Glocken der kath. Pfarrkirche St. Johannes in Theilheim (bei Würzburg)

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  • Опубліковано 29 чер 2024
  • Sechs Glocken befinden sich im Turm der katholischen Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in der etwas abseits des Maintales gelegenen Gemeinde Theilheim im Landkreis Würzburg. Das für eine Dorfkirche ungewöhnlich vielstimmige Geläute weist einige Besonderheiten auf, setzt es sich doch aus zwei Bronze- und vier Eisenglocken zusammen und beeinhaltet eine Dopplung in seiner Tonfolge. Die älteste Glocke der Kirche befindet sich im mittleren Gefach des Glockenstuhles oberhalb der großen Glocke und ist 1885 in der Glockengießerei der Gebrüder Klaus im unweit gelegenen Heidingsfeld entstanden. Verziert wird sie von einer Schulterumschrift, welche auf eine noch ältere Glocke hinweist: "Umgegossen unter Pfarrer Schecher durch die Wohltaetigkeit der Familie Horn in Würzburg 1885". Es ist davon auszugehen, dass in diesem Jahr nicht nur eine alte, sondern mehrere oder gar alle alten Glocken eingeschmolzen und in Heidingsfeld zu einem ganz neuen Geläute umgegossen worden sind. Im Ersten Weltkrieg mussten mit Ausnahme dieser kleinen Marienglocke jedenfalls alle im Turm verbliebenen Glocken abgegeben werden. Einige Jahre später bemühte man sich um Ersatz und beauftragte die Glockengießerei Otto in Bremen-Hemelingen mit der Herstellung eines neuen Geläutes. Mit Ausnahme der kleinen Lamm-Gottes-Glocke, fiel das gesamte Geläute der Rüstungsindustrie im 2. Weltkrieg zum Opfer. Warum auch die Marienglocke von 1885 diese Ablieferungen überstanden hat, bleibt jedoch unklar. Nach Kriegsende hatte man sich für die Beschaffung neuer Glocken aus Eisen entschieden, da diese im erneuten Kriegsfall aufgrund ihres minderwertigen Materials nicht hätten eingezogen werden müssen. Sie wurden im Juni 1947 in der Glockengießerei Johann Friedrich Weule in Bockenem am Harz, zu dieser Zeit geführt von Friedrich Weule jun. gegossen. Die neue gegossene Josefsglocke und die alte Marienglocke aus Bronze erklingen hierbei im gleichen Ton, was den besonderen Reiz des Geläutes ausmacht. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Tondopplung nicht beabsichtigt war, da die Marienglocke wohl zwischenzeitlich in eine andere Gemeinde verkauft worden war und erst später wieder nach Theilheim zurückkehrte. Die leicht verzogene Schlagtonlinie des umfangreichen, extravaganten Geläutes lässt einen wahren Klangtorso entstehen, welcher vom Klangbild der großen Eisenglocke und den singenden, leicht vertieften, Bronzeglocken geprägt wird. Die große Johannesglocke besitzt sogar eine Klöppelfängereinrichtung, welche heute jedoch nicht mehr genutzt wird.
    Gl. 1 | Johannesglocke | d' | 1850 kg | 1650 mm | Friedrich Weule, Bockenem (1947)
    Gl. 2 | Muttergottesglocke | f' | 1050 kg | 1370 mm | Friedrich Weule, Bockenem (1947)
    Gl. 3 | Josefsglocke | g' | 750 kg | 1210 mm | Friedrich Weule, Bockenem (1947)
    Gl. 4 | Marienglocke | g' | 600 kg | 1027 mm | Gebr. Klaus, Heidingsfeld (1885)
    Gl. 5 | Andreasglocke | a' | 500 kg | 1070 mm | Friedrich Weule, Bockenem (1947)
    Gl. 6 | Lamm-Gottes-Glocke | c'' | 260 kg | 794 mm | Gebr. Otto, Bremen-Hemelingen (1925)
    Mit der Erwähnung Theilheims wird 1098 auch erstmals von einer Lambertuskapelle berichtet. Das älteste erhaltene Gebäude des Ortes ist heute jedoch der um 1250 als Wehrturm errichtete Turm der heutigen Pfarrkirche. Da der Chorraum im Untergeschoss des Turmes von einem Kreuzrippengewölbe überspannt wird, wurde dieses wohl zunächst als Kapelle benutzt, bevor zu Beginn des 14. Jahrhunderts ein Langhaus im romanischen Stil errichtet worden ist. Ein Jahr nach der Erhebung zur Pfarrkirche wird 1496 in der Riemenschneiderschule eine Grabplatte für den verstorbenen Pfarrer geschaffen, eines der bedeutsamsten Kunstwerke im Gotteshaus. Nachdem der Turm infolge eines Blitzschlages seinen Turmhelm verloren hatte, wurde 1619 die heutige Echter-Spitze aufgesetzt. Die folgenden Jahrhunderte waren geprägt von mehrmaligen Umbauten und Erweiterungen des Gotteshauses. Nach einer erstmaligen Erweiterung 1737, wird der Kirchenraum 1845 erneut vergrößert. Aus dieser Zeit stammt auch der schöne, barocke Hochaltar. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Kirche abermals zu klein für die vielen Gottesdienstbesucher geworden, sodass die Kirche um einige Meter nach Westen erweitert und zusätzlich um ein Seitenschiff im Süden ergänzt wurde. Der Sakralbau in seiner heutigen Gestalt konnte vor 100 Jahren, also 1921 vom damaligen Bamberger Erzbischof von Hauck feierlich eingeweiht werden.
    Ablauf des Videos:
    00:00 Führung durch die Kirche, Geläute "von außen"
    02:15 Einzelglocken
    11:00 Läuten aller Glocken
    Herzlich danken möchte ich Herrn Klühspies für die freundliche Ermöglichung der Aufnahme.
    Verwendete Quellen, abgerufen am 17.02.2021:
    Internetseite der PG: pfarrgemeinden.net/pfarreien/
    Text einschl. Glockendaten, Ton und Bild: Ben Schröder, "Glockenzeit".

