Der Salon der NEUEN ZWANZIGER ist geöffnet: Stefan Schulz und ich sprechen über das Buch "Kognitive Apokalypse" und geben Tipps, um ihr zu entkommen. Außerdem: Annie Ernaux, "Die Kunst des Komponierens", Amazonas, Indien. neuezwanziger.de/2023/01/kognitive-apokalypse-komponieren-zermuerben-verschulden-adrian-daub-annie-ernaux-vorsaetzlich-rauchen/ Am 19.1. treten Ole und ich in Stadthagen auf: neuezwanziger.de/2023/01/kognitive-apokalypse-komponieren-zermuerben-verschulden-adrian-daub-annie-ernaux-vorsaetzlich-rauchen/ In der neuen Folge von "Wohlstand für Alle" sprechen wir über Ulrike Herrmann und die Kriegswirtschaft: ua-cam.com/video/Q4OENkaNipw/v-deo.html
Ganz großartiger Film. Martin McDonagh überascht mich immer wieder. Seine Dramaturgien sind wirklich einzigartig. Man merkt er kommt aus dem Theater und trotzdem schafft er es ganz eigene Filmsprache zu entwickeln. Wirklich spitze.
Habe die Analyse sehr genossen und den Film noch einmal vor meinen Augen gesehen. Ich finde, dass Siobhán zu wenig Beachtung gegeben wurde. Sie macht ja das, was Colm eigentlich auch will, aber nachhaltig, und ohne Pádraic unnötig zu verletzen, sonden weiter in Verbundenheit zu ihm. Ohne ihn geradezu psychopathisch unter Druck zu setzen (im Ggs. zu Colm und seinem Fingerabsäbeln). Ihre besondere Figur sticht übrigens auch in der Analyse der Körper hervor, oder sollte es tun, da im Film schon durch die Farbwahl in warmen Gelb und Rot so angelegt. Siobhán ist menschlich und freundlich, auch wenn sie sich abgrenzt. Für mich geht es in dem Film am meisten um das, was Freundschaft eigentlich bedeutet. Muss es immer ein tiefes Gespräch sein? Muss man die irische Volksmusik neu erfinden und sich darüber austauschen können? Ist es nicht wichtiger, verbunden zu sein, zu wissen, dass man den anderen um 2 Uhr im Pub trifft und über den Alltag reden kann? Dass man die Menschen und Tiere um sich herum schätzt in ihrem Sein, sie nicht durch Gewalt zerstört? P.S.: Darf ich sagen: Siobhán =Aussprache "Schi woann" (i kurz bzw. Richtung schwa)
Ich sehe das ähnlich. Siobhan schreit es Colm noch dazu ins Gesicht: You are all boring. Colms Wunsch, etwas bleibendes zu hinterlassen, wird durch Siobhans Cleverness und Weltoffenheit als Scheinheiligkeit entlarvt. Indem sie erkennt, dass die Insel mitsamt ihren Bewohnern weder für den intelligenten Colm noch für ihren gutherzigen Bruder eine Zukunft bereithält, rettet sie sich selbst und geht. Ich stimme zu, dass sie dabei ihren Bruder nicht im Stich lässt. Damit ist sie die einzige, die nicht dem körperlichen oder moralischen Tod geweiht ist und den "banshees of inisheran" entkommt.
Siobhan möchte vielleicht Kinder haben, die sie eventuell allein erziehen muss, also hat sie viele Gründe den Ort velassen zu wollen, wirtschaftliche Gründe sind da am wichtigsten, und nicht ihr langweiliger Bruder. Ausserdem ist sie zu jung, um ihr Leben einem Zweck zu widmen. Colm ist alt, und Änderungen bekommen ihm sicher nicht gut. Seinen besten Freund zu verleugnen war bestimmt schon eine Entscheidung, die enorm Überwindungskraft gekostet hat. Ausserdem, scheint er, als Musiker, Mann und Single, nicht nur Siobhans writschaftliche Probleme kaum zu haben, sondern gar die Inspiration für seine Music aus eben diesem Ort zu schöpfen. Die plötzliche Entscheidung Colms mag sogar falsch sein, aber real ist sie schon: Auf dem gegenüberliegenden Irland merkt man, wie sich Menschen, die sich seit Jahrhunderten vertragen haben, sich urplötzlich gegenseitig umbringen, auch noch wegen so was billigem wie die Religion, als Anlass. Also, wenn eine ganze Nation wegen niederer Gründe in den blutigen Bürgerkrieg schlittert, wieso sollte das Urteil eines einzigen richtiger sein, wenn er doch zumindest bessere Argumente hat (nicht die Religion, sondern die Kunst) ???
@@klausbrinck2137 um Religion ging es allerdings im Irish Civil War nicht, es ging um die Verfassung und die Gebietshoheit des Free State, also um die Frage, dass ein Teil der neuen irischen Republik wirklich komplett die Unabhängigkeit erkämpfen wollte. Kein so trivialer Grund also. Aber sehr traurig und letztlich führte es zu Gräben, die zum Teil heute noch existieren. McDonnall themasiert die Unverzeihlichkeit, die lange die irische Gesellschaft geprägt hat… und zu Siobhan: also für Alleinerziehende Mütter war Irland in den 1920ern nun wirklich kein Ort. Siobhan entflieht der Armut und der Rückständigkeit der Insel durch ihre Bildung.
Herrlich, es gibt Dich immer noch! Habe ewig keine Filmkritik mehr geguckt, aber dieser Kanal war mir damals hängen geblieben. Arbeite mich mal etwas durch die Playlist 👍
Ich hatte sehr gehofft, dass zu diesem tollen Film eine Analyse kommen wird. Vielen Danke für das aufschlussreiche und den Film gut ergänzende Video. Der Film hat bei mir so viele Gefühle geweckt und seine Themen mich in einer ganz besonderen Phase meines Lebens getroffen. Danke fürs erneute Einordnen! (Die Aussprache der irischen Namen war allerdings etwas falsch 🙈)
Vielen Dank für diese Analyse. Sie bringt das aus dem Film heraus und macht bewusst, was in einem Gefühl schon da war, aber nicht in dieser Klarheit und Weite bezeichnet werden konnte.
Gleichzeitig reflektiert dieser Film (und das ist meiner Meinung nach das gelungenste an ihm) dieses vermeintliche (!) Bewusstwerden von Colm sehr kritisch, der die Tragik und die Auseinandersetzung mit dem Tod durch seine zwanghaften Bemühungen, der Bedeutungslosigkeit zu entfliehen, ja gerade abwehrt. Dass er meint, er müsse jemanden opfern (seinen besten Freund Padraic oder, wenn dieser Colms autoritären Akt nicht mitgeht, sich selbst), verhindert doch gerade, diesen Film als positive Darstellung einer Selbstreflexion verstehen zu können (Siobhan wohl ausgenommen). Insofern ist der Film doch viel mehr eine Kritik an diesem Vernunft- bzw. Bewusstseinsbegriff der Aufklärung und stellt sehr drastisch diesen Zusammenhang von fetischisierter, abwehrender Rationalisierung, Autoritarismus und Krieg bzw. die Auswirkungen auf Beziehungen dar. Es geht nicht einfach um Krieg und wie schlimm Krieg ist. Zu Recht wehrt sich Padraic gegen Colms Projektionen auf ihn, der meint, er sei das Problem, das er einfach loswerden müsse, damit es ihm besser gehe. Wie schmerzhaft das ist zeigt der Film und ist somit auch eine Reflexion von und eine Kritik an einem Verständnis von Beziehungen als Dienstleistung, die jederzeit gekündigt werden kann, wenn einer davon nichts mehr hat, was ein sehr aktuelles Verständnis von Beziehungen ist. Um die Tragik und die destruktive Dynamik dieses Krieges, den die beiden führen, geht es wohl auch, aber sehr viel präziser geht es darum, wie sie entsteht und zwar konträr zu der allgemeinen Auffassung, wenn Grenzen respektiert würden, gebe es kein Problem. Das macht den Film so großartig und mutig.
Ich fand es eigentlich einen schönen Film. Wunderbares Thema und geniale Auseinandersetzungen. Der Krampfhafte Versuch die Niederlage innerhalb der Freundschaft, als Auslöser einer Lebenskrise zu Verdrängen ... die Umgebung hätte nicht vereinsamter Ausgesucht werden können und wie Schmerzhaft zu sehen dass andere ohne uns viel Spa´ß haben können!
Toller Film, einer der besten, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Sehr reichhaltig. Ich mag es, wenn Filme zu unterschiedlichen Interpretationen einladen und nicht über die Charaktere urteilen. Das überlässt der Film erfreulich oft dem Zuschauer. Wenn ich mir was wünschen darf, dann hierfür denn Oscar für den besten Film, beste Regie, bestes Drehbuch, bester Hauptdarsteller, bester Nebendarsteller. Aber vermutlich kommt’s anders. Und das ist auch ok so. Denn „Banshees..“ wird auch ohne Oscar in 20 Jahren ein Klassiker sein.
Der Umstand, dass sich Colm seine Finger ohne Not und eigeninitiativ abschneidet - wollte er drastisch Mittel nehmen, könnten dafür genausogut die Zehen herhalten - zeigt für mich, dass es ihm nur um den Beginn eines neuen Weges geht. Letztlich ist die Art des Weges egal: Ginge es ihm wirklich darum, sein Leben fortan der Musik zu widmen, würde er sich schließlich nicht selbst dessen Bedingung (funktionierende Finger für das Geigespielen) berauben. Insofern handelt es ich bei Colm womöglich eher um eine Ahnung (wohin er "streben" möchte, bzw. eher wogegen), als um eine konkrete Idee.
