OTTO JULIUS BIERBAUM - MAESTRO TOD

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  • Опубліковано 6 лип 2024
  • Ballade von Otto Julius Bierbaum /
    Rezitation: Ulrich Mühe (Foto) /
    Anmerkung: Ein wackres Wort heißt: resolut! Hast du zum Sterben nicht den Mut, So lebe mit Courage! (O.J.Bierbaum)
    Auf einem Tanze war ich diese Nacht;
    Die Röcke flogen, und die Luft war heiß,
    Die Brüste wogten, und es flackerten
    Die Augen wie das Feuer im Kamin,
    Wenn durch den Schornstein niederfährt der Wind.
    »Oh du, oh du, dich will ich! Tanz mit mir!
    Horch wie der Walzer weht!! Wie Südwind weht!!
    Horch, was die Geige heiße Worte singt!
    Wie Flammen fliegen ihre Töne hell,
    So heiß, so heiß! Oh, wie der Walzer brennt!
    Komm! In die Flammen tanzen wir hinein!«
    Da schwieg die Geige. Vom Orchester fiel,
    So wie ein Stein in sumpfig Wasser fällt,
    Daß träge Ringe wellenflach zergehn,
    Fiel dumpf ein Ton, wie eine Wolke grau,
    Ein Ton, wir wußten nicht, von wem er kam,
    Breit, langsam, schwer in unser Tanzgewühl.
    Das gelbe Gaslicht löschte zitternd aus.
    Ein nasser Eiswind fegte durch den Saal.
    Wir blickten auf: In Phosphorlichte stand
    Der nackte Tod am Dirigentenpult.
    Er stand verschränkten Arms und lächelte.
    [186]
    Dann brach behutsam eine Rippe er
    Aus seinem Brustkorb, klopfte leise auf
    Und dirigierte, hingegeben ganz
    Den Tönen, die nur er vernahm, entzückt.
    In seinen Hüftenknochen wiegte er sich
    Und nahm das Tempo langsam bald, bald schnell,
    Rief bald die unsichtbaren Bläser an,
    Bald winkte er den Geigern. Hob und senkte sich
    Auf seinen Knochenbeinen, zierlich, ganz Musik.
    Wir alle standen aufgewandten Kopfs,
    Vor Schrecken starr, und sahn nur ihn, nur ihn.
    Denn um uns her war aller Nächte Schwarz.
    Dann aber fuhr in uns des Walzers Geist,
    Des unhörbaren, und wir wirbelten
    Im Tanze durch den kalten, finstern Saal
    Und wiegten uns und drehten uns verzückt,
    Und drückten Brust an Brust uns, stüsterten
    Von Sehnsucht und von Liebe, lächelten
    Und küßten uns im Tanz.
    Maestro Tod,
    Im Phosphorlicht am Dirigentenpult,
    Schwang seine Rippe. Tonlos tanzten wir.
    Es war ein Tanz so schön, wie nie vordem
    Wir einen noch getanzt. Wir kosteten
    Die Seligkeit des Blattes, das vom Baum
    In schwanken Kreisen herbstlich niederweht.
    Siehe auch hier: de.wikipedia.org/wiki/Otto_Ju...
    www.sachsen-lese.de/persoenli...
    www.projekt-gutenberg.org/aut...
    de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_...

КОМЕНТАРІ • 9

  • @ulrichsuhulte9741
    @ulrichsuhulte9741 23 дні тому +4

    Was für ein geschmeidiges beschreiben der Jahreszeit
    In
    Liebe und Aus Dankbarkeit
    Und so wiederholt sich das immer und immer wieder bis wir EHRwachen in unseren gliedern
    Der Dirigent ist eine Orchestrierung deines selbst wahrgenommenen deine Musik mit beitragen zu können als ein Teil von etwas großem zu werden und so spielt jeder sein Instrument was Frau und Mann am besten kann
    Um zu DANKEN
    Herzchen die schlagen um WAHR zu SEIN
    ❤️💚💙💛🧡💜🕊️🌻🌹

  • @irmimens1659
    @irmimens1659 23 дні тому +2

    Oh das ist schwere Kost,da gefällt mir von Otto Bierbaum , wenn im Sommer der rote Mohn- -sehr gut.

  • @marlisschlegel1073
    @marlisschlegel1073 23 дні тому

    Dies ist Leben in vielen Facetten.Soo sehr in der Wahrnehmung und in Leidenschaft vorgetragen! Liebsten Dank für solche Fülle!

  • @marcuswippi850
    @marcuswippi850 24 дні тому +3

    Erinnert mich irgendwie an Dantes Inferno.
    Mein Lieblingsgedicht wird das sicher nicht! 😮

  • @corneliamueller1041
    @corneliamueller1041 23 дні тому

    So so gut, die Anmerkung ... auch toll zur Aufnahme gewählt! Danke.

  • @bettinabeckroge2808
    @bettinabeckroge2808 23 дні тому +1

    Nicht mit einem Walzertanz, sondern mit einem Ballett assoziiere ich dieses Gedicht.
    Trailer - Faust- Das Ballett / Opernhaus Zürich
    ua-cam.com/video/HsZF0fYGhD4/v-deo.htmlsi=JYz6-z_iDjeXUslq