Ein Verführbarer, verwickelt in deutsche Geschichte: Franz Fühmanns "Das Judenauto"

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  • Опубліковано 13 гру 2024

КОМЕНТАРІ • 27

  • @gerhard9894
    @gerhard9894 2 місяці тому +1

    Hallo Thomas, vielen Dank für die Vorstellung des Autors. Ich habe von ihm schon gehört, war ja vor kurzem erst wegen dem 100. Geburtstag kurz in den Medien. Mehr von seinen Büchern interessieren mich nach den heutigen Video. Liebe Grüße Gerhard.

    • @schundleser
      @schundleser  2 місяці тому +1

      Lieber Gerhard, herzlichen Dank fürs Reinschauen. Mehr Fühmann wird sicher kommen, dauert halt ein bisschen. Du weißt ja schon, dies ist ein zerstreuter Kanal mit vielen Themen. Herzliche Grüße, Thomas

  • @user-br5kh8zb4y
    @user-br5kh8zb4y 3 місяці тому +1

    Sehr gerne mehr Fühmann und sehr gerne mehr DDR-Literatur! Vielen Dank!

    • @schundleser
      @schundleser  3 місяці тому

      Herzlichen Dank, ist vermerkt. Und Du bist da nicht alleine, es wird also sicher bei Gelegenheit mehr von Fühmann und aus der DDR geben. Liebe Grüße, Thomas

  • @booksandpoets
    @booksandpoets 3 місяці тому +1

    Lieber Thomas, auch ich kann mich diesen verdienten Lobeshymnen vor mir anschließen vielen Dank für diesen tollen Einblick in das Leben und das Werk des Autors. Ich finde es jedenfalls sehr bestürzend wie in diesem Buch so prägnante, hartnäckige, bösartige Stereotype des Judentums nachgezeichnet werden, Wahnsinn, diese titelgebende Geschichte. Die Zerrissenheit des Autors wurde durch deine Schilderungen auch sehr deutlich - auch wenn ich zugeben muss, dass er auf mich nicht zwingend wie ein sympathischer Zeitgenosse wirkt. Aber das ist sicherlich mit seiner Herkunfts und Entwicklungsgeschichte zu kurz gegriffen und vor Allem auch für die Erkenntnis aus einer Lektüre oder deren Wertschätzung nicht notwendig. Danke, liebe Grüße und bis zum nächsten Video.

    • @booksandpoets
      @booksandpoets 3 місяці тому +1

      Ich weiß nicht, warum das nun alles so durchgestrichen ist *lach* Aber ich denke, du kannst es ja trotzdem entziffern. lg

    • @schundleser
      @schundleser  3 місяці тому

      Liebe Natascha, herzlichen Dank. Ja, mit ein bisschen Augenkneifen kann man das Durchgestrichene noch lesen. Das ist ein Fühmannscher Zug: man schreibt im Modus der Überzeugung, und ist sich doch eines inneren Willens zum zumindest halben Zurücknehmen des gerade Geschriebenen bereits bewusst. Da warst Du wirklich sehr sensibel beeinflussbar von meinem Fühmann-Miniabriss. 😃Herzliche Grüße, Thomas

  • @KainUndAbelBooks
    @KainUndAbelBooks 3 місяці тому +2

    Lieber Thomas, mittlerweile ist mir klar geworden, dass eine Rezension von dir ein großes Privileg für jeden Autor sein muss - auch wenn die meisten wohl nichts mehr davon haben. Dein empathisches Nachzeichnen der jeweiligen Lebensbedingungen fern eines vorschnellen Urteils, deine kenntnisreiche und neugierige Verortung der Menschen in ihren Systemen finde ich als Zuhörer ganz überragend. Da gelingt es dir ein ums andere Mal, mir auch unbekannte Autoren schmackhaft zu machen, in dem du sie mir wirklich nahe bringst.
    Im Speziellen interessant an Fühmann ist für mich dieser historische Spalt, den so viele DDR-Autoren unter sich spürten und den sie im Spagat zu überbrücken versuchten: trotz der grausigen Lebensrealität besonders der 50er und frühen 60er Jahre darauf beharren, dass die DDR das bessere System sei. In fast allen ostdeutschen Werken der Zeit finden sich entsprechende Stellen, gerne im Verbund mit dem Verräter oder Altnazi als Grundfigur, gegen die angeredet wird. Dazu fallen mir Wolf oder Reimann, aber auch Seghers, Claudius, Marchwitza. Und ich finde es spricht enorm für dich, dass du diese Differenz aus Anspruch und Wirklichkeit nicht als Verblendung abbügelst.
    Ob ich Fühmann lesen möchte, weiß ich zwar nicht, aber ich danke dir für diese tolle Vorstellung von Autor und Werk.
    Liebe Grüße
    Max