Colms Wunsch scheint seiner Person gewidmet, ihm eine Bedeutung über seinen Tod hinaus zu verleihen. Das wird in der Szene im Pub klar, dass sich vermutlich niemand an einen "nicen" Padraic erinnern wird. Wohl aber wird man sich an einen Musiker erinnern, der sich selbst die Finger abschnitt bis er nichtmehr spielen konnte. Colm wird zur legende... jedenfalls ist es sein Wunsch.
Interessante Analyse, danke dafür. Die irischen Namen habe ich kaum wiedererkannt ob der Aussprache, aber man kann wohl nicht alles haben. Anyway, keep up the good work.
Interessante Analyse, Herr Schmitt! Aber dieser Colm scheint eine entscheidungsschwache Figur zu sein. Logisch wäre es gewesen diese Insel zu verlassen, die Finger zu behalten und daraufhin eine Violinsonate zu komponieren. Aber dann wäre daraus wohl nur ein Kurzfilm geworden.
Anregende Analyse :) Einige Elemente interessieren mich aber weiter: 1) Warum verlässt die Schwester von Padraic die Insel? 2) Warum - wenn ich es richtig in Erinnerung habe - scheint Colm am Ende Frieden schließen zu wollen, Padraic aber nicht? 3) Warum stirbt der Sohn des Polizisten/der Dorftrottel? 4) Was ist mit der - immerhin titelgebenden - Hexe? Ich mach mir mal Gedanken.. Deine Einschätzung würde mich freuen.
1) So wie ich es verstehe, möchte sich die Schwester der Einsamkeit und dem Wahnsinn entziehen. Alleine mit ihren Büchern auf der Insel, oder in einer Bibliothek in der Stadt ohne das Chaos in welches ihr Bruder sie hinein zieht. 2) Ich glaube, beide haben am Ende eine Charakterentwicklung hingelegt. Interessant ist, dass zum ersten mal, Colm die Unterhaltung beginnt. Er scheint verstanden zu haben, dass seine Musik ihm alleine wohl keine Erfüllung bringen kann und auch sinnloses Gelaber zum Leben dazugehört. Patraic versteht vielleicht, dass ein Leben und eine Freundschaft, die nur aus Bier und Gelaber besteht auch nicht viel wert ist. Zudem lernt er mit Konfrontationen umzugehen. 3) Der Sohn begeht Suizid. Ich will mir nicht anmaßen zu spekulieren, aber sein gewalttätiger Vater und das unerfüllte Verlangen nach einer Freundin spielen sicher dabei eine Rolle. 4) Die Hexe ist der Schlüsselpunkt zwischen dem Zuschauer und den Geschehnissen. Sie ist die Erzählerin. Bei allen wichtigen Ereignissen ist sie dabei und eine neutrale Betrachterinnen. Sie spielt in der Beziehung der einzelnen Charaktere keine Rolle, ist jedoch essenziell. Genauso wie der Wirt der eine „normale“ Person unter allen absurden Charakteren ist. Entschuldigt meine Rechtschreibung
Danke, prima, ich liebe praktische Philosophie, gerade in einem Kunstwerk, um den Blick auf mein eigenes Leben zu erweitern... welchem ich bewusst Konsistenz und Ausrichtung geben darf, wollja!
Ich bezweifle, dass das kommen wird. Ich mochte den Film gerne aber ich glaube kaum, dass Wolfgang noch ein Video dazu machen wird. Hätten wir ansonsten wahrscheinlich schon innerhalb der letzten 2 Wochen bekommen.
Irgendwie enttäuschend, dass Schmitt hier nicht zumindest mal kurz auf die Folkloristik um "Banshees" einging. Gerade wenn er schon auf die Figur von Mrs. McCormick eingeht und hier schlicht von "Personifikation" spricht, hätte es sich angeboten auf die kulturellen Wurzeln hinzuweisen...
Großartig! Ich hatte schon befürchtet Wolfgang hätte nach glass onion weiteren Filme der kw 1 links liegen lassen und man hätte TBoI deshalb unterm Bus geschmissen für was neues aus kw 2.
Guten Tag. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie „a beautiful day“ mit Joaquien Phoenix analysieren würden. Gerade im Vergleich zum Film „Joker“ halte ich diesen Film für sehr spannend. Und ihre Analyse/Interpretation würde mich sehr interessieren.
Hi, ich würde gerne deine Analyse über Limit of Control von Jim Jarmusch hören. Ich habe mal eine Kritik dazu gelesen, die mir als die substanzielllste Kritik zu allen anderen Kritiken schien und die mir leider nur als schwache positive Erinnerung vorliegt. Das einzige was blieb ist, dass jede einzelne Erzählung über jedes einzelne Gemälde der Schlüssel zum Film ist. Außerdem 👍 für deine gute Arbeit!
Ich habe den Film anders verstanden und finde, du stellst die Botschaft des Films zu positiv dar. Obwohl die ökonomischen Zwänge auf der Insel sehr im Hintergrund stehen, existieren und wirken dennoch innere, die eine freie Entscheidung für eine "Lebensbahn" verunmöglichen. Konkret zeigt sich dies bei Callum, indem der Umgang mit Patricks Fehlverhalten dazu führt, dass sich Callum eigentlich den Weg zum Ziel seines "bewussten und selbstbestimmten, freien Lebens" selbst verbaut. Anstatt sich einzugestehen, das eigene Ideal aus eigener Kraft vermutlich nie erfüllen zu können, wird Patrick dafür verantwortlich gemacht. Dieser wiederum rationalisiert sich im Gegensatz dazu die eigene Unmöglichkeit, die Insel zu verlassen und zu seiner Schwester zu ziehen, mit der vermeintlichen Notwendigkeit, auf seine Tiere aufpassen zu müssen. Ferner ist die Darstellung, dass Callum sich frei für ein selbstbestimmtes Leben entscheidet, meiner Meinung nach unzutreffend. Er ist allen anderen gegenüber ehrlich, nicht aber sich selbst; er wirkt eher wie ein Getriebener, von der Ahnung der Unfreiheit, nicht mehr so weiter leben zu können, wie bisher.
Interessant: meine Freunde von der grünen Insel haben noch vor der psylocho- und philosophischen Ebene gleich mal die historisch/politische Metaebene der “beiden” Irlands bzw des Vethältnisses Irlands zu UK in den letzten 300 Jahren gezogen …
Ich finde es gut, dass diese Rezension nicht in typischem Sinne "ideologisch" analysiert, sondern wie oft erwähnt "philosophisch". Andererseits wird natürlich doch gewissermaßen eine stark ideologische Position oder ein "Bias" im philosophischen Diskurs vertreten. Ich weiß nicht, und zweifle eher, dass dies auch der Zweck des "Dramas" ist, vom künstlerischen Standpunkt aus. Dort wird ja tendentiell eine Art aporetische Position mit der Tragik verwendet, zum Zweck tieferen Verständnisses der Feinheiten, aber nicht unbedingt zum Ansporn eines Standpunktes, der hier gleichermaßen über das Drama hinwegzuwischen und dieses zu ignorieren scheint. Tatsächlich scheint es dann eher wahrscheinlich, dass es ein paar allegorische Noten gibt, aber durchaus mit realistischer Härte (und nicht weniger "unbiased"). (Tatsächlich scheint der Regisseur/Autor doch eine leichte Tendenz dafür zu haben, hat er doch wörtlich einen Film über Plakate, also irgendwie das Plakative gemacht...) Weiter gibt es doch die Zweifel an der ganzen Entscheidung, wenn Colm seine alternative Gesellschaft betrachtet (und ohnehin viel weitere Hässlichkeit, die leider entsteht, oder schon da war). Das ist dann wiederum keine wischiwaschi ideologische Position, sondern einfach die "künstlerische", die bewusst auf das Drama schaut.
Als ich den Film gesehen habe, ahnte ich, dass Herr Schmitt sich philosophisch bewaffnen wird für seine Kritik. Schöne Besprechung! Meine Interpretation geht noch ein wenig dahin, dass der Geigenspieler als Metapher für die Kunst steht und der andere die Gesellschaft verkörpert. Beide verstehen den jeweils anderen nicht. Der Beginn der Kunst ist die Sezession von der Gesellschaft, der Künstler als der Übende sagt, wie Sloterdijk schreibt: "Hiermit trete ich aus der gemeinsamen Wirklichkeit aus." (o. ä. in "Du musst dein Leben ändern") Die Kunst kann ihre Produktionsbedingungen nicht verständlich machen, sie muss sich die Muße erobern, notfalls mit vielen Opfern (im Film: Finger), die wiederum ihr Gelingen unwahrscheinlicher machen. In dem Kampf kann sich der Künstler auch verbrauchen, ohne je etwas zustande zu bringen. Und wenn er zu spät das Selbstbewusstsein von sich als Künstler und seinen Bedürfnissen entwickelt, dann ist die Ergebnislosigkeit beinahe vorprogrammiert. Gleichzeitig benötigt die Kunst die Gesellschaft später wieder zur Rezeption ihrer Ergebnisse. Es ist also keine Hass-Beziehung und auch keine Frage des unterschiedlichen Ranges, sondern eine der unterschiedlichen Seinsweisen, die einander fremd bleiben.
