Durchfechter - Folge 35: Marcella Hansch

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  • Опубліковано 30 січ 2023
  • #umweltrettung #plastik #microplastics
    Elf Millionen Tonnen Plastikmüll gelangen pro Jahr weltweit in Flüsse und Ozeane. Marcella Hansch kämpft gegen dieses Desaster an. Eine Mammutaufgabe, die rund um den Globus nur wenige Pioniere so konsequent und ausdauernd beim Schopfe packen. Im Durchfechter-Podcast erzählt die Architektin von der Kraft der Crowd und von Menschen, die ihr plötzlich alles Leid der Welt aufbürden wollen.
    Wenn Marcella Hansch zurückschaut, ist sie manchmal selbst erstaunt, was ihr gelungen ist. Mit einer Plastiktüte fing 2012 alles an. Damals tauchte die angehende Architektin durchs Meer bei den Kapverden, als sich plötzlich etwas an ihrem nackten Fuß verhedderte. Die junge Frau zuckte zusammen, weil sie die Tüte für einen Fisch hielt. Hansch bemerkte ihren Irrtum und schaute dem abgestrampelten Plastikbeutel hinterher, wie er weiter durchs Meer waberte. Da ahnte die Sauerländerin noch nicht, dass dieses glitschige Ding im Rückblick die Initialzündung für etwas ganz Großes war.
    Heute ist Marcella Hansch eine bekannte und erfolgreiche Pionierin, die Wege auslotet, wie man Plastikmüll aus Flüssen und Ozeanen wieder herausholt. Schon mit ihrer Masterarbeit ging sie diese Thematik an und konzipierte 2013 eine rund 400 Meter lange schwimmende Plattform: eine Art weißen Riesenrochen. Der Plan war, dass diese Konstruktion Makro- und Mikroplastik aus dem Meerwasser passiv über die „natürliche“ Auftriebskraft des Plastiks rausfiltern und aufnehmen kann, dabei Fische und andere Meerestiere aber unversehrt wegschwimmen lässt. Und die Studentin meinte es ernst: Diese Kreation sollte wirklich entstehen und nicht bloß als schickes Modell im Architekturbüro verstauben.
    Nun kam zum Vorschein, was viele Menschen Marcella Hansch nicht zugetraut hatten: dass sie sich in eine Sache, in eine große Vision geradezu verbeißen kann - im positiven Sinne. Sie selbst spricht davon, dass sie im richtigen Moment „ein wahrer Dickkopf“ sein kann. Aufgeben ist für sie ein Fremdwort. Und den oft gehörten oder durch die Blume vermittelten Zweifel „Ist das nicht eine Nummer zu groß für Sie?“ lässt sie einfach an sich abperlen.
    Dabei ist die heute 35-Jährige stark geerdet, realistisch und alles andere als eine Träumerin. Sie hat ihre Vision genau vor Augen und steuert direkt darauf zu. Und es ist fast egal, was sich ihr da an Hürden in den Weg stellen, ob nun aberwitzige Müllverordnungen, technische Unmöglichkeiten, ausufernde Bürokratie oder horrende Investitionskosten - sie räumt jede einzelne davon nach und nach mit ihrem Team und sehr vielen Unterstützerinnen und Unterstützern beiseite.
    Dafür betrieb sie durchaus auch einen gewissen Raubbau an sich selbst: Ihr Projekt und der dafür 2016 mit Gleichgesinnten gegründete Verein „Pacific Garbage Screening“ saugten über Jahre hinweg gehörig an ihrer Kraft und absorbierten nahezu ihre gesamte Freizeit. Marcella Hansch hielt es aus, auch dank eines großen Gemeinschaftsgefühls, und strickte all die Arbeit kurzerhand um ihre damalige Anstellung als Architektin herum: Interviews morgens um sieben Uhr, Rechtsberatungen in der Mittagspause, Vereinsbesprechungen und Vorträge am Abend oder am Wochenende. Dann wurde aus dem wahnwitzigen Ehrenamt endlich eine Vollzeitstelle: mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne im Sommer 2018, die zu den erfolgreichsten Deutschlands zählt. 3.850 Personen spendeten damals insgesamt 231.205 Euro für die Entwicklung des weißen Riesenrochens.
    So entstand das Start-up „Pacific Garbage Screening“ mit Sitz in Aachen, das heute „everwave“ heißt. Über die Jahre hat sich einiges verändert. So liegt die Meeresplattform mittlerweile auf Eis, weil eine weitaus schlichtere Filterplattform für Flüsse den schicken Riesenrochen haushoch übertrumpfte in der Effektivität. Flüsse sind zudem der Ursprung des Übels, denn das Gros des Plastikmülls gelangt über die Flüsse ins Meer und es macht Sinn, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen.
    Erstveröffentlichung: 10. September 2021
    Autorin: Corina Niebuhr

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