Elstern beim Nestbau , Sommer 2013

Als ich eines Tages auf unserem Balkon stand und mal wieder träumend in die weite Welt hinausschauend auf die große Eiche vor unserem Haus blickte, bemerkte ich zum ersten mal diese federschwänzigen Flügelwesen mit Schnabel und Klauen , die tschäkernd und kreischend ein großes Etwas in den oberen Ästen des Baumes fleißig zusammentrug. Das sah verdächtig nach dem Wohnungsbau eines Elsternpärchens aus.
Es ist doch schön zu wissen, das hier in unserer Beton-Siedlung außer uns Menschen noch andere Lebewesen wohnen und sich hier wohlfühlen.
Zunächst war Frühling, die Bäume waren noch recht kahl.
Obwohl irgendwie alles so aussieht, als ob füllige Tanten schwerfällig ihre Festtagsröcke lüften, erweisen sich diese flaumfederweiß und flaumfederschwarz bestückten Lebewesen mit ihren viel zu langen Schwänzen als geschickte Häuslebauer.
Zupackend mit klarem Verstand und stiernackig kompakter Muskelkraft wuchs das Nest mit erstaunlicher Geschwindigkeit.
Aus dem kleinen Reisighaufen wurde sehr schnell eine große runde Reisigkugel.
Bis heute ist es mir rätselhaft, wie diese Elstern es fertig bringen, das ihr Nest, dieser wirre Reisighaufen, so stabil wird, das er in die Höhe wachsen , ein Dach tragen und auch noch allen Witterungsverhältnisse trotzen kann.
In dieser Reisigkugel verschwand dann irgendwann das Elsternpärchen.
Was dann geschah, entzog sich meiner Kenntnisnahme. Wäre auch voyeuristisch gewesen.
Träumend hab ich mir aber alles so schön ausgemalt, den Sommer über zu beobachten, wie die Jungen aufwachsen und gefüttert würden, die ersten Flugversuche. Ach, war das schön.
Der Sommer nahte. Um das große runde Reisigkugelnest wuchsen, ohne mich zu fragen, eine Unmenge großer, breiter Eichenblätter.
Die wurden größer und größer.
Mir schwante bereits übles.
Irgendwann konnte ich das Nest dann überhaupt nicht mehr sehen, nur eine üppige, dicht belaubte Baumkrone.
Die Elsternjungen sah ich leider nie.
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