Gerade zum letzten Punkt ist doch sehr spannend: Während Colm doch den ganzen Film über vorallem beim musizieren in Gesellschaft war, steht er nun, nachdem die Frage „Sein oder Nicht-Sein“ doch vermeintlich entschieden ist, alleine, aufs Meer starrend und vor sich hinsummend. Die Liebe zur Musik hat er nicht verloren, im Gegenteil, er hat sie durch das Durchbrechen der Seinswerdung (indem er sich dem Feuertod/Scheiterhaufen entzogen hat) erst entdeckt, die Schönheit, die eben nicht des Publikums bedarf, sondern sich selbst genügt und beseelt. Also erst die Verneinung des Seins führt zur seelischen Absolution.
Was genau meinst du mit "Die Kunst kann ihre Produktionsbedingungen nicht verständlich machen, sie muss sich die Muße erobern, notfalls mit vielen Opfern..."? Ich verstehe es leider nicht so ganz
@@baranpolat2366 Die meisten Menschen sind keine Künstler, tragen nicht das Bedürfnis in sich, sich dauerhaft intensiv damit zu beschäftigen, Ideen, Gedanken, Erfahrungen zu gestalten und auszudrücken. Selbst in Muße würden sie nichts schöpferisch hervorbringen. Daher ist ihnen die Kunst in ihrer Entstehung fremd und sie versuchen, diese Verstehenslücke mit ihren persönlichen Arbeitserfahrungen zu füllen. Dann glauben sie zum Beispiel, dass man einen Künstler einfach beauftragen kann mit einem Werk und dann wird das schon was. Oder sie glauben, dass die Zeit desspielerischen, ziellosen Aufnehmens Verschwendung ist, weil es bei ihnen so wäre. Sie kennen nicht den inneren Reichtum eines Menschens, der am geistigen Leben teilnimmt, weil es ihm mehr bedeutet als eine nette Nebensache.
Dass sich Colm die Finger abschneidet, mit denen er seine Geige spielt, halte ich für eine Metapher, die du nicht berücksichtigt hast. Was will McDonagh damit sagen? Wie in anderen Kommentaren schon erwähnt, hätte Colm - um die Drastik seines Anliegen zu unterstreichen - auch seine Zehen oder die Finger der anderen Hand abschneiden können. Er entscheidet sich allerdings für die Finger, von denen sein künstlerisches Schaffen und damit sein potenzielles Erbe für die Welt abhängig ist. Er sabotiert damit seine eigene Kunst, ohne dass er auch nur im geringsten unter Druck steht. Will er damit die Last und die Verantwortung der Existenz auf seinen Freund abschieben?
@@bonsai-zone Wirklich neu finde ich die Prämisse nicht. Es geht ja, einfach gesagt, darum aus seinem Trott auszubrechen. Was genau fandest du sterbens langweilig? Mich fesselte nämlich die Frage wie es ausgeht.
vielen dank für die analyse. !ACHTUNG SPOILER AB HIER!: ich würde noch die szene erwähnen, als colm auf einmal padraic wieder mochte: und zwar, als dieser im alkoholisierten zustand auf colm zugeht und selbstbewusst sein gefühlsleben rauslässt. dort sagt colm, dass er ihn wieder interessant findet. als allerdings padraic am nächsten tag kommt, um sich bei colm zu entschuldigen, hackt dieser sich den finger ab. colm ist genervt von der unsicheren nettigkeit padraics und will aus diesem alltag ausbrechen. so denkt er mMn, der sinnlosigkeit entkommen zu können. dass das allerdings eine illusion ist, zeigt padraics schwester, indem sie von beiden genervt ist und sagt, dass alle langweilig seien. sie bricht aus dieser sinnlosen destruktivität aus und stellt so auch colm in ein lächerliches licht. so habe ich das für mich persönlich interpretiert :) edit: außerdem hackt sich colm nach diesem "pseudo-männlichen" auftritt padraics ja alle vier finger ab und dominic wendet sich auch von ihm ab, nachdem padraic den studenten belügt. der unterschied zur wutszene in der bar ist hier offensichtlich, dass padraic seine unsicherheit nur mit eben dieser pseudo-männlichkeit überdeckt. das merkt man allerdings natürlich und es passt im endeffekt auch nicht zu ihm. edit 2: ich stimme deinem fazit weitestgehend zu. aber für mich ist auch der aspekt des existenzialismus definitiv enthalten. gut verkörpert durch die hexe und aber auch teilweise mit der schwester und dem krieg. vor allem ist ja die tatsache, dass man TROTZ der sinnlosigkeit aktiv sein soll sehr existenzialistisch.
Dumme Frage, aber warum ist der Fokus der Kamera immer auf dieser grünen Lampe? Grade bei einer Filmanalyse find ichs irgendwie komisch, dass der Erzähler immer so unscharf ist, könnte man das nicht mal etwas besser machen? Nur ein nett gemeinter Vorschlag, ansonsten gute Videos! VG
Eine Kritik zur Aussprache, die leider uninformiert ist... Inisherin ist die Verballhornung von Irisch-Gälisch Inis Éirinn ("Insel Irland"), das heißt die Betonung liegt auf dem [é]!
kein wort darüber dass es hier am ende faktisch voranging um narzisstisch gekränkte Männlichkeit geht und die einzige Stimme der Vernunft die Schwester ist, welche sich dem männlichen Gebahren entzieht von allen Seiten entzieht. Dass sich Figuren in Filmen aktivieren und richtungweisende Entscheidungen treffen, ja gar entwickeln innerhalb eines Films brauch man nicht als Stärke hervorheben.
Vielleicht finde ich Freiheit überhaupt nicht erstrebenswert. Ich kann mir nicht vorstellen irgendwas in letzter Konsequenz durchzuziehen. Es wird dann bestimmt nur noch schlimmer.
Für mich war der Film zwiespältig die Filmmusik ist schwach die Landschaftsaufnahmen sind wunderschön die Schauspielleistung ist großartig besonders von Paidric. Das Drehbuch ist trotz aller Philosophie etwas schwach. Aber in einer Zeit von Superhelden Filme ist dieser Film ein Diamant. Der Erfolg dieses schönen kleinen Film aus Irland zeigt die Schwäche der derzeitigen Welt des digitalen Overkill von Schwachsinnigen Superhelden-Filme.
Allerdings ist es ja schon so dass dieses ganze Bewusstwerden, und eben auch Bewusst Leben/einen Weg einschlagen eben schon an sehr, sehr Materielle Faktoren geknüpft ist. Um sich in der Welt zu verorten muss man die Welt begreifen, also wesentlich begreifen (wenn ich sie falsch begreife ist ja auch meine Selbstverortung falsch und ich bleibe damit faktisch unbewusst). Und das setzt reale, aussagekräftige Erfahrungen mit besagter Welt als Welt voraus. Marx würde ganz klar sagen: die Bauern auf ihrer Insel haben doch gar nicht den gleichen Begriff von der Welt wie beispielsweise die Proleten die in den Bürgerkrieg verwickelt werden. Abseits jeder Snobistik stehen die Stadtbewohner in einem viel stärkeren und bewussteren Austausch mit der Welt und können sich deshalb auch bewusster zu ihr verhalten.
Nach meinem Geschmack wird hier vielleicht etwas zu viel in diesen wirklich faszinierenden Film hineingedeutet. Und leider lässt das Irisch des Analysten etwas zu Wünschen übrig.
Sorry, ich kann das nicht ernst nehmen... Die Bücherwand, die Lampe, dieser Anzug, alles schreit danach besonders elitär scheinen zu wollen. Und dann dieser Duktus.. sehr sehr steif und irgendwie unangenehm, auch wenn vieles treffend zusammengefasst wird
Endlich mal wieder weg von den immer seelenloseren Plastikstreifen aus Wokywood und deren Nachahmern, und schon haben wir einen ernsteren Film zum Nachdenken über Sinn und Sein. Das tut gut.
Echt interessant! Das kann wirklich mal ein sehr interessanter Kanal sein mit philosophischen Inout, wenn man einfach dieses ganze Kapitalismuskritik und Marx beseite lässt!
Boah, einfach nein. Da gibt's seit langer Zeit mal wieder einen Film, der sich tatsächlich für eine Analyse eignet (und nicht nur deine bizarre wirtschaftspolitisch orientierte Ideologiekritik, die sich nie besonders organisch anfühlt) und du analysierst exakt nichts? Die großen Motive des Films (die alte Frau, das radikale und natürlich irrationale Entfernen der Finger, der Tod des Polizistensohns) bügelst du einfach in jeweils einem Nebensatz weg, ohne jeglichen Versuch einer Einbettung. Der Rest könnte ebenso anhand des Trailers und der Wikipedia-Inhaltsangabe entstanden sein. Naja, die klassische Gefolgschaft wird's nicht weiter stören, schließlich trägst du nen hübschen Anzug und redest geschwollen daher, aber mich hätte tatsächlich mal eine ANALYSE interessiert zur Abwechslung...
@@MatheMachtSpaß Nö, das Konzept ist Filmanalyse. Dass das hier unterschwellig immer mit sehr einseitiger Ideologiekritik verknüpft wird, ist sicher richtig, aber für meine Kritik unerheblich. That being said geht's in der Analyse hier auch nicht wirklich um Ideologiekritik, falls du sie überhaupt gesehen hast. Ach und: wenn dir das alles taugt, warum erfreust du dich nicht einfach an den Analysen, niemand zwingt dich, auf meinen Kommentar zu antworten...
