Bayreuther Festspiele: WA "Tannhäuser" in der Inszenierung von Tobias Kratzer am 26. Juli 2024

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  • Опубліковано 12 вер 2024
  • Am 2. Tag der Bayreuther Festspiele 2024 erlebte der im Allgemeinen auf sehr viel Zustimmung stoßende "Tannhäuser" in der Inszenierung von Tobias Kratzer eine Wiederaufnahme und soll wohl auch noch bis zum Jubiläumsjahr 2026 gespielt werden.
    Es ist bedenklich, dass eine solche Produktion, die in weiten Teilen der Regietheater-Logik unserer „Wagner-Tage“ folgt, sowie einigen seiner grotesken Auswüchse, vom Bayreuther Publikum mit solcher Begeisterung und der fast automatisch einhergehenden Bodentrampel-Orgie aufgenommen wird. Regietheater auch deshalb, weil allein schon wesentliche, ja die Handlung mitbestimmende, bei Wagner aber gar nicht vorgesehene Figuren wie der kleinwüchsige Oskar, allerdings sehr gut dargestellt von Manni Laudenbach, und die Drag-Queen Le Gateau Chocolat, interpretiert von - eben - Le Gateau Chocolat vorkommen; und weil das Vorspiel bis auf den Flug gleich zu Beginn mit der Drone über die Wartburg und der sie umgebenden Wälder vollkommen an der Wagnerschen Partitur und ihren Motiven vorbeiinszeniert wird. Und kurz darauf, nach einem nicht bezahlten Pommes-Klau und einem Benzin-Diebstahl in der Tiefgarage die neben dem Clown (!) Tannhäuser am Steuer eines alten Citroën-Kastenwagens sitzende „Venus“ auch noch völlig bewusst und beabsichtigt den sie daraufhin stoppen wollenden Polizisten überfährt, zu Tode bringt. Und damit wird sie ganz realistisch - denn alles soll ja realistisch sein - zur Mörderin! Und an einen Mord hat Wagner im „Tannhäuser“ wohl wirklich nie gedacht!!
    Solcher Ungereimtheiten und Absurditäten gab es mehrere, die einen fragen lassen: Wie kann so etwas noch nahezu uneingeschränkt gefallen?! Wenige Buhrufe im unteren Parkett waren gegen das Regieteam zu hören. Jeder möge sich seine eigenen Gedanken machen. Ich bin der Meinung, dass hiermit eine langsam aber scheinbar immer unaufhaltsamer werdende Tendenz zum Abgleiten des Musiktheaters in das Event-Format sichtbar wird, ohne nähere Kenntnis oder gar Interesse an der ursprünglichen Motivation des Komponisten und was er, hier Wagner, mit seiner, in diesem Falle noch Romantischen Oper, sagen wollte. Vielleicht hat man angesichts der ständigen Informationsflut durch die sozialen Medien auch gar nicht mehr die Zeit bzw. will sie sich nicht mehr nehmen, sich damit eingehender zu befassen. Wenn es so weitergeht, wird die Kunstform Oper einfach zum „Unterhaltungs“-Event. Und das ist genau das, was Richard Wagner Mitte des 19. Jahrhunderts an der herkömmlichen Art, Oper zu machen, so martialisch aussetzte. Man denke nur an Meyeerbeer und die Grand Opéra in Paris, dem damaligen Zentrum der Opern-Welt…
    Man wird an diesem Abend aber mit einer nahezu phantastischen musikalischen Wiedergabe des „Tannhäuser“ durch Nathalie Stutzmann und das Festspielorchester entschädigt, die den allzu lauen Vorabend unter Semyon Bychkov mit „Tristan und Isolde“ fast vergessen ließ. Klaus Florian Vogt sang und spielte einen wunderbaren, sehr leidenden Tannhäuser mit einer großartigen Romerzählung. Irene Roberts gab die Venus gut und mit attraktiver Spielkunst, hatte aber schon größere Vorgängerinnen am Grünen Hügel. Elisabeth Teige sang die Elisabeth zwar mit einem klangvollem Sopran, der aber zu fest zu sitzen scheint und wenig Facettenreichtum im Ausdruck hat. Günther Groissböck war der bewährte Landgraf Hermann und Markus Eiche ein sehr guter und prägnanter Wolfram von Eschenbach. Der wie immer von Eberhard Friedrich geleitete Festspielchor wirkte in der Szene des Sängerwettstreits und beim Einzug der Gäste etwas unterbesetzt, war in den Pilgerchören aber sehr präsent.
    Ein zwiespältiger Abed am Grünen Hügel - zumindest für den Rezensenten!

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