    • @schundleser
      @schundleser  3 місяці тому

      Lieber Max, herzlichen Dank für Deine freundlichen Worte. Da Du die DDR-Literatur in ihren grundlegenden Ansprüchen, Bemühungen, Brüchen und Verwindungen ja schon kennst, mag die rationale Erkenntnisabschöpfung bei den frühen Fühmann-Texten für Dich tatsächlich eher gering sein und der Individualist Fühmann noch zu weit im Hintergrund. Aber ab "22 Tage oder die Hälfte des Lebens" ist er als Kopf nicht nur so originell und persönlich, wie man sich das von einem Autor systemunabhängig nur wünschen kann, er beherrscht auch zwei Formen so, dass Du da einfach ästhetischen Lesegenuss gewinnen dürftest. Die Form der Annäherung, am ergreifendsten in "Im Berg", seinem Offenlegen eines Scheiterns auch am Schreiben. Und die Form der ausweichenden Versenkung, in seiner angeblich nur der besseren Erschließbarkeit dienenden Nacherzählung antiker Stoffe. So etwas interessiert mich normalerweise nicht besonders, mich zieht es dann zu den Originalen, aber Fühmann ist da für mich so präsent wie in seinen zeitgenössischen Texten. Wenn Du ihn mal austesten möchtest, hättest Du da viel Fühmann bei wenig Zeitaufwand. Herzliche Grüße, Thomas

  • @estherackermann5818
    @estherackermann5818 3 місяці тому +1

    Lieber Thomas, das ist wieder sehr spannend für mich, denn ich wusste fast nichts über Fühmann. Trakls Gedichte habe ich in seiner Ausgabe (2 Bd. in braunem Leinen und Schuber). Den dtv-Band „Der Sturz des Engels“ über Trakl und zugleich die letzten Tage des 2. Weltkriegs habe ich seinerzeit gekauft aber nicht gelesen.

    • @schundleser
      @schundleser  3 місяці тому +1

      Liebe Esther, das Trakl-Buch kann ich heftig empfehlen. Bei Fühmann bist Du ab den Sechzigern immer in der Gegenwart eines Menschen, auch da, wo er noch durch Stilwillen distanziert schreibt, also nach Art des epischen Theaters den Lesenden bewusst halten will, dass sie Gestaltetes und Geformtes lesen und nicht bei einem Geschehen dabei sind. Du bist aber immer beim Denken, Grübeln, Glaubenwollen und Haltungserproben von Fühmann auf ganz angenehme Weise dabei. Er war wohl noch da authentisch, wo er mit sich selbst gerungen und im Werk vorerst über Zweifel hinweggeflunkert hat: das sind keine Lügen, die er uns auftischt, das sind Selbstlenkungsversuche, die wir miterleben und durchschauen. Herzliche Grüße, Thomas

  • @schimmre
    @schimmre 2 місяці тому +1

    Lieber Thomas, danke für diese Infos zu Franz Fühmann, von dem ich zum ersten Mal gehört habe. Es ist schad, dass der Kreis der bekannten DDR - Autorinnen rapide auf drei, vier Namen zu schrumpfen scheint, deshalb bitte gerne weitere Videos zum Thema! Regina

    • @schundleser
      @schundleser  2 місяці тому

      Liebe Regina, herzlichen Dank für Deine Wortmeldung. Und so gründlich die Literatur der DDR im Westen schon wieder aus dem Gedächtnis gefallen ist, so groß scheint hier in diesem Winkelchen von Booktube das Interesse an Gedächtnisauffrischung zu sein. Es wird los ganz bestimmt noch ein paar Videos zum Thema geben, vielleicht schon in ein paar Wochen Fühmanns persönliches Wendebuch "22 Tage oder die Hälfte des Lebens". Liebe Grüße, Thomas

  • @maren_ha
    @maren_ha 3 місяці тому +2

    Lieber Thomas, freue mich sehr über dieses Video.
    Weitere Kommentierung dann morgen, zu so später Stunde gibt mein Gehirn, das schon tagsüber nicht zu 100% funktioniert, nichts mehr her 😉
    Danke aber schon jetzt, nachdem ich Dir bis zur Minute 15 des Videos interessiert zugehört habe.
    Schlaf' gut.
    Bis Montag!
    Liebe Grüße
    Maren

  • @thomasherpers7371
    @thomasherpers7371 3 місяці тому +1

    Hallo Thomas, solltest du weitere Bücher von Franz Fühmann oder auch anderer DDR Autoren besprechen, wäre ich sicher dabei. Ich selber kam, im Westen geboren und sozialisiert, erst einige Jahre nach der Wende mit DDR Literatur in Berührung. Autorinnen wie Anna Seghers, Christa Wolf usw., Autoren wie Erik Neutsch, Franz Fühmann usw. kannte ich dem Namen nach, hatte aber noch nichts von ihnen gelesen. Das kam erst in den 2000er Jahren und war eine große Bereicherung. Das die DDR Literatur nicht ganz in Vergessenheit geraten ist, haben wir vielleicht auch ein wenig dem, im April verstorbenen, Schauspieler Peter Sodann zu verdanken, der seit 1990 die Peter - Sodann - Bibliothek aufgebaut hat, die nur Druckerzeugnisse aus der DDR enthält.

