Ein Jahr nach dem Tod von Jina Mahsa Amini: Gesetzesverschärfungen im Iran

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  • Опубліковано 19 вер 2023
  • Wenn Rojin auf die Straße geht, dann weiß sie nie, ob sie wieder nach Hause zurückkommt oder ob man sie festnimmt. Die 27-Jährige trägt ein lockeres, lilafarbenes T-Shirt und eine weiße Jogginghose, um die Schulter hat sie sich einen schwarzen Turnbeutel geschwungen.
    Sie hört Musik und geht durch eine schmale Seitenstraße, die zu einer belebten Hauptstraße führt. "Ich habe zu 100 Prozent Angst. Wenn ich ohne Kopftuch an belebten Plätzen vorbeilaufe, wo oft auch Sicherheitskräfte stehen, schlägt mir das Herz bis zum Hals. Aber ich zeige meine Angst nicht, ich laufe immer weiter."
    "Ich spürte nur noch Wut, als ich davon hörte"
    Rojin trägt ihre dunklen Haare raspelkurz. Sie hat sie vor einiger Zeit abrasiert, kurz nachdem sie aus dem Gefängnis kam. Dort saß sie mehr als fünf Monate - wegen eines Schilds auf dem der Name "Mahsa Amini" stand.
    Am 16. September starb die junge Kurdin, die eigentlich Jina heißt, in einem Teheraner Krankenhaus. Zuvor war sie von der Sittenpolizei festgenommen worden, angeblich weil ihr Kopftuch zu locker saß.
    "Ich spürte nur noch Wut, als ich davon hörte", erzählt Rojin, während sie sich eine Zigarette anzündet. "Ich fragte mich: Was kann ich tun? Ich sah im Netz, dass an der Teheraner Uni Studenten den Slogan ‚Frau, Leben, Freiheit‘ riefen, und da wusste ich: Ich muss auch raus und etwas tun."
    Misshandlungen und sexuelle Gewalt
    Stundenlang läuft sie mit dem Schild mit Aminis Namen darauf durch die Stadt. Irgendwann zerren sie Polizisten in einen Van. Sie kommt direkt ins Gefängnis, wird dort immer wieder verhört. Die Behörden wollen wissen, ob sie Verbindungen ins Ausland hat, womöglich zu Masih Alinejad, der wohl lautesten Stimme der iranischen Opposition im Exil.
    Andere Mitgefangene berichten Rojin später von Misshandlungen und sexueller Gewalt. "Das war eine Zeit voller Stress und Unsicherheit. Eine Art Folter, denn wir blieben immer im Ungewissen, wussten nicht, was mit uns passieren wird."
    "Keine Gerechtigkeit"
    Rojin träumt von einem bunten Iran. Inzwischen ist sie wieder zu Hause. In ihrer kleinen Wohnung hängen bunte Kleider, Hüte und Taschen an einem Ständer. Nicht alles davon traut sie sich draußen zu tragen.
    Auf ihren Mittelfinger hat sie sich die Waage der Justitia tätowieren lassen. "Im Iran gibt es keine Gerechtigkeit", sagt sie, deswegen der Mittelfinger. "Ich wünsche mir, dieses System loszuwerden." Zurück zur Monarchie wolle sie nicht, sagt sie. "Demokratie sollte im Iran herrschen. Ich glaube fest daran, dass Gleichberechtigung möglich ist."
    Allerdings, schiebt sie hinterher, sei sie nicht sicher, ob sie das jemals miterleben wird. Denn der Weg dorthin sei lang, auch wenn der Wunsch nach Veränderung größer ist denn je.
    Protest brutal erstickt
    Während Rojin im Gefängnis sitzt, nehmen die Proteste im Iran ihren Lauf. Landesweit gehen damals Menschen auf die Straßen. Schon bald richtet sich die Wut gegen das gesamte islamische System.
    Das erstickt die Proteste brutal: Tausende werden festgenommen, Hunderte Demonstranten sollen von Einsatzkräften getötet worden sein, sagen unter anderem die Vereinten Nationen, zum Teil mit scharfer Munition.
    Quelle: "Weltspiegel"" (ARD), 16. September 2023.
    www.tagesschau.de/ausland/asi...

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