Nö, das ist nur der Kanalname. Von Beginn an ging es hauptsächlich darum Mainstreamfilme ideologiekritisch zu betrachten. Mir gefällt auch bei weitem nicht jedes Video hier, aber spannend sind sie allemal.
"die klassische Gefolgschaft wird's nicht weiter stören, schließlich trägst du nen hübschen Anzug und redest geschwollen daher" ... ja, seine Fanboys und -girls sind geblendet von Wolles prätentiöser Schwurbelei und Optik. Das reicht in der heutigen Influencerzeit auch vollkommen.
Ich fand diesen Film nicht schlecht aber sein letzter Film (Three Billboards outside ebbing) ist um Meilen besser. Die Charaktere, die Story, Schauspielerische Leistung, Humor... Alles war besser in dem film.
@@Megiago naja wenn du so nachfragst dann hast du den Humor nicht verstanden oder erst gar nicht erkannt. Die Film von McDonagh sind gleichzeitig Tragödien und Komödien.
@@Megiago Ja das ist schwarzer Humor. Der soll dich nicht so zum Lachen bringen wie eine pure Komödie. Der Humor hier hat eine andere Funktion, aber dennoch ist es lustig. Und McDonagh schafft es immer wieder krasse Tragödien mit schwarzem Humor zu kombinieren. Das war schon bei seinem Film "In Bruges" auch der Fall. Ich kann das leider nicht gut erklären, entweder man versteht es sofort oder nicht. Seine Filme sind immer gleichzeitig lustig und traurig/tragisch.
@@benceelias1849 ja ich hab seine filme auch gesehen und stimme dir auch zu dass es tragikkomödien sind. Gehe halt nur dabei nicht mit, dass tboem besseren humor hatte als tboi, da der ja noch ne ecke ernster war. Aber ist ja letztlich auch geschmackssache.
@@rationalreminder458 Keine Angst, auch hierfür hat Wolfgang eine Lösung! Es geht beim Film nämlich um das WIE und nicht das WAS. Also keine Angst vor Spoilern ! Für weitere Aufklärung folgendes Video anschauen: ua-cam.com/video/hiQEWkCgZxE/v-deo.html
Der Film ist total überbewertet. Schauspiel und Naturaufnahmen sind ja top, halbwegs unterhaltsam ist er auch, aber ansonsten ist es ein bedeutungsloser x-beliebiger Film, einer unter Tausenden, den man schnell vergißt. Wer es bezweifelt, soll in 5 oder 10 Jahren nochmals Leute dazu befragen.
Es ist keine Schande, es zuzugeben, wenn man mal intellektuell überfordert ist. Ich befürchte nur, du siehst deinen Beitrag nicht als solches an, stimmts?
@@bonsai-zone "Und das man aus dummen Akteuren keine intellektuelle Handlung basteln kann, zeigt der Film ja deutlich." Der Counterpart von "intellektuell" ist "nicht intellektuell" oder "anti-intellektuell", klug/intelligent und dumm ist eine ganz andere Kategorie. Wie Wolfgang ausgeführt hat, wird auch der simple Charakter, durch seinen Freund angestoßen, auf das Intellektuelle verwiesen, und ist gezwungen, sich mit seinem Sein auseinanderzusetzen. Darum ging es.
Langweiligster Film, wie so viele andere. Dann, aus dem Nichts, schneidet der eine sich noch einen Finger ab. Und, und, und. Herrrjeh, ist der Film schlecht und kriegt noch Preise dazu. Ach, weil die Preise von denen vergeben werden, die am Film irgendwie beteiligt waren?!
Die Analyse verdeutlich, warum dieser Film so schlecht ist, es handelt sich um ödes Ideenkino, wie so oft von Regisseuren, die meinen, sie haben der Welt noch mehr zu bieten, als die reine profane Unterhaltung. Das hier verhandelte mag von besserre Qualität sein als das z.B. bei Terrence Melick, aber es bleibt ein Kino, dem das sinnliche wurscht es. Es gibt nicht ungefähres, nichts wages, verwirrendes, sugestives, die visuell Ebene ist auf dem Niveau von Stock-Bildern, es geht ums behaupten nicht ums sehen. Das ist ein Film, da hört man sich lieber die Analyse an, als das man ihn ansieht.
Ist es nicht sehr oft so, das Kino zu "verkopft" ist ? - Das macht den Unterschied zu Filmen von z. B. Kubrik, Ridley Scott etc... , welche uns "filmisch" in andere Zeiten und Welten versetzen....
So weit würde ich nicht gehen - der Film provoziert durch eine originelle, sehr wohl wagemutige, Prämisse, auch finde ich, dass virtuose Regisseure (wie McDonagh einer ist) Ideen anklingen lassen und trotzdem offene, ästhetisch interessante und für einen aufmerksamen Zuschauer unterhaltsame Filme machen können, alles gleichzeitig, und trotzdem kann ich Ihnen nicht auf ganzer Linie widersprechen. Sein schwächster Film meiner Meinung nach, zu sehr ein Zitat des aus den vorherigen Filmen bekannten Stils, plottechnisch vorhersehbar und in gewisser Weise "unfertig".
Der Salon der NEUEN ZWANZIGER ist geöffnet: Stefan Schulz und ich sprechen über das Buch "Kognitive Apokalypse" und geben Tipps, um ihr zu entkommen. Außerdem: Annie Ernaux, "Die Kunst des Komponierens", Amazonas, Indien. neuezwanziger.de/2023/01/kognitive-apokalypse-komponieren-zermuerben-verschulden-adrian-daub-annie-ernaux-vorsaetzlich-rauchen/
Am 19.1. treten Ole und ich in Stadthagen auf: neuezwanziger.de/2023/01/kognitive-apokalypse-komponieren-zermuerben-verschulden-adrian-daub-annie-ernaux-vorsaetzlich-rauchen/
In der neuen Folge von "Wohlstand für Alle" sprechen wir über Ulrike Herrmann und die Kriegswirtschaft: ua-cam.com/video/Q4OENkaNipw/v-deo.html
euer Salon macht riesig Spaß, so bitter die Themen auch oft sind.
Euer Blick auf die Protestaktion in der Galerie war ein Segen.
Ganz großartiger Film. Martin McDonagh überascht mich immer wieder. Seine Dramaturgien sind wirklich einzigartig. Man merkt er kommt aus dem Theater und trotzdem schafft er es ganz eigene Filmsprache zu entwickeln. Wirklich spitze.
Habe die Analyse sehr genossen und den Film noch einmal vor meinen Augen gesehen.
Ich finde, dass Siobhán zu wenig Beachtung gegeben wurde. Sie macht ja das, was Colm eigentlich auch will, aber nachhaltig, und ohne Pádraic unnötig zu verletzen, sonden weiter in Verbundenheit zu ihm. Ohne ihn geradezu psychopathisch unter Druck zu setzen (im Ggs. zu Colm und seinem Fingerabsäbeln).
Ihre besondere Figur sticht übrigens auch in der Analyse der Körper hervor, oder sollte es tun, da im Film schon durch die Farbwahl in warmen Gelb und Rot so angelegt.
Siobhán ist menschlich und freundlich, auch wenn sie sich abgrenzt.
Für mich geht es in dem Film am meisten um das, was Freundschaft eigentlich bedeutet. Muss es immer ein tiefes Gespräch sein? Muss man die irische Volksmusik neu erfinden und sich darüber austauschen können? Ist es nicht wichtiger, verbunden zu sein, zu wissen, dass man den anderen um 2 Uhr im Pub trifft und über den Alltag reden kann? Dass man die Menschen und Tiere um sich herum schätzt in ihrem Sein, sie nicht durch Gewalt zerstört?
P.S.: Darf ich sagen: Siobhán =Aussprache "Schi woann" (i kurz bzw. Richtung schwa)
Ich sehe das ähnlich. Siobhan schreit es Colm noch dazu ins Gesicht: You are all boring. Colms Wunsch, etwas bleibendes zu hinterlassen, wird durch Siobhans Cleverness und Weltoffenheit als Scheinheiligkeit entlarvt. Indem sie erkennt, dass die Insel mitsamt ihren Bewohnern weder für den intelligenten Colm noch für ihren gutherzigen Bruder eine Zukunft bereithält, rettet sie sich selbst und geht. Ich stimme zu, dass sie dabei ihren Bruder nicht im Stich lässt. Damit ist sie die einzige, die nicht dem körperlichen oder moralischen Tod geweiht ist und den "banshees of inisheran" entkommt.
Siobhan möchte vielleicht Kinder haben, die sie eventuell allein erziehen muss, also hat sie viele Gründe den Ort velassen zu wollen, wirtschaftliche Gründe sind da am wichtigsten, und nicht ihr langweiliger Bruder. Ausserdem ist sie zu jung, um ihr Leben einem Zweck zu widmen.
Colm ist alt, und Änderungen bekommen ihm sicher nicht gut. Seinen besten Freund zu verleugnen war bestimmt schon eine Entscheidung, die enorm Überwindungskraft gekostet hat. Ausserdem, scheint er, als Musiker, Mann und Single, nicht nur Siobhans writschaftliche Probleme kaum zu haben, sondern gar die Inspiration für seine Music aus eben diesem Ort zu schöpfen.
