Was man wissen sollte: 1. Den Zentralbanken wurde die Aufgabe der Inflationssteuerung übertragen auf Basis der Inflationstheorie der neoklassischen Inflationstheorie. Es handelt sich dabei um die Quantitätstheorie mit diesen zwei unrealistischen Prämissen: a) Der Geldumlaufmultiplikator ist konstant. D.h. in der gesamten Volkswirtschaft wird netto nichts mehr gespart. b) Das Handelsvolumen ist konstant. D.h. die gesamte globalisierte Wirtschaft kann auf eine erhöhte Nachfrage nicht mit einem höheren Angebot reagieren. Die Zentralbanken können also ihre Aufgabe nicht wie gedacht bewältigen. 2. Man hat den Gemeinschaftswährungsraum in Europa eingeführt, in Vorgriff auf die Vereinigten Staaten von Europa. Das bedeutet, die Staaten sollten nach dem Verzicht auf eine eigene Währung, dann auch auf eine eigene Fiskalpolitik verzichten. Derzeit ist nicht klar ob man das noch will bzw. ob das noch sinnvoll zu realisieren ist. Das stellt für die EZB ein Problem dar, wenn sie es allen recht machen will. Aktuelles Beispiel: Auseinander laufende Zinsspreads bei den Staatsanleihen. 3. Es klingt doch logisch einleuchtend: niedrigere Zinsen = weniger Sparen, mehr Kreditaufnahmen höhere Zinsen = mehr Sparen, weniger Kreditaufnahmen Das ist aber mit den empirischen Daten nicht zu belegen. So ist die Sparquote der privaten Haushalte sowohl in Deutschland als auch in der Eurozone nach Einführung der Nullzinsen gestiegen. 4. Schon vor Corona hat die EZB die Geldmenge durch Anleihekäufe nicht nur auf 4,6 Billionen Euro ausgeweitet, den Leitzins auf null gesetzt, über diverse Instrumente den Banken Kredite zu einem Zinssatz von bis zu minus 1 % vergeben und den Einlagensatz für Banken auf minus 0,5 % gesetzt. Dennoch wurde die Zielinflationsrate nicht erreicht. 5. Im Laufe der Corona- und Kriegskrise wurde die Bilanzsumme der EZB auf 8,75 Billionen Euro ausgeweitet (Stand Ende August 2022). Eine dadurch erhöhte Nachfrage nach Gütern die zum BIP oder zum Warenkorb der Inflationsberechnung zählen, kann nicht nachgewiesen werden. Der deutsche Einzelhandel hat im Juli 2022 einen Umsatzeinbruch von real minus 2,6 zum Vorjahresmonat zu beklagen. 6. Die Länder mit der international stärksten Geldmengenausweitungen im Verhältnis zum BIP, Japan und die Schweiz, haben die niedrigsten Inflationsraten. 7. Die Banken schwimmen wegen den Anleihekäufen in Zentralbankgeld. Die müssen sich weder bei der Zentralbank zum Leitzins noch am Interbankenmarkt Geld leihen. Deshalb hat eine Leitzinserhöhung keine Auswirkungen auf die Kreditzinsen. 8. Die Banken erhöhen die Kreditzinsen nach der Formel Nominalzins = Realzins plus erwartete Inflation. Die Banken haben daher die Kreditzinsen schon angehoben, bevor die EZB über Leitzinserhöhungen auch nur nachgedacht hat.
Das Thema ist sehr interessant
Vielen Dank
Gute Aussichten für 2023 😂
Vielen Dank, wie immer, für die netten Kommentare! Wünsche auch einen guten Start ins neue Jahr!
Was man wissen sollte:
1. Den Zentralbanken wurde die Aufgabe der Inflationssteuerung übertragen auf Basis der Inflationstheorie der neoklassischen Inflationstheorie. Es handelt sich dabei um die Quantitätstheorie mit diesen zwei unrealistischen Prämissen:
a) Der Geldumlaufmultiplikator ist konstant. D.h. in der gesamten Volkswirtschaft wird netto nichts mehr gespart.
b) Das Handelsvolumen ist konstant. D.h. die gesamte globalisierte Wirtschaft kann auf eine erhöhte Nachfrage nicht mit einem höheren Angebot reagieren.
Die Zentralbanken können also ihre Aufgabe nicht wie gedacht bewältigen.
2. Man hat den Gemeinschaftswährungsraum in Europa eingeführt, in Vorgriff auf die Vereinigten Staaten von Europa. Das bedeutet, die Staaten sollten nach dem Verzicht auf eine eigene Währung, dann auch auf eine eigene Fiskalpolitik verzichten. Derzeit ist nicht klar ob man das noch will bzw. ob das noch sinnvoll zu realisieren ist.
Das stellt für die EZB ein Problem dar, wenn sie es allen recht machen will. Aktuelles Beispiel: Auseinander laufende Zinsspreads bei den Staatsanleihen.
3. Es klingt doch logisch einleuchtend:
niedrigere Zinsen = weniger Sparen, mehr Kreditaufnahmen
höhere Zinsen = mehr Sparen, weniger Kreditaufnahmen
Das ist aber mit den empirischen Daten nicht zu belegen. So ist die Sparquote der privaten Haushalte sowohl in Deutschland als auch in der Eurozone nach Einführung der Nullzinsen gestiegen.
4. Schon vor Corona hat die EZB die Geldmenge durch Anleihekäufe nicht nur auf 4,6 Billionen Euro ausgeweitet, den Leitzins auf null gesetzt, über diverse Instrumente den Banken Kredite zu einem Zinssatz von bis zu minus 1 % vergeben und den Einlagensatz für Banken auf minus 0,5 % gesetzt.
Dennoch wurde die Zielinflationsrate nicht erreicht.
5. Im Laufe der Corona- und Kriegskrise wurde die Bilanzsumme der EZB auf 8,75 Billionen Euro ausgeweitet (Stand Ende August 2022).
Eine dadurch erhöhte Nachfrage nach Gütern die zum BIP oder zum Warenkorb der Inflationsberechnung zählen, kann nicht nachgewiesen werden.
Der deutsche Einzelhandel hat im Juli 2022 einen Umsatzeinbruch von real minus 2,6 zum Vorjahresmonat zu beklagen.
6. Die Länder mit der international stärksten Geldmengenausweitungen im Verhältnis zum BIP, Japan und die Schweiz, haben die niedrigsten Inflationsraten.
7. Die Banken schwimmen wegen den Anleihekäufen in Zentralbankgeld. Die müssen sich weder bei der Zentralbank zum Leitzins noch am Interbankenmarkt Geld leihen.
Deshalb hat eine Leitzinserhöhung keine Auswirkungen auf die Kreditzinsen.
8. Die Banken erhöhen die Kreditzinsen nach der Formel
Nominalzins = Realzins plus erwartete Inflation.
Die Banken haben daher die Kreditzinsen schon angehoben, bevor die EZB über Leitzinserhöhungen auch nur nachgedacht hat.
Wow! Vielen Dank für die sehr präzisen Erläuterungen!