Der Mann hinter den Tesla-Files: Wie ein Whistleblower Teslas Missstände entlarvt

Kein Autobauer galt als so rigoros abgeschottet wie Tesla unter Elon Musk. Im Jahr 2023 änderte sich das. Der Whistleblower Lukasz Krupski, ein Servicetechniker im norwegischen Werk Drammen, wandte sich mit internen Daten an die Öffentlichkeit, die zahlreiche Missstände offenlegten: die Tesla-Files.
Mit dem Mut des Whistleblowers begann für das Handelsblatt eines der größten Rechercheprojekte in der Geschichte der Zeitung. Mehr als ein Dutzend Reporter:innen werteten 100 Gigabyte Daten. Es waren mehr als 23.000 einzelne Dateien, 1388 PDF-Dokumente, 213 Power-Point-Präsentationen und Excel-Tabellen mit Gehältern und anderen persönlichen Daten von mehr als 100.000 Mitarbeitern, darunter die Sozialversicherungsnummer von Musk. Das Datenleck ermöglichte erstmals einen Blick auf die Missstände hinter der schillernden Fassade des Konzerns: massive Kundenbeschwerden zu Tesla wichtigstem Projekt, dem Autopiloten, rabiate Führungsmethoden oder völlig unzureichender Datenschutz.
Für Krupski wurde es ungemütlich. Tesla setzte interne Ermittler, darunter Ex-Agenten der CIA, auf ihn an. Die norwegischen Behörden durchsuchten seine Zweizimmerwohnung. Es begann eine juristische Auseinandersetzung. Sie ist der Grund, warum sich der Whistleblower schließlich zum Schritt in die Öffentlichkeit entschied und sich porträtieren ließ. Am 3. November 2023 druckte das Handelsblatt das Bild von Krupski auf die Titelseite unter der Überschrift „Der Insider“. Eine Woche später zog die New York Times in der Tesla-Berichterstattung nach. Die Überschrift des New York Times-Artikels: „Man vs. Musk.“ Am 4. Dezember zeichnete die internationale Organisation „Blueprint for Free Speech“ Krupski für seine Verdienste als Whistleblower aus. Der norwegische Staat hat ihm eine unentgeltliche Rechtsvertretung für seinen Kampf gegen Tesla gewährt.
Das Handelsblatt-Investigativ-Team hat Krupski gefragt, ob er seine Geschichte bei Netzwerk Recherche Jahrestagung erzählen möchte. Er hat zugesagt.
Speakers:
Lukasz Krupski, Alumnus of Wroclaw University of Technology, ehem. Tesla, Whistleblower for Handelsblatt
Sönke Iwersen, Leiter Investigative Recherche, Handelsblatt
Ein Livestream der Netzwerk Recherche - Jahreskonferenz 2024 Programm: netzwerkrecher...