Die plötzliche Entscheidung Colms mag sogar falsch sein, aber real ist sie schon: Auf dem gegenüberliegenden Irland merkt man, wie sich Menschen, die sich seit Jahrhunderten vertragen haben, sich urplötzlich gegenseitig umbringen, auch noch wegen so was billigem wie die Religion, als Anlass. Also, wenn eine ganze Nation wegen niederer Gründe in den blutigen Bürgerkrieg schlittert, wieso sollte das Urteil eines einzigen richtiger sein, wenn er doch zumindest bessere Argumente hat (nicht die Religion, sondern die Kunst) ???
@@klausbrinck2137 um Religion ging es allerdings im Irish Civil War nicht, es ging um die Verfassung und die Gebietshoheit des Free State, also um die Frage, dass ein Teil der neuen irischen Republik wirklich komplett die Unabhängigkeit erkämpfen wollte. Kein so trivialer Grund also. Aber sehr traurig und letztlich führte es zu Gräben, die zum Teil heute noch existieren. McDonnall themasiert die Unverzeihlichkeit, die lange die irische Gesellschaft geprägt hat… und zu Siobhan: also für Alleinerziehende Mütter war Irland in den 1920ern nun wirklich kein Ort. Siobhan entflieht der Armut und der Rückständigkeit der Insel durch ihre Bildung.
Herrlich, es gibt Dich immer noch!
Habe ewig keine Filmkritik mehr geguckt, aber dieser Kanal war mir damals hängen geblieben.
Arbeite mich mal etwas durch die Playlist 👍
Der größte filmgenuss seit über einem Jahr für mich! :)
Ich hatte sehr gehofft, dass zu diesem tollen Film eine Analyse kommen wird. Vielen Danke für das aufschlussreiche und den Film gut ergänzende Video.
Der Film hat bei mir so viele Gefühle geweckt und seine Themen mich in einer ganz besonderen Phase meines Lebens getroffen. Danke fürs erneute Einordnen!
(Die Aussprache der irischen Namen war allerdings etwas falsch 🙈)
Vielen Dank für diese Analyse. Sie bringt das aus dem Film heraus und macht bewusst, was in einem Gefühl schon da war, aber nicht in dieser Klarheit und Weite bezeichnet werden konnte.
Gleichzeitig reflektiert dieser Film (und das ist meiner Meinung nach das gelungenste an ihm) dieses vermeintliche (!) Bewusstwerden von Colm sehr kritisch, der die Tragik und die Auseinandersetzung mit dem Tod durch seine zwanghaften Bemühungen, der Bedeutungslosigkeit zu entfliehen, ja gerade abwehrt. Dass er meint, er müsse jemanden opfern (seinen besten Freund Padraic oder, wenn dieser Colms autoritären Akt nicht mitgeht, sich selbst), verhindert doch gerade, diesen Film als positive Darstellung einer Selbstreflexion verstehen zu können (Siobhan wohl ausgenommen). Insofern ist der Film doch viel mehr eine Kritik an diesem Vernunft- bzw. Bewusstseinsbegriff der Aufklärung und stellt sehr drastisch diesen Zusammenhang von fetischisierter, abwehrender Rationalisierung, Autoritarismus und Krieg bzw. die Auswirkungen auf Beziehungen dar. Es geht nicht einfach um Krieg und wie schlimm Krieg ist.
Zu Recht wehrt sich Padraic gegen Colms Projektionen auf ihn, der meint, er sei das Problem, das er einfach loswerden müsse, damit es ihm besser gehe. Wie schmerzhaft das ist zeigt der Film und ist somit auch eine Reflexion von und eine Kritik an einem Verständnis von Beziehungen als Dienstleistung, die jederzeit gekündigt werden kann, wenn einer davon nichts mehr hat, was ein sehr aktuelles Verständnis von Beziehungen ist. Um die Tragik und die destruktive Dynamik dieses Krieges, den die beiden führen, geht es wohl auch, aber sehr viel präziser geht es darum, wie sie entsteht und zwar konträr zu der allgemeinen Auffassung, wenn Grenzen respektiert würden, gebe es kein Problem. Das macht den Film so großartig und mutig.
War gestern Nachmittag im Kino und der Film war großartig. Sehr zu empfehlen!
Noch nie habe ich eine Analyse so erwartet!
Die Herr-Schmitt-Analyse fährt ein wie ein Brotwagen 😉😂
Ich fand es eigentlich einen schönen Film. Wunderbares Thema und geniale Auseinandersetzungen. Der Krampfhafte Versuch die Niederlage innerhalb der Freundschaft, als Auslöser einer Lebenskrise zu Verdrängen ... die Umgebung hätte nicht vereinsamter Ausgesucht werden können und wie Schmerzhaft zu sehen dass andere ohne uns viel Spa´ß haben können!
Komme gerade aus dem Kino heim nachdem ich diesen Film gesehen hab und sehe, Wolfgang hat seine Filmanalyse dazu hochgeladen. Wunderbar!
Auf diese Kritik habe ich gewartet. Danke!
Toller Film, einer der besten, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Sehr reichhaltig. Ich mag es, wenn Filme zu unterschiedlichen Interpretationen einladen und nicht über die Charaktere urteilen. Das überlässt der Film erfreulich oft dem Zuschauer. Wenn ich mir was wünschen darf, dann hierfür denn Oscar für den besten Film, beste Regie, bestes Drehbuch, bester Hauptdarsteller, bester Nebendarsteller. Aber vermutlich kommt’s anders. Und das ist auch ok so. Denn „Banshees..“ wird auch ohne Oscar in 20 Jahren ein Klassiker sein.
Großer Film, große Analyse. Danke dafür!
Ich find Ihre Analyse sehr gelungen, eine mögliche Analyse und die Tatsache das mehrere verschiedene Analyse möglich sind zeigt die Stärke des Film
Der Umstand, dass sich Colm seine Finger ohne Not und eigeninitiativ abschneidet - wollte er drastisch Mittel nehmen, könnten dafür genausogut die Zehen herhalten - zeigt für mich, dass es ihm nur um den Beginn eines neuen Weges geht. Letztlich ist die Art des Weges egal: Ginge es ihm wirklich darum, sein Leben fortan der Musik zu widmen, würde er sich schließlich nicht selbst dessen Bedingung (funktionierende Finger für das Geigespielen) berauben. Insofern handelt es ich bei Colm womöglich eher um eine Ahnung (wohin er "streben" möchte, bzw. eher wogegen), als um eine konkrete Idee.
Colms Wunsch scheint seiner Person gewidmet, ihm eine Bedeutung über seinen Tod hinaus zu verleihen. Das wird in der Szene im Pub klar, dass sich vermutlich niemand an einen "nicen" Padraic erinnern wird. Wohl aber wird man sich an einen Musiker erinnern, der sich selbst die Finger abschnitt bis er nichtmehr spielen konnte. Colm wird zur legende... jedenfalls ist es sein Wunsch.
Der Anzug gefällt mir heute sehr gut.
Grandios, der Film und die Analyse.
Interessante Analyse, danke dafür. Die irischen Namen habe ich kaum wiedererkannt ob der Aussprache, aber man kann wohl nicht alles haben. Anyway, keep up the good work.
Super Analyse...nur die Christan-Lindner-Gedenkkravatte ist sehr gewöhnungsbedürftig ;-)
Interessante Analyse, Herr Schmitt! Aber dieser Colm scheint eine entscheidungsschwache Figur zu sein. Logisch wäre es gewesen diese Insel zu verlassen, die Finger zu behalten und daraufhin eine Violinsonate zu komponieren. Aber dann wäre daraus wohl nur ein Kurzfilm geworden.
Anregende Analyse :) Einige Elemente interessieren mich aber weiter:
1) Warum verlässt die Schwester von Padraic die Insel?
2) Warum - wenn ich es richtig in Erinnerung habe - scheint Colm am Ende Frieden schließen zu wollen, Padraic aber nicht?
3) Warum stirbt der Sohn des Polizisten/der Dorftrottel?
4) Was ist mit der - immerhin titelgebenden - Hexe?
Ich mach mir mal Gedanken.. Deine Einschätzung würde mich freuen.
Und mach doch mal was zu Brügge sehen und sterben und The white lotus
1) So wie ich es verstehe, möchte sich die Schwester der Einsamkeit und dem Wahnsinn entziehen. Alleine mit ihren Büchern auf der Insel, oder in einer Bibliothek in der Stadt ohne das Chaos in welches ihr Bruder sie hinein zieht.
2) Ich glaube, beide haben am Ende eine Charakterentwicklung hingelegt. Interessant ist, dass zum ersten mal, Colm die Unterhaltung beginnt. Er scheint verstanden zu haben, dass seine Musik ihm alleine wohl keine Erfüllung bringen kann und auch sinnloses Gelaber zum Leben dazugehört. Patraic versteht vielleicht, dass ein Leben und eine Freundschaft, die nur aus Bier und Gelaber besteht auch nicht viel wert ist. Zudem lernt er mit Konfrontationen umzugehen.
3) Der Sohn begeht Suizid. Ich will mir nicht anmaßen zu spekulieren, aber sein gewalttätiger Vater und das unerfüllte Verlangen nach einer Freundin spielen sicher dabei eine Rolle.
