Franz Kafka - Ein Bericht für eine Akademie

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  • Опубліковано 12 вер 2024
  • Franz Kafka
    Ein Bericht für eine Akademie
    gelesen von Bodo Primus
    Zusammenfassung
    Eingefangen von einer Jagdexpedition der Firma Hagenbeck, monatelang gehalten in einem bedrückend engen Käfig auf einem Dampfer, sucht der Affe einen Ausweg und hat bald erkannt, dass ihm neben dem Leben in einem Käfig im Zoologischen Garten ein zweiter Weg offenstand: Der des Varietés, um nach mehreren Jahren „absoluter Selbstverleugnung und Anpassung“ dort ein „Mensch“ zu werden. Er ahmt die Menschen nach, weil er so „unbehelligt“ sein will, wie sie es offensichtlich sind. Scheinbar leicht lernt er sinnvolle Gesten und auch das Sprechen. Größte Probleme hat er damit, Schnaps zu trinken. Ein Schiffspassagier erteilt ihm „zu den verschiedensten Stunden“ theoretischen und praktischen Unterricht. So lernt er auch das unter größter Mühe. Mehrfach betont er, dass er nur deshalb Menschen nachahmt, weil er einen Ausweg sucht, nicht jedoch weil er die Freiheit erhofft.
    Vor die Alternativen zoologischer Garten oder Varieté gestellt, strebt er eine Arbeit im Varieté an und hat dabei „kaum noch zu steigernde Erfolge“. Sein Leben verläuft erfolgreich zwischen Banketten, wissenschaftlichen Gesellschaften und geselligem Beisammensein. Er hat erreicht, was er erreichen wollte, und er bescheinigt sich selbst die Durchschnittsbildung eines Europäers.
    Das Grenzgängertum zwischen Mensch und Tier beherrscht er offensichtlich virtuos. Nicht so zwei andere Wesen in seiner Umgebung. Sein erster Dresseur, mit dem er wie „rücksichtslos“ lernt, wird selbst fast äffisch und muss zeitweise in eine Heilanstalt. Die kleine halbdressierte Schimpansin, bei der er es sich nachts „nach Affenart wohlergehen lässt“, hat den „Irrsinn des verwirrten dressierten Tieres im Blick“, den er tagsüber nicht ertragen kann.
    Form
    Der menschliche Affe ist der Ich-Erzähler dieser Geschichte, nur er übersieht die Facetten seiner unglaublichen Menschwerdung und kommentiert sie. Bezeichnenderweise sind diesem Ich jedoch die Erinnerungen an die Jugend nicht mehr zugänglich; sie sind verdrängt. Hierin spiegelt sich das Traumatische seiner gewaltsamen Entführung aus dem Urzustand wider. Insgesamt tritt in der Erzählung nicht das erlebende, sondern das erzählende und reflektierende Ich in den Vordergrund. Denn die Erzählung ist vorwiegend auf Bewertung und Urteil ausgerichtet, und zwar von einer durchaus höheren Warte aus, denn der Horizont Rotpeters umfasst Tier- und Menschsein, Naturinstinkt und geistige Disziplin, Freiheit und Gesellschaftsorganisation.
    Rotpeters Kommentare betreffen nicht nur seine eigene Geschichte, sondern auch das Bild, das sich die Menschen von sich selbst machen.
    Eine besonders ausführliche Geschehnisdarstellung gilt der Alkoholepisode, ja sie scheint der Höhepunkt der dramatischen Darstellung mit großen Spannungsbögen zu sein. Diese lange Periode gleicht einer filmischen Wechselmontage zwischen Lehrer und äffischem Schüler.
    Textanalyse und Deutungsansätze
    Rotpeters Bericht kann als Gleichnis der Stammesgeschichte des Menschen und seiner je einzelnen Sozialisation gelesen werden, denn was der Affe erlebt, lässt sich auf die gesamte Spezies des Menschen übertragen. Kafka bilanziert das Menschenlos mit melancholischem Unterton als eine - wenn auch nicht gänzlich - traurige Errungenschaft und einen im Ganzen gesehen annehmbaren Kompromiss. Zugleich aber holt er zu satirischen Attacken aus, die den Menschen vom hohen Ross seiner Selbstherrlichkeit herunterholen.
    Das Grundmotiv ist das geradezu manische Lernen (zeitweise mit fünf Lehrern gleichzeitig) als Ausweg aus einer aussichtslosen Situation unter Verleugnung der ureigenen Bedürfnisse. Voraussetzung dafür war das Vergessen und die Umkehr der gewohnten Perspektive.
    Bemerkenswert ist aber, dass der Affe trotz aller Lernanstrengungen dennoch durch sein unverändertes körperliches Äußeres - den Pelz - auf den ersten Blick eben nach wie vor ein Affe ist. In Bezug auf sein Äußeres, das ihn ja am deutlichsten in die Kategorie Affe einordnet, hat er nie den Wunsch nach menschlichem Aussehen geäußert oder angestrebt und er leitet sich daraus auch das Recht ab, sich zu entblößen, was einem Menschen - wie er auch selbst findet - nicht gut anstünde.
    So mögen ihn wohl die Menschen in seiner direkten Umgebung fast als ihresgleichen sehen, wie der Führer der Hagenbeckschen Jagdexpedition, mit dem Rotpeter schon manche Flasche Rotwein geleert hat. Für die Öffentlichkeit in Gestalt der Journalisten, die Rotpeter verächtlich Windhunde nennt, bleibt er aber ein dressierter Affe, der die Hose herunterlässt, um seinen Pelz und seine Narben zu zeigen. Also hat er sich zwar das intellektuelle Wissen der Menschen angeeignet, er entzieht sich aber den Regeln für den adäquaten zwischenmenschlichen Umgang und für die darin enthaltene große Wirkung von Äußerlichkeiten. (...)

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