    • @schundleser
      @schundleser  3 місяці тому +1

      Lieber Thomas, es gibt da sicher einen Unterschied zwischen Kulturinteressierten mit Wurzeln in den neuen Bundesländern, die DDR-Literatur noch als kulturelles Erbe sehen, und Wessi, die sie mittlerweile weitgehend ausblenden (so wie das Filmerbe der DDR auch, das ebenfalls als nun gemeinsame Geschichte begriffen wird. Motto: Pardon, wir haben gewonnen, es gilt unsere Definitionsmacht! Im Westen sind auch die Autoren weg, die vor 89 fast als kanonisch für gesamtdeutsche Gegenwartsliteratur gehandelt wurden; Hermann Kant, Stephan Hermlin, Franz Fühmann, Erich Loest und einige wenige andere. Da greift die Sodann-Bibliothek meines Erachtens gar nicht. Vielleicht stellt Christa Wolf eine Ausnahme dar, jedenfalls ging der Ausgrenzungsprozess bei ihr viel langsamer voran. Das liegt aber nicht am DDR-Interesse, sondern am Fokus einer feministischen Teil der Literaturwissenschaft und-kritik, am Championat herausragender schreibender Frauen.
      Das Wunderlichste ist aber der rasche Verlust des Leseinteresses im Osten jenseits des harten Kerns der heillos Literaturbesessenen wie uns. Lesen war ja, bekam man auch von DDR-Bürgern immer wieder erklärt, Widerstand gegen Propaganda, ein Akt der Selbstfindung und Selbstbehauptung in einem auf Kollektivierung erpichten System. Und mit einem Schlag war nicht mehr die Buchhandlung der Ort mit der größten Anziehungskraft für freies Geld und freie Zeit, sondern der Beate-Uhse-Laden und das Kaufhaus. Bis zu einem gewissen Garde völlig verständlich, aber wie sehr die Konsum-, Zerstreuungs- und Überreizungskultur dann durchgeputzt hat, erstaunt mich nach wie vor. Liebe Grüße, Thomas

  • @NaliniKluth
    @NaliniKluth 3 місяці тому +1

    Sehr interessant.

    • @schundleser
      @schundleser  3 місяці тому

      Das freut mich. Herzlichen Dank. LG, Thomas

  • @maren_ha
    @maren_ha 3 місяці тому +1

    Lieber Thomas,
    es war sicher ein guter Entschluss, dieses Video nicht unter Kriegsliteratur einzustellen.
    Diese Bezeichnung schreckte mich innerlich auch oft ab, da befürchtete ich Verherrlichung des Krieges oder ähnliches, was bei Dir nun absolut nicht der Fall ist.
    Was spricht eigentlich gegen die Bezeichnung Antikriegsliteratur?
    Finde es gut und richtig, daß Du mich hiermit auch mal aus meiner Komfortzone herausholst.
    Auch darum würde ich sehr, sehr gerne noch mehr DDR Literatur von Dir besprochen hören.
    Das Buch zeigt, wie stark die Prägung/Beeinflussung durch die Umgebung ist, wie leicht Kinder die feindselige Einstellung ihrer Mitmenschen (Eltern) übernehmen können.
    Die persönliche Perspektive Fühmanns mit seiner leisen Selbstironie macht es zeitgeschichtlich besonders interessant.
    Sein Nachwort wirft, finde ich, extrem spannende Fragen auf.
    Wofür entscheiden wir uns, dürfen wir uns völlig heraushalten aus Politik?
    Wem überlassen wir dann das Feld fragst Du, lieber Thomas.
    "So habe ich es nun mal geschrieben und so ist es ja schließlich nun einmal auch gewesen"
    ....mit diesem Satz distanziert er sich auf jeden Fall vom System, das er in Kapitel 14 noch vollständig unterstützt hat.
    Ich empfinde dieses Selbstzeugnis/die Selbstreflexion als eindringliche Warnung vor der Weitergabe von Hass und Vorurteilen und auch als Aufforderung, ideologische Überzeugungen zu hinterfragen und sich ihrer unreflektierten Weitergabe zu widersetzen.
    Vielen Dank für diesen erkenntnisreichen Einblick!
    Bis bald, liebe Grüße
    Maren

