Umweltpädagogik Mitteldeutschland: Die Müllkippe im Naturschutzgebiet am Jenzig in Jena

Im Allgemeinen gehören alte Müllkippen und Deponien zum ganz normalen Landschaftsbild. Nur will sie niemand gern in der eigenen Landschaft sehen. In der Kulturlandschaftsforschung und im Naturschutz blendet man sie in der Regel aus. In Türingen gibt es alte Abfallorte zu tausenden. Sie sind unangenehm und gelten aus Geldmangel oder vermeintlichen Biotopschutz als unaufräumbar. Sie verletzen Identitätsgefühle mitunter so sehr, dass mitunter schon das Zeigen solcher Bilder als Schmutzkampagne bezeichnet wird. Meine Intentionen der Beschäftigung mit diesen Orten sind
1. die Richtigstellung der Darstellung von Landschaft und Kulturlandschaft im Allgemeinen,
2. die Nutzung dieser Befunde in der Umweltpädaogik aufgrund ihrer bedrückenden Aussage, dass diese Orte vergessen, verdrängt und gemieden sind,
3. aus kulturwissenschaftlichen Interesse den dort aufzufindenden Alltagsgegenständen gegenüber,
4. aus wissenschaftlichen Interesse der Darstellung der Ikonisierung von Natur und Naturbildern im 21. Jahrhundert und
5. aus ästhetischen Gesichtspunkten der Wirkung von Abfallmaterialien in Naturschutzgebieten.
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Link zum Begleitfilm zur Ausstellung im Grünen Haus - "Die vergessenen Kippen von Jena"
• Die vergessenen Kippen...
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Was am 28. November 2021 in einem Waldstück als eine auslaufende Müllkippe identifiziert wurde, direkt unterhalb des Jenzig, eines der sieben Wunder Jenas, war dann tatsächlich die alte - und manchmal wohl auch in jüngerer Zeit noch genutzte - Müllkippe des Berggasthauses. Sie misst in ihren Dimensionen oben vielleicht 40 Meter Breite, vielleicht auch mehr, liegt mal dichter und mal gestreuter im Hang, es gab wohl im Verlauf der Zeit unterschiedliche Einwurfstellen. Es ist auch noch nicht genau abgeschätzt, wie breit sie unten ist und ob an allen Hängen die Dinge bis ins Tal kullerten oder bis zur Hälfte darain liegen blieben. Oben hat sie an manchen Stellen einem halben oder über 1 Meter Mächtigkeit, vielleicht stellenweise auch mehr und woanders weniger. Man sieht es auf den Bildern an den Bäumen, dass der Abfall stellenweise sehr dick liegt. Im Sommer wird hier aufgrund der Blätter kaum was zu sehen sein. Oben am Hangbeginn sieht man noch eine größere Ablagerungskuppe, begrünt, die man gemeinhin sicher nicht als Müllablagerung ansprechen würde. Vielleicht besteht sie auch mehr aus Bauschutt. Der Hang jedenfalls ist vollständig mit Abfällen aller Art belegt. Es ist alles zu finden: Hausmüll, Sperrmüll, große und kleine Küchengeräte, Schuhe, Geschirr, Flaschen, Gläser, Plastikplanen und Gardinen, überhaupt Plastik in allen Ausformungen, Fässer, Dosen, Räder, Rollen, unbekannte Technikreste usw. usf. Auch unten im Tal ist auf ca. 50 Meter Breite, laut bisheriger Begehung, Abfall anzutreffen, dann mehr punktuell, aber doch auch gleichmäßig überall verteilt, wenn man im Gestrüpp und dem regelmäßig geschnittenen Strauchwerk unter der Stromleitung und am Wanderweg nachsieht. Das ist war irgendwie schockierend, aber normale Realität in unserer Kulturlandschaft. Die Ausstellung zu einigen vergessenen Müllkippen Jenas ist momentan im Grünen Haus zu sehen, aber immer noch unzugänglich aufgrund der Pandemieeinschränkungen. Ein Begleitfilm zur Ausstellung ist auf UA-cam verfügbar. Es gibt seit den letzten Jahren in Jena verstärkt Müllsammelaktionen und im Stadtrat wurde am Jahresausklang 2021 festgelegt, dass man sich künftig mehr um solche vergessenen Umweltbeeinträchtigungen kümmert. Es gibt den Saale- und Leutraputz, Aktionen von Sport- und Wandergruppen, und der Kommunalservice hat die Sensibilisierung um illegalen Abfall auch erhöht. Das sind positive Entwicklungen, die sicher auch weiter führen werden.
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