4) Die Hexe ist der Schlüsselpunkt zwischen dem Zuschauer und den Geschehnissen. Sie ist die Erzählerin. Bei allen wichtigen Ereignissen ist sie dabei und eine neutrale Betrachterinnen. Sie spielt in der Beziehung der einzelnen Charaktere keine Rolle, ist jedoch essenziell. Genauso wie der Wirt der eine „normale“ Person unter allen absurden Charakteren ist.
Entschuldigt meine Rechtschreibung
Ich bin überrascht - und interessierter als vorher, denn das Ding hat auf mich wie ein typischer Oscar-Bait gewirkt bisher.
Siobhan wird als "Shivonne" ausgesprochen, nicht "Soy-bin" lol
Man könnte meinen er hätte den Film nur gelesen.
@@karlwilhelmmeinert7592 ja hat mich auch gewundert und ich finde diese analyse auch ziemlich dahergeschwafelt.
Es heißt auch inish-erin
Wenn man den Film gesehen hat, kennt man die korrekte Aussprache.
Eher Shovan
Danke, prima, ich liebe praktische Philosophie, gerade in einem Kunstwerk, um den Blick auf mein eigenes Leben zu erweitern...
welchem ich bewusst Konsistenz und Ausrichtung geben darf, wollja!
Dieser Film hat mich sehr inspiriert und diese Analyse dazu hat mich noch viel mehr inspiriert.
Guten Abend Herr Schmitt, wann dürfen wir uns über die Filmanalyse zu "Der Gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch" freuen?
Ich bezweifle, dass das kommen wird. Ich mochte den Film gerne aber ich glaube kaum, dass Wolfgang noch ein Video dazu machen wird. Hätten wir ansonsten wahrscheinlich schon innerhalb der letzten 2 Wochen bekommen.
Irgendwie enttäuschend, dass Schmitt hier nicht zumindest mal kurz auf die Folkloristik um "Banshees" einging. Gerade wenn er schon auf die Figur von Mrs. McCormick eingeht und hier schlicht von "Personifikation" spricht, hätte es sich angeboten auf die kulturellen Wurzeln hinzuweisen...
Großartig! Ich hatte schon befürchtet Wolfgang hätte nach glass onion weiteren Filme der kw 1 links liegen lassen und man hätte TBoI deshalb unterm Bus geschmissen für was neues aus kw 2.
Guten Tag. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie „a beautiful day“ mit Joaquien Phoenix analysieren würden. Gerade im Vergleich zum Film „Joker“ halte ich diesen Film für sehr spannend. Und ihre Analyse/Interpretation würde mich sehr interessieren.
Wenn ich mich recht erinnere hat er bei Kino+ mal über den Film gesprochen.
Unabhängig von der Kritik. Der Anzug mal wieder sehr gut gewählt 😁
Hi, ich würde gerne deine Analyse über Limit of Control von Jim Jarmusch hören. Ich habe mal eine Kritik dazu gelesen, die mir als die substanzielllste Kritik zu allen anderen Kritiken schien und die mir leider nur als schwache positive Erinnerung vorliegt. Das einzige was blieb ist, dass jede einzelne Erzählung über jedes einzelne Gemälde der Schlüssel zum Film ist.
Außerdem 👍 für deine gute Arbeit!
Der ist elendslangweilig, anstrengend und sinnfrei.
Gestern bei iTunes gesehen! Einfach großartig!
Ich habe den Film anders verstanden und finde, du stellst die Botschaft des Films zu positiv dar. Obwohl die ökonomischen Zwänge auf der Insel sehr im Hintergrund stehen, existieren und wirken dennoch innere, die eine freie Entscheidung für eine "Lebensbahn" verunmöglichen. Konkret zeigt sich dies bei Callum, indem der Umgang mit Patricks Fehlverhalten dazu führt, dass sich Callum eigentlich den Weg zum Ziel seines "bewussten und selbstbestimmten, freien Lebens" selbst verbaut. Anstatt sich einzugestehen, das eigene Ideal aus eigener Kraft vermutlich nie erfüllen zu können, wird Patrick dafür verantwortlich gemacht. Dieser wiederum rationalisiert sich im Gegensatz dazu die eigene Unmöglichkeit, die Insel zu verlassen und zu seiner Schwester zu ziehen, mit der vermeintlichen Notwendigkeit, auf seine Tiere aufpassen zu müssen. Ferner ist die Darstellung, dass Callum sich frei für ein selbstbestimmtes Leben entscheidet, meiner Meinung nach unzutreffend. Er ist allen anderen gegenüber ehrlich, nicht aber sich selbst; er wirkt eher wie ein Getriebener, von der Ahnung der Unfreiheit, nicht mehr so weiter leben zu können, wie bisher.
Interessant: meine Freunde von der grünen Insel haben noch vor der psylocho- und philosophischen Ebene gleich mal die historisch/politische Metaebene der “beiden” Irlands bzw des Vethältnisses Irlands zu UK in den letzten 300 Jahren gezogen …
Ich finde es gut, dass diese Rezension nicht in typischem Sinne "ideologisch" analysiert, sondern wie oft erwähnt "philosophisch". Andererseits wird natürlich doch gewissermaßen eine stark ideologische Position oder ein "Bias" im philosophischen Diskurs vertreten. Ich weiß nicht, und zweifle eher, dass dies auch der Zweck des "Dramas" ist, vom künstlerischen Standpunkt aus. Dort wird ja tendentiell eine Art aporetische Position mit der Tragik verwendet, zum Zweck tieferen Verständnisses der Feinheiten, aber nicht unbedingt zum Ansporn eines Standpunktes, der hier gleichermaßen über das Drama hinwegzuwischen und dieses zu ignorieren scheint.
Tatsächlich scheint es dann eher wahrscheinlich, dass es ein paar allegorische Noten gibt, aber durchaus mit realistischer Härte (und nicht weniger "unbiased"). (Tatsächlich scheint der Regisseur/Autor doch eine leichte Tendenz dafür zu haben, hat er doch wörtlich einen Film über Plakate, also irgendwie das Plakative gemacht...)
Weiter gibt es doch die Zweifel an der ganzen Entscheidung, wenn Colm seine alternative Gesellschaft betrachtet (und ohnehin viel weitere Hässlichkeit, die leider entsteht, oder schon da war). Das ist dann wiederum keine wischiwaschi ideologische Position, sondern einfach die "künstlerische", die bewusst auf das Drama schaut.
Eine Korrektur zum Namen der Schwester: Siobhán spricht man etwa wie "Shevān" aus
Als ich den Film gesehen habe, ahnte ich, dass Herr Schmitt sich philosophisch bewaffnen wird für seine Kritik. Schöne Besprechung!
Meine Interpretation geht noch ein wenig dahin, dass der Geigenspieler als Metapher für die Kunst steht und der andere die Gesellschaft verkörpert. Beide verstehen den jeweils anderen nicht. Der Beginn der Kunst ist die Sezession von der Gesellschaft, der Künstler als der Übende sagt, wie Sloterdijk schreibt: "Hiermit trete ich aus der gemeinsamen Wirklichkeit aus." (o. ä. in "Du musst dein Leben ändern")
Die Kunst kann ihre Produktionsbedingungen nicht verständlich machen, sie muss sich die Muße erobern, notfalls mit vielen Opfern (im Film: Finger), die wiederum ihr Gelingen unwahrscheinlicher machen. In dem Kampf kann sich der Künstler auch verbrauchen, ohne je etwas zustande zu bringen. Und wenn er zu spät das Selbstbewusstsein von sich als Künstler und seinen Bedürfnissen entwickelt, dann ist die Ergebnislosigkeit beinahe vorprogrammiert.
Gleichzeitig benötigt die Kunst die Gesellschaft später wieder zur Rezeption ihrer Ergebnisse. Es ist also keine Hass-Beziehung und auch keine Frage des unterschiedlichen Ranges, sondern eine der unterschiedlichen Seinsweisen, die einander fremd bleiben.
Gerade zum letzten Punkt ist doch sehr spannend: Während Colm doch den ganzen Film über vorallem beim musizieren in Gesellschaft war, steht er nun, nachdem die Frage „Sein oder Nicht-Sein“ doch vermeintlich entschieden ist, alleine, aufs Meer starrend und vor sich hinsummend. Die Liebe zur Musik hat er nicht verloren, im Gegenteil, er hat sie durch das Durchbrechen der Seinswerdung (indem er sich dem Feuertod/Scheiterhaufen entzogen hat) erst entdeckt, die Schönheit, die eben nicht des Publikums bedarf, sondern sich selbst genügt und beseelt. Also erst die Verneinung des Seins führt zur seelischen Absolution.
Was genau meinst du mit "Die Kunst kann ihre Produktionsbedingungen nicht verständlich machen, sie muss sich die Muße erobern, notfalls mit vielen Opfern..."? Ich verstehe es leider nicht so ganz
@@baranpolat2366 Die meisten Menschen sind keine Künstler, tragen nicht das Bedürfnis in sich, sich dauerhaft intensiv damit zu beschäftigen, Ideen, Gedanken, Erfahrungen zu gestalten und auszudrücken. Selbst in Muße würden sie nichts schöpferisch hervorbringen. Daher ist ihnen die Kunst in ihrer Entstehung fremd und sie versuchen, diese Verstehenslücke mit ihren persönlichen Arbeitserfahrungen zu füllen. Dann glauben sie zum Beispiel, dass man einen Künstler einfach beauftragen kann mit einem Werk und dann wird das schon was. Oder sie glauben, dass die Zeit desspielerischen, ziellosen Aufnehmens Verschwendung ist, weil es bei ihnen so wäre. Sie kennen nicht den inneren Reichtum eines Menschens, der am geistigen Leben teilnimmt, weil es ihm mehr bedeutet als eine nette Nebensache.
