eine wichtige Faustregel sein kann, um zwischen den zwei zur Verfügung stehenden Darstellungsformen zu entscheiden und meine Inhalte passend zu kanalisieren, lenkt sie im Schreibprozess von Prosa nur von der eigentlichen Frage ab:
Worauf will ich überhaupt hinaus? Was ist der Kern, das Thema der Szene? Dann entscheide ich: Dialog oder Erzählung, Beschreibung von Gerüchen und Geschmäckern, oder doch eher Beschreibung von Gesichtsausdrücken, sozialen Dynamiken, Hochsprache oder Alltagssprache... et c.
Ich bin natürlich bei meinen eigenen Projekten (z.B. "Brüdergesänge aus der Toten Ebene") auch immer bemüht, die richtigen Passagen, die, in denen ich wichtige Charaktereigenschaften meiner Protagonisten darstellen will oder die Kultureigenschaften der Völker meiner Welt, möglichst detailreich und sinnlich nachfühlbar zu beschreiben, während eine Wanderung von einer Woche, auf der nicht viel passiert, auch mal gerne in einem Absatz nacherzählt werden kann.
Aber innerhalb dieser Extreme gibt es so viele Nuancen, die mMn von diesem Dualismus nicht reflektiert werden.
Kannst du bitte einmal ein Video über die ,,ausgelutschten Bilder" machen, also in dem du mehrere aufzählst und eventuell Alternativen aufzeigst?
Wäre richtig nett
Ich kann nicht garantieren, dass ich das genau so umsetze wie du das vorschlägst, aber für den 2.8. ist ein Video mit dem Thema "Tipps für gute Beschreibungen" geplant. Ich finde, dein Vorschlag passt da gut rein und ich will da ohnehin gerne auf "Ausgelutschtes" eingehen.
Danke für dieses großartige Video wieder.
Sowas hilft mir immer sehr weiter.
Bitte sehr. 🙂
Ganz großes Kompliment, ich bin gerade über deinen Channel gestolpert und hab direkt ein paar mehr Videos hintereinander geschaut. Klar verständlich erklärt. Vor allem super, dass deine Folien nicht überlastet sind. Die Bilder sind klasse und der Content auch. Freue mich sehr über dein Format hier, bitte weiter so!
Ein paar Fragen: Wo hast du das Fachwissen her und wie bekommst du es so auf den Punkt gebracht in ein Video? Und wie lange brauchst du, um so ein Video zu produzieren?
Vielen lieben Dank fürs Lob! 😊
Wo ich mein Wissen herhabe: Ich schreibe seit etwa 2003 und nach höchst peinlichen Anfängen habe ich irgendwann begonnen, die Werke anderer Autoren zu analysieren. Dann habe ich Slawische Literaturwissenschaft studiert und auch da eine Menge gelernt und analysiert. Parallel zu alldem habe ich weiterhin mit meiner eigenen Schreiberei experimentiert und Erfahrungen gesammelt. Jetzt bin ich mit dem Studium längst fertig, aber ich lese immer noch Literatur zum Thema, recherchiere im Internet, schaue einschlägige UA-cam-Kanäle und lese Blogs ...
Wie ich es in meinen Videos auf den Punkt gebracht bekomme: Ich reduziere ein Thema auf das Wesentliche, strukturiere das Skript möglichst wie eine wissenschaftliche Arbeit (Einleitung, Mittelteil mit mehreren Kapiteln, Schluss) und achte auf eine verständliche Sprache. Das war es eigentlich.
Wie lange ich pro Video brauche: Ab 20 Stunden.
Gutes Video :)
Ich finde, das ist eines der wichtigsten Themen beim schreiben von Romanen.
Danke. 🙂
Joar, wichtig ist es schon. Auch, wenn man es mit "Show, don't tell" deutlich übertreiben kann - Komplett ohne "Show" liest sich eine Geschichte oft einfach nur fad.
