Wim Wenders Der liebevolle Blick
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- Опубліковано 8 гру 2019
- Antrittsvorlesung (ehrenhalber) von Dr. h.c. Wim Wenders an der Universität Fribourg anlässlich der Verleihung des Ehrendoktors durch die Theologische Fakultät im Jahr 1995.
Die Vorlesung „Der liebevolle Blick“ fand im Rahmen der 6. Studientage zur theologischen und gesellschaftlichen Erneuerung „DAS GUTE LEBEN“ am 13. Juni 2019 in der Aula Magna statt. Anschliessend an den Vortrag folgte eine Diskussion mit dem Soziologen Hartmut Rosa (Universität Jena) sowie dem Theologen Miroslav Volf (Yale University).
Organisation: Studienzentrum für Glaube und Gesellschaft (Universität Fribourg)
Kamera und Schnitt: Mischa Müller und Yanick Wenger
www3.unifr.ch/glaubeundgesell...
Wie schön kann die deutsche Sprache doch sein, wenn sie so GEIST-VOLL und mit einem wunderbaren Klang in der Stimme vorgetragen wird. Ein Genuss!
Etwas vom Schönsten was ich gehört habe… ❤
"Kauft euch Medizin von mir, so dass ihr sehen lernt, wirklich sehen."
Hier ein paar Hör-Früchte aus dem Vortrag zum liebevollen Blick:
Wim Wenders leitet am Anfang der Rede mit einem Bibelzitat ein:
„Kauft euch Medizin von mir, so dass ihr sehen lernt, wirklich sehen.“
(Minute 4.19)
eine Rückübersetzung frei nach Eugene H. Petersen aus dem Englischen, Offenbarung 3, 18
Die Übersetzung verdeutlich eben, dass es verschiedene Arten des Sehens gibt,
Wim Wenders unterscheidet hier auch den liebenden und liebevollen Blick:
„Während nämlich der liebevolle Blick einfach eine Haltung beschreibt,
bei der der Schauende voller Liebe blickt, …
bezieht sich der liebende Blick auf den inneren Zustand des Sehenden,
… der liebende Blick verzehrt geradezu seinen Gegenstand,
will auf jeden Fall mehr von ihm als der abstandhaltende liebevolle Blick es tut.“
Minute 8
Im weiteren Verlauf illustriert Wim Wenders den liebevollen Blick mit den Erfahrungen während der Entstehung des Films „Der Himmel über Berlin“, um so die Herausforderung und Leistung des liebevollen Blicks zu erfassen.
„Wie spielt man einen Engel? … Du liebst die Menschen mit deinem ganzen Wesen. Du schaust ihnen einfach liebevoll zu.“ „Und sonst mache ich nichts? Nur gucken?“ - „Nur liebevoll zu gucken war viel schwerer als jede Action.“ (Minute 14.30)
„Je mehr wir uns verausgabten mit unserem Blick,
umso mehr wurden wir beschenkt.“ (Minute 21.28)
„Die Wirklichkeit anders durchdringen, transformieren“
„Dieser liebevolle Blick brachte das Wesen der Menschen zum Vorschein.“ (Minute 22.50)
„Der liebevolle Blick erfasste seine Wirklichkeit gütiger.
… Es war sehr gut, diese Erfahrung einmal gemacht zu haben,
und somit als Möglichkeit, als ständig potentielle Fähigkeit des Blickes zu kennen,
als Utopie, dieses sonst eher selbstverständlichen Aktes des Sehens.“ (Minute 25.30)
Die Welt als „Kaleidoskop der Augenpaare“ (32.45)
„Das Auge, mit dem ich Gott sehe,
ist dasselbe, mit dem Gott mich sieht.
Mein Auge und Gottes Auge sind ein und dasselbe im Sehen,
ein und dasselbe im Wissen,
ein und dasselbe im Lieben.“
Meister Eckhart (Minute 42.07)
„Ich war froh, wie sich die Wirklichkeit allmählich abzeichnete und wieder Formen annahm,
mein gequältes Denken beruhigte sich und langsam wurde daraus ein reines Sehen,
und ein aufmerksames Verfolgen der Veränderungen um mich herum …
In dem Maße, wie das Licht den Raum erfüllte, verflüchtigten sich die dunklen Gespenster in meinen Gedanken. … Je ruhiger ich wurde, umso mehr war ich nur noch Wahrnehmung. Alles Ich war nur noch Blick.“ (Minute 46)
Zurückübersetzung aus der englischen Message-Bibel
Matthäus 6, 22:
„Eure Augen sind Fenster zu eurem Körper,
wenn ihr eure Augen weit öffnet, voller Staunen und Vertrauen,
füllt sich euer Körper mit Licht,
wenn ihr aber eure Augen voller Habgier und Misstrauen zusammenkneift,
wird euer Körper zu einem feuchten Keller.
Und wenn ihr die Vorhänge zu euren Fenstern zuzieht,
was für ein dunkles Leben werdet ihr dann führen.“