Federico Lorca verstehen: Gesang des verdorrten Orangenbaums (Gedichte-Karaoke 106)

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  • Опубліковано 6 бер 2020
  • Vortrag: 00:05
    Kommentar: 00:57
    Selber sprechen mit Teleprompter: 02:36
    Gesang des verdorrten Orangenbaums
    Canción del naranjo seco
    Holzfäller.
    Leñador.
    Schneid von mir den Schatten.
    Córtame la sombra.
    Befrei mich von Folter,
    Líbrame del suplicio
    Mich ohne Früchte zu sehn.
    de verme sin toronjas.
    Einem unbelebten Gegenstand wird ein Bewusstsein für seine Lage angedichtet. Auf diese Weise haben wir einerseits eine „Rühmung“ des Dings, wie es Rilke in seinen „Dinggedichten“ betreibt, und andererseits einen bildlichen Ausdruck dafür, wie manche Menschen ihr Dasein empfinden. In Tolstois „Krieg und Frieden“ ist es der Fürst Bolkonski, der seine Lebenssituation in einem bestimmten Baum gespiegelt sieht.
    Was wurd‘ ich zwischen Spiegeln geboren?
    ¿Por qué nací entre espejos?
    Es wendet der Tag sich von mir.
    El día me da vueltas.
    Die Nacht äfft mich nach
    Y la noche me copia
    in all ihren Sternen.
    en todas sus estrellas.
    Die Spiegel im übertragenen Sinne sind der Tag und die Nacht, die offenbar auf die Nutzlosigkeit des Baums mit Verachtung oder gar Spott reagieren.
    Ich will leben, doch mich nicht sehn.
    Quiero vivir sin verme.
    Sehen würde der Baum sich ja im Schatten, der deshalb verschwinden soll.
    Von Ameisen und Distelflaum
    Y hormigas y vilanos,
    träumen, dass sie mir
    soñaré que son mis
    Blätter und Vögel sind.
    hojas y mis pájaros.
    Im Spanischen gibt es ein Wort für alle fliegenden Pflanzensamen, die sich wie Pappeln oder Disteln dafür eines haarigen Flaumes bedienen. Im Deutschen muss man sich für eine Sorte entscheiden. Träumen soll also an die Stelle von Sehen treten. Die Erkenntnisfähigkeit auf die eigene Lage bezogen soll verschwinden, damit man sich Illusionen hingeben kann.
    Holzfäller.
    Leñador.
    Schneid von mir den Schatten.
    Córtame la sombra.
    Befrei mich von Folter,
    Líbrame del suplicio
    Mich ohne Früchte zu sehn.
    de verme sin toronjas.
    Mit Sicherheit soll sich dieses Gedicht aber nicht konkret auf die biographische Situation irgendeiner Person beziehen. Vor allem der Gegenstand selbst wird zum Leben erweckt, so wie es ein Maler täte, wenn er die ganze Stimmung einfängt, die von einem solchen Baum und seiner Umgebung ausgeht.
    Leñador.
    Córtame la sombra.
    Líbrame del suplicio
    de verme sin toronjas.
    ¿Por qué nací entre espejos?
    El día me da vueltas.
    Y la noche me copia
    en todas sus estrellas.
    Quiero vivir sin verme.
    Y hormigas y vilanos,
    soñaré que son mis
    hojas y mis pájaros.
    Leñador.
    Córtame la sombra.
    Líbrame del suplicio
    de verme sin toronjas.

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