Everton

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  • Опубліковано 8 вер 2024
  • Mein Freund Everton
    Schon seit einiger Zeit besucht mich Everton mehr oder weniger regelmäßig auf meinem Hausboot. Unsere erste Begegnung war für beide Seiten nicht gerade erfreulich, denn ich beobachtete den 12jährigen dabei, wie er Steine auf einige der vielen herrenlosen Hunde unseres Dorfes warf. Es freute ihn anscheinend, wenn die getroffenen Hunde vor Schmerzen jaulend davon liefen. Das war natürlich nicht hinnehmbar und er bekam einen lautstarken Anschiss. Mein Freund Mamedio und seine Frau warnten mich vor dem Jungen und seiner Familie, denn ihm/ihr sei nicht zu trauen. Schon zweimal sei Everton beim Diebstahl erwischt worden, meinten sie. Einmal hätte er sich, wahrscheinlich um seinen Hunger zu stillen, durch ein schmales Fenster einen Lebensmittelladen gepresst, ein zweites Mal wäre er in eine der vielen evangelikalen Kirchen eingedrungen, um den Klingelbeutel zu erleichtern. Beides mal wurde er erwischt und sei deswegen allerseits bekannt. Genauso wie sein älterer Bruder, der noch schlimmer sei und bereits eine Akte bei der Polizei hätte. Anfangs wollte er nicht zwischen Mein & Dein unterscheiden. Erst fehlte eine kleiner Geldbetrag aus meine Geldbörse, aber ich konnte nichts beweisen. Dann erwischte ich ihn in flagrante, als er sich erneut bedienen wollte. Er war derart erschrocken und überrascht als ich plötzlich hinter ihm stand, dass er fluchtartig an Land sprang und davon lief. Es dauerte fast drei Monate, bis er wieder am Ufer stand und diesmal gebeugten Hauptes. Natürlich bekam er eine intensive Ansprache. Alles in einem nicht aggressiven und gelassenem Ton. Wie enttäuscht ich von ihm sei, erklärte ich, wo er doch auf meinem Handy online seine mörderischen Ballerspiele spielen könnte, wo ich doch immer ein Butterbrot für ihn hätte oder gar mein Mittagessen mit ihm teilen würde. Er dürfe auf meinem Rad fahren und sogar meine heiligen Spinnangeln benutzen. Das alles würde ihm nicht ausreichen, beklagte ich, er müsse mir dann auch noch Geld stehlen. Reumütig versprach er, sich zu bessern. Bis heute hält er seine langen Finger unter Kontrolle. Jetzt sind wir Freunde.Natürlich gibt es den Internetzugang, das Fahrrad, das Essen und die Angelausflüge nicht umsonst. Da er in der Schule nicht viel lernt und häufig schwänzt, muss er bei mir erst ein bisschen rechnen, schreiben oder lesen, bis die Belohnung kommt. Jetzt kann er halbwegs das kleine 1x1 und eine Zeigeruhr ablesen. Letzteres hat gedauert. Er kennt die Planeten unsere Sonnensystems und ist aber weiterhin ein wahrer Meister im sich Drücken und im Entschuldigungen erfinden. Er ist ein Frechdachs, genauso wie ich früher einer war. In letzter Zeit kommt er seltener. Vielleicht schwänzt er jetzt weniger die Schule. Wenn er jetzt auftaucht, ist er meistens mit seinen Freunden unterwegs, die ihm in nichts nachstehen!

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