@@AJankeBuchAltersvorsorgemitETF ahh jetzt verstehe ichs. sehr interessanter Gedanke :)
@@baranpolat2366 danke!
Komme gerade nach Hause von meinem kinobesuch für den film und schon haben Sie eine schöne Analyse hochgeladen. Sehr konsistent! Vielen dank dafür!
"Seuben"? Siobhán wird doch "Schiwan" ausgesprochen!
Dass sich Colm die Finger abschneidet, mit denen er seine Geige spielt, halte ich für eine Metapher, die du nicht berücksichtigt hast. Was will McDonagh damit sagen?
Wie in anderen Kommentaren schon erwähnt, hätte Colm - um die Drastik seines Anliegen zu unterstreichen - auch seine Zehen oder die Finger der anderen Hand abschneiden können. Er entscheidet sich allerdings für die Finger, von denen sein künstlerisches Schaffen und damit sein potenzielles Erbe für die Welt abhängig ist.
Er sabotiert damit seine eigene Kunst, ohne dass er auch nur im geringsten unter Druck steht. Will er damit die Last und die Verantwortung der Existenz auf seinen Freund abschieben?
Oder einfach zur Legende des Geigers ohne Finger werden :)
Bisher klang der Film für mich ehrlich gesagt eher langweilig, aber nach dieser Analyse hab ich plötzlich Lust bekommen, ihn mir doch noch anzusehen.
Mach es, es lohnt sich.
Ich habe mich keine Minute gelangweilt, es lohnt sich wirklich.
@@bonsai-zone Wirklich neu finde ich die Prämisse nicht. Es geht ja, einfach gesagt, darum aus seinem Trott auszubrechen. Was genau fandest du sterbens langweilig? Mich fesselte nämlich die Frage wie es ausgeht.
Fand den Film auch richtig stark. :)
eine Filmanalyse zu "Brügge sehen... und sterben?" würde mich sehr interessieren.
Ein absolut toller Film, hätte bei den Oscars wirklich mehr verdient. Fand ihn viel besser als Everything Everywhere, wenn ich ehrlich bin…
Korrektur, Inisher liegt vor Galway und existiert wirklich.
Und Colm Doherty vergrault auch nicht alle um sich herum, aber muss man denn immer alles auf die Goldwaage legen ? 😂✌️
vielen dank für die analyse.
!ACHTUNG SPOILER AB HIER!:
ich würde noch die szene erwähnen, als colm auf einmal padraic wieder mochte: und zwar, als dieser im alkoholisierten zustand auf colm zugeht und selbstbewusst sein gefühlsleben rauslässt. dort sagt colm, dass er ihn wieder interessant findet. als allerdings padraic am nächsten tag kommt, um sich bei colm zu entschuldigen, hackt dieser sich den finger ab.
colm ist genervt von der unsicheren nettigkeit padraics und will aus diesem alltag ausbrechen. so denkt er mMn, der sinnlosigkeit entkommen zu können.
dass das allerdings eine illusion ist, zeigt padraics schwester, indem sie von beiden genervt ist und sagt, dass alle langweilig seien.
sie bricht aus dieser sinnlosen destruktivität aus und stellt so auch colm in ein lächerliches licht.
so habe ich das für mich persönlich interpretiert :)
edit: außerdem hackt sich colm nach diesem "pseudo-männlichen" auftritt padraics ja alle vier finger ab und dominic wendet sich auch von ihm ab, nachdem padraic den studenten belügt. der unterschied zur wutszene in der bar ist hier offensichtlich, dass padraic seine unsicherheit nur mit eben dieser pseudo-männlichkeit überdeckt. das merkt man allerdings natürlich und es passt im endeffekt auch nicht zu ihm.
edit 2: ich stimme deinem fazit weitestgehend zu. aber für mich ist auch der aspekt des existenzialismus definitiv enthalten. gut verkörpert durch die hexe und aber auch teilweise mit der schwester und dem krieg. vor allem ist ja die tatsache, dass man TROTZ der sinnlosigkeit aktiv sein soll sehr existenzialistisch.
Wolfgang = Top G
Ich liebe Sie Herr Schmitt
Ein genialer Film!!
Dumme Frage, aber warum ist der Fokus der Kamera immer auf dieser grünen Lampe? Grade bei einer Filmanalyse find ichs irgendwie komisch, dass der Erzähler immer so unscharf ist, könnte man das nicht mal etwas besser machen? Nur ein nett gemeinter Vorschlag, ansonsten gute Videos!
VG
Vielleicht soll das Licht der Aufklärung im Fokus sein.
Eine Kritik zur Aussprache, die leider uninformiert ist... Inisherin ist die Verballhornung von Irisch-Gälisch Inis Éirinn ("Insel Irland"), das heißt die Betonung liegt auf dem [é]!
Das ist mir auch entgangen. Danke für den Hinweis!
@@bonsai-zone das "sch" in inis stimmt schon, da Konsonanten palatale Qualität haben, wenn davor oder danach ein heller Vokal "i" steht
Die Aussprache von Siobhán lässt auch daran zweifeln, ob der Film überhaupt gesehen wurde...
@@braindeadbonobo ja, stimmt 😂 aber ich wollte den Finger nicht zu tief in die Wunde drücken;)
kein wort darüber dass es hier am ende faktisch voranging um narzisstisch gekränkte Männlichkeit geht und die einzige Stimme der Vernunft die Schwester ist, welche sich dem männlichen Gebahren entzieht von allen Seiten entzieht.
Dass sich Figuren in Filmen aktivieren und richtungweisende Entscheidungen treffen, ja gar entwickeln innerhalb eines Films brauch man nicht als Stärke hervorheben.
Vielleicht finde ich Freiheit überhaupt nicht erstrebenswert.
Ich kann mir nicht vorstellen irgendwas in letzter Konsequenz durchzuziehen.
Es wird dann bestimmt nur noch schlimmer.
Für mich war der Film zwiespältig die Filmmusik ist schwach die Landschaftsaufnahmen sind wunderschön die Schauspielleistung ist großartig besonders von Paidric. Das Drehbuch ist trotz aller Philosophie etwas schwach. Aber in einer Zeit von Superhelden Filme ist dieser Film ein Diamant. Der Erfolg dieses schönen kleinen Film aus Irland zeigt die Schwäche der derzeitigen Welt des digitalen Overkill von Schwachsinnigen Superhelden-Filme.
Allerdings ist es ja schon so dass dieses ganze Bewusstwerden, und eben auch Bewusst Leben/einen Weg einschlagen eben schon an sehr, sehr Materielle Faktoren geknüpft ist.
Um sich in der Welt zu verorten muss man die Welt begreifen, also wesentlich begreifen (wenn ich sie falsch begreife ist ja auch meine Selbstverortung falsch und ich bleibe damit faktisch unbewusst). Und das setzt reale, aussagekräftige Erfahrungen mit besagter Welt als Welt voraus.
Marx würde ganz klar sagen: die Bauern auf ihrer Insel haben doch gar nicht den gleichen Begriff von der Welt wie beispielsweise die Proleten die in den Bürgerkrieg verwickelt werden. Abseits jeder Snobistik stehen die Stadtbewohner in einem viel stärkeren und bewussteren Austausch mit der Welt und können sich deshalb auch bewusster zu ihr verhalten.
Leben ist auf jeden Fall etwas komplett überbewertetes.
Danke King
Wolles schönster Anzug
Könnten Sie sich vorstellen, auch zu "Brügge sehen und sterben" eine Analyse zu drehen?
McDonaghs Opus
Einer der besten Filme 2022
Der Film ist 2023 erschienen.
Nach meinem Geschmack wird hier vielleicht etwas zu viel in diesen wirklich faszinierenden Film hineingedeutet. Und leider lässt das Irisch des Analysten etwas zu Wünschen übrig.
Ob Wolfgang es dieses Jahr schafft uns eine Ghibli Filmanalyse zu präsentieren, bevor er den 12 Jahre Filmanalyse Stream macht?
Es ist passiert.
Angesichts des Memes hätte ich den Titel “Warum sind wir hier?” bevorzugt, aber macht nichts :)
Collin Farrell gibt es auch noch?
ja
Leider sehr universelle, gar oberflächliche Analyse. Ob der Autor sich den Film angeschaut hat?
Wann Wolfgang Ghibli Analyse legal :(
M3GAN hätte mich da mehr interessiert.
Habe mir den Film auf englisch in Gent/B. angeguckt. Ich hab ca 60% verstanden, verdammtes irisches Englisch.
Man könnte denken, er hat den Film gar nicht gesehen, so oft wie er Pádraic und Siobhán falsch ausspricht.
Danke, dass es wer sagt. Ist mir auch als erstes aufgefallen - krass, dass ich so weit runterscrollen musste.
So ist Wolfgang mit fast allen Namen :D vielleicht schaut er alle Filme auf Chinesisch
Kommt eine Anslyse zu Tar?