КОМЕНТАРІ • 40

  • @NielsvanderGiessen
    @NielsvanderGiessen 3 роки тому +3

    Sehr interessantes Geläut! Die Mischung von Eisen und Bronze ist sehr gut gelungen. Eigentlich nur schade um die doppelte G1, aber das hat auch wieder etwas eigenes. Die Video- und Tonqualität sind wunderbar!

    • @glockenzeit
      @glockenzeit  3 роки тому

      Ja, das Geläute hat auf jeden fall Wiedererkennungswert, mir gefällt es auch. Vielen Dank für das Lob!

    • @maddenhuxley2390
      @maddenhuxley2390 2 роки тому

      i guess I'm kind of off topic but do anyone know a good website to stream newly released tv shows online?

  • @bellspotter
    @bellspotter 3 роки тому +1

    Tolles Mischgeläut mit tollen Eisendamen - danke für die Präsentation!

    • @glockenzeit
      @glockenzeit  3 роки тому

      Gerne. Die Mischung machts... ;-)

  • @julianhaut8985
    @julianhaut8985 3 роки тому +1

    Ein sehr schönes Geläute da in Theilheim. Das Geläute gefällt mir, auch mit dem doppelten g' sehr gut. Ist mal etwas anderes. 😃

    • @glockenzeit
      @glockenzeit  3 роки тому +1

      Danke nochmal für deine Unterstützung, das hat sich wirklich gelohnt. Gerade die Tondopplung macht den Reiz des Geläutes aus.

  • @sanctus100
    @sanctus100 3 роки тому +1

    WOW! Auf alle Fälle sehr individuell

    • @glockenzeit
      @glockenzeit  3 роки тому

      Doch, das ist schon ein interessantes Geläute. Individuell trifft es auch sehr gut...

  • @lucarichard5899
    @lucarichard5899 3 роки тому

    Ein Mischgeläut was ich Live wirklich sehr genossen habe. : ).

    • @glockenzeit
      @glockenzeit  3 роки тому

      An der Straße im Norden der Kirche steht man quasi im Direktschall, da kommt schon was rüber...

    • @lucarichard5899
      @lucarichard5899 3 роки тому

      @@glockenzeit Ich stand etwas südlich zum Nebeneingang. Dort war es auch ganz gut zu hören.

  • @Osnabruecker_Glocken
    @Osnabruecker_Glocken 3 роки тому

    Da hast du aber was tolles gefunden!!

  • @GlockenERZ
    @GlockenERZ 3 роки тому +2

    ,,Blau“ muss es auch geben

  • @Caddl123
    @Caddl123 3 роки тому +2

    Ich sehe auch bei der f' ansatzweeise solche Vorrichtungen für einen Klöpelfänger..oder täusche ich mich??
    Ein wunderbares Eisen/Bronzemixgeläut.
    Die Damen passen zueiander und die Eisendamen haben einen sehr respektablen Nachhall.

    • @glockenzeit
      @glockenzeit  3 роки тому

      Das ist leider nicht mehr mit Sicherheit zu bestimmen, ob sie auch mal einen Klöppelfänger besessen hat, könnte man aber tatsächlich meinen. Es soll durchaus schlechtere Eisenglocken geben, mir gefällt es auch gut!

    • @stofferlsfilmgieerei2894
      @stofferlsfilmgieerei2894 3 роки тому

      @@glockenzeit Naja für was wäre sonst der Fangbügel am Klöppel und die „halbe“ Fänger-Vorrichtung am Joch. Wäre ja nicht die einzige Anlage in Bayern.