@@DieSchreibtechnikerin durchaus, man kann's ziemlich übertreiben. Meine Rohfassung ist ein Paradebeispiel. XD aber naja, wofür gibt's Überarbeitungen? ;)
Ganz genau. Meine Rohfassung hat zu wenig davon. Erstmal beenden und dann überarbeiten.
ich muss dir sagen, dein video hat mir sehr geholfen. nachdem ich einen kurzen abschnitt meines unfertigen manuskripts auf fb gepostet habe, um mir verschiedene meinungen einzuholen, war ich etwas verunsichert. ich muss aber jetzt sagen, dass ich garnicht soviel "tell" mache, wie es mir manche als antwort gaben. du konntest durch deine erklärung wirklich sinnvoll rüberbringen, was ist denn nun show? was ist tell? und ich muss sagen, ich habe sehr viel von show in meinem manuskript. sicher auch viel tell, aber nicht so wie ich das feedback bekommen habe, zuviel tell und kaum show. danke dafür, danke für deine professionelle art dieses Mysterium zu erklären. :)
Vielen Dank, das werde ich auf jeden Fall anwenden:)
Gerne. Ich hoffe, es hilft!
Du machst das echt super!
Danke! 😊
Das Thema finde ich aktuell sehr relevant. Manchmal frage ich mich, wie ich eine Szene umsetzen soll, obwohl diese eher unwichtig für den Handlungsverlauf scheint. Wie kann man eine Szene, in der die Beziehung von Chakalteren ausgebaut wird, spannend umsetzen, wenn man hierbei gezielt nicht "tell" verwenden will, aber meint, das nicht alles hiervon interessant sein könnte? :? :)
Ich persönlich würde solche Szenen vermeiden. Gibt es nicht eine Möglichkeit, dort etwas Handlungsrelevantes reinzuschustern (wenigstens ein klitzekleines Detail) oder die Beziehung-"Show"-Szene mit einer handlungrelevanten Szene verschmelzen zu lassen? In den "Harry Potter"-Büchern z.B. passieren während der an sich eher irrelevanten Quidditch-Spiele oft Dinge, die dann doch relevanter sind (Harry bricht sich den Arm, landet im Krankenflügel und erfährt dort mehr über die Kammer des Schreckens) oder sie bekommen erst später eine Bedeutung (im Spiel gegen Ravenclaw im 3. Buch fällt Cho Chang Harry als besonders hübsch auf - dabei spielt sie erst im 4. und 5. Band eine nennenswerte Rolle).
Vielleicht können die Figuren aber auch über ein zentrales Thema des Buches philosophieren ... Oder die Szene an sich ist spannend, eine Geschichte in der Geschichte mit einem interessanten Mikrokonflikt. Wobei ich selbst mich immer wieder erwische (ist jetzt nicht zwangsläufig die beste Lösung) ist, dass ich an eine interessantere Stelle springe und nur selektiv zu den relevanteren Dingen zurückblende.
Uff. Ich hoffe, diese Überlegungen taugen was.
@@DieSchreibtechnikerin
Ja, danke! :D
9:43 Kann man das nicht filmisch dadurch realiseren, dass z. B.
1. Sophie Selbstgespräche führt und dabei ihre Vermutungen zur Sprache bringt
2. Sophie mit einem imaginären Freund spricht und diese Vermutungen äußert
3. Sophie mit ihrem Spiegelbild (bei der Morgentoilette) spricht und dabei diese Vermutungen äußert
4. Sophie Beobachtungen macht, die das Nahe legen und sie dann diese Handlung des Nachbarn beobachtet und dabei dann sowas sagt wie "was macht er denn da? Beobachtet er heimlich die Nachbarn?"
5. Sophie spricht mit einer realen Person und spricht ihre Vermutungen dabei aus
6. Sophie schreibt auf einem Zettel "der und der beobachtet dich heimlich" und wirft dies im Briefkasten des Nachbarn
7. Sophie schreibt ihre Vermutung Abends in ihrem Tagebuch
Zugegeben, das sind alles ganze Handlungen, nur um ihre Vermutung zu veranschaulichen. Aber unmöglich ist es an sich ja nicht, solche Sachverhalte filmisch darzustellen, oder?! :-)
1-3 und 5-6: Wenn man das mit Sprache löst, ist das Tell und nicht Show. Soll heißen: Das visuelle Medium Film ist so überfordert, dass es auf die Mittel eines anderen Mediums zurückgreifen muss.
4: In diesem Fall ist das nicht mehr Sophies subjektives Gefühl, sondern es wird konkret gezeigt, dass sich da etwas tut.
@@DieSchreibtechnikerin ah ok jetzt verstehe ich, wie Du das meinst. 🙂
2:27 Und was ist, wenn man statt einfach nur ,,Baum“ eine konkrete Baumart nennt, z.B Apfelbaum, Birke, Buche, Eiche, Fichte oder Tanne?
Genau dasselbe. Jede Fichte ist ein Individuum und jeder stellt sich konkret die Fichte vor, die er am besten kennt.