Sorry, ich kann das nicht ernst nehmen... Die Bücherwand, die Lampe, dieser Anzug, alles schreit danach besonders elitär scheinen zu wollen. Und dann dieser Duktus.. sehr sehr steif und irgendwie unangenehm, auch wenn vieles treffend zusammengefasst wird
man spricht es nicht soiben aus, sondern schäbahn
Endlich mal wieder weg von den immer seelenloseren Plastikstreifen aus Wokywood und deren Nachahmern, und schon haben wir einen ernsteren Film zum Nachdenken über Sinn und Sein. Das tut gut.
Blood in blood out.
Hat jemand die O-Ton Version gesehen? Wenn ja, ist das Englisch gut zu verstehen oder ist es so'n Kauderwelsch?
Kann man gut verstehen, wenn man gut Englisch versteht. Man sollte den Film nur im Original sehen.
@@LeniTV Danke ^-^
In manchen Kinos kann man den film auch mit englischen Untertiteln sehen.
@@karlwilhelmmeinert7592 Danke aber Ich empfinde Untertitel meistens als Ablenkung. Hab den Trailer angesehen und O-Ton sollte klappen
Echt interessant! Das kann wirklich mal ein sehr interessanter Kanal sein mit philosophischen Inout, wenn man einfach dieses ganze Kapitalismuskritik und Marx beseite lässt!
Boah, einfach nein. Da gibt's seit langer Zeit mal wieder einen Film, der sich tatsächlich für eine Analyse eignet (und nicht nur deine bizarre wirtschaftspolitisch orientierte Ideologiekritik, die sich nie besonders organisch anfühlt) und du analysierst exakt nichts? Die großen Motive des Films (die alte Frau, das radikale und natürlich irrationale Entfernen der Finger, der Tod des Polizistensohns) bügelst du einfach in jeweils einem Nebensatz weg, ohne jeglichen Versuch einer Einbettung. Der Rest könnte ebenso anhand des Trailers und der Wikipedia-Inhaltsangabe entstanden sein. Naja, die klassische Gefolgschaft wird's nicht weiter stören, schließlich trägst du nen hübschen Anzug und redest geschwollen daher, aber mich hätte tatsächlich mal eine ANALYSE interessiert zur Abwechslung...
Zwingt dich keiner hier zu bleiben, wenn du nicht an Ideologiekritik interessiert bist.
Das ist das Konzept des Kanals.
@@MatheMachtSpaß Nö, das Konzept ist Filmanalyse. Dass das hier unterschwellig immer mit sehr einseitiger Ideologiekritik verknüpft wird, ist sicher richtig, aber für meine Kritik unerheblich. That being said geht's in der Analyse hier auch nicht wirklich um Ideologiekritik, falls du sie überhaupt gesehen hast. Ach und: wenn dir das alles taugt, warum erfreust du dich nicht einfach an den Analysen, niemand zwingt dich, auf meinen Kommentar zu antworten...
Nö, das ist nur der Kanalname.
Von Beginn an ging es hauptsächlich darum Mainstreamfilme ideologiekritisch zu betrachten.
Mir gefällt auch bei weitem nicht jedes Video hier, aber spannend sind sie allemal.
"die klassische Gefolgschaft wird's nicht weiter stören, schließlich trägst du nen hübschen Anzug und redest geschwollen daher" ... ja, seine Fanboys und -girls sind geblendet von Wolles prätentiöser Schwurbelei und Optik. Das reicht in der heutigen Influencerzeit auch vollkommen.
@@honigtau.bunsenbrenner
Also ich sehe hier in der Kommentarsektion meistens eher gegenteilige Ansichten zu den Filmen.
konsequent irische namen deutsch ausgesprochen ;)
Ich fand diesen Film nicht schlecht aber sein letzter Film (Three Billboards outside ebbing) ist um Meilen besser.
Die Charaktere, die Story, Schauspielerische Leistung, Humor... Alles war besser in dem film.
Humor? Haben wir den gleichen Film gesehen?
@@Megiago naja wenn du so nachfragst dann hast du den Humor nicht verstanden oder erst gar nicht erkannt.
Die Film von McDonagh sind gleichzeitig Tragödien und Komödien.
@@benceelias1849 Sicher gab es auch in tboem einen komödiantischen Einschlag, aber der war halt bei weitem nicht so groß wie bei seinen anderen Filmen
@@Megiago Ja das ist schwarzer Humor. Der soll dich nicht so zum Lachen bringen wie eine pure Komödie.
Der Humor hier hat eine andere Funktion, aber dennoch ist es lustig. Und McDonagh schafft es immer wieder krasse Tragödien mit schwarzem Humor zu kombinieren.
Das war schon bei seinem Film "In Bruges" auch der Fall.
Ich kann das leider nicht gut erklären, entweder man versteht es sofort oder nicht.
Seine Filme sind immer gleichzeitig lustig und traurig/tragisch.
@@benceelias1849 ja ich hab seine filme auch gesehen und stimme dir auch zu dass es tragikkomödien sind. Gehe halt nur dabei nicht mit, dass tboem besseren humor hatte als tboi, da der ja noch ne ecke ernster war. Aber ist ja letztlich auch geschmackssache.
ich mochte den film bis zur Hälfte, bis er sich seine ganzen Finger abgeschnitten hat, das fand ich sinnlos und der film geht am ende nicht auf.
Danke für den spoiler du Trollo!😠
@@rationalreminder458 Keine Angst, auch hierfür hat Wolfgang eine Lösung! Es geht beim Film nämlich um das WIE und nicht das WAS. Also keine Angst vor Spoilern ! Für weitere Aufklärung folgendes Video anschauen: ua-cam.com/video/hiQEWkCgZxE/v-deo.html
Ich hab mies crush
Ist das Durchfall? Oder Teenie Speak?
@@honigtau.bunsenbrenner Er ist verknallt.
@@karlwilhelmmeinert7592 Ich beherrsche diese Kindersprache eh auch. Aber Danke für den Hinweis!
Der Film ist total überbewertet. Schauspiel und Naturaufnahmen sind ja top, halbwegs unterhaltsam ist er auch, aber ansonsten ist es ein bedeutungsloser x-beliebiger Film, einer unter Tausenden, den man schnell vergißt. Wer es bezweifelt, soll in 5 oder 10 Jahren nochmals Leute dazu befragen.
@@ValiumSE jap Star wars zum Beispiel
@Hans Vader Da hast du freilich recht.
Es ist keine Schande, es zuzugeben, wenn man mal intellektuell überfordert ist. Ich befürchte nur, du siehst deinen Beitrag nicht als solches an, stimmts?
Scheint so eine Mischung aus Thomas Mann und Wuthering Heights zu sein.
@@bonsai-zone "Und das man aus dummen Akteuren keine intellektuelle Handlung basteln kann, zeigt der Film ja deutlich."
Der Counterpart von "intellektuell" ist "nicht intellektuell" oder "anti-intellektuell", klug/intelligent und dumm ist eine ganz andere Kategorie.
Wie Wolfgang ausgeführt hat, wird auch der simple Charakter, durch seinen Freund angestoßen, auf das Intellektuelle verwiesen, und ist gezwungen, sich mit seinem Sein auseinanderzusetzen. Darum ging es.
Langweiligster Film, wie so viele andere. Dann, aus dem Nichts, schneidet der eine sich noch einen Finger ab. Und, und, und. Herrrjeh, ist der Film schlecht und kriegt noch Preise dazu. Ach, weil die Preise von denen vergeben werden, die am Film irgendwie beteiligt waren?!
Die Analyse verdeutlich, warum dieser Film so schlecht ist, es handelt sich um ödes Ideenkino, wie so oft von Regisseuren, die meinen, sie haben der Welt noch mehr zu bieten, als die reine profane Unterhaltung. Das hier verhandelte mag von besserre Qualität sein als das z.B. bei Terrence Melick, aber es bleibt ein Kino, dem das sinnliche wurscht es. Es gibt nicht ungefähres, nichts wages, verwirrendes, sugestives, die visuell Ebene ist auf dem Niveau von Stock-Bildern, es geht ums behaupten nicht ums sehen. Das ist ein Film, da hört man sich lieber die Analyse an, als das man ihn ansieht.
Ist es nicht sehr oft so, das Kino zu "verkopft" ist ? - Das macht den Unterschied zu Filmen von z. B. Kubrik, Ridley Scott etc... , welche uns "filmisch" in andere Zeiten und Welten versetzen....
Wie gut, dass du der Welt mehr zu bieten hast, als einen Kommentar zu verfassen, der die eigene Ahnungslosigkeit und Borniertheit unterstreicht...
So weit würde ich nicht gehen - der Film provoziert durch eine originelle, sehr wohl wagemutige, Prämisse, auch finde ich, dass virtuose Regisseure (wie McDonagh einer ist) Ideen anklingen lassen und trotzdem offene, ästhetisch interessante und für einen aufmerksamen Zuschauer unterhaltsame Filme machen können, alles gleichzeitig, und trotzdem kann ich Ihnen nicht auf ganzer Linie widersprechen. Sein schwächster Film meiner Meinung nach, zu sehr ein Zitat des aus den vorherigen Filmen bekannten Stils, plottechnisch vorhersehbar und in gewisser Weise "unfertig".
Bis auf die Aussprache von Siobhan eine hervorragende Analyse
Ein erstklassiger Film voller Skurrilitäten. Ich habw den genossen. Eine hochkarätige Abwechslung zu dem üblichen Dreck.