Gefeiert und verfemt | Alte Musik Fest Friedenau
Вставка
- Опубліковано 7 лют 2025
- Support this project here! gf.me/u/y59b75
An excerpt from “Gefeiert und verfemt,” part of the Alte Musik Fest Friedenau - Die Goldenen Zwanziger, 2020.
www.altemusikfestfriedenau.com
Salomone Rossi - Bénédiction à 3, “Bar’chu èt adonai” aus Cantiques, chants, psaumes et hymnes, 1622-23
Else Lasker-Schüler - Mein Volk, 1917
Julia Dębowska - Gesang, Lesung
Mirjam-Luise Münzel - Diskantgambe
Lea Rahel Bader - Viola da Gamba
Filmed at the Kühlhaus Berlin
Video and sound by Laura Picerno and Hannah Schmeiser
Die parallelen zwischen jüdischen Künstlern in Berlin der goldenen Zwanziger und am englischen Hof der Tudorzeit.
Der Großteil der Künstler, Autoren und Philosophen, die das Berlin der 1920er Jahre aufblühen ließen und zu einem europäischen Kultur- und Intellektuellenzentrum machten, waren jüdischer Herkunft. Ohne sie hätte es die Goldenen Zwanziger in Berlin mit dieser bunten Vielfalt an explodierenden neuen Ideen und Kunstformen nie gegeben. Dazu zählen alle Hauptfiguren der Literaten-Szene mit ihren bahnbrechenden Werken: Walter Benjamin, Klaus Mann, Gertrud Kolmaar, Mascha Kaléko, Else Lasker-Schüler, um nur einige Beispiele zu nennen. Sie kreierten massgeblich eine kulturelle und progressive Blütezeit, die bis heute an Strahlkraft nicht verloren hat. Ihr progressives Arbeiten und gesellschaftliches Wirken in den 1920er Jahren entwickelte sich vor dem Hintergrund der sich formierenden Nationalsozialisten, die diese kulturelle Blüte mit ihrem zerstörerischen Antisemitismus in eine absolute Brache wandeln sollten.
In den 1520er Jahren wollte der englische König die Qualität der Musikkultur an seinem Hof verbessern und wandte sich natürlich Italien zu- dem kulturellen Zentrum der Renaissance. In den darauffolgenden Jahren holte er zahlreiche italienische Musiker an seinen Hof, von denen ein Großteil jüdischer Herkunft waren. Familien wie die Bassanos und die Lupos stammten von aschkenasischen und sephardischen Juden ab, die sich in Italien niederließen, nachdem sie die spanische Inquisition überlebt hatten. Diese beiden Familien brachten das Gambenconsort nach England und kreierten mit ihren kompositorischen und musikalischen Fähigkeiten ein neues kulturelles Zentrum mit höchsten Standards. Der englische Hof wurde über die Ländergrenzen hinweg berühmt für Blockflöten- und Gamben- Consortspiel. Obwohl sie gezwungen wurden, ihre jüdische Herkunft zu verstecken und unter der Fittiche der oft willkürlich handelnden Monarchen leben mussten, waren sie doch frei von der Unterdrückung der spanischen Inquisition und den zunehmend diskriminierenden Gesetzen in Italien. In dieser Zeit, die als Goldenes Zeitalter in die englische Geschichte eingegangen ist, waren jüdische Musiker die führenden Künstler der Szene und transformierten maßgeblich die Musikkultur des Landes.
“Gefeiert und verfemt” verknüpft das bedeutende künstlerische Schaffen jüdischer Autoren der 1920er Jahre mit dem Wirken jüdischer Musiker der 1520er Jahre. Poesie, Literatur und Philosophie wird mit exquisiter englischer Consortmusik der Renaissance kombiniert. Dadurch wird die Kontroverse deutlich, mit der sich jüdische Künstler durch die Jahrhunderte konfrontiert sahen: Obwohl ihre Werke gefeiert und absolut entscheidend für kulturelle und intellektuelle Entwicklungen waren, wurden sie aufgrund ihrer Herkunft unterschwellig oder offen verfemt. Oder umgekehrt formuliert: Obwohl sie verfemt wurden, schufen sie den Umständen trotzend einen unglaublichen Reichtum an künstlerischen und intellektuellen Werken und waren maßgeblich für die Entwicklung von Goldenen Zeitaltern der Kunst und Kultur.
The Alte Musik Fest Friedenau is directed by Mirjam-Luise Münzel, Sophie Longmuir, and Liane Sadler.
www.altemusikfestfriedenau.com
Der Gestus und die Klangfarbe der Sängerin ähneln denen von Counter-Tenören beachtlich. Für diese Musik genau das richtige!