Joseph Plaut, Militärerinnerungen eines Westfalen, Teil I - IV, auf BEKA 78Umdr

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  • Опубліковано 23 гру 2024

КОМЕНТАРІ • 4

  • @Miguel53de
    @Miguel53de 9 років тому +1

    Da werden Kindheitserinnerungen wach. Wir besassen diese Schallplatte. Und siehe da. Meine Erinnerungen sind noch fast voll da! Danke fuers Hochladen. Grossartig.

  • @lyraphon
    @lyraphon  11 років тому +1

    Fortsetzung II.
    Ne Schrippe... das muß ich erstmal erklären: Das sagen die Berliner statt Brötchen, da sagen die „Schrippe“ for. Die haben überhaupt so komisch'je Ausdrücke. Wie ich 's erste Jahr diente,
    da konnt' ich sie noch j-jarnich richtig verstehen. Die sagen immer „mir“ statt „mich“.
    Wenn die zum Beispiel sagen wollen, statt „jib, jib mich 'n Butterbrot“, denn sagen die
    „jib mir 'ne Stulle!“ Ha-ha-ha-ha-ha-ha-ha, chi ha, t-tatsächlich! Dat sagen die!
    Da hab' ich's erste Jahr auch über jelacht, aber ich meine, man jewöhnt sich dran, nich?
    Und ich will auch weiter nichts so sagen, wir haben ja alle uns're Fehler, nich?
    Uuuu-Uuuu-U-Um n-nu auf D-Disztracziewski zu kommen, ich sage „'ne Schrippe?
    Hast doch dein Kommißbrot!“ Da sachta, da machta sich nich so viel aus.
    Och Gott, da konnte man nu auch wieder nichts gegen sagen, wenn man nämlich b-bedenkt,
    daß er drei Tage bloß Ww-Ww-Wasser und Brot kriegte, nich, er konnte einem ja Leid tun.
    Das heißt, verdient hat er's, 'n Schwein war's. Aber das war schon 'n Schwein von Jugend auf!
    Da konnte der... der war doch von de Pp-Polakei, da konnt' er doch nicht for!
    Ich meine, da kann er auf einmal auch nicht anders sein.
    Und denn sagt' ich „Ddd-denn kannste meinetwegen reingeh'n und dich noch eine holen, und
    ich warte nun hier draußen“. Ja, u-und ich warte nun.
    Sagen Sie, ...der k-kommt wieder raus? Na, da geh' ich rein, ich sage „Herr Ka-Karchow“, sag' ich, „Sie entschuld'jen vielleicht, war hier nicht eben Disztracziewski wegen 'ne Schrippe?“
    „Ja, hier war einer“, sagt er, „der hat 'ne Schrippe jeholt. Aber der ist aber nach da' ander'n Seite, nach da' Krausenstraße raus“. „Gott nochmal“, sag ich, „haben Sie denn zwei Ausgänge? Das müssen se ei'm aber verdammtdoch sagen!“
    Und ich gehe raus nach der Krausenstraße - und da is' er nich mehr! Ich denke: „Verdammtnochmal, was machste jetzt?“
    „Disztracziewski! D i s z t r a c z i e w s k i ! ! ! “
    Was sollt' ich, was sollt' ich machen? Ich jing wieder nach de Kaserne. Ja, m-mutterseelenallein!
    Ja, blieb mich ja verdammt nichts And'res übrig!
    Und wie ich auf'n Kasernenhof komme, da steh'n da 'n paarKam'raden vor mich, und da sagen se warum ich so traurig bin, da sag' ich „Disztracziewski ist weg!“
    „Nee. Der sitzt unten inne Kantine“. „Ooch“, sag' ich, „mach' doch keinen Unsinn!“
    „Ja“, sagt er, „geh' doch mal hin!“
    ...Geh' ich runter inne Kantine, sitzt er da und spielt Sch-Schafskopf!
    Ich sage: „Nu hört sich aber alles auf! Du verdammtes Arsch...! Glaubst wohl, ich hab' es nicht gemerkt! Was? Nu aber los, du - - - Schwein du, Pollack!
    TEIL III
    Ja, wo war'n wir doch stehengeblieben?
    Äh, achso, richtig, bei Cz-Dczipa-Disztracziewski, nicht?
    Dieses A-Aas, sage ich Ihnen, was mich dieser Pchck-Po-Pollack zu schaffen machte, da haben Sie k-keine Ahnung von!
    Ich sage: „Du H-Hu-Hund verdammter, nn-nu' aber los, du!“
    Ja, nun guckt er mich so in'ne Augen - aber da ging er los,
    das kann ich Ihnen aber verraten!
    Na, und sein Ko-Kommißbrot hat er wieder unter'n Arm, na nu' kam' wa wieder
    durch die Leipziger Straße durch, nich... (ja, da m-müssen wir ja durch wegen...
    wie soll'n wir sonst hinkommen nach d - er O - Oranienstraße, nicht?)
    Und wie wa da nun wieder bei - m - Bä-Bä- -Bäcker - wie wa dann - U - O -
    und wie wa da nun o-o-o- wieder beim B-Bäckermeister Karchow vorbeikomm',
    da merk' ich schon, wie er wieder so in das Schaufenster so reinschielt:
    Ich sage: „Tempo! Tempo!“ ...uunnd auf einmal justament, vors Schaufenster
    bleibt er so steh'n.
    Ich sage: „Was ist denn nu los? Willst wohl wieder 'ne Schrippe, was?“
    „Ja“ sagt er, ich sage:
    „Nu mach aber daß de weiterkommst, du Hxcks--Aas verdammtes!“
    Ja, a u f e i n m a l fängt er an zu weinen. Richtig weint er, und die dicken Tränen, die kullerten i-immer nur so runter - und -
    das kann ich nicht sehen, nee, Tränen kann ich nicht sehen, versteh' mich.
    Ich sage: „Gott nochmal, Disztracziewski, so gerne ißt du Schrippen, daß du da nu' gleich drum weinst? Na denn, ich meine, wenn das so ist, da kannste ja auch noch 'n p - paar k - kriegen.
    Aber Du, von wegen Krausenstraße raus, das, da stelle ich mich aber jetzt hin!“
    Na, nun stehe ich inne.. Krausenstraße und warte nu, bis er wiederkommt.
    Glauben Sie, der kommt wieder? Na, da schöpft' ich Verdacht.
    Ich denke: „Paß' auf, der ist jetzt nach 'r L-L-Leipz'jer Straße raus.“
    Ich gehe rein, ich sage: „Herr KKch-Karchow, entschuldigen Sie v'leicht, hier war doch eben wieder Disztracziewski, äh, wegen 'ne Schrippe?“
    „Ja“, sagt er, „der war hier. Der ist aber jetzt nach der Leipziger Straße raus“.
    Jesses“, sach ich, „d-das hab' ich mich doch-ch beinah' jedacht!“.
    Ich denke:
    „Vaadammt noch mal! Jetzt aber raus und - ich weiß selber nich mehr:
    Jetzt kriegt er 'n paar an' Hals-xhls, daß er nicht mehr weiß, wo ihm der
    Ko-K-Kopf steht!“
    M-mmich war jetzt alles egal.

