8:49 muss die erwartete Auszahlung im Innland nicht in dem Anpassungsprozess dementsprechend sinken, sodass die erwartete Auszahlung bei Zinsparität irgendwo zwischen 100,8 und 102 liegt?
Hey, danke für die Nachfrage! Bei der Zinsparität ist die Annahme, dass bei Unterschieden in der erwarteten Auszahlung sofort viel Geld in die Region mit der höheren Auszahlung fließt, sodass sich der aktuelle Wechselkurs sofort so anpasst, dass die Zinsparität wieder gilt. In unserem Beispiel ist die erwartete Auszahlung im Inland höher, sodass sofort viel Geld aus dem Ausland ins Inland fließt und der Euro dadurch aufwertet. Diese Aufwertung (höheres E) macht dann wiederum die Geldanlage im Ausland attraktiver (wir kriegen ja jetzt mehr USD pro Euro), sodass die erwarteten Auszahlungen wieder gleich sind. Hier wird also durch die Aufwertung des Euro das Ausland attraktiver, sodass die Zinsparität wieder gilt. Mathematisch funktioniert auch Deine Interpretation: Anstatt das Ausland attraktiver zu machen (E steigt), könnte das Inland auch weniger attraktiv werden (i fällt). Auch dann wären beide erwartete Auszahlungen gleich. Da letztendlich die Zinsen jedoch von der Zentralbank bzw. dem Geldmarkt bestimmt werden, nimmt die Zinsparität an, dass die Zinsen (i und i*) aus Sicht der Gleichung exogen sind und sich stattdessen der aktuelle Wechselkurs anpasst. Letztendlich ist das ja auch das Ziel der Zinsparität: den aktuellen Wechselkurs zu bestimmen.
Hi :) Hätte eine Frage zur Formel. Ist diese nicht verdreht? Weil ursprünglich heißt die Formel ja: (Zinssatz heimisches Währungsgebiet)/(Zinssatz fremdes Währungsgebiet) = (Devisenterminkurs)/(heutiger Spotkurs am Devisenmarkt). Wenn man die Formel auflöst, müsste eigentlich der Zähler und Nenner bei dir verdreht sein oder? (Minute 10:10)
Hi! Das ist ein Punkt, der sehr oft zu Verwirrung führt. Den nominalen Wechselkurs E kann man leider "in zwei Richtungen definieren": Zum einen in der Mengennotierung, die wir in dem Video verwenden. Dort sagt der Wechselkurs, wie viele Einheiten ausländische Währung für eine Einheit Inländische Währung ausgegeben werden müssen. Beispiel: Aktuell müssen für einen Euro etwa 1,07 US-Dollar bezahlt werden. In Mengennotierung hätten wir dann E = 1,07 USD/EUR Stattdessen können wir den Wechselkurs aber auch in Preisnotierung angeben: Wie viele Einheiten inländische Währung muss ich für eine Einheit ausländische Währung bezahlen. Im Ergebnis ist das genau der Kehrwert von der Mengennotierung. Beispiel: Aktuell müssen für einen Dollar etwa 0,93 Euro bezahlt werden. In Preisnotierung hätten wir dann E = 0,93 EUR/USD Du ahnst es jetzt wahrscheinlich schon: Das Video verwendet die Mengennotierung. Wenn wir stattdessen zur Preisnotierung wechselt, ergibt sich bei der Formel letztendlich der Kehrwert, d.h. Zähler und Nenner vertauscht genau wie Du sagst. Diese Problematik ist so häufig, dass ich sogar den Foliensatz noch ein zweites Mal erstellt hatte, aber mit Preisnotierung anstelle von Mengennotierung. Diesen alternativen Foliensatz kannst Du hier herunterladen: www.10minutenvwl.de/zinsparitaet/zinsparitaet_preisnotierung_slides.pdf Dort müsste die Formel so sein, wie Du sie kennst.
Im Gegenteil, das Modell zeigt ja gerade, wie groß die Rolle von Erwartungen ist. Die Entscheidung, die hier gezeigt wird (im Inland oder im Ausland investieren) hast Du ja tatsächlich. Und die Rolle, die der zukünftige Wechselkurs hat, ist ebenfalls wie im Modell: Wenn Du im Ausland Geld anlegst und dann Deine eigene Währung aufwertet (was Du, wie Du korrekt sagst, nicht sicher weißt), mindert das Deine Rendite. Nur weil Du nicht sicher weißt, wie der Wechselkurs sich entwickelt, heißt das ja nicht, dass Du den Effekt einfach ignorieren kannst. Und Du hast ja sogar die Möglichkeit, Dir jetzt schon den zukünftigen Wechselkurs zu sichern - das machen wir bei der gedeckten Zinsparität mit Hilfe von Finanztermingeschäften. Und die Forward-Rate, die Du Dir da für das nächste Jahr sicherst, entspricht ja genau den Wechselkurserwartungen der Finanzmärkte (plus eine kleine Gebühr)
in 30min mehr gelernt als in einer 2stunden Vorlesung an der HSG
Wieder einmal extrem verständlich erklärt! Danke dir!
Es hat mir weiter geholfen das Thema zu verstehen, danke dir!
Sehr gerne 😊
Viel Erfolg beim Lernen!
super super erklärt!
Vielen Dank für das Lob!
8:49 muss die erwartete Auszahlung im Innland nicht in dem Anpassungsprozess dementsprechend sinken, sodass die erwartete Auszahlung bei Zinsparität irgendwo zwischen 100,8 und 102 liegt?