Früher habe ich meine Geschichten eher sehr szenisch aufgebaut. Nur in den letzten Jahren falle ich plötzlich sehr in die _Tell instead of show_ Falle. Aufgrund meines Adhs habe ich allgemein Probleme, schöne, aber überflüssige Plotdetails ausszusortieren und meine Geschichten zu Ende zu führen.
Ich will deine ADHS nicht herunterspielen (habe selbst Asperger), aber ich habe den Eindruck, es geht vielen Schreiberlingen so. Was helfen könnte, wäre vielleicht, die Grundstruktur, das Wesentliche, schriftlich, als Mindmap oder anderweitig visuell festzuhalten. Wenn man nochmal schwarz auf weiß sieht, dass etwas überflüssig ist, kann man sich evtl. etwas leichter davon trennen. Ist aber nur eine Idee. Ich habe keine Garantie, dass es funktioniert. Das Prinzip "Kill your darlings" ist ja auch schmerzhaft ... 😔
10:24 Auch da kann man ja z. B. zwei Figuren haben, von denen einer erzählt und der andere stellt sich alles vor.... und er stellt sich eben Menschen vor, die sich das Essen mit ihren Füßen vom Boden abkratzen. Bis es ihm genauso wie dem Zuschauer klar wird, dass es sich dabei um Hühner handelt.
Auch hier haben wir nur eine Übertragung von abstraktem Tell auf die Leinwand, kein richtiges, filmisches Show. Außerdem: Wenn man die Vorstellung des Zuhörers zeigt, dann zeigt man eben eine konkrete Vorstellung einer konkreten Person. Der abstrakte Charakter des Textes geht verloren. Und damit auch das, was den Text so faszinierend macht: Denn da gibt es keinen Twist, in dem enthüllt wird, dass es Hühner und keine Menschen sind, sondern es passiert allmählich und jeder Leser begreift es in seinem eigenen Tempo. Wenn der Film aber zwangsweise diesen Enthüllungstwist einbaut, ist das eine Bevormundung des Zuschauers und damit schlechter Stil.
@@DieSchreibtechnikerin ich muss dabei immer an dem Film „das Parfum“ denken wie gut das alles umgesetzt wurde.
Respektlos der Gattung der Literatur gegenüber? Was ist das denn für ein Unsinn? Das würde ja unterstellen, dass die Literatur selbst so etwas wie Respekt verdient. Das wäre aber wie zu sagen, man bewundert die Kunst und nicht die Leistung des Künstlers...
Das Einzige, was Respekt verdient ist doch aber die Leistung des Künstlers/ Autoren. Wieso sollte man die Literatur selbst respektieren?
Wenn man etwas nicht versteht, ist das nicht automatisch Unsinn. 😉 Google mal "Respekt vor der Literatur" (in Anführungszeichen, damit nach dem exakten Ausdruck gesucht wird). Du wirst sehen, dass man Literatur an sich durchaus respektieren kann: sie als Kunstgattung lieben, bewundern, was sie alles ermöglicht, und sie schätzen als etwas, das per se wertvoll ist.
Unsinn ist, wenn etwas keinen Sinn hat und ich erkenne keinen Sinn darin eine abstrakte Zusammenfassung aller literarischen Werke zu respektieren. Da ist es doch viel sinnvoller, einzelne Werke zu respektieren und andere nicht.
Eben. Zwischen "Unsinn" und "Ich erkenne keinen Sinn" ist ein meilenweiter Unterschied.
"Literatur" bedeutet in diesem Zusammenhang keine "abstrakte Zusammenfassung aller literarischen Werke", sondern etwas noch Abstrakteres: Die Gattung an sich und ihre Möglichkeiten.
Und woraus besteht diese Gattung?
- Aus literarischen Werken
Also ist Literatur eine Zusammenfassung aller literarischen Werke, denke ich.
In erster Linie ist die Literatur als Kunstgattung eine Ausdrucksform. Die literarischen Werke sind "nur" die konkreten Ausprägungen davon. Die können tatsächlich sehr unterschiedlich ausfallen und manche davon möchte man nicht respektieren. Das ist wie mit Sprache: Man kann eine Sprache respektieren und sie deswegen korrekt verwenden und ihre Ausdrucksmöglichkeiten schätzen. Ob man die Sprache der einzelnen Sprecher respektiert, die evtl. die Grammatik und die Bedeutung einzelner Wörter nicht beachten, ist eine andere Sache.