    • @Josefglocke
      @Josefglocke 3 роки тому +1

      Hier gab es sicherlich einmal Klöppelfänger!

  • @grazerglockenfreund1205
    @grazerglockenfreund1205 3 роки тому

    Klingt interessant.

    • @glockenzeit
      @glockenzeit  3 роки тому

      Sicher nichts alltägliches...

  • @dreikoenigsglocke
    @dreikoenigsglocke 3 роки тому

    Schönes Stahlglockengeläut👍🏻

    • @glockenzeit
      @glockenzeit  3 роки тому +6

      Hier ist alles dabei, Bronze und Eisen, aber sicher kein Stahl... ;-)

  • @maxmoriz1966
    @maxmoriz1966 3 роки тому

    Sieht aus als hätten die klöppelfänger gehabt aber warum wurden die eigentlich demontiert ?

  • @glockenfaneliasscheiber1058
    @glockenfaneliasscheiber1058 3 роки тому

    Da hast du ja mal was aufgegriffen ein richtiges Unikat sehr schön.

    • @glockenzeit
      @glockenzeit  3 роки тому

      Sowas hat man nicht alle Tage, war auch sehr erstaunt... ;-)

  • @glockenfreak1
    @glockenfreak1 3 роки тому

    Interessantes Geläut 😄

  • @Trancecub
    @Trancecub 16 днів тому

    Dass der Schlaghammer and der g´ schleift war aber zu meiner Zeit in Theilheim noch nicht der Fall.

  • @nurnbergerglockenfreund
    @nurnbergerglockenfreund 3 роки тому

    Schade das man den klöppelfänger der größten Glocke entfernt hat. Das hätte das ganze um einiges interessanter gemacht. An sich ein interessantes Geläut aber die Weule Glocken klingen irgendwie so trocken.

    • @glockenzeit
      @glockenzeit  3 роки тому

      Wäre die einzige (bekannte) Klöppelfängeranlage hier in Franken gewesen...

  • @JRorgel
    @JRorgel 3 роки тому

    Doppel-G in Blau - das wünsch ich mir auch manchmal... ;) schöne aufnahme eines außergewöhnlichen Gelöutes. Warum hat man damals das g1 verdoppelt, weißt du da was?

    • @glockenzeit
      @glockenzeit  3 роки тому +2

      Wo gibts sowas denn bitte in Blau? Hahaha.
      Vielen Dank für das Lob. Zu deiner Frage möchte ich mich selbst zitieren: "Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Tondopplung nicht beabsichtigt war, da die Marienglocke wohl zwischenzeitlich in eine andere Gemeinde verkauft worden war und erst später wieder nach Theilheim zurückkehrte." - aber das ist natürlich auch nur meine Vermutung, da es höchst unwahrscheinlich ist, dass während des Krieges zwei Glocken im Turm belassen wurden. ;-)

    • @JRorgel
      @JRorgel 3 роки тому

      @@glockenzeit im Fachhandel findest du sowas sicherlich auch in Blau... hahaa. Na siehst du, da war ich wohl nicht in der Lage zu lesen - danke für die nochmalige Aufklärung. Verrückt ist es trotzdem. Eventuell ist auch der Ton verrutscht, gab es ja bei Eisen doch auch öfter... oder der Ton der g1 wurde falsch abgenommen (ist hier manchmal passiert, da wurde aus einem h1 mal schnell ein cis 2 (siehe Goldberg) etc...

    • @glockenzeit
      @glockenzeit  3 роки тому +1

      @@JRorgel So eine Dopplung ist eben etwas ganz extravagantes...
      Verrückt ist es sicherlich. Vieles ist möglich, wie die Dopplung entstanden ist, ich könnte mir aber tatsächlich am ehesten vorstellen, dass die g' erst später (wieder) zum Geläute hinzugestoßen ist, und die Ergänzung von Weule zur c'' geplant war. d' f' g' a' c'' wäre ja ein ganz gewöhnliches Motiv ;-)

    • @JRorgel
      @JRorgel 3 роки тому

      @@glockenzeit ja, das kann auch möglich sein. Dennoch wäre dann der Beweggrund interessant, die tongleiche Glocke wieder zu holen - Lokalpatriotismus?

    • @glockenzeit
      @glockenzeit  3 роки тому

      @@JRorgel Lokalpatriotismus spielt bei sowas oft eine Rolle ;-)

  • @GlockenERZ
    @GlockenERZ 3 роки тому +1

    Schade wegen dem Klöppelfänger

    • @glockenzeit
      @glockenzeit  3 роки тому +1

      Hierzulande ist es eben nicht üblich. Gerade da hier nur eine Vorrichtung zum manuellen Fangen verbaut ist, wird diese nicht mehr genutzt werden - sonst müsste ja bei jedem Läuten jemand den Klöppel "fangen"...