Hey, danke für die Nachfrage! Bei der Zinsparität ist die Annahme, dass bei Unterschieden in der erwarteten Auszahlung sofort viel Geld in die Region mit der höheren Auszahlung fließt, sodass sich der aktuelle Wechselkurs sofort so anpasst, dass die Zinsparität wieder gilt.
In unserem Beispiel ist die erwartete Auszahlung im Inland höher, sodass sofort viel Geld aus dem Ausland ins Inland fließt und der Euro dadurch aufwertet. Diese Aufwertung (höheres E) macht dann wiederum die Geldanlage im Ausland attraktiver (wir kriegen ja jetzt mehr USD pro Euro), sodass die erwarteten Auszahlungen wieder gleich sind.
Hier wird also durch die Aufwertung des Euro das Ausland attraktiver, sodass die Zinsparität wieder gilt. Mathematisch funktioniert auch Deine Interpretation: Anstatt das Ausland attraktiver zu machen (E steigt), könnte das Inland auch weniger attraktiv werden (i fällt). Auch dann wären beide erwartete Auszahlungen gleich. Da letztendlich die Zinsen jedoch von der Zentralbank bzw. dem Geldmarkt bestimmt werden, nimmt die Zinsparität an, dass die Zinsen (i und i*) aus Sicht der Gleichung exogen sind und sich stattdessen der aktuelle Wechselkurs anpasst. Letztendlich ist das ja auch das Ziel der Zinsparität: den aktuellen Wechselkurs zu bestimmen.
Ahhh nice, danke für die schnelle Antwort und generell deinen Content! Die Videos helfen echt mega, um schnell in den VWL-Kram reinzukommen!
Freut mich, dass ich helfen konnte!
Hi :)
Hätte eine Frage zur Formel. Ist diese nicht verdreht? Weil ursprünglich heißt die Formel ja: (Zinssatz heimisches Währungsgebiet)/(Zinssatz fremdes Währungsgebiet) = (Devisenterminkurs)/(heutiger Spotkurs am Devisenmarkt). Wenn man die Formel auflöst, müsste eigentlich der Zähler und Nenner bei dir verdreht sein oder? (Minute 10:10)
Hi!
Das ist ein Punkt, der sehr oft zu Verwirrung führt. Den nominalen Wechselkurs E kann man leider "in zwei Richtungen definieren":
Zum einen in der Mengennotierung, die wir in dem Video verwenden. Dort sagt der Wechselkurs, wie viele Einheiten ausländische Währung für eine Einheit Inländische Währung ausgegeben werden müssen.
Beispiel: Aktuell müssen für einen Euro etwa 1,07 US-Dollar bezahlt werden. In Mengennotierung hätten wir dann E = 1,07 USD/EUR
Stattdessen können wir den Wechselkurs aber auch in Preisnotierung angeben: Wie viele Einheiten inländische Währung muss ich für eine Einheit ausländische Währung bezahlen. Im Ergebnis ist das genau der Kehrwert von der Mengennotierung.
Beispiel: Aktuell müssen für einen Dollar etwa 0,93 Euro bezahlt werden. In Preisnotierung hätten wir dann E = 0,93 EUR/USD
Du ahnst es jetzt wahrscheinlich schon: Das Video verwendet die Mengennotierung. Wenn wir stattdessen zur Preisnotierung wechselt, ergibt sich bei der Formel letztendlich der Kehrwert, d.h. Zähler und Nenner vertauscht genau wie Du sagst.
Diese Problematik ist so häufig, dass ich sogar den Foliensatz noch ein zweites Mal erstellt hatte, aber mit Preisnotierung anstelle von Mengennotierung. Diesen alternativen Foliensatz kannst Du hier herunterladen:
www.10minutenvwl.de/zinsparitaet/zinsparitaet_preisnotierung_slides.pdf
Dort müsste die Formel so sein, wie Du sie kennst.
Könnten Sİe vielleicht eine Video für Solow- Residuum machen? das wäre sehr nett!
Das ist eine sehr gute Idee! Im Moment hab ich nicht so viel Zeit, aber vielleicht über die Weihnachtspause.
Vielen Dank !☺@@10MinutenVWL
Und hier das Video zum Solow-Residuum:
ua-cam.com/video/kB5ObhjkdBA/v-deo.html
Viel Erfolg beim Einüben!
Keiner weiß, wie hoch der Wechselkurs in einem Jahr stehen wird.
Das macht dieses ganze Modell irgendwie sinnlos.
Im Gegenteil, das Modell zeigt ja gerade, wie groß die Rolle von Erwartungen ist. Die Entscheidung, die hier gezeigt wird (im Inland oder im Ausland investieren) hast Du ja tatsächlich. Und die Rolle, die der zukünftige Wechselkurs hat, ist ebenfalls wie im Modell: Wenn Du im Ausland Geld anlegst und dann Deine eigene Währung aufwertet (was Du, wie Du korrekt sagst, nicht sicher weißt), mindert das Deine Rendite. Nur weil Du nicht sicher weißt, wie der Wechselkurs sich entwickelt, heißt das ja nicht, dass Du den Effekt einfach ignorieren kannst.
Und Du hast ja sogar die Möglichkeit, Dir jetzt schon den zukünftigen Wechselkurs zu sichern - das machen wir bei der gedeckten Zinsparität mit Hilfe von Finanztermingeschäften. Und die Forward-Rate, die Du Dir da für das nächste Jahr sicherst, entspricht ja genau den Wechselkurserwartungen der Finanzmärkte (plus eine kleine Gebühr)