    • @schundleser
      @schundleser  3 місяці тому +1

      Was die Kriegs- und die Antikriegsliteratur angeht, liebe Maren: letzteren Begriff mag ich zumindest als überwölbende Bezeichnung aus zwei Gründen nicht. Er suggeriert, es könne nur aufgrund einer pazifistischen Grundhaltung Literatur sein, ohne diese sie ein Text etwas anderes, Faschopornoschund z.B. Das trifft aber nicht einmal auf uns unangenehme Texte zu, die ganz oder teilweise von Kriegsbegeisterung durchdrungen sind. Ernst Jüngers "In Stahlgewittern" ist wohl das bekannteste Beispiel. Zweitens glaube ich nicht, das Krieg immer unvermeidbar war/ist, Literatur kann diesen Zweispalt zeigen: aus den richtigen Gründen das Falsche tun zu müssen. Und zeigen, wie man damit lebt, von Trauma über Zerrüttung und Verdrängung bis hin zu Stolz und Selbstbewusstsein. Das ist dann auch keine "Anti"-Kriegsliteratur. Wir sprechen ja auch von der breit gefächerten Literatur über das Leben mit Drogen nicht von Anti-Drogenliteratur. Ansonsten freut es mich natürlich sehr, dass Du auf Fühmann und die DDR-Literatur neugierig bist. Herzliche Grüße, Thomas

    • @maren_ha
      @maren_ha 3 місяці тому +1

      ​@@schundlesermit ähnlichen Argumenten hatte ich gerechnet, lieber Thomas.
      Nachdem ich Deinen Standpunkt gelesen habe, muss ich zugeben:
      Du hast überzeugend aufgezeigt, dass der Begriff "Antikriegsliteratur" eine zu enge Kategorisierung ist!
      Es stimmt, dass dieser Begriff nahelegt, nur pazifistisch geprägte Werke könnten als legitime Literatur über den Krieg gelten...aber dennoch gibt es ja andere Werke in diesem Genre, die eine wichtige literarische und historische Bedeutung haben.
      Ja, der Begriff "Antikriegsliteratur" greift wohl zu kurz, weil Krieg nicht immer eine einfache Frage von Gut und Böse ist, und ja, es müssen oft schwierige Entscheidung getroffen werden, es ist natürlich sehr komplex.
      Touché, Monsieur.
      Trotzdem muss ich den Begriff Kriegsliteratur wahrscheinlich noch emotional bearbeiten, mir wird einfach immer mulmig, wenn ich das Wort sehe.
      Dem kannst Du nun ja mit differenzierten Betrachtungen zum Thema Kriegsliteratur mit Deinen Videos beikommen.
      Bin wieder mal gespannt, was da noch kommt.
      Herzliche Grüße
      Maren

  • @ralfneubert7347
    @ralfneubert7347 3 місяці тому +1

    Warum gab es denn eine Ausgangssperre, die Tschechen kenne ich

    • @schundleser
      @schundleser  3 місяці тому

      Die Spannungen im Sudetenland waren stetig gewachsen, die Propaganda der Nationalsozialisten - von der Fühmann erzählt - hatte die Möglichkeiten des Zusammenlebens bereits nachhaltig zerrüttet. Gegenreaktionen tschechischer Scharfmacher waren dabei ja als willkommen einkalkuliert. Ein militärisches Vorgehen Deutschlands wurde von der einen Seite als unmittelbar bevorstehend erhofft, von der anderen befürchtet. Die Behörden hatten also nächtliche Ausgangssperren verhängt, um Schmierereien und das Plakatieren mit Hetzpropaganda, aber auch Sabotageakte und das gegenseitige Häuseranzünden zu verhindern oder zu erschweren. Je nach Perspektive war das aber natürlich auch ein gewollter oder ungewollter Schlag gegen die Möglichkeiten, sich politisch zu organisieren oder in Kulturveranstaltungen Selbstvergewisserung als separate Gruppe zu finden. Die Ausgangssperre konnte als Teil des "Terrorregiments" dargestellt werden, unter dem Sudetendeutsche zu leiden hätten. Fühmann führt sie, das zeigt, wie gut er da als Erzähler schon war, quasi als Pointe ein. Hätten seine Figuren sich schon vorab, beim so martialischen wie kindischen Zurüsten auf eine vermeintliche Abwehrschlacht, über die Ausgangssperre beschwert. wäre die Wirkung nicht so stark. So kommt hier quasi die bürokratische Fliegenklatsche zum Einsatz, um einen Tiger zu bändigen. Der sich, kaum sieht er diese Fliegenklatsche, noch einmal in eine Hauskatze verwandelt, der einfällt, dass es Zeit ist, zuhause das Abendessen einzufordern. Liebe Grüße, Thomas