  • @lyraphon
    @lyraphon  11 років тому

    TEIL IV
    Nun dürft' ich ja von Rechts wegen - dürft' ich ihn ja nicht hauen -
    nein, Herr, da ist ja also - verboten, nicht?
    Aber mich war jetzt alles egal. Ich meine, wenn einer so gemein ist,
    daß er, daß er die Güte vom Kameraden so ausnutzt, denn kenne ich mich aber
    auch nicht mehr!
    Ich meine:
    Wenn er dagewesen wär, hätt' ich sollen Links und Rechts - hätt' ich ihm - hick - boah - inne F-Fresse jehau'n! Hätt' ich jemacht!
    Ja, er war aber nicht mehr da - das sagt' ich gerade.
    Ich denke: „Verdammt nochmal, was machst du denn“.
    Ich - Oooh! Jetzt war mich aber alles egal! Ich rief nicht mehr. Das ist jetzt Krieg! Ich denke: Jetzt nach de Kaserne, das wird jetzt gemeldet, ohne Gnade und
    Chx-Ccch - ohne Gnade und Chx-Ccch - Barmherzigkeit!
    Ich, auf den Kasernenhof. Da stehen 'n paar Kameraden von mein' Verband, ich sage:
    „Wo ist der Feldwebel?“ „Warum?“ „Disztracziewski ist desertiert!“
    „Nee. Der sitzt wieder unten inne' Kantine“.
    „Ach“, sag' ich, „m-mach' doch keinen Unsinn!“ „Doch, Tatsache, er sitzt wieder unten!“
    Ich komme runter, sitzt er wieder und spielt Sch-Schafskopf! Ich sage: ...ich
    konnt' überhaupt nichts mehr sagen. Wenn ich nämlich so richtig w-wü-wütend bin,
    krieg' ich überhaupt keinen Ton mehr aus'm Halse.
    Ich guckt' ihn bloß so an, ich sagte: „Hau!! Wau!!“
    Aber da wußt' er Bescheid. Da guckt' er mich bloß so inne Pupille! Und dann
    stiefelt' er aber los, das kann ich Ihnen aber verdammt erzählen, ha ha!
    Nun, nun, ich immer hinterher, nu komm' wa wieder durch die Leipziger Straße
    durch, und, und - (G-Gott, da müssen wir doch durch, w-wie woll'n wir hinkomm' nach O-O-Oranienstraße?) -
    ...Und wie ich so kieke, aber schon auf de and're Seite vom Trottoir, ich denke:
    Wenn er nämlich die Schrippen von K-Karchow überhaupt nicht sieht, denn hat er auch nicht so die Qual davon, nicht?
    ...Und wie wir justament so schräg gegenübersteh'n, st-steht er wieder.
    Ich sage:
    „Hau!!“ Chrr... auf einmal weint er wieder. Dicke Tränen.
    Und Tränen kann ich nicht sehen.
    Ich sage: Gott nochmal, ich sage:
    „Disztracziewski, hast doch schon zwei Schrippen jehabt!“
    Na, er möchte noch eine zum Abschied...
    Ich sage:
    „Zum Abschied, gut, das ist aber das letzte Wort“ - sag' ich.
    „Aber n e i n ! Rein kommste nicht mehr! Von wegen Krausenstraße und Leipziger Straße! Det jibt's nicht! Jetzt geh' ich rein, jetzt hole ich dich eine!“
    Ja - Gottnochmal - Sie lachen... Sie wissen ja noch garnicht, wie's weitergeht!
    Soll ich Ihnen mal sagen, was 's Ende vom Liede war?
    Er kriegte drei Tage.
    Aber ich: v-v-v-vierzehn!
    2 Schallplatten, Teil 1 bis 4, Beka Nr. 6402, Matr. Nr. 344952 u. 344962,
    10“/25cm, elektrische